Liebe Community,
ich habe hier schon viel mitgelesen und brauche nun eure Hilfe. Vorab: ich weiß, dass ich einen Großteil dazu beitrage, wie ich mich aktuell in der Beziehung fühle. Ich bin auch schon in therapeutischer Behandlung, trotzdem tut es gut, einen sachlichen Blick von außen zu bekommen.
Kurz zu mir: ich bin in meinen 20ern und habe ein komplexes Bindungstrauma. Äußern tut sich das durch Verlustängste (nicht nur auf den Partner beschränkt, sondern auch finanzielle, existenzielle Verlustängste oder Freundschaften) und allgemein Ängste, woraus depressive Phasen resultieren. Ich habe das Gefühl ich befinde mich auf einem guten Weg, dennoch kämpfe ich viel mit mir und meinem Verhalten und muss noch viel an meinem Selbstwert arbeiten.
Aktuell befinde ich mich in einer Partnerschaft, in der grundsätzlich alles stimmt. Mein Partner bekommt wenig von dem mit, was in mir vorgeht. Ich möchte ihn mit "meinen" Themen nicht belasten und schaue, dass ich einen guten Mittelweg zwischen Ansprechen und Mit mir selbst ausmachen finde. Allerdings kämpfe ich extrem mit folgenden Themen. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir Tipps zu den ein oder anderen Problemstellungen geben könnt.
1. Eifersucht
Ich bin leider sehr eifersüchtig auf gut aussehende Frauen. Somit bin ich eifersüchtig auf alle Frauen in seinem Umfeld, die gut aussehen. Ich unterstelle ihm direkt, dass er eigentlich mit diesen zusammen sein will und sie sich warm halten will. Das spreche ich nicht an, sobald ich aber höre, dass er sich mit einer gutaussehenden Freundin trifft ist bei mir Alarm und ich friere quasi ein. Kriege extreme Angst und kann mich gar nicht mehr auf meinen Alltag konzentrieren. Ich versuche es dann mit Meditation, Yoga oder allgemein Achtsamkeit aber die Zeit, in der er mit der Person ist, frisst mich auf. Das gleiche gilt auch, wenn er ohne mich Party machen ist. Ich kann die ganze Nacht nicht schlafen oder wache alle 1-2 Stunden panisch auf, bis er wieder Zuhause ist. Am nächsten Tag bin ich irgendwie sauer. Ich versuche mich daraus zu ziehen, kann aber nicht so tun als wäre alles normal.
Leider habe ich mir eine schlechte Verhaltensweise angewöhnt und das ist Kontrolle. Ich kann nicht aufhören an sein Handy zu gehen. Ich weiß wie schlimm das ist und dennoch kann ich dem Impuls (noch) nicht standhalten. Leider habe ich relativ zu Beginn unserer Beziehung mit ihm hier eine schlechte Erfahrung gemacht und wir arbeiten immer noch daran, das Vertrauen wieder aufzubauen.
2. Einfrieren oder Fliehen bei Ablehnung
Wenn ich mich durch etwas "getriggert" fühle, erstarre ich quasi innerlich. In mir startet sofort ein Film, von all dem schlechten, was passieren könnte. Ich stelle mir dann Szenarien vor und bin wie weggetreten. Ich kann an nichts anderes mehr denken und denke mich immer weiter rein. Das wird oft ausgelöst, wenn ich mich abgelehnt fühle und das geht schon los mit "Warum hat er jetzt den Arm nicht um mich?" wenn wir z.B. Fernsehen schauen. Dann folgen Gedanken wie: "Wir schauen seit 3 Tagen nur fern, er muss sich langweilen mit mir, er wird eine neue suchen, die lustiger/cooler/spannender ist als ich". Oder "das ist der Anfang vom Ende, wir leben uns auseinander und finden es langweilig miteinander". Wie ihr seht, ziemliches Katastrophendenken. Ich bin mir dessen bewusst, allerdings kann ich es nicht abstellen bzw. mir fehlen einfach die Methoden damit umzugehen. Das Ganze endet darin, dass ich nicht wirklich ich selbst sein kann. Ich "bemühe" mich ständig, interessant, spannend oder was auch immer zu sein. Da ich diesen Zustand nicht aushalte endet es oft in Flucht. Ich gehe dann raus, treffe Freunde aber nicht unbedingt weil ich es gerade will, sondern weil ich ihm zeigen will, dass ich selbstständig bin und unabhängig. Wie als würde ich es ihm reindrücken wollen, dass ich ihn nicht brauche. Aus Sicht eines "gesunden" Menschen macht das vermutlich gar keinen Sinn.
