Mein Mann und ich führen eine schöne Ehe, wir gehen offen und ehrlich miteinander um und haben uns die alltäglichen Aufgaben eigentlich gerecht verteilt. Unsere Tochter wird im Sommer 2 Jahre alt, mein Mann arbeitet Vollzeit (8-16) ich arbeite halbtags (8-12) und betreue am Nachmittag dann die Kleine. In letzter Zeit geraten wir aber immer wieder aneinander. Ich weiss nicht ob wir einfach aneinander vorbei reden, oder ob es unterbewusster Frust ist der mir die Fähigkeit nimmt ihn zu hören und zu verstehen.
Er war ein Wochenende lang in Holland am Meer, fliegt dort Gleitschirm mit Kollegen. Ich war mit der Kleinen also das ganze WE alleine zu Hause. Das macht mir nichts aus ansich, ich gönne ihm die Auszeit und freue mich, dass er seinem Hobby nachgehen konnte. Allerdings kam er dann Heim und meinte er habe die Kleine sehr vermisst und der Abschied fiele ihm so schwer, jetzt wo sie versteht "Papa geht weg" und dann winkt da fühle er sich mies. Ich hab die Augen verdreht und meinte er solle das nicht so dramatisieren, er könne ruhig zugeben, dass er ein tolles entspanntes WE hatte und müsse es jetzt nicht kleinreden. Daraufhin hatte er das Gefühl, dass ich ihm nicht glaube, dass er die Kleine vermisst und ihm unterstelle, dass er nicht auch gerne Zeit mit uns als Familie verbingen würde. Die Unterhaltung kippt dann und der Ton wird sehr vorwurfsvoll.
Heute Morgen kam er in die Küche und meinte er habe abgenommen, das sei schrecklich, er verliere all seine Muskelmasse weil er durch eine Bronchitis mit Antibiotika Behandlung fast drei Wochen nicht zum Training kann. Ich kann da echt kein Mitgefühl haben oder das ernst nehmen. Ich meinte er übertreibe etwas. Er sieht super aus, kann 7 Tage die Woche ins Studio gehen etwa 2 Stunden täglich. Jetzt fällt er halt wegen der Krankheit kurz aus, da verliert man nicht gleich seine ganze Form, ist doch übertrieben.
Ich weiss gar nicht warum mir so die Empatie fehlt gerade, es fühlt sich halt an als schätze er seine ganzen Extras gar nicht. Auf mich wirkt das einfach, als sei er total undankbar und unzufrieden obwohl ich ihm seine Freizeit, Hobbies, Sport, Ausgaben, usw alles ermögliche. Er beklagt sich trotzdem nur und findet immer irgendwas negatives.
vielleicht fällt einem Aussenstehenden da was auf, wie man die Situationen etwas entschärfen kann? Es ist echt anstrengend wenn jede Unterhaltung in Vorwürfen und Unzufriedenheit endet.
ist er ständig undankbar und unzufrieden, oder bin ich zu sensibel?
Hallo ChachaMamma,
ist schwer zu beantworten, dazu bräuchte es ein paar Informationen mehr.
Gleitschirmfliegen: Wenn ein Mann sagt, dass es für ihn ein emotionaler Zwiespalt ist, mal ein Auszeitwochenende zu haben, aber seine Tochter zu vermissen, dann würde ich ihm das einmal glauben. Ihm zu unterstellen, dass er das überdramatisiert würde ich daher als Fehleinschätzung ansehen.
Sein Jammern bzgl. Muskelmasse kenne ich, habe vor zehn Jahren ebenfalls viel Kraftsport gemacht. In diesem "Kreisen" ist so ein "Herumge-eier" üblich, man will nicht verlieren, was man sich hart erarbeitet hat. 7 Tage die Woche wird er allerdings garantiert keinen Sport machen, weil er für Hypertrophie Ruhezeiten von 1-2 Tage zwischen den Trainingseinheiten braucht. Aber hier übertreibt er.
