Hallo!
Ich hatte gestern Abend eine spannende Diskussion mit einer guten Freundin darüber, ob und wie sich ein neuer Partner bei den Kids einbringen soll oder darf.
Bei ihr ist es so, dass sie seit einem Jahr wieder voll berufstätig ist und der Mann(selbstständig im Home-Office) übernimmt in meinen Augen mehr als die meisten "echten" Väter machen würden.
Heißt, er bringt sie jeden Tag zur Schule, holt sie oft ab, unterstützt bei den Hausaufgaben, hilft beim Lernen, er nimmt teilweise Arzttermine mit ihnen wahr, geht auf den Spielplatz mit ihnen, geht auf Elterngespräche in Schule und/oder Kiga. Dazu sei gesagt, dass ihre ganze Familie in einem anderen Bundesland wohnt und es zeitlich sonst mit den anderen Kids sehr schwierig werden würde.
Sie überlegt jetzt eine Trennung(aus anderen Gründen), ich kann das nicht wirklich verstehen, da man als Frau wahrscheinlich nur einmal ein Glück hab so einen zuverlässigen und unterstützenden neuen Partner mit drei Kindern zu finden.
Wie seht ihr das Ganze? Würdet ihr wollen/zulassen, dass ein neuer Partner so viele Aufgaben bei euren Kids übernimmt oder soll er da komplett außen vor sein und nur als guter Freund agieren?
Wie sehr "soll" sich ein neuer Partner bei den Kids einbringen?
Kommt auch sehr darauf an, ob ein neuer Partner das überhaupt möchte. Es ist eine Sache, eine neue Beziehung einzugehen in der schon Kinder vorhanden sind. Im besten Fall wächst man zusammen und sieht sich als Familie, aber gegenseitiger Respekt und Achtung ist auch in Ordnung. Es ist alles ein "können", aber sollte nie zum "muss" werden, dafür hat das Kind für gewöhnlich zwei Elternteile. Betreuung und Hilfe ist deren Aufgabe, nicht die der neuen Partner.
Ich sehe immer mit Entsetzen, wie schnell Partner ausgetauscht werden und (besonders wenn eine neue Frau dazu kommt), von dieser erwartet wird, alle Aufgaben der leiblichen Mutter zu übernehmen, wenn die Kinder beim Vater sind. Die Ausreden sind immer die gleichen: der Mann muss arbeiten gehen und die neue Partnerin darf (muss) unterstützen, weil er es zeitlich nicht hinbekommt.
Ich bin ehrlich, für mich wäre das nichts. Mein Mann und Ich haben die Verantwortung für unsere Kinder, abgeben würde ich da nichts, ebenso auch nichts neu übernehmen.
Ich finde dafür gibt es keine pauschale Antwort. Das hängt doch von unendlich vielen individuellen Faktoren ab: welches Umgangsmodell gibt, wie präsent ist der leibliche Vater, wie lange dauert die Beziehung schon, welche Bindung haben die Kinder zum neuen Partner, auf welche Rollenverteilung hat man sich in der Beziehung geeinigt und nicht zuletzt, worauf kann/möchte der neue Partner sich einlassen.
Bei uns übernimmt mein neuer Partner alle Aufgaben des leiblichen Vaters, abholen, bringen, lernen, trösten, Arzttermine, Elternversammlung etc. Für uns funktioniert das super so, aber auch nur weil mein Partner das so möchte. Wir sind eine Familie und ich möchte das auch so leben. Ein Partner, der sich nicht paritätisch einbringt, wäre für mich aber auch nicht in Frage gekommen.
Davon unabhängig kenne ich das in einer Patchworksituation (wenn man zusammen wohnt) auch als normales Modell. Es wäre ja auch ein seltsames Ungleichgewicht, wenn ein Partner sämtliche Carearbeit übernimmt und der andere hat währenddessen Freizeit.