3. Gesundes Beziehungsverständnis fehlt und schlechtes Selbstbild
Ich habe leider nicht gelernt, wie Beziehungen funktionieren. Für mich gibt es nur schwarz und weiß. Man ist glücklich und fröhlich zusammen oder trennt sich morgen. Das zeichnet sich auch im Katastrophendenken ab. Entweder oder und Graustufen gibt es nicht. Ich weiß nicht wie viel Zeit ein Pärchen miteinander verbringt und spüre auch nicht, wie viel mir gut tun würde. Ich fühle mich unwohl, wenn man schweigt und projiziere alles auf mich. Ich mache etwas falsch, ich bin langweilig, etc. Ich versuche mir dann einzureden, dass nicht ich allein für die Harmonie in der Beziehung zuständig bin, das hilft aber nichts. Mein Unterbewusstsein kauft es mir gar nicht ab. Wenn ich nicht in einer Beziehung bin, dann geht es mir meist sehr gut. Ich bin happy und mache mein Ding. Ich halte genügend von mir und kenne meine Stärken. Sobald ich in Beziehungen bin ändert sich das schlagartig.
All in all muss ich sagen, dass die Themen zwar grundsätzlich besser werden, es mich aber nach wie vor sehr quält.
Ich freue mich daher sehr über Tipps, Methoden, (aufbauende) Worte. Ich möchte wirklich besser werden und damit zurechtkommen. Denn eigentlich wünsche ich mir nichts mehr als eine authentische Beziehung mit Ecken und Kanten und viel Liebe.
Ich danke euch!
Ich bin das Problem und brauche Hilfe
Es gibt's keine Freundschaften zwischen Frau und Mann.
Iwan wird da immer mehr entstehen, vorallem wen es mal bei euch bröckelt.
Auch Partys , Feiern gehört sich nicht für Mann und Frau.
Vorallem was sucht man da wenn man vergeben ist?
Tanzen? Kann man auch unter Kumpels wenn man so sehr drauf besteht.
Finde deine innere Intuition sagt dir was richtig ist.
Ich sehe das Problem nicht bei dir.
Es kann gerne Kritik hagen, es ist meine Meinung und auf weitere Hass Kommentare gehe ich nicht ein.
"Es gibt's keine Freundschaften zwischen Frau und Mann.
Iwan wird da immer mehr entstehen"
Das ist doch totaler mittelalterlicher Bullshit, ich hab sehr viele männliche Freunde, eigentlich fast ausschließlich da ich mit Männern einfach besser klar komme. Da gibt's nicht die geringste Anziehung oder sonst was von irgendeiner Seite.
Sinnlos.... der/die lehnt ja sogar Feiern ab mit Mann und Frau. Der arme Partner/Partnerin, aber wahrscheinlich hockt sowas eh vollkommen allein und freudlos vorm PC oder Handy.
Hallo laleluleila,
mich beeindruckt und bewegt dein sehr persönlicher Bericht über deine gestörten Gefühle bei deiner Partnerschaft, die du auf ein komplexes Bindungstrauma bzw. k-PTBS zurückführst.
Du bist therapieerfahren und stellt trotzdem diesen Satz in den Raum "Ich bin das Problem und brauche Hilfe".
Ich konnte mir erst dann selbst helfen, als ich einsehen konnte, ich bin nicht ein wandelndes "Problem", nein, ich bin gut so wie ich bin. Endlich konnte ich mich von unrealistischen Erlösungsphantasien verabschieden und beginnen, in der unaufhörlichen Lösung meiner Defizite zu leben. Meine Defizite sind zwar noch da, mein Leben fühlt sich aber viel angenehmer und erfüllter an.
Kennst du das Buch von Peter Walker "Posttraumatische Belastungsstörung"? Diese Lektüre hat mir sehr geholfen, gerade auch in den vielen praktischen Erklärungen und Ratschlägen.
Deine Frage nach Tipps und Methoden:
Du wirst deinen Weg selber, mit Hilfe der Therapie, finden, Gurus jedweder Art werden allenfalls Schaden bei dir anrichten.
Was hat mich stark beeinflusst, was gibt mir Kraft, was steht nicht im Lehrbuch?
Meine verborgenen Kraftquelle sind meine Tierheimkatzen. Bei ihnen kann ich Beziehungen in einer Intensität und Natürlichkeit empfinden, wie es mir mit anderen Menschen nicht gegeben war und ist. Meine Katzen sind unschlagbare emotionale Lehrmeister, mit ihnen kann ich mich völlig in mich fallen lassen. Und das völlig umsonst. Bis auf die Leckerlis und die Katzenhaare.
Meine andere innere Kraftquelle ist mein Glaube, zu dem ich erst nach einer schweren persönlichen Krise finden konnte. Nun habe ich eine unsichtbare Schulter, an die ich mich anlehnen kann, ich muss mich selbst nicht mehr an die erste Stelle setzen. Ich darf nun ruhig auch über mich selbst, meine Mängel und Fehler lachen, das befreit. Heute las ich in einem Wort zum Sonntag in der Zeitung: "Gottes liebstes Wirkungsgebiet sind wir. Die Scherben unseres Herzens sind der Rohstoff für seine Wunder." Das ist die Kraft, die aus meinen Scherben etwas Neues formen kann, wenn ich bereit bin, daran mitzuarbeiten.
