Ihr Lieben,
jetzt wende ich mich auch einmal an euch, um meine Gedanken mitten in der Nacht ein wenig zu sortieren... am besten anonym, denn oftmals sieht die Welt am nächsten Morgen ja schon anders aus und vielleicht schäme ich mich dann sogar für mein Wirrwarr. Bitte öffnet mir die Augen und gebt mir ein paar Anregungen und vielleicht auch etwas Trost...
Ich habe immer schon sehr zum Grübeln geneigt, aber in den letzten Jahren an mir gearbeitet und bin viel ausgeglichener, entspannter, lockerer geworden. Vor etwa zwei Jahren habe ich meinen jetzigen Freund kennengelernt und wir hatten sofort eine wunderbare Kommunikationsebene, offen, klar, voller Leichtigkeit und Herzlichkeit. Eine wichtige Säule unserer Beziehung ist gerade das Schreiben, da wir uns nicht allzu oft sehen können. Leider telefoniert er nicht gerne und somit bleibt oft nichts anderes als zu chatten... und ich merke, wie sehr das dazu verleitet, sich einen Kopf zu machen. Zum Glück liegt uns das sehr, ich habe noch nie so viel mit jemandem geschrieben, man drückt sich manchmal ja sogar mutiger aus, nimmt trotzdem in gewisser Weise am Alltag teil und wir sind auf einer Wellenlänge, sodass es auch nie zu Missverständnissen durch Wortwahl oder ähnliches kam. Das klingt vielleicht gerade anstrengend, aber es ist überhaupt nicht zwanghaft, es gibt auch Tage mit nur zwei, drei Nachrichten oder welche ganz ohne, wenn auch selten. Ich würde ihm auch nie Vorwürfe machen, wenn er sich mal nicht meldet - andersherum genauso.
Jetzt gerade bin ich allerdings krank und komme schon seit Tagen nicht aus dem Bett. Und das bei schönstem Wetter und eigentlich auch sehr viel Arbeit, die zu tun wäre. Ich bin gar nicht richtig ich selbst, habe zu allem Überfluss auch Medikamente abgesetzt und könnte durchgehend heulen, bin niedergeschlagen, erschöpft, schwindelig, mir ist übel und ich kann mich nicht mal richtig hinsetzen, ohne Ohrensausen und Schweißausbrüche zu bekommen.
Und jetzt gerade hätte ich meinen Freund so gerne bei mir und er hat sich den ganzen Tag über nicht gemeldet. Ich weiß, dass so eine Erwartungshaltung total bescheuert ist, ich hätte mich ja auch melden können. Und eigentlich bin ich überhaupt nicht mehr so gestrickt, um auf solche Nebensächlichkeiten zu achten (wer sich zuerst meldet). Aber heute war es irgendwie eine richtige Trotzreaktion von mir... er hat gerade frei und wollte bloß etwas im Garten machen und am Wochenende hatte ich ihm noch mitgeteilt, wie schlecht es mir ginge. Ich bin felsenfest davon ausgegangen, dass er sich nach mir erkundigen würde und fühle mich jetzt noch elender... Ich selbst neige oft dazu, jemanden zu "bemuttern" und betüdel gerne, wenn jemand krank ist. Achte natürlich darauf, ob das in Ordnung für die jeweilige Person ist. Sicherlich wäre ich zu ihm gefahren, um nach ihm zu sehen und in jedem Fall hätte ich mich gemeldet. Jetzt wiederhole ich mich hier gerade... aber ich bin so traurig... bei jeder Nachricht, die aufploppte, dachte ich, sie wäre von ihm... übermorgen sehen wir uns, aber ich weiß gerade gar nicht, ob ich die Fahrt antreten kann und ob mir überhaupt danach ist. Würdet ihr die Enttäuschung ansprechen? Ich fühle mich gerade so durcheinander, dass ich nichts überdramatisieren möchte... als ich ihm am Sonntag noch geschrieben hatte, wie gerne ich ihn gerade bei mir hätte, war er sehr liebevoll... aber irgendwann schwenkten seine Gedanken daran, wie er gerade neben mir liegen würde, von fürsorglich zu sexuell und ich habe mich, so absurd das über die Distanz klingt, richtig benutzt gefühlt. Ich hätte natürlich auch abblocken können, aber ich habe mich auch nach etwas (virtueller) Zuneigung gesehnt und gedacht, dass er ja gar keine Vorstellung davon haben kann, wie schlecht es mir wirklich geht... heulend und vollkommen neben der Spur zu lesen, wie heiß der andere gerade auf einen wäre, ist echt nicht zu empfehlen. Aber gerade nach solch "intensiveren" Schreibabenden hat er sich erst recht immer gemeldet. Und ausgerechnet jetzt, wo ich krank bin, herrscht Funkstille... Wie würdet ihr euch nun beim Wiedersehen verhalten? Ihm vorwerfen, einen im Stich gelassen zu haben? Wie gehen eure Partner damit um, wenn ihr krank seid? Und an euch Männer, wie kümmert ihr euch um kranke Partnerinnen auf Distanz?
