Hallo,
ich liebe meinen Freund sehr und er ist auch ein total lieber, lustiger und intelligenter Mensch, der mir immer wieder seine Zuneigung zeigt, aber er hat eine Seite an sich, bei der ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll: Er fühlt sich sehr schnell benachteiligt, genervt und ungerecht behandelt.
Wenn auf seiner Arbeit Sachen umorganisiert werden, fühlt er sich schnell benachteiligt, obwohl sich für alle etwas ändert.
Wenn ein Kunde einem Kollegen was schenkt, ihm aber nicht, fühlt er sich benachteiligt.
Wenn ich krank bin und er eine Erledigung, die wir zusammen machen wollten, alleine machen muss, zeigt er mir, wie gestresst und genervt er davon ist. Obwohl ich diejenige bin, die sich nicht gut fühlt und krank ist, stellt er sein „Leid“ dann sehr in den Mittelpunkt.
Wenn er am Bahnhof auf mich warten muss, weil mein Zug ausgefallen ist, zeigt er seine Genervtheit, obwohl ich ja den gleichen Stress mit Warten habe.
Wenn wir eine U-Bahn 10 Minuten später nehmen müssen, weil ich noch eine Sache im Supermarkt kaufen muss, ist er genervt. Dagegen sage ich nichts, wenn es umgekehrt ist, weil mich das auch nicht stört.
Ich weiß nicht, wie ich mit dieser Art umgehen soll. Er ist sehr eloquent und führt dann in aller Ausführlichkeit und teilweise auf ziemlich dominante Art aus, warum ihn irgendwas stresst.
Ich habe deshalb schon manchmal Angst, Sachen falsch zu machen und ihm irgendwelche Umstände zu bereiten, die ihn wieder nerven könnten. Dann beeile ich mich oder bereite Sachen schon vor, obwohl ich wenig Zeit habe, damit er keinen Anlass für Stress oder schlechte Laune hat.
Er gibt zwar nicht mir speziell die Schuld, aber er zeigt seine Genervtheit ganz deutlich und meint auch, dass ich ihm das Zeigen dieser Gefühle nicht „verbieten“ könne.
Ich bin anders als er und versuche rücksichtsvoll zu sein und mich von so Kleinigkeiten auch nicht stressen zu lassen, erst recht nicht, wenn es ihm selbst schlecht geht. Wenn er krank wäre, könnte ich mir nie vorstellen, ihm dann vorzuwerfen, dass ich deswegen Stress habe.
Wie würdet ihr mit dieser Art umgehen? Oder bin ich zu sensibel und es ist normal, dass man die Genervtheit so zeigt?
Freund fühlt sich oft gestresst und benachteiligt
Hier sich anstrengend an, ist aber vermutlich gesund. Du nimmst Rücksicht und unterdrückst vielleicht auch mal ungute Gefühle, er lässt sie raus. Und ist dabei ja auch ganz klar, dass er sich das nicht verbieten lassen will.
Hast Du ihn mal gefragt, warum es ihm so wichtig ist, seinen Unmut zu verbalisieren? Will er sich einfach "auskotzen", und dann geht's ihm wieder gut? Oder nörgelt er dann noch ewig nach?
Wenn er es wirklich nur loswerden will, Du das aber als Appell an Dich verstehst, irgendwas zu machen, dann ist das echt blöd. Dann müsst ihr zusammen gucken, das Eure beiden Bedürfnisse irgendwie berücksichtigt werden.
Alles, was Dich nicht betrifft, könntest Du einfach zur Kenntnis nehmen. Für die Dinge, die Dich betreffen, musst Ihr aber einen Umgang finden, denn dass er sein schlechtes Gefühl los ist, darf ja nicht dazu führen, dass Du Dich schlecht fühlst.
Hi,
ich neige auch zum Mitschwingen und mich würde das total stressen. Mittlerweile bin ich da aber besser. Aber letztendlich ist das alles sein Problem, wenn die alltäglichen Unvorhersehbarkeiten ihn so stressen.