Wenn deine Freundin sich trennen möchte, dann ist das so. Ich finde die Verbindung "die findet doch nie wieder einen, der sich so um ihre Kinder kümmern" befremdlich. Das ist doch keine Grund zusammen zu bleiben, wenn es sonst nicht mehr passt.
Gute Frage. Ich könnte mir vorstellen, dass die Sache stressig wird, wenn der andere im Alltag nicht mitmacht - nicht weil er das soll, sondern weil er dem Elternteil zuguckt, wie der sich ein Bein ausreißt. Also so für die Stimmung ist das bestimmt nervig, selbst wenn beide es grundlegend so gut finden. Wahrscheinlich würde ich deswegen an Stelle des kinderlosen Partners schon aus reinem Egoismus Engagement zeigen, weil am Ende sonst vermutlich wenig gemeinsame Zeit bleibt. Und der andere mir irgendwann mit seinem Stresspegel auf den Keks gehen würde 😄
Nach ner Trennung noch ne Trennung und den Kindern das zweite Mal eine feste Bezugsperson nehmen? Schwierig.
Nachdem mein erstes „Für immer“ nicht gehalten hat und ich drum weiß, dass Beziehungen scheitern können, ist mein neuer Partner, der ebenfalls Kinder hat, bei meinem Kind außen vor und umgekehrt. Dafür haben wir beide gute Beziehungen zum leiblichen Vater/der leiblichen Mutter, so dass diese als Bezugsperson erhalten bleiben.
Wenn ich sehe, wie schell einige die neuen Partner enge Beziehungen zu den Kids aufbauen lassen, finde ich das oft naiv und verantwortungslos.
Ich kenn aber auch eine Beziehung, nach deren Scheitern der Ex-Stiefpapa weiter fester Bestandteil der Welt der Kinder blieb, bis heute, die Kids sind längst erwachsen und der Bonuspapa macht immer noch Urlaub mit denen. Finde ich ganz wunderbar.
Ich würde also immer an das Wohl der Kids denken und ihnen nicht so viel Hin und Her zumuten.
Hallo,
schwieriges Thema.
Als ich meinen LG kennenlernte war meine Motte 6 Jahre. Praktisch kurz vor der Einschulung. Er selber hat ein Kind, etwas älter als meine.
Bis wir zusammen zogen, war das eigentlich nie wirklich Thema, generell auch Erziehung und so. Er erzog seine Motte und ich meine.
Dann sind wir zusammen gezogen und somit hatte er meine Tochter ja beinahe 24/7, mal abgesehen von den Papa - Wochenenden. Es hat sich irgendwann eingeschlichen das er sie auch mal abgeholt hat oder wohin gebracht hat (mache ich mit seiner Tochter auch). Allerdings, und das ist leider heute auch immer ein Punkt an dem wir anecken, sind unsere unterschiedlichen Ansichten über Erziehung. Während ich der Meinung bin, das er diese oftmals bei seiner Tochter versäumt hat, versucht er meine Tochter zu erziehen. Wobei, das ist eigentlich nicht richtig erziehen, aber er sagt ihr auch schon mal was. Gerade in Bezug auf Zimmer aufräumen, Müll entsorgen, helfen im Haushalt.
Ich bin da definitiv der entspanntere Part, ich sage halt: das ist nicht mein Zimmer, ich muss mich da nicht wohlfühlen und spätestens wenns Töchterchen Besuch bekommt, wird eh aufgeräumt.
Zu den Pflichten im Haushalt, naja. Klar wünschte ich mir manches Mal mehr Mithilfe, aber da sie gerade in vollem Umfang in der Pubertät steckt und teile des Hirns wegen Renovierung geschlossen sind, soll sie sich lieber um Schule und Hausaufgaben und um ihren Sport kümmern.
Trotz alledem ... für mich ist das manches Mal ein Spagat, in einigen Sachen hat er Recht, ich sehe das aber eben entspannter. Wir reden da auch drüber, kommen nicht immer auf einen Nenner.
