Freunde sehr unglücklich (Quarterlife-Crisis?)

Liebe Community,

ich versuche mich kurz zu fassen:

Mein Freund wird diese Jahr 30 und ist vor 1,5 Jahren aus einer Metropole nach einem Jahr Beziehung in meine 600km entfernt Stadt gezogen. Seitdem wohnen wir auch zusammen und haben seit gut einem Jahr einen gemeinsamen Hund. In seiner alten Heimat hatte mein Freund einen großen Freundeskreis, war viel in Bars/Clubs unterwegs, hat sich auch hinsichtlich Frauen gut ausgelebt, … Hier hat er nur seinen Job und ist irgendwie in eine Lebenskrise gestürzt. Er hat in 1,5 Jahren keine neuen Kontakte geknüpft, hängt viel am Laptop (er arbeitet auch im Bereich Software) und macht kaum etwas. Er fühlt sich eingeschränkt von unserem Leben mit Hund, ihm fehlt (denke ich) das aufregende Gefühl der Großstadt. Er würde gerne große Reisen unternehmen, aber das lässt meine finanzielle Situation nicht zu, zudem möchte ich unseren Hund ungerne in eine Pension geben. Seine Kolleg*innen (junges Start-Up) führen in seinen Augen sehr aufregene Leben, da kommt es schon einmal vor, dass er bei den wöchentlichen Teammeetings die ein oder andere Aktivität erfindert, damit sein Leben „nicht so langweilig“ klingt. Ein Umzug ist mir aktuell aus persönlichen Gründen nicht möglich, meinem Freund gefällt unser Wohnort leider gar nicht. Wir wohnen in einer großen, schönen Neunauwohnung, haben beide gute Jobs, dennoch frage ich mich, ob es dauerhaft funktionieren kann, wenn er so unglücklich ist. Wenn ich ihn darauf anspreche, gibt er es nicht zu, vermutlich auch, weil er weiß, dass es sich nicht so leicht ändern lässt. Sollte sich meine persönlich-familiäre Situation ändern, wäre ich bereit mit ihm zurück in die Großstadt zu ziehen, das dauert aber (hoffentlich) noch 2-5 Jahre. Vielleicht auch länger. Er wusste vorher, auf was er sich einlässt, auch mit dem Hund. Ich mag unser Leben zudem. Und ich verstehe auch nicht, warum er so unglücklich ist bzw. warum er nichts ändert (sich Freune sucht, etc.). Ist das einfach ein Symptom der Zeit? Geht das vorbei? Ist das die berühmte Quarterlife-Crisis?

Würde mich über Erfahrungen und Austausch freuen!

Liebe Grüße
Lene

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Das ist keine Quarterlife-Crisis, er ist einfach unglücklich. Ich denke nicht, dass er vorher wusste, auf was er sich einlässt - er hat wohl gehofft, dass er es besser weg steckt.

Stell dir vor, du hättest zu ihm ziehen „müssen“ - wäre das was für dich gewesen?

Er kann seine Situation ja kaum ändern - Freunde ersetzen ja nicht einen kompletten Lebenswandel. Er will reisen, viel erleben und du willst daheim sein und ein familiäres Leben führen.

Ich fürchte, auf Dauer klappt das eher nicht…

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Da müsst ihr wohl ganz viel reden.
- Wollte er den Hund
- Warum hat er keine Hobbys
- Wie denkt er über eine Fernbeziehung, wenn du in 2 Jahren nachziehen kannst und er schon mal zurück in seine Heimat geht
- Warum macht er seine Reise nicht mit einem Freund oder alleine, wenn du da finanziell nicht mitmachen kannst
- Was braucht er für Unterstützung, um X oder Y (Projekte, Hobby) umsetzen zu können
- Was muss eine Wohnung haben, damit er sich wohlfühlen kann

Freunde findet man nicht wie Sand am Meer. Aber wenn er keinem Hobby nachgeht, wird sich das auch einfach nicht ergeben. Was ist mit deinen Freunden - gibt es nicht da Männer, mit denen er sich gut versteht, wenn ihr gemeinsam unterwegs seid?

Unterm Strich ist er aber erwachsen und muss sich da selber mal am Schopf packen und sein Leben auf die Reihe bekommen. Du kannst ihn nur unterstützen und das nur, wenn er wüsste, was er will.

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Das klingt leider gar nicht gut.. Wie verhält er sich denn dir gegenüber? Scheint er denn mit eurer Beziehung glücklich zu sein? Für mich klingt es ein wenig, als wären eure Lebensumstände und Ziele so gar nicht passend zueinander. Er will in die Welt, was erleben, Großstadt feeling, aber ihr habt einen Hund, welcher natürlich unflexibel macht, lebt auf dem Dorf und du hast zu wenig Geld, um seine Reisewünsche mitzumachen. Deswegen meine Frage, wie ist sein Verhalten dir gegenüber? Ich würde mich leider nicht wundern, wenn es da früher oder später zum Cut kommt, weil er da ausbrechen will.