Da du „manchmal schon Angst hast Sachen falsch zu machen,…“ ist das nicht mehr in Ordnung und hat auch nichts damit zu tun, dass er „seine Gefühle zeigt“. Die kann er ja gerne haben, aber damit muss er anderen Menschen nicht das Leben schwer machen. Er sollte dringend daran arbeiten. Ich würde eine Paarberatung anraten, damit ihr von außen Impulse bekommt, wie ihr das händeln könnt, denn auf Dauer wird dich das kaputt machen. Er ist dann ein „Lieber“ wenn alles gut läuft und du so handelst und funktionierst, wie er das möchte, ansonsten scheint er ein ordentlicher Stinkstiefel zu sein und das würde ich mir verbitten.
Nein, es ist nicht normal seine Genervtheit so zu zeigen und ich würde sogar soweit gehen, dass es nicht normal ist, von so Alltagskram dermaßen genervt zu sein.
Ich vermute mal, wenn du ihm da nicht Einhalt gebietest, dass es sich über die Jahre verschlimmert.
vlg tina
Ich sehe da zwei Möglichkeiten: entweder, dieses Verhalten ist ihm so in der Kindheit "angelernt" worden. Es ist letztlich ja eine mehr oder minder subtile Art, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen: das Thema ist hier, wie schlecht es mir geht wegen irgendwas. Und das nötigt anderen Menschen gewissermaßen auf, sich dem anzupassen, entgegen zu kommen, Rücksicht zu nehmen. Das kann dran liegen, dass man in der Kindheit tatsächlich andauernd benachteiligt wurde oder es so empfand und entsprechende Strategien entwickelte. Oder man bekam es so vorgelebt von einem Elternteil, was gerade bei den in den 40er bis 60er geborenen Eltern ein bekanntes Muster ist, da mussten sie als Kinder kreative Strategien entwickeln, ihre Bedürfnisse durchzusetzen, weil das Erziehungsideal Disziplin und Ordnung war, extremer Mangel herrschte und schon einen schreienden Säugling in den Arm nehmen Zeichen von Schwäche.
Die zweite Möglichkeit ist, dass irgendwas "ist", was ihn wahnsinnig unausgeglichen und reizbar macht diesbezüglich. Ich meine, wer kennt das nicht, wenn man im Job extrem unter Druck steht und benachteiligt wird oder wild intrigiert wird, dann ist es natürlich ein Problem, wenn der Zug ausfällt oder der Nebentisch vor einem bedient wird, obwohl sie später kamen. Ich hatte Phasen im Leben, da habe ich mich exakt wie von Dir beschrieben aufgeführt. Die waren aber "rum", sobald sich die Lage beruhigte.
Du hast ja schon angefangen, Dich anzupassen in vorauseilendem Gehorsam. Aufgrund familiärer Erfahrung mit Menschen, die ihr Verhalten da bewusst oder unbewusst einsetzen würde ich Dir raten, das Thema nicht "schleifen" zu lassen, sondern Dich gemeinsam mit dem Partner da auf die Suche nach der Wurzel zu machen. Das ganze wird ja mit zunehmendem Alter nicht besser/milder, die Anlässe nichtiger, die Leberwurstigkeit fräst sich in immer mehr rein. Wer so "ist", findet halt immer was.
Ich finde es seltsam, dass er sich von "Alltagsschwierigkeiten" so die Stimmung vermiesen lässt und dich dann mit seiner Laune runter zieht. Ich meine, Züge fallen aus, S-Bahnen verspäten sich, der Bäcker hat schon zu, das Restaurant hat unerwartet geschlossen: passiert. Was bringt es denn sich darüber aufzuregen? Das ändert/verbessert die Situation auch nicht, im Gegenteil, durch seine Miesepetrigkeit macht er ja alles noch schlimmer.
Warum bezieht er Alles denn so stark auf sich? Als wollte das Universum speziell ihm "eines Auswischen"?
