Auswandern und Ehe neu beginnen

Hallo zusammen,

Würde gerne eure Meinung zu folgendem hören:
Mein Mann hatte mehrere Monate eine Affäre. Das ganze ist wohl aus einem massiven psychischen Problem entstanden. Laut Psychologin aufgrund von einem burnout und einer Lebenskrise.
Jetzt ist er an einem Punkt wo er nicht weiß wohin mit sich. Er will alles ändern und hält es zuhause kaum aus. Er meint auswandern und ein Neustart wäre eine gute Idee.
Ein Job im Ausland wäre kein Problem und auch mit unseren Kindern wäre alles machbar. Ich weiß nur nicht wie das die Ehe wieder retten soll. Ob das der Ehe gut tut oder dann eher eine Katastrophe wird.
Dazu muss gesagt werden dass ich ebenfalls bereit bin an der Ehe zu arbeiten.
Bin gespannt auf eure Meinung.

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Hallo LaLeyla,

Du und dein Mann, ihr wollt eure Ehe nach seiner Affäre und seiner inneren Lebenskrise neu beginnen. Er hat die Idee, einen Neustart im Ausland zu wagen.

Für mich klingt seine Idee wie ein Versuch, einen neuen Sinn für eure Ehe in einer fundamentalen Veränderung in eurem Aussenleben zu finden. Und damit vor den eigentlich notwendigen Veränderungen in eurem Innenleben zu fliehen.
Unwillkürlich drängte sich mir der Gedanke an eine Art Fluchtreflex auf. Wenn ich es mit mir selbst und in meiner Partnerschaft nicht mehr aushalten kann, dann kann der Impuls, das alles durch eine Auswanderung hinter mir lassen zu wollen, als eine Scheinlösung interpretiert werden.
Denn ich nehme mich selbst, meine Gedanken und Gefühle, meine Vorgeschichte und meine Prägungen, mit ins Ausland.

Ich halte eine Auswanderung angesichts eurer Vorgeschichte und insbesondere im Hinblick auf die geschilderten psychischen Probleme deines Mannes für eine schlechte Idee.
Mir scheint es besser, wenn ihr versuchen würdet, vor Ort eine Antwort auf die Frage zu bekommen, ob eure Ehe noch Sinn macht und eine Hoffnung auf die Zukunft besteht.

Bearbeitet von Christoph61
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Hier stimme ich voll zu.
Insbesondere der Mann schient eher flüchten als Dinge klären zu wollen.
Und dann sitzt man im Ausland und die Probleme von zuhause holen einen doch wieder ein weil sie eben mitgereist sind. Still und heimlich im Gepäck sich festgesetzt haben.

Liebe TE: ich würde mit dieser Basis nicht ins Ausland.

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Hallo

Tatsächlich taten wir vor vielen Jahren genau das. Fazit: Du wirst die Geschichte trotzdem noch lange in dir tragen und sie ihm gegebenenfalls vorhalten. Ich hielt die Sache meinem Mann in emotionalen Momenten immer wieder vor. Das ist heute fast 20 Jahre her und natürlich kein Thema mehr. Beruhigend war schon, dass wir weit weg waren von der Ex-Affäre. Und ich weiss auch, dass der Kontakt komplett gekappt war und er seitdem nie wieder weitere Affären hatte.

Wenn ihr also Lust habt, euer Leben zu verlegen und neu zu starten - go for it. So ganz ablegen werdet ihr die Geschichte allerdings nicht gleich sofort. Was mir auch Sorgen macht, ist die Dringlichkeit, mit der dein Mann weg möchte. Die Lebens- oder Sinnkrise wird schnell wiederkommen, wenn er bloss den Wohnort wechselt und sich nicht therapieren lässt. Könnt ihr es ohne Rieseneinbusse an finanziellen Mitteln ausprobieren? Und wohin bzw. wie weit weg würdet ihr ziehen?

Lieber Gruss

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Danke dir für deine Antwort. Eine der wenigen positiven Antworten 🙈
Schön das bei euch der „reset“ funktioniert hat.
Wir würden 3 Flugstunden von zuhause auswandern. Finanziell ist alles gar kein Problem. Da sind wir gut aufgestellt und auch abgesichert.
Liebe Grüße

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Kann schon gelingen.. Man steht vor ganz neuen Herausforderungen und ein restart relativiert viele Dinge. Auch rückt man als Familie näher zusammen in der "Fremde"

Allerdings nimmt man einige Probleme sicher mit.

Lebenskrise Burnout "rechtfertigen" in meinem Augen keine Affäre, er ging fremd. Punkt.

Die Lebenskrise hat er noch immer.. Indiz dafür ist dieser imho überhasteter Wunsch weg von D.

Ich würde es wagen wenn du auch den Wunsch hast auszuwandern. Ich würde es nicht machen nur um meine Ehe zu retten. Dazu gibt's du zuviel auf zuhause.. Familie und Freunde.

Mit kommt dein Mann etwas egoistisch vor.. Bindet er dich ein in seinen Plänen?

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Danke dir für deine Antwort.
Ja, selbstverständlich wird das alles gemeinsam entschieden. Die Idee einfach zu gehen kam uns gemeinsam. Alles hinter uns lassen und nochmal neu beginnen. Nur ob das so klappt ist natürlich fraglich 🤷‍♀️
Auch ein Sabbatical stand im Raum.

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Springende Punkt ist was lässt du hinter dir

Probleme, Freunde, Familie

Was bringt dir die Auswanderung?

