Etwas überfragt

Hallo,

ich weiß zu 100%, dass mein Mann vorhat, mich wieder mit einer Prostituierten zu betrügen. Und ich weiß noch nicht, wie ich mich entscheiden werde zu handeln.

Wir leben keine "klassisch" monogame, aber auch keine offene Ehe. Wir haben das Arrangement, grundsätzlich nur zusammen mit anderen Menschen Sex zu haben. Alleingänge bedürfen einer Absprache. Sex mit Prostituierten haben wir jedoch klar ausgeschlossen gehabt. Aus meiner Sicht kann der Großteil der Frauen, die Sex gegen Geld anbieten, keinen echten Spaß haben. Sonst würden sie sich unentgeltlich mit Männern treffen, um Spaß zu haben. Mich stört nicht der körperliche Aspekt, dass er mich betrügt. Mich stört, dass er weiß, dass ich Prostitution als menschenverachtend betrachte und er dennoch wieder vorhat, zu einer zu gehen. Und ich will keinen Ehemann, der Frauen verachtet.
Unser "Ehemodell" kam nach etwa zwei Jahren zustande, als ich ihn erwischte, wie er Sex mit einer Prostituierten hatte. Nach intensiven Geprächen gaben wir unserer Ehe eine Chance und öffneten sie. Die Idee, die Ehe zu öffnen, kam tatsächlich auch von mir weil ich schon immer eine recht entspannte Sicht auf Sex jenseits der Monogamie hatte. Und so sind bald fast 8 Jahre mit unserem Ehemodell sehr gut gefahren. Auch hatten wir in der gesamten Zeit keine Eifersuchtsdramen, weil wir viele unserer Ängste durch offene Kommunikation klären konnten.

Letztes Jahr sind wir Eltern eines wunderschönen Kindes geworden. Es war unser beider Wunsch, Nachwuchs zu bekommen. Seit der Geburt unseres Kindes ist der Sex deutlich zurückgegangen, weil wir einfach platt waren. Ein Säugling aufzuziehen hat unsere physischen und psychischen Ressourcen enorm ausgeschöpft. Ich habe meinen Mann im Laufe der Zeit immer wieder darauf angesprochen, ob ihm der Sex mit uns und anderen fehle. Er bejahte beides, sagte aber auch, dass er am Ende des Tages einfach zu platt von Arbeit und Kind wäre, um noch Sex am Abend zu haben. Mir ging und geht es oft genauso. Weil ich weiß, dass Sex für ihn sehr wichtig ist, habe ich ihm sogar mal Alleingänge in einen Club gestattet. Mir ist es wichtig, dass jeder von uns mit dem Thema Sexualität zufrieden ist. Er fand die Idee gut, lehnte es aber dann doch ab, weil er mir gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte. Ich sei ja abends alleine mit dem Kind während er Sex mit einer anderen Frau hat. Das fühle sich für ihn nicht richtig an und wäre nur mit einem schlechten Gewissen umsetzbar.
Im Alltag läuft es ganz ok, auch wenn wir beide beruflich sehr stark eingespannt sind und abends einfach mal froh sind im Bett zu liegen.

Ich weiß im Moment nicht so richtig, was ich denken und fühlen soll. Fühle ich Wut? Nein. Fühle ich Trauer? Nicht wirklich. Bin ich geschockt? Nein. Eine bohrende Stille hat sich in mir breit gemacht. Und diese Stille bohrt in meine Seele, ob ich es will oder nicht. Noch vor drei Wochen sagte ich ihm, dass die allermeisten Paare sich im ersten Babyjahr scheiden lassen und ich das sehr traurig fände. Und jetzt trifft mich Frage. Will ich die Scheidung? Vielleicht? Ja? Nein?
Konfrontiere ich ihn damit? Schweigen? Ignorieren?
Wie manage ich den Alltag alleine mit Kind und Vollzeitjob? Ich habe keine Verwandeten und Eltern, die mir helfen können. Mein Job ist gut bezahlt, finanziell würde ich es in der Großstadt schaffen. Nur komme ich so gut wie nie mit einer 40 Stundenwoche hin.
Will ich ihm nochmal eine Chance geben? Das erste Fremdgehen hat mich enorm viele Nerven gekostet. Er weiß auch, dass ich Sex mit Prostituierten absolut nicht toleriere und dass das für mich ein harter Scheidungsgrund ist. Warum also riskiert er alles? Dieses Mal ist sein "Wetteinsatz" mit einem sehr großen Verlust verbunden. Er würde mich, die Chance, sein Kind im Haushalt aufwachsen zu sehen und unser gemeinsam aufgebautes Familienleben verlieren. Ich verstehe ihn immer weniger, wieso er bereit ist all das Schöne zu verlieren...
Will ich einen neuen Ehevertrag als neue "Absicherung"? Kann ich dadurch wieder Vertrauen aufbauen? Geht das überhaupt noch? Vetrauen aufbauen?

Ich weiß nicht, was ich denken und fühlen soll.

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Puh, schwierig.

Erstmal finde ich es großartig, wie ihr den Konflikt gelöst habt. Auch wenn viele wahrscheinlich nicht verstehen können, dass du ihm das verziehen hast. Aber es klingt nach sehr viel Beziehungsarbeit und offener Kommunikation von euch beiden. Das finde ich wirklich gut. Auch seine Aussage, dass es sich nicht richtig anfühlen würde für ihn in den Club zu gehen, während du zu Hause aufs Baby aufpasst, klingt nach Respekt.

Warum er das alles riskieren will? Keine Ahnung. Bist du dir wirklich ganz sicher, dass er das plant? Plant man sowas überhaupt oder macht man das eher spontan? Bist du dir sicher, dass es nicht irgendwie ein Missverständnis ist?