Liebe Grüße von traurigen Nachtgedanken
Ich bin krank und Partner meldet sich nicht
Was für Medikamente hast du abgesetzt? Antidepressiva?
Weiß er das?
Ich finde gut, dass du dir der Sache sehr bewusst bist, dass das nächtliches grübeln ist 👍
Sobald du ne Runde geschlafen hast, und vielleicht auch wieder ne Ecke gesünder bist, sieht die Welt ganz anders aus.
Lieben Dank!
Ja, ich habe Venlafaxin abgesetzt und das total unterschätzt... Dass ich Tabletten abgesetzt habe und nun mit Heulattacken kämpfe, weiß er. Um welche genau es sich handelt, hat er nicht hinterfragt und ich habe es auch nicht weiter thematisiert.
Hast Du das in Absprache mit Deinem Therapeuten/Arzt gemacht?
Weiß Dein Freund, dass Du psychisch erkrankt bist?
Nächtliche Gedanken in Kombi mit Medis absetzen - keine so geniale Idee 🙂. Bitte achte auf dich, hol dir noch eine Mütze Schlaf und mach in diesem Zustand kein Drama. Dass dein Freund sich ‚ausgerechnet‘ in deiner Down-Phase nicht gemeldet hat, ist vermutlich ein unglücklicher Zufall. Mach es ihm nicht zum Vorwurf.
Er wird wohl wirklich nicht wissen, wie schlecht es dir geht. Das darfst du ruhig sagen.
„mir geht’s echt mies, auf Sex habe ich echt keine Lust“ und auch „hey wie geht’s dir? Mir leider immer noch echt mies. Hätte mich gefreut, wenn du dich mal gemeldet hättest.“ Oder so ähnlich.
Also ich kann echt eine Grübelqueen hoch drei sein, aber hellsehen erwarte ich von meinem Freund nicht! 😉
Als es mir letztens nach meiner KrHs-Entlassung richtig Schei** ging, rief ich ihn eben heulend und naselaufend an und sagte ihm das einfach. 15 min. später war er da und ich konnte ihm das Shirt nass heulen......alles gut. 😍 So einfach kann es sein.
Übrigens ist er auch kein so begeisterter Telefonierer, chatten/schreiben ist unmöglich, da er kein Smartphone mehr will aus div. Gründen.
Trotzdem weiß ich, dass ich mich auf ihn verlassen kann, wenn ich ihn wirklich brauche.
Was willst Du denn mit Vorwürfen erreichen? Ein verständnisloses Männergesicht und die Frage: "Ja warum hast du denn nicht einfach angerufen?" 😎
Männer ticken etwas anders als fürsorgliche Frauen, sind aber deswegen absolut nicht gefühlloser!
LG Moni
Zwei Dinge:
- Du solltest offen damit umgehen, dass du Antidepressiva überhaupt genommen hast und sie jetzt absetzt. Das ist keine Kleinigkeit, und wenn er weiß, wie schlecht es dir geht, wird er sicher von selber aktiver werden.
- Ich würde meine Wünsche und Enttäuschungen ganz klar mitteilen. Vielleicht ist er ein völlig anderer Typ, der bei Krankheit lieber in Ruhe gelassen werden will und gar nicht auf den Gedanken kommt, dass du was anderes willst. Ich war immer sehr dankbar, dass mein Mann ganz direkt gefragt hat, was ich brauche, wenn er sich nicht sicher war 😉 Weil ich auch eher so drauf war, dass ich nichts gesagt habe, weil ich dachte, er müsse das doch merken oder genauso denken oder ich wollte ihn nicht nerven...ist ja Quark. Also raus damit.
Und gute Besserung
Vielleicht ist er ein völlig anderer Typ, der bei Krankheit lieber in Ruhe gelassen werden will und gar nicht auf den Gedanken kommt, dass du was anderes willst.
Stimmt, solche kenne ich einige! Mich in manchen Fällen eingeschlossen - ich ruf dann schon jemand an, wenn ich es brauche.
LG
Hat sich dein Partner denn inzwischen gemeldet bzw ihr euch getroffen? :)