Allerdings: Bei euch scheint mir mehr das Problem zu sein, dass er nur vorgibt, sich für seine Tochter "menschlich" zu interessieren, das sei aber nur vorgeschoben. Diesen Verdacht musst Du ja irgendwo her haben. Wenn er wirklich so ein kleines "Lotterleben" als Vater (viel Sport, Ausgehen, regelmäßig Auszeit-Wochenenden wie das Gleitfliegen) pflegt, dann könntest Du hier schon recht haben. Dann sollte er das alles ein wenig zurückfahren und seiner Tochter mehr Zeit widmen.
Danke für deinen Beitrag,
Ich sollte seine Aussagen wohl erst mal annehmen und nicht gleich abwerten, da hast du Recht.
Er trainiert wirklich jeden Tag, das ist im Bodybuilding nicht so unüblich, die Muskelgruppen werden isoliert und aufgeteilt:
Day 1 – Push (Chest, Triceps) / Day 2 – Pull (Back, Biceps) / Day 3 – Lower (Quads)
Day 4 – Push (Shoulders) / Day 5 – Pull (Back, Biceps) / Day 6 – Lower (Glutes, Hamstrings)
Day 7 – Bonus Day (Abs, Calves, Forearms, Cardio)
Ich finde die Beschreibung "Lotterleben" irgendwie passend. Er hat für eine Vater eines Kleinkindes wohl recht viele Freiheiten. Und est stört mich wenn er sich dennoch allgemein beschwert oder unzufrieden ist. Wohl aber auch wie einige hier vermuten, weil ich diese ganzen Vorzüge nicht habe.
Kennst DIch sehr gut aus, Respekt. Daran sieht man aber auch, wie sehr das deinen Alltag und Eheleben zu bestimmen scheint.
Das ist kein normaler Trainingsplan eines Hobby-Sportlers. Er wird auch noch mit einem 3er-Split Push/Pull/Beine und zwei Tage Pause dazwischen immer noch optisch zu den obersten 1 % der Männer gehören. Vielleicht ziehst Du das argumentativ so auf.
Ich hoffe für dich und deine Familie, dass er keine Wettkämpfe macht und sich bei diesem Pensum von den negativen Effekten dieser Szene, die ich leider kenne, fernhält. Weil das wäre schon ein größeres Problem als deine emotionalen Schwierigkeiten, die natürlich auch valide sind.
Ich verstehe dich.
Und ganz ehrlich, jeden Tag 2 Std zum Dport gehen während Du dich kümmerst - wenn dir das nicht genauso möglich ist, würde ich dem was husten,
Und nein, sein Geheule wegen seiner Form kann ich auch nicht ernst nehmen. Hat er ein Problem mit seinem Körper, dass er so exzessiv trainieren muss?
er betreibt Bodybuilding. Es ist ein Leistungssport der aber wie alle anderen Sportarten auch als Hobby betrieben werden kann. Wenn man ein gewisses Niveau erreichen oder beibehalten möchte erfordert das halt gewissen Einsatz.
Vielleicht ist es auch ein Kreislauf: Ihn bedrückt etwas, du redest es klein, daraufhin fühlt er sich unverstanden und hat das Gefühl, er müsse dir deutlicher machen, dass er sich unwohl fühlt, damit du ihn verstehst, du tust es jedoch wieder ab usw.
Es wäre interessant zu sehen, ob er im Laufe der Zeit weniger unzufrieden ist, wenn du in solchen Situationen etwas wertschätzender antwortest, auch wenn es in deinen Augen bloß pillepalle ist.
Möglicherweise fühlt er sich dann von dir gesehen und ernst genommen und empfindet dementsprechend mehr Zufriedenheit.
Und dich kostet es ja nicht viel, in den Momenten einfach etwas Verständnisvolles zu sagen, anstatt es abzutun.
Wenig Aufwand, evtl große Wirkung.
Du hast wohl Recht. Wenn ich einfach einfühlsam und empatisch antworten würde, kämen die Diskussionen gar nicht an den Punkt an dem die Stimmung kippt. Es fällt mir nur so schwer, weil ich seine Beschwerden fast als Angriff werte. Ich ermögliche ihm soviel Freiraum und er ist dennoch nicht zufrieden ?!
Vielleicht ließe sich dieses Problem lösen, indem du selber auch genug Freiraum bekommst?