Jobchancen, neue Erfahrungen, du tust was für dich

Die Auswanderung umfasst soviel mehr an positiven wie an negativen als nur einen Neubeginn für die Ehe, deshalb würde ich das dreimal hinterfragen.

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Wäre mir zu gewagt.
Du gibst hier alles auf für eine ungewisse Zukunft.

Im Ausland muss man sich auch alles aufbauen und die Frage ist hier, ob Dein Mann gefestigt genug ist. Zum einen.

Dann der Betrug. Der würde mich davon abhalten, egal aus welchen Gründen er passiert ist.

Was ist, wenn es sich da wiederholt?

Wenn er sein Leben wieder ordnen will, geht das auch hier.

Mit dieser Vorgeschichte käme das für mich keinesfalls in Frage.

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Zwei wichtige Fragen;

Würdest Du Dich im Auswanderungsland von ihm abhängig machen? Also wäre nur er mit Job, Sprachkenntnissen etc abgesichert?

Wo würdest Du im Trennungsfall leben wollen? Dort oder im Ausland? Wo würden die Kinder leben wollen? Dürftest Du sie wieder mit nach Deutschland leben, oder wäre das nach dortigem Recht ausgeschlossen?

Ich würde mich in einer solchen fragilen Phase Eurer Ehe keinesfalls von ihm abhängig machen. Und das sollte er auch verstehen, ohne beleidigt zu sein. Er hat Dein Vertrauen missbraucht, er kann jetzt nicht einen massiven Vertrauensvorschuss von Dir einfordern. Und das wäre es aus meiner Sicht, wenn Du Dich mit der Auswanderung von ihm abhängig machen würdest.

Wenn das ansonsten geklärt ist, und Du auch richtig Lust darauf hast, dann spricht vieles für ein "Reset".

Allerdings sollte Euch beiden klar sein, dass auch dort vermutlich Frauen leben, und nur wenn er keinen Kontakt mit seiner jetzigen Affäre mehr hat, bedeutet das ja nicht, dass er nicht wieder eine haben könnte. Vor allem, wenn er seine Krise nicht aufarbeitet.

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Danke dir für deine Antwort.
Ich würde mich auf keinen Fall abhängig machen. Mein Mann hat zwar die besseren Sprachkenntnisse aber ich kann mich durchaus auch verständigen.
Ich denke im Trennungsfall würde ich nach Deutschland zurück. Alleine schon weil hier die Familie ist.
Das mit dem dortigen Recht ist ein guter Hinweis. Werde ich auf jeden Fall recherchieren. Danke schön 🙏

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Auswanderung wäre für mich Abenteuer und Anstrengung genug, welches ich nur in einer starken und gefestigten Beziehung wagen würde. Das ist so wie ein Baby bekommen, es kann hart sein und die Beziehung belasten. Ein Baby rettet keinen Beziehung sondern stellt sie vor eine große Herausforderung und genau das gleiche ist für mich eine Auswanderung.

Auszuwandern in einer beschädigten Beziehung, ohne Rückhalt und gemeinsame Sicherheit, würde ich nicht machen.

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Ich kenne kaum Fälle, wo räumliche Veränderungen (neue Stadt, Ausland, größere Wohnung/zwei Zimmer mehr, raus ins Grüne) grundlegende Probleme gelöst hätte. Das gilt für Ehen genauso wie für erzieherische Probleme. Vermutlich, weil es von der Beschäftigung mit dem Kern der Probleme und der Lösung ablenkt und sich trügerische Hoffnungen gemacht werden. Muss natürlich nichts heißen, gibt sicher viele positive Beispiele. Insgesamt habe ich da aber auch viel Vermögensvernichtung gesehen, weil nach Umzügen und teuren Hausbauten dann doch alles kollabierte. Weil es keine Beschäftigung mit den Problemen, sondern Ablenkung gab. Ich finde es meist auch hart anzuhören, wenn ich merke, dass Freunde/Bekannte beginnen, räumliche Themen (jetzt mal jenseits Fernbeziehung oder 5 Leute in 3 Zimmern) zur Ursache von Konflikten erklären und „daran“ arbeiten wollen. Meist ist es auch nur einer von zweien und der andere stimmt in seiner Verzweiflung oder um Ruhe zu haben zu.

Bearbeitet von ClackClack
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Solange dein Mann nicht auf längere Zeit gefestigt ist, würde ich keinesfalls auswandern.
Wenn nicht alles aufgearbeitet ist wird er seinen Schatten an keinem Ort der Welt los.
Neu anfangen kann man nur wenn man wieder klar ist. Alles andere ist eine Flucht und damit eine Verdrängung der Probleme.

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Ich bin mit meinem damaligen Partner mit intakter Beziehung ohne Kinder ausgewandert. Es war trotz allem so eine Herausforderung, in dem Land, in der Arbeit anzukommen, die neue Mentalität kennenzulernen, Gesetze zu durchblicken etc., dass wir uns daran einfach verloren haben. Nach sechs Jahren im Ausland war unsere Beziehung zu Ende und rückblickend war sie das schon länger. Auswandern ist nicht so lustig wie es klingt. Ich bin dann später alleine wegen einem burnout nochmals ausgewandert… das war der Tipp eines Therapeuten. Neues sehen und das alte hinter mir lassen usw. es hilft eine Weile, weil man abgelenkt ist mit den Themen die ich auch weiter oben anbrachte. Aber man nimmt sich und die Probleme immer mit und irgendwann brechen sie wieder auf. Ich würde es nicht mehr machen.