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Danke für deine Antwort! Mir gegenüber verhält er sich sehr zuvorkommend, er scheint auch ganz glücklich zu sein. Die Beziehung an sich läuft eigentlich gut. Achso, wir leben nicht auf dem Dorf, wir leben in einer 100k-Einwohner-Stadt in Süddeutschland. Also keineswegs auf dem Land. Und er hat es ja vorher selbst abgewogen, er ist erwachsen und es war seine Entscheidung.

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Er hat das dir zu Liebe vermutlich unterschätzt und ist jetzt unglücklich nicht nur das er aus der Großstadt zu dir gezogen ist und seine Freunde zurück gelassen hat 600 km da ist er auch in eine komplett andere Region gezogen . Der Hund noch dazu der Verantwortung und Einschränkung bedeutet und euch am reisen hindert Ich glaube auch das er dauerhaft so nicht glücklich wird und irgendwann versucht auszubrechen . Eure Lebenspläne passen nicht zusammen

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Oh je das war glaub eine ziemlich heftige Umstellung für ihn.

600 km macht man ja auch nicht so jedes zweite Wochenende um Vl da alte Freundschaften pflegen zu können. So ist für ihn Metropolen-Feeling weg, Region weg, Freunde weg, Thema Reisen fällt weg… das ist schon heftig.

Am Ende kann nur er sich jetzt überlegen ob er wirklich den Dampfer in Spur bringen will und sich bei dir, am neuen Wohnort, mit voller Power „einleben“ will… groß helfen wirst du ihm nicht können, solange er sich so bissle im Loch fühlt und nicht selbst da raus will.

2-5 Jahre „durchziehen“ und dann in die Großstadt zurück wäre für mich an seiner Stelle auch keine Option. Das ist in eurem Alter ne lange Zeit, die hätte ich auch kein Bock mir unglücklich an einem Ort um die Ohren zu schlagen, an dem ich nicht sein will.

Ich würde sagen in dem Fall liegt es alles an ihm jetz. Ist natürlich doof für
Dich.

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Wie gut kann ich deinen Freund verstehen! Mit knapp 30 zog ich aus einem Ballungsraum in ein schönes provinzielles Städtchen. Hatte dort die geilste Wohnung, die ich je im Leben hatte und einen super Job. Wegen dem Job bin ich auch 2 Jahre dort geblieben.
Davor war ich viel rumgekommen, und fand überall irgendwie Anschluss. Ich war jünger, und war durch die Uni immer in einem aufgeschlossenen Umfeld. In der neuen Stadt war es völlig anders: dort fehlte genau die Schicht zwischen der Uni und jungen Familien. Also hatte ich zwar alles, um ein schönes Party Leben zu führen, und später Familie zu gründen. Aber es fehlte das Umfeld. Und nein, Freunde findet in diesem Alter nicht jeder auf Abruf.
Nach einem Jahr ging es mir so ähnlich wie deinem Freund. Da ich single war, war ich noch einsamer. Allerdings konnte ich reisen, und kam viel herum. Nach zwei Jahren zog ich zurück in die Großstadt, wo ich studiert hatte. Das Leben kehrte in mich zurück.

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Hallo,

das waren innerhalb eines recht kurzen Zeitraums sehr viele heftige Veränderungen. Dein Freund hat ja nun sein altes Leben komplett hinter sich gelassen.
Neue Freunde findet man nicht einfach so. Freundschaften entwickeln sich doch erst einmal, jedenfalls wenn eine Freundschaft mehr als oberflächliches Zusammensein für jemand bedeutet.
Ich kann deinen Freund jedenfalls sehr gut verstehen und befürchte leider, dass es auf Dauer mit euch beiden nicht funktionieren wird.
Aus einer Fernbeziehung direkt Zusammenzuziehen kann funktionieren, ist aber meiner Meinung nach keine gute Idee.
Im Prinzip lernt ihr euch ja jetzt erst richtig kennen und die Verliebtheitsphase könnte in Liebe übergehen, wenn ihr beide das selbe wollt.
Wart Ihr beide euch denn einig, bei der Anschaffung eures gemeinsamen Hundes? Es klingt alles irgendwie so, als hätte er aus Verliebtheit zu dir, sehr viele Opfer gebracht und sieht jetzt mit dem Nachlassen der rosaroten Brille, die Realität und die macht ihn unglücklich.
Frag dich doch mal, wie es dir umgekehrt gehen würde. Wärst du auch bereit für ihn so weit weg zu ziehen und ein völlig anderes Leben zu führen, als vorher?