Vielen Dank für die tolle Antwort. Ich kann dir kognitiv mit vielem Recht geben. Der Gedanke "Ich bin kein wandelndes Problem" kam mir schon öfter in den Sinn und hat mir auch Kraft gegeben. Emotional kommt das leider nicht wirklich an, weil ich in meinen Augen so viele Probleme habe. Und ehrlich gesagt geht es mir langsam auch auf den Keks, mich ständig mit meinen Schwierigkeiten zu beschäftigen. Ich höre Podcasts zu dem Thema, lese Bücher über Traumata, meditiere um meine Ängste in den Griff zu kriegen, und und und... Es fühlt sich an, als würde ich ständig versuchen ein Feuer zu löschen. Vielleicht hattest du diese Gedanken auch. Wie bist du damit umgegangen?
Danke auch für den Buchtipp, werde ich mir gleich ansehen!
Das "einzig" Gute aktuell ist, dass ich mich sehr gut kennenlerne. Trotzdem fühlt sich das mehr wie Arbeit an.
Glücklicherweise habe ich auch viele Tiere um mich rum, die mir unendlich viel Energie geben. Am liebsten wäre ich ständig mit ihnen, weil ich da meine Sorgen vergesse. Mein Wunsch wäre es, dieses Gefühl auch in zwischenmenschliche Beziehungen zu integrieren.
Ich war eins zu eins wie du. Habe eine sehr Scheiß Kindheit hinter mir, ich habe mit meiner Mutter kein Kontakt nur zu meinem Vater und meiner Stiefmutter .
Ich bin seit 6 Jahren verheiratet und es war eine Qual am Anfang.
Ich war genau so eifersüchtig wie du und hatte Herzasen und dachte ich sterbe jetzt.
Ich dachte mir jedesmal „wenn meine eigene Mutter sich nicht mal um mich kümmert oder sich quasi verpisst hat warum soll es mein Mann nicht tun?“
Ich habe es jedes Mal in mich rein gefressen und dachte er merkt es nicht. Irgendwann hat es so ein Knall gegeben da habe ich ihm alles erzählt wirklich alles alles. Und dann hat er immer verstanden warum ich jedesmal in bestimmten Situationen so reagiert habe.
Habe dann irgendwann mit einer Therapie angefangen hat mich 3 Jahre gekostet und nebenbei hat er mich mega krass unterstützt und er wusste immer wie er zu reagieren hat und warum ich so bin und haben immer gesprochen.
Habe viel Sport gemacht und mich weiter gebildet damit ich mehr Selbstbewusstsein habe und mein Selbstwert gefühlt hat sich krass verbessert.
Ja und jetzt ist unsere Bindung viel viel stärke geworden und habe mit der Zeit gelernt ihm alles zu erzählen und wenn einer scheisse bauen möchte macht er so oder so.
Ich würde an deiner Stelle mit ihm reden und wirklich alles erzählen.
Manchmal macht es Sinn die Dinge so anzunehmen wie sie sind und auch darüber zu sprechen. Niemand ist perfekt. Ich glaube, da solltest du ansetzen. Wenn dein Freund mit einer anderen Frau zusammen sein möchte, dann wäre er das. Du selbst darfst erkennen, dann du wertvoll bist, so wie du bist.
Warum trifft er sich mit anderen attraktiven Frauen?
Warum geht er allein ohne dich feiern?
Warum muss alles nur an dir liegen?
Überall steht nur ich ich ich und der andere steht da auf dem Podest bzw als Goldfigur und macht alles richtig?
Entschuldigung für meine Fragen, aber gehören dazu nicht immer zwei Personen bzw woher weißt du, dass es krankhaft ist und nicht einfach sowas wie Intuition?
Ist es zB nicht auch normal, dass man sowohl still ist als auch mal redet. Fragt man nicht einander, ob es dem anderen gut geht?
Ich glaube nicht, dass du das Problem bist, sondern er.
Du hast ihm anfangs schon misstraut und bist auch direkt fündig geworden in seinem Handy. Also war dein Misstrauen berechtigt.
Einem Partner, der sich ständig mit unterschiedlichen anderen Frauen trifft und der ständig alleine feiern geht, und der mein Misstrauen auch schon verdient hat, würde ich auch weiterhin misstrauen.
Redet er dir ein, dass du das Problem bist? Es wirkt so.
Hallo,
warum sind denn gutaussehende Frauen für dich so ein großes Problem? Dein Freund kann doch andere Frauen hübsch finden, er hat sich ja aber trotzdem für dich entschieden. Und das hat er sicherlich nicht nur wegen deines Aussehens getan.
Als ich mit 15 meinen ersten Freund hatte, hatte ich ähnliche Gedanken wie du und kann diese somit nachvollziehen. Jedoch habe ich wirklich mit den Jahren gelernt, dass man mit sich selbst im Reinen sein sollte und nicht so viel auf Andere achten sollte. Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan.
Du machst schon alles richtig. Bist sehr reflektiert und versuchst, deine Sichtweisen zu ändern und bist in Therapie. Du kannst dir selbst auf die Schulter klopfen, würde ich sagen.
Ich denke, dass ich das auch offen bei meinem Freund ansprechen würde, wenn ich du wäre. Einfach damit er deine Empfindungen nachvollziehen kann.