Hi
Vor 5 Jahren hatte ich einen Seitensprung, einmalig. Danach folgten Gespräche u Therapie mit meinem Mann. Da ist aktuell alles gut soweit. Wir führen eine jetzt harmonische Ehe, haben 2 tolle Kinder, beide erfüllende Jobs, finanziell keine Probleme, sind auf Augenhöhe. Alles gut.
Aber dennoch… kommt immer mal wieder der Gedanke an ihn. Er ist/ war ein gutaussehender, netter, humorvoller, selbstbewusster Mensch. Der Sex war auch sehr gut. Ich war damals auch verliebt. Aber ich idealisiere ihn nicht, sehe auch die Macken.
Warum sind da diese Gedanken?
Warum denk ich noch immer an ihn?
Weil du mit deinem Mann vielleicht doch nicht so glücklich bist? Ich weiß nicht. Oder weil du eben verstanden hast, das da noch jemand wäre, der theoretisch gut passen würde? Das kann man ja akzeptieren. Und mehr auch nicht.
Guten Morgen DochNochGefühle,
wäre es nicht furchtbar, wenn du keine Gedanken oder Gefühle mehr für den Mann hättest, in den du dich während deines Seitensprungs verliebt hattest und mit dem du "guten" Sex hattest?
Du denkst, deine Gefühle sind nicht richtig und verboten, weil du dich für deine Ehe und deinen Mann entschieden hast und versuchst, den Seitensprung als Episode oder Fehltritt abzuhaken.
Aber so einfach ist das nicht. Diese kurze Liebschaft mit einem anderen Mann ist nun zu einem Teil von dir geworden, deshalb denkst du nach meiner Meinung auch noch an ihn und wirst es wahrscheinlich für den Rest deines Lebens tun. Das ist gut so, das ist menschlich. Schlecht ist nur, wenn du dich selbst dafür verurteilst.
Was hindert dich, deine Verbindung mit diesem Mann als Teil deines Lebens, als Teil deines Lernens, als Teil der menschlichen Schwächen anzunehmen?
Das Annehmen, den eigenen Frieden damit machen, ist für mich ein Teil der Heilung.
Möglicherweise denkst du an ihn, weil du ein Gefühl vermisst. Das Kribbeln, wenn man frisch verliebt ist? Die Aufregung, wenn noch alles neu ist?
Ich hab tatsächlich auch noch lange immer wieder an meinen Exfreund gedacht und mich gefragt, wieso ich das tue. Bis mir auffiel, dass ich gar nicht IHN vermisse, sondern die Unbeschwertheit dieser Zeit damals. Ich war 17, das Leben war einfach, keine Sorgen und alles neu und spannend. Mit meinem Mann bin ich jetzt 18 Jahre zusammen, wir lieben uns und führen eine glückliche Ehe, aber das Leben ist unfassbar anstrengend und kompliziert geworden. Die Bürokratie überall treibt mich in den Wahnsinn, die Kinder phasenweise auch 😅, dazu Sorgen, die ich halt in der Jugend nicht hatte. Damals hatte ich gesunde Eltern, mittlerweile ist meine Mutter gestorben und meinem Vater merkt man das Alter langsam an. Mein Schwiegervater hatte einen sehr schweren Unfall, von dem er sich zwar erholt, aber dennoch liegen monatelange Reha hinter und vor uns. Gestern habe ich erfahren, dass meine Tante sterben wird. Ich bin Mitte 30 und werde mehr zu Beerdigungen gehen als zu Hochzeiten. Das deprimiert. Natürlich sehnt man sich da in unbeschwertere Zeiten zurück.
Du sehnst dich vielleicht nach einem Abenteuer? Nach Nervenkitzel? Sollte es das sein, denk doch mal darüber nach, ob du dir den Nervenkitzel möglicherweise woanders holen kannst. Gleitschirmfliegen? Bungee?
Doch, du idealisierst ihn und merkst es wahrscheinlich nicht. Alleine die Tatsache, dass du hier seine (übrigens sehr generischen - welcher Mann ist anfangs nicht „gutaussehend, nett, humorvoll..“?) guten Seiten darstellst und die Macken nur mit einem Wort erwähnst, ist doch ein Hinweis.
Die Distanz lässt dich ihn glorifizieren; dein Mann hingegen ist bei dir, und du erlebst ihn täglich mit allen Facetten. Da gibt es weniger Raum für Fantasien.
Tatsache ist, wir leben in einer Gesellschaft, in der wir die Möglichkeit haben, immer wieder vermeintlich bessere Optionen abzuchecken. Die andere Tatsache ist, dass das Gras auf der anderen Seite grüner erscheint. Klar ist es ein Dilemma, und die Geschichte war sicherlich intensiv. Rufe dir immer wieder seine schlechten Eigenschaften in Erinnerung - damit signalisierst du deinem Hirn tröpfchenweise, dass er gar nicht so genial war. Irgendwann taucht er nicht mehr oder immer seltener in deinen Gedanken auf.
So sehe ich das auch.Du hast mit dem anderen nicht den Alltag erlebt, der früher oder später in jeder Beziehung einkehrt. Was auch nicht schlimm ist .
Dass dein Mann dich nicht verlassen hat, ist doch schon ein Zeichen, dass er dich sehr lieben muss, obwohl du ihn betrogen hast.
Wir leben in einer Gesellschaft, die uns einredet, dass wir immer irgendeinen "Kick" brauchen.
Ja, aber du lebst nicht tagtäglich mit den Macken. Das ist etwas völlig anderes.
Zum „Warum“ wurde ja schon einiges geschrieben. Die Frage ist, ob es dich belastet, immer wieder an ihn zu denken. Ich hatte immer mal wieder Phasen, in denen ich leicht verknallt in andere Männer von diesen Tagträume hatte und ich fand das immer sehr schön. Diese Tagträume waren rein im Reich der Fantasie angesiedelt und es gab nie die Absicht, sowas Realität werden zu lassen.
Aber sie brachten mit eben auch eine andere Romantik und Erotik in mein Leben.
Vielen Dank für eure Gedanken und Meinungen.
Das ein oder andere hat mich zum nachdenken gebracht. Ich werde mich nochmal selber hinterfragen ob aktuell tatsächlich alles gut ist, ob ich etwas vermisse oder ob es wohl doch nur die Suche nach wasAuchImmer ist.
Definitiv glasklar ist für mich, dass sich jede Beziehung nach einiger Zeit „relativiert“ und ernüchtert. Es geht mir auch gar nicht darum, dass ich mit dem damaligen Seitensprung wieder etwas anfange möchte. Ich kann einfach diese Gedanken noch nicht so recht einsortieren.
Vielleicht ist es doch so, dass der Mensch nicht für eine lebenslange Beziehung gemacht ist, sondern es eher mit 2-3 Lebens/abschnittsgefährten passender wäre.
Vielen Dank nochmal, liebe Grüße
Ich habe einen ähnlichen Mann in meinem Leben, der mir auch Jahre später noch rote Wangen zaubert und weiche Knie.
Ich habe für mich erkannt, dass wir beide damals starke Gefühle für einander hatten ABER die Rahmenbedingungen nicht gepasst haben. Oft passiert es ja, dass man jemanden kennengelernt, aber der eine den anderen nicht im selben Ausmaß mag, wie man selbst.
Gefühle verjähren nicht und ein verklärter Blick auf solche Ausflüchte aus dem Alltag sind auch oft gegeben.