Setzt euch doch mal zusammen und besprecht, wie es relativ ausgeglichen ablaufen könnte. Jeder hat ja unterschiedliche Bedürfnisse und manchmal reicht schon ein Nachmittag pro Woche, um sich ausgeglichener zu fühlen.
Möglicherweise bist du aktuell einfach am Limit, trotz dass du dich gerne um euer Kind kümmerst, und reagierst deshalb etwas bissiger als sonst. Es ist Zeit, auch nach deinen Bedürfnissen zu schauen und ob da noch alles passt oder ob sich im Laufe der letzten Monate etwas zu deinen Ungunsten verschoben hat.
Ich sehe jetzt nicht wo sich die Tochter vermissen und ein tolles Wochenende haben ausschließen.
Wenn er jemand ist der 14 Stunden die Woche trainiert (das ist schon sehr, sehr viel) dann ist es nicht überraschend, dass er beim Thema Muskelmasse sensibel ist.
Ich glaube dir fehlt tatsächlich etwas die Empathie gerade und bist durch das Kind etwas mehr gestresst als du dir selbst eingestehen willst, was mMn gerade bei dem Wochenende rauskommt.
Ev brauchst du auch einmal ein Wochenende Wellness oder so wo dir dein Mann den Rücken freihält um bisschen runter zu kommen.
Ich habe gar nicht in die Richtung überlegt. Aber es geht aus mehreren Antworten hier klar heraus, dass ich wohl etwas gereizter bin als ich es selbst wahrnehme. Weil beim Them Freizeit und Auszeit einfach ein totales Ungleichgewicht herrscht. Was mich bewusst nicht stört, aber unterbewusst wohl doch überfordert.
Entschärfen kannst du es nur, in dem du seine Sicht wertfrei annimmst. Er fühlt sich xy? Dann ist das so. Warum in Frage stellen oder werten? Jeder Mensch wünscht sich, mit seinem Sein, seinen Gefühlen und Bedürfnissen angenommen zu werden.
Was bringt dich dazu, seine Aussagen anzuzweifeln? Vielleicht versucht er, sein ungutes Gefühl (hatte Urlaub und meine Frau nicht) mit diesem Vermissensthema zu beruhigen. Wenn für dich die Sache mit dem Urlaub o.k. war, warum lässt du dann seine Sichtweise und seinen "Beruhigungsversuch" nicht einfach so stehen? Was triggert dich da?
Über die Jahre habe ich gelernt, dass der Umgang mit anderen Menschen besonders gut gelingt, wenn ich ihre Aussagen akzeptiere. Klar frage ich nach, aber ganz offen ("wie war es genau für dich") und ohne Unterstellungen ("du hast uns doch gar nicht vermisst"). Die bringen immer Probleme, weil der andere dann sofort in eine Verteidigungshaltung rutscht und man ungewollt in einen Streit geraten kann.
Google mal "die fünf apokalyptischen Reiter". Augenverdrehen scheint mir dazuzugehören.
Das habe ich eben mal gegoogelt, fällt wohl unter Verachtung und Spott. Fühlt sich nicht gut an, wenn mir bewusst wird, dass er sich von mir verspottet fühlt...
Ich werde mir Mühe geben, seine Aussagen wertfrei anzuhören. Sie nicht als Angriff oder Vorwurf zu deuten, und ihm nichts zu Unterstellen. Das muss ich dann wohl ganz bewusst in den Situationen anwenden und ruhig bleiben.
Hallo,
also wenn von meinem Partner nach einem ausgedehnten Ego-Wochenende mit Freunden kommen würde "Hach gott wie schrecklich dieses Wochenende war, ich hab das Kind ja soooo vermisst" wäre meine Antwort "Ach Du Armer, dann würde ich sagen nächstes Wochenende bin ich weg und Du kannst dann ganz Dich auf das Kind konzentrieren".
Ich denke sein Jammern soll zum Ausdruck bringen, dass er doch der tolle Vaterhecht ist, den er sich einredet bei seinen ausgedehnten Hobbie-Tripps. Und das nervt Dich tierisch weil Du evtl diese Me-Time überhaupt nicht hast. Das wird ihm sicher auch klar sein, vermute ich mal. Und damit Du Dich ja nicht beschwerst tut er es
Beim Abnehmen möchte ich fachlich anmerken: 3 Wochen sieht man schon - aber als erwachsener Mensch da jetzt so ein Drama zu machen wie Dein Partner ist einfach daneben. Er ist halt krank - ich denke da tut er sich selbst eben leid.
