Partner ist nie wütend oder verärgert

Ich hab eine Frage an euch.

Mein Partner ist grundsätzlich ein nicht sehr emotionaler Mensch. Was mir aber ehrlich gesagt manchmal Sorgen macht ist, dass ihn NIE etwas ärgert. Ich habe ihn in 6 Jahren Beziehung auch noch nie wütend erlebt. Im Gegensatz zu mir, mich ärgert schon einiges und ich lasse meine Emotionen auch regelmäßig raus. Finde das ganz normal.

Er meint jedenfalls, er hat sehrwohl Gefühle. Wie z.B. auch Wut. Aber er ist der Meinung, es hat keinen Sinn, sich aufzuregen also tut er es einfach nicht.

Ich kann das überhaupt nicht nachempfinden, weil ich mir meine Emotionen und deren Stärke und Dauer nicht einfach aussuchen kann.

Wie ist das bei euch?

Gibt es das tatsächlich, dass man nie wütend oder verärgert ist?? Über rein gar nichts im Leben?!

Er ist auch der Ansicht, dass er nichts verdrängt oder so, da es ihm einfach gut geht.

Bearbeitet von Inaktiv
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Wenn ich dich richtig verstanden habe, empfindet dein Partner Wut ebenso wie du, geht aber mit negativen Emotionen anders um als du.

Ich finde das völlig in Ordnung. Anders würde ich es nur dann sehen, wenn sein Verhalten Ergebnis einer Abstumpfung oder Empfindungsunfähigkeit wäre. Dazu sehe ich in deinem Beitrag aber keine Anhaltspunkte.

Wie Emotionen ausgedrückt werden, ist völlig unterschiedlich und hängt von einer Vielzahl von Faktoren, angefangen von Veranlagung und Charakter bis hin zu Sozialisierung und Lernerfahrungen ab.

Umgekehrt könnte er ja ebenso fragen, warum du dich schneller aufregst oder in Frage stellen, ob es die Anlässe wert sind, die dich aus der Ruhe bringen oder warum du es nicht schaffst, anders damit umzugehen. "Sei halt gelassener" wird dir da ebenso wenig weiterhelfen, wie die Aufforderung an ihn, doch mehr negative Emotionen nach außen zu tragen. Ihr seid halt unterschiedlich.

Und zu deiner Frage:
Bei uns ist es umgekehrt. Ich bin die gelassenere, mein Partner fährt schnell hoch bei Anlässen, die mich eher nicht aus der Ruhe bringen.

Bearbeitet von Catweazle
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Und wie äußert sich deine Wut……?

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Entschuldige die späte Antwort.

Ich hatte ja schon gewschrieben, dass ich in der Beziehung diejenige bin, die gelassener ist. Von starken negativen Empfindungen wie Wut war in meinem Beitrag gar nicht die Rede.

Ich meine aber zu verstehen, worauf du hinausmöchtest und ja, ich empfinde auch Wut. Aber da muss eben schon eine hohe Reizschwelle erreicht sein.

Ein paar Beispiele zum besseren Verständnis:
Habe ich die Bahn verpasst, stehe ich Stau, misslingt mir was Handwerkliches, ist das schon nichts, was Wut bei mir auslöst. Das gilt ebenso bei Ursachen, die von anderen ausgehen: unabsichtliche Verspätungen, Vergesslichkeit von anderen - das lässt mich auch kalt. Verärgert bin ich bei absichtlichem Fehlverhalten von anderen: Vordrängeln an der Kasse, Verspätung aus Gleichgültigkeit. Da reagiere ich sofort, aber auch nur sachlich und der Gegenwind ist mir dann ziemlich egal. Ich versuche dann, das umzulenken in etwas Positives (nicht wütend werden, weil ich gegen dei Ursache angehe). Das war nicht immer so, als jüngere Frau habe ich mir zu viel gefallen lassen, was damals dann Wut ausgelöst hat.

Beispiele, die Wut auslösen: Jemand, an dem mir liegt, wird fies behandelt, Berichte über Tierquälerei, Gewalt gegen Kinder, Gewalt gegen Frauen, Gewalt überhaupt, das Anzetteln von Konflikten bis hin zur Kriegstreiberei - Das macht mich wütend, wobei ich das Ohnmachtsgefühl dabei als schlimmer empfinde. Da hilft es mir nur begrenzt, z.B. entsprechende Organisationen zu unterstützen. Äußerlich bleibe ich ruhig und werde eher stiller durch die Belastung.