Bearbeitet von capricorn74
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Hallo, ja, wir waren uns einig. Mein Freund wollte den Hund sogar noch etwas mehr als ich. War immer sein Traum einen Hund zu haben. Er wollte die Fernbeziehung nicht länger und hat deshalb entschieden, dass er zu mir ziehen möchte, da es mir nicht möglich war.

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Ich lese hier viel heraus, wie sich dein Partner eingeschränkt hat, aber nicht was du bereit bist an Einschränkungen für die Beziehung zu bringen.

Nicht mal die Bereitschaft den Hund für einen Urlaub in einer Hundepension abzugeben.

Davon abgesehen, Süddeutschland und Norddeutschland sind nicht nur geographisch verschieden, sondern auch von der Kultur.

Eine 100.000 Einwohner Stadt ist eben keine Metropole wie Hamburg oder Berlin.

Auf der einen Seite schreibst du, du hast einen guten Job, um dann anzugeben kein Geld für Reisen zu haben. Du erkennst den Wiederspruch?

Dein Freund scheint nett zu sein, aber eine Beziehung wo sich nur eine Seite einschränkt wird auf Dauer nicht funktionieren (gerade wenn die Einschränkungen so massiv sind, aus meiner Sicht).

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Hallo,

da muss ich widersprechen. Ich kümmere mich (auch finanziell) um die Pflege meines Vaters, entsprechend ist es kein Widerspruch, dass ich ein gutes Gehalt habe, aber ich mein Geld eben anderweitig aufwende. Entsprechend möchte ich auch keine Fernreisen unternehmen. Und die Vereinbarung war zwischen meinem Freund und mir, dass wir mit den Einschränkungen leben, ich aber dafür dann, wenn ich hier nicht mehr gebraucht werde, meinen Job hier aufgebe und wir dann hinziehen, wo er möchte. Er musste - am Rande erwähnt - seinen Job nicht aufgeben. Und wir hatten unseren Hund bereits zwei Mal in einer Pension und beide Male hat er es nicht gut weggesteckt. Und wenn wir keine Fernreisen machen, dann kann unser Hund (den übrigens mein Freund auch unbedingt wollte!) auch mitkommen.

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Es hört sich so an, als ob dein Partner die Einschränkungen, die er für eine Beziehung mit dir in Kauf genommen hat, nicht gut einschätzen konnte. Beides kenne ich sehr gut,- die Gebundenheit durch die Pflege der Eltern und durch sensible Haustiere (ich habe meine aus dem Tierschutz). Habe mir erst ab 40 Haustiere geholt, weil ich in den 30ern noch zu viel Hummeln im Hintern hatte und ausprobieren musste. Von Jobs bis Umzug ins Ländliche und Projekte im "globalen Süden". Zwischendurch auch Clubs, Kneipen, Freunde und unruhige Wochenenden mit nächtelangen Feiern in "meiner" Studentenstadt (irgendwie bin ich immer wieder zurück gekommen).

Wenn da schon die Pflege meiner Eltern gewesen wäre, wäre ich auch in eine Krise geraten. Heute brauche ich das alles nicht mehr und hab meine Eltern mit viel Zeit (ja, und auch Geld- Zuzahlung tolles Heim 1700 € monatl.) in den Tod begleitet.

Du musst das schon früh machen, und dass du so verantwortungsbewusst bist gegenüber deinem Vater und deinem Hund, ist toll.

Ich glaube, dein Partner hat sich überfordert. Da kann niemand etwas für. Allein, dass dein Partner noch die Anerkennung seiner jungen Kolleg:innen erflunkert, zeigt, dass er noch ein bisschen Egoreise bräuchte. Die kann man natürlich nicht machen, wenn man für andere verzichten muss. Ich kann ihn wirklich verstehen, weil ich selbst so unterschiedliche Lebensphasen hatte. Bin zeitweise jedes WE vom Land in meine Studentenstadt gefahren, um mich wieder lebendig zu fühlen. Auf dem Land, wo andere Urlaub machen, war ich als Single in einer Familiengegend wie fremd und hab auch kaum Freunde gefunden.

Was könnt ihr tun? Kann dein Partner evtl. Kurzreisen machen und ein paar Auszeiten nehmen, so lange, bis du deinen Vater gut zu Ende begleitet hast? (2-5 Jahre hört sich nach Demenz an?) 600 km sind viel, aber für 3-4 Tage machbar. Dazu Kurzreisen in andere Weltstädte. Ich selbst verzichte jetzt zwar möglichst aufs Fliegen, aber wenn das Seelenheil davon abhängt, na gut.

Kann er nicht von überall arbeiten und einfach wochenweise pendeln?
2-5 Jahre ist lang, wenn man etwas vermisst. Alles Gute für euch und möglicherweise eine unorthodoxe Lösung.

Bearbeitet von Naima68
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