Zusammengefasst: ich kann Dich verstehen wenn Dein Partner bei allem gleich pienst weil es einfach übertrieben ist. Wo liegt denn eigentlich sein Problem? Ist es ein Perfektionist? Oder was ist sein Anliegen mit den Beschwerden? Hast Du das mal gefragt?
Gleichzeitig würde ich an Deiner Stelle wirklich mal schauen, ob Deine Reaktion darauf auch was mit unerfüllten Bedürfnissen Deinerseits zu tun hat. Du könntest ja eigentlich auch mit Humor oder nem lustigen Spruch kommentieren ohne dass es zum Streit kommt. Wobei den Streit bricht ja er vom Zaun weil er sich bemitleidet wissen will und Du es nicht tust... Hm... am besten fragst Du in der nächsten Situation mal genau nach wo das eigentliche Problem ist.
LG und gute Nerven!!
Und damit Du Dich ja nicht beschwerst tut er es ... das ist wohl ein Teil meines Problems. So fühlt es sich nämlich an, als ob er alles mies redet, damit ich mich nicht so schlecht fühle weil mein Leben echt doof im Vergleich da steht.
Ich werde versuchen, ruhig zu bleiben und zu hinterfragen , was ihn stört, was sein Anliegen ist. Ohne es zu bewerten. Und ich werde mehr in mich reinhorchen, und sehen ob meine agressive Art doch durch Neid oder fehlende Auszeiten meinerseits ausgelöst wird.
Hi,
wer 7x/Woche für zwei Stunden ins Fitnessstudio geht, der hat ein Problem: Sportsucht o. was auch immer. Wenn ich dafür auch noch zu Hause alles rocken müsste, würde mir auch die Empathie flöten gehen. Er ist suchtkrank, wahrscheinlich eine Sucht, deren Folgen am harmlosesten für den Körper sind, aber dennoch ist es eine Sucht, die euer ganzer Leben betrifft, insbesondere seine Mauligkeit betreffend.
vlg tina
Es ist sehr viel aber als weit fortgeschrittener (8+ Jahre) Natural-Bodybuilder wäre so ein Volumen jetzt zB auch nicht völlig unbekannt, manche Menschen brauchen auch mehr Volumen als andere. Daraus pauschal eine Sucht abzuleiten halte ich für übertrieben, viel ist es sicher.
Wir wissen aber auch nicht wie er die Zeit einbringt, wenn sie und Kind in der Zeit ruhen/schlafen haben sie dadurch keine Belastung.
Genau, da liegst du richtig, er betreibt ebenfalls Bodybuilding. Eine Sucht ist das ansich nicht, es ist ein Leistungssport der aber wie alle anderen Sportarten auch als Hobby betrieben werden kann. Wenn man ein gewisses Niveau erreichen oder beibehalten möchte erfordert das halt gewissen Einsatz.
Und die Trainingseinheiten legt er auf den späten Abend, wenn ich eh eine Stunde mit der kleinen im Bett liege und sie beim Einschlafen begleite. Dass er dafür soviel Zeit aufwendet stört mich ansich auch nicht. Nur, dass er trotz diesen Möglichkeiten dann immer noch nörgelt und unzufrieden ist, das empfinde ich als undakbar.
Dein Mann erzählt dir von deinen Gefühlen und du wertest ihn ab. Das ist das, was ich herauslese. Du zeigst keine Empathie. Wahrscheinlich ist die Liebe flöten gegangen.
Anderseits bist du mit der Tochter allein und es fragt dich auch niemand, wie es dir geht. Ich würde mich in Ruhe mit ihm zusammensetzen. Sprecht miteinander.
er spricht von seinen Gefühlen….
Danke für deinen Beitrag. Mir ist wohl nicht bewusst, was mir fehlt. Da ich kein Hobbies habe und keine Kurse besuche "fehlt" mir ansich nichts. Dennoch sollte ich mir wohl Auszeiten nehmen und mir einen Ausgleich zum Mama sein suchen.