Klar, die Situationen sind dann doof, es kommt "der Plan" ggf. durcheinander, man kommt zu spät... ist blöd, aber kein Grund sich wie ein Arsch aufzuführen, dich anzumachen für Sachen für die du gar nichts kannst.
Dass er sich so immens gestresst und genervt von Kleinigkeiten fühlt, ist sein Problem, aber er macht es zu deinem und das ist nicht okay. Es kommt mir so vor, als würde er sich gerne in der Opferrolle "immer ist das Universum soooo gemein zu mir" sehen. Kindisch. Und das hat nichts mit Gefühle verbieten zu tun. Jeder ist mal genervt, aber dann sollte er ein anderes Ventil finden um den Frust loszuwerden. Und das sollte niemals der Partner oder die Partnerin sein!
Kenne ich genauso aus meiner beziehung. Da ich es schon öfter thematisiert habe, wird es besser. Aber ich denke auch dass der Ursprung in der Kindheit liegt. Es kommt darauf an, wie sehr dein freund bereit ist, daran zu arbeiten. Ganz weg bekommt man das aber nie. Ich hadere auch oft mit dieser Art, weil mich das einfach stresst & nervt.
Es ist die frage, inwiefern das Positive in der Beziehung überwiegt und ob du damit umgehen kannst/willst.
die aussage, er habe ein Recht genervt zu sein, teile ich übrigens nicht. Etwas Rücksicht wäre in der Tat angebracht auf andere, insbesondere auf den Partner. da muss er an sich arbeiten, ganz klar.
Ich sehe es tatsächlich etwas krasser: dein Freund schränkt dich ein, lässt dich auf Eiern laufen, macht dir noch mehr Stress, als du in der Situation eh schon hast. Bedeutet: du weißt vorab schon, dass er genervt reagiert, wenn du xx machst. Du beeilst dich noch mehr, damit er auch ja keinen Stress macht. Das ist nicht gesund für dich. Du wirst diesen Charakterzug nicht ändern können.
Ich würde ihm daher klar sagen, was er mit dir macht, dass dir das nicht hilft, sondern im Gegenteil noch zusätzlich Stress und Gedanken macht. Entweder kann er das annehmen, oder er soll sich da alleine wo hin verziehen und du machst deine Themen alleine. Das ist kein entspanntes Miteinander und daher würde ich die Beziehung auf den Prüfstand stellen.
Ich kannte so ein Paar, nach einigen Jahren war sie nur noch ein Nervenbündel und hat nur noch versucht, dass er nicht gestresst reagiert. Das ist nicht ihre Aufgabe! Zum Glück haben sie sich getrennt und sie konnte endlich mal sie selbst sein.
Pass gut auf dich auf.
Also ich finde sein Verhalten stellenweise schon ziemlich übertrieben. Denn sicherlich kann man sich ärgern wenn mal was nicht so klappt und darf das auch sagen. Ist ja auch doof. Aber manchmal kann man es dennoch nicht ändern.
Aber das er sich ärgert wenn er nichts geschenkt kriegt und nur der Kollege oder sich ärgert wenn es Veränderungen für alle gibt.... das finde ich schon echt übertrieben. Da steigert er sich für meinen Geschmack einfach zu sehr rein.
Ela
Ich war auch so eine Frau, die dieses Spiel fast 15 Jahre mitgemacht hat. Anfänglich Kaum merkbar, später steigerte es sich. Als wir Kinder bekamen mussten auch die Kinder ständig Rücksicht auf Papa nehmen.
Es war wie Eierlaufen, ich konnte es eigentlich eh nur falsch machen.
Irgendwann war meine Welt nur noch getrieben ihm alles recht zu machen um Stress zu vermeiden.
Ich habe lange gebraucht um mich zu lösen, warum? Weil Dinge oft nicht so einfach sind wie sie aussehen.
Heute lebe ich (inzwischen schon 4,5Jahre) in einer Beziehung auf Augenhöhe und endlich ist die Welt wieder bunt.
Mein Tipp - ganz schnell weg von solchen Menschen.