Und da liegt womöglich bei euch der Hund begraben:
Für dich ist es gut, die Wut rauszulassen - So ist es bei meinem Partner auch. Umgekehrt ist dein Partner gelassener und hat einen anderen Umgang mit negativen Emotionen. Keiner hat recht, jeder ist, wie er ist.
Daher empfehle ich dir, ihm nochmals in Ruhe zu vermitteln, dass es OK ist, wie er ist, du aber auch nicht von ihm bekehrt und belehrt werden möchtest. Er soll dich lassen, wie du bist und fertig. Am Ende lehnt er diesen Teil von dir ja ab, auch wenn er das - angeblich - nur gut meint. Da muss ihm schon klar sein, dass er dich ernst zu nehmen hat, wenn du sagst, dass du dich gut fühlst, alles andere ist Bevormundung.Schlecht ist für dich ja nicht dein Umgang mit Wut, sondern seine nutzlosen Versuche, dich ändern zu wollen.

Am Ende führt das sonst nur dazu, dass du ihn wiederum ändern möchtest, denn du schreibst ja auch, dass du dich deshalb um ihn sorgst.

Bearbeitet von Catweazle
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Mein Mann ist genau so. Klar hat er auch mal schlechte Laune. Merkt man vielleicht ne Stunde, danach ist alles wieder normal.
Er ist genau mein Gegenteil. Man merkt mir sofort an, wenn ich genervt oder wütend bin. Er hingegen ist die Ruhe in Person und möchte solchen Gefühlen nicht viel Raum lassen. In den letzten 6 Jahren habe ich ihn nie wütend gesehen, nie hat er seine Stimme erhoben. Auch wenn wir mal „diskutieren“ ist er total ruhig und entspannt drauf. Das triggert mich dann manchmal😂
Ich beneide es aber auch oft, da er sich von seinen Gefühlen nicht steuern lässt, sondern er steuert seine Gefühle.

Muss gestehen - seitdem er in meinem Leben ist, bin ich weniger aufgebracht oder wütend oder gar nachtragend.

Bearbeitet von arsekil
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Ja, es gibt Menschen, die sind so. Ich bin aber auch jemand, der seine Emotionen eher mal loswerden muss 😅 wobei das tatsächlich im Alter weniger wurde (ich bin erst 32; aber so mit 18-25 war ich schon impulsiver).

Mich bringt sooo schnell nix aus der Ruhe. Aber wenn, kann ich auch schon mal laut werden (egal ob vor Freude oder aus Wut). 😜

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Wo ist denn das Problem?

Ehrlich gesagt hab ich mich „früher“ auch öfter mal unnötig geärgert. Ich finde, dass dein Partner recht hat. Es ist unnötig und bringt nichts. Es löst keine Konflikte und geht nur aufs Herz.

Das kann man lernen, wenn man will. Also sich da besser unter Kontrolle zu haben.

Dein Partner macht nichts falsch. Im Gegenteil. Ich finde es super!

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Ich finde Menschen, die wegen Dingen aus der Haut fahren, die sie eh nicht ändern können, äußerst anstrengend.
Ich finde Deinen Partner sehr sympathisch, der Mann in meinem Leben hat auch ein Gemüt wie ein Fleischerhund. Herrlich optimistisch, schwungvoll, lebensbejahend, motivierend ohne Ende - genauso holte er mich aus einem jahrelangen Tief heraus, als wir uns kennenlernten. Er regt sich mal kurz über was auf, faucht, fertig.
Ich bekam in fast einem Jahr noch nie ein böses Wort von ihm zu hören, kein Gemecker oder Kritik, nichts. Ist einfach nur schön, mein 2015 verstorbener Mann war da total anders, eher der Typ wie Du.
Nö, so wie jetzt ist es weitaus angenehmer und wesentlich entspannter.
Frag Dich mal, warum Du Dich so oft aufregst, "normal" ist das nicht.
LG Moni

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Fauchen ist ja schon mal gut. ;-)
Emotionen nie rauslassen (können) finde ICH nicht gut. 🤷🏻‍♀️ und „sich kontrollieren“ schon gar nicht.
ist eben meine Meinung.