Da ihr ja ansonsten auch offen kommuniziert würde ich ihm nochmal ganz deutlich sagen, was er damit riskieren würde. (Du musst ihm ja nicht sagen, dass du von seinen Plänen weißt , sondern kannst das als Sorge aussprechen) Allerdings musst du das dann auch durchziehen, wenn er es doch macht. Ein zweites Mal könnte ich das nicht verzeihen.

Bearbeitet von Entscheidung
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Danke für deine Sichtweise und Fragen.

Wir haben nach dem ersten Fremdgehen, sehr viel gesprochen und miteinander geweint. Es hat mich damals emotional auch sehr stark mitgenommen.

Könnte es sein großes Missverständnis sein? Grundsätzlich gibt es immer eine Unbekannte, an die man nichz gedacht hat. Er hat einen konkreten Termin an einem konkreten Ort mit einem konreten Preis für ein konkretes "Servicepaket" ausgemacht. Aus meiner Sicht scheint es eindeutig zu sein.

Deine Sichtweise, dass es auch nach Respekt klingt, wenn er abends mit meiner Zustimmung nicht ausgehen möchte, weil er sich ja schlecht dabei fühlen würde, habe ich tatsächlich so noch nicht gesehen. Andererseits plant er ohne mein Wissen seine Auszeit mit der Prostitutierten. Wie kann man denn dieses Verhalten mit einem schlechten Gewissen vereinbaren? Hast du da eine Idee?

Ich habe auch starke Zukunftsängste, weil ich völlig alleinstehend bin und keinerlei Support von Familie habe. Noch dazu habe ich kürzlich eine neue Stelle angenommen, welche ich nicht verlieren möchte. Du hast grundsätzlich recht, wenn Trennung, dann konsequent.

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Ich stimme meiner Vorrednerin zu. Sprich ihn ruhig konktret darauf an. Ihr habt das bisher so toll gehandhabt, es wäre sehr schade drum, wenn das kaputt ginge. Aber ja, ein zweites mal könnte ich dann - bei aller Offenheit die ihr ja habt - auch genau aus diesem Grund nicht verzeihen. Ich kann mir allerdings nicht so wirklich vorstellen, dass er das wirklich vor hat. Er kennt doch deine Meinung dazu. Sprich ihn an. :-)

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Danke für deinen Beitrag.

Ich dachte auch nicht, dass er wieder auf diese Art fremdgehen würde. Gerade weil er weiß, dass ich Prostitution absolut nicht gut heiße.
Ich denke, dass ich ihn bald darauf ansprechen werde.

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Schwierige Sache. Wenn du dir wirklich sicher bist, würde ich es ansprechen. Ich könnte mir vorstellen, dass dein Mann von seiner Perspektive aus größere Probleme hat, alleine in irgendeinen Club zu gehen, weil es eben nicht so einen anonyme, schnelle Geschichte ist. Vielleicht weiß er zwar, dass du das ablehnst, empfände aber eine "intimere" Lösung wie Club, Date usw. als größere Bedrohung für eure Geschichte, wenn er alleine geht, als eine Prostituierte. Könnte ja sein. Deswegen würde ich das auf jeden Fall mit ihm besprechen. Vielleicht ist sein Motiv dahinter ja ein anderes. Das muss dann trotzdem nicht gut sein, klar, macht es aber verständlicher.

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Danke für deine Sichtweise.

Ich weiß es sehr sicher, dass er ein Treffen mit ihr plant. Er hat einen konkreten Termin, Preisvorstellungen und "Service" vereinbart.
Ich denke, dass er den Gang zu einer Prostituierten gewählt hat, weil es einfach umzusetzen ist. In einem Club braucht man Zeit und Glück, ob man fündig wird. Und oft ist es auch so, dass meist nur abends was los ist und er da auch einfach zu müde ist hinzugehen. Er ist ein Pragmatiker durch und durch. Aber letztendlich wird er sein Motiv besser wissen als ich mit meinen Annahmen.
Ich denke, dass ich ihn darauf ansprechen werde. Im Moment belasten mich auch Zukunftsthemen, die hier im Zusammenhang stehen. Ich kann nicht vollumfänglich abschätzen, was bei einer Trennung alles auf mich zukommen wird. (Alleinerziehung, Vollzeitjob, Umzug?, Möbelkauf?, ...)
Die Idee, dass unsere Familie durch diese Aktion in den Bach geht, stimmt mich vor allem um mein kleines Kind sehr traurig. Ich bin fest davon ausgegangen, dass wir mit unserem Ehemodell ganz glücklich waren. Dass im Moment wegen unserem Kind alles anders ist, ist klar. Ich dachte, diese kurze Zeit halten wir schon aus. Er offenbar nicht.

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Magst du uns vielleicht ein paar weitere Hintergrundinformationen geben? :)
Woher weißt du denn zu 100 %, dass dein Mann ein sexuelles Erlebnis mit einer Prostituierten plant?
Du schreibst ja von hundertprozentiger Sicherheit, wie hast du das herausbekommen?

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Offenbar weil er ein Sch****-gesteuerter Vogel ist. Nein das war nicht deine Idee … geöffnet hatte er bereits ohne Absprache. Da dann Absprache anzuknüpfen um es für legitim zu erklären ist … umschwänzeln der eigentlichen Respektlosigkeit. Die kommt auch nich zurück. mMn geht die dann nur restlos flöten weils in keinen Kontext Sinn ergibt. Entweder mit Leben das er da etwas hirnlos veranlagt (Trieb vor Hirn) ist oder eben Konsequenzen ziehen. Allein wg. Aspekt Gesundheit könnt ich persönlich das nicht. Bei HPV, Herpes und Co langt nunmal kein Gummi.