Ich habe mal vorgeschlagen, dass er das alleine mir überlässt, klappt aber nur bedingt, denn wir wohnen hier ja auch alle zusammen. Im schlimmsten Fall regt er sich auf und lässt seinen Ärger erstmal bei mir ab. Ich lasse ihn dann, er beruhigt sich gsd auch immer schnell. (nein, er ist nicht aggressiv)
Fakt ist, wir leben zusammen. Er hat ein gewisses Mitspracherecht auch gegenüber meiner Tochter und darf ihr "auch mal ne Ansage machen"
In puncto hin und herfahren, bringen, abholen etc. das macht er definitiv, wenn ich es zeitlich nicht schaffe. Das ist auch gut so, denn ansonsten käme meine Pubertine nicht immer zum Training, zur Nachhilfe etc.
LG
Das kann man so pauschal doch gar nicht sagen. Es muss zwischen Kind und Partner halt auch passen! Und auch mit dem/der Ex-Partner:in usw.
Sich nicht zu trennen, weil sonst möglicherweise die Kinderbetreuung weg fällt, finde ich einen seltsamen Rat. Ja, er kümmert sich scheinbar gut ums Stiefkind und ist engagiert. Vielleicht ist er aber als Partner ein A-Loch? Oder die Liebe ist halt weg? Dann sollte deine Freundin sich trennen und ihn nicht ausnutzen (hat sie scheinbar ja nicht vor).
Generell wäre meine Bilderbuchvorstellung, sollte ich mich mal trennen, dass mein Kind bei jedem Elternteil + Partner willkommen ist und unterstützt wird und das vollumfänglich. Aber bei einem Menschen bleiben, weil er das (so wie es 2024 halt auch sein sollte) tut und sonst passt nichts „weil so viel Glück hast du sonst nicht mehr!“ - das wäre kein akzeptabler Weg für mich.
Hallo
zwischen komplett außen vor und voll engagiert gibt es ja eine Menge Grauzonen. Und was nun machbar ist oder nicht, hängt von ziemlich vielen Faktoren ab: Alter der Kinder, wie verstehen sich Kinder und neuer Partner. wieviel Zeit will man als eine Art Patchwork verbringen, wie sehr sind die anderen Elternteile involviert etc etc etc.
Grundsätzlich sollte ein euer Partner Affinität und Akzeptanz für Kinder mitbringen, die nicht seine/ihre sind. Man muss nicht zwingend Vater oder Mutter ersetzen aber ein guter Anprechpartner sein und Verständnis mitbringen, für jemanden mit Kindern. Alles andere zeigt sich mit der Zeit.
Und ja, der Mann Deiner Freundin kann ein toller Ersatzvater sein aber vielleicht ein lausiger Partner. Es muss halt in vilerlei Hinsicht stimmen. Deswegen ist Patchwork, auch aus eigener Erfahrung, nicht eben easy.
BG
Kommt ein bisschen drauf an wie sehr der leibliche Vater noch involviert ist.
Ich finde z.B., dass Stief-/Bonuseltern erstmal nichts auf Elternabenden verloren haben. Aber auch hängt es von Dauer der Beziehung zu den Kindern ab.
Ich hab auch mal ziemlich geschluckt als die neue Frau meines Ex statt ihm zu einem Schulausflug unseres Kindes gegangen ist. Es war seine Woche, da halt ich mich zurück, aber das fand ich trotzdem schräg, dann wäre eben keiner hin.
Wenn ich einen neuen Partner hätte, dann wäre er mein Partner aber nicht der Ersatzvater. Wir haben das WM, also wäre die Woche ohne Kind die Partnerwoche und die Kindwoche eben in erster Linie die Kindwoche. Ich würde mir jedes einmischen verbitten. Ich würde aber auch nicht zusammen ziehen oder so.
Ich kann mich da aber auch entspannen, denn es ist a) Theorie und b) ist mein Kind schon 10. Er braucht keinen Babysitter mehr, wenn ich arbeite.