Bearbeitet von Inaktiv
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Neee, kühl "kontrolliert" ist er garantiert nicht. Er ist der emotional offenste und mitfühlendste Mensch, den ich mir vorstellen kann. Er regt sich nur nicht über Unnützes auf, dazu hat er schon viel zuviel Schlimmes am eigenen Leibe erlebt, da wird man gelassener, ich übrigens auch.😉
Kommt vielleicht erst mit dem Alter, jung ging ich auch öfter an die Decke, aber es bringt ja nicht wirklich was.
LG

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Also ich sehe viele Dinge auch deutlich entspannter, als meine Partnerin. Ich finde, das Leben ist zu kurz, als dass man sich über Dinge aufregen muss, die erstens keine große Auswirkung haben oder zweitens gar nicht änderbar sind (andere Menschen). Letztendlich kann man oft nur seine eigene Haltung zu Dingen ändern, die einen aufregen oder triggern.

Klar, wenn es verletzende oder unfaire Dinge sind oder Sachen von größerer Bedeutung, dann werde auch ich mal emotional. Aber das ist selten. Mich triggert es dann eher an, wenn mein Gegenüber sich (gefühlt zu sehr) aufregt und seinen Ärger dann auf mich projiziert, nur um mit dem Gefühl nicht alleine zu sein und Dampf an mir abzulassen - vor allem wenn ich mit dem eigentlichen Sachverhalt gar nichts zu tun habe.

Erkenne auf jeden Fall den Satz von Dir wieder, dass es Dich eher auf die Palme bringt, wenn er so ruhig bleibt. Das ist bei meinem Schatz auch so. Sie fuchtelt und schimpft wie wild vor mir, und ich sitze entspannt da und rede ganz ruhig. Auch ihr Triggerpunkt 🤷‍♂️

Bearbeitet von Conan-1974
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Nein, wenn ich wütend bin, bin ich wütend, das ist einfach so bei mir. Ist mir dann auch egal, ob jemand anderes beim selben Problem gelassen bleibt.

Mir macht nur Sorgen, dass etwas nicht stimmt, wenn man Emotionen scheinbar nicht fühlt oder nicht rauslassen kann. Einen NIE etwas ärgert. Finde ich seltsam…

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"Nein, wenn ich wütend bin, bin ich wütend, das ist einfach so bei mir."
Das bedeutet übersetzt: ich möchte nicht an mir arbeiten, ist halt so.

"Ist mir dann auch egal, ob jemand anderes beim selben Problem gelassen bleibt."
Wenn dir das egal ist, wozu dann der Beitrag? Wenn es für dich in Ordnung ist, wütend zu sein, dann lass andere doch entspannt reagieren.

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Hallo, vielleicht bist du ja ein bisschen überemotional und er will dich nicht weiter aufstacheln. Mein Mann hatte krankheitsbedingt mal eine Phase in der er ständig wütend war. Ich fand das so schlimm und irgendwie auch total nervig und wollte es auch nicht noch „begünstigen“ dass ich solche Emotionen gar nicht mehr gezeigt habe. Viele Grüße

Bearbeitet von Inaktiv
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sei doch froh !
mein Mann kann manchmal ganz schön impulsiv sein !
meistens bin ich die Ruhe und kann damit umgehen, aber wenn ich auch mal einen schlechten Tag hab , Fliegen die fetzen *gg*

mittlerweile sind wir 13 Jahre zusammen und die fetzen fliegen weniger, aber am Anfang war das relativ oft - wo ich wiederrum manchmal dachte, ist das zu heftig ?

solang er mit dir über alles redet, würd ich mir keine Sorgen machen !

Lg Manu

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Hallo,

er sagt doch, dass er Wut/Ärger empfindet aber muss es nicht (für andere sichtbar) ausleben.
Ich empfinde zwar manchmal Wut und Ärger aber ich finde, das sind so starke Gefühle, dass andere Menschen es nicht "verdient" haben, dass ich ihnen gegenüber so stark fühle. Daher strafe ich sie mit Ignoranz, das ärgert SIE viel mehr.

Ich empfinde auch die Liebe sehr stark, dieses Gefühl bringe ich oft und stark zum Ausdruck. Das ist meiner Meinung nach ein Gefühl, das ruhig stark und offen ausgelebt werden sollte.

P. S. viele Menschen verstehen nicht, dass ich quasi permanent glücklich bin. Aber ich lasse halt mein Gefühlsleben nicht von Wut/Ärger/Hass dominieren.

VG