Partner lässt sich gehen und beendet im Streit die Beziehung

Hallo zusammen,

ich brauche einmal Rat / andere Perspektiven.

Mein Partner und ich sind seit knapp 4 Jahren ein Paar und haben vor 6 Monaten einen Sohn bekommen.
Auf vielen Ebenen läuft die Beziehung super und wir ziehen an einem Strang, aber es gibt natürlich auch Streitpunkte.
Ein Punkt ist der, dass mein Partner seitdem wir uns kennengelernt haben mind. 30Kg zugenommen hat und von einem sportbegeisterten, aktiven Mann zu einem dauer-zockendem Bewegungsmuffel mit Hygienefaulheit (unregelmäßiges bis kein Zähneputzen und geduscht/sich rasiert wird auch nur selten) mutiert ist. Er ist ein komplett anderer Mensch in der Hinsicht. Seit der Schwangerschaft ist es besonders extrem geworden.

Zu Beginn der Beziehung hatten wir geklärt, was jedem von uns wichtig ist und einer meiner Punkte war, dass es mir sehr wichtig ist, auch in einer Beziehung auf sich zu achten und für den anderen attraktiv sein zu wollen. Damals hat er mir zugestimmt. Nun sieht er das komplett anders und sagt, wenn es mir so wichtig ist, dass er abnimmt und auf sich achtet, dann passt es wohl nicht und wir müssen uns trennen, da es ihn zu sehr belastet, wenn mich sein Übergewicht/Körpergeruch permanent stört. Dass mich sein Übergewicht u.a. auch bzw. vor allem stört, weil er dadurch so laut schnarcht, dass wir seit Monaten getrennt schlafen müssen und er unter Bluthochdruck leidet, will er nicht hören.

Mich schockiert, wie leichtfertig er die Beziehung auf's Spiel setzt und mit Trennung droht - auch wenn ich weiß, dass er das nicht ernst meint, sondern die Emotionen in ihm überkochen. Er ist aber nicht bereit, das Thema konstruktiv zu besprechen oder gemeinsam nach Lösungen zu suchen - sobald ich anspreche, dass es mir wichtig wäre, da gemeinsam nach einer Lösung zu schauen, wird mit Trennung gedroht. Selbst jetzt, trotz Baby.

Ich bin mittlerweile echt ratlos, was ich tun soll. Ich liebe ihn natürlich nach wie vor, habe aber ja trotzdem Bedürfnisse und möchte diese nicht komplett über Bord schmeißen nur weil mein Partner "keine Lust hat", an sich zu arbeiten. Wenn er bei seinem Standpunkt bleibt, dass er weder abnehmen noch mehr auf seine Körperpflege achten möchte, bleibt mir ja am Ende wirklich nur die Trennung, oder wie seht ihr das? Ich fühle mich abends (er zockt jeden abend) und nachts (er schnarcht so laut, dass nicht mal Ohropax helfen) mittlerweile so einsam, dass es mich wirklich stark belastet. Vor allem macht es mich so wütend und traurig, dass es ihm offensichtlich komplett egal ist bzw. es ihm nicht wichtig genug ist, um etwas zu ändern.

Denkt ihr, ich steigere mich zu sehr rein?

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Bist du sicher, dass da dahinter kein psychisches Problem steckt? Oder Spielsucht? Übergewicht ist ja eine Sache, aber gerade dass man die Körperhygiene derart vernachlässigt, ist ja schon echt bedenklich.

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Sehe ich genauso.
Ich glaube auch, dass da etwas anderes dahinter steckt. Depressionen... Spielsucht...irgendwas anderes...?

Ich denke dein Mann braucht Hilfe von außen. Er müsste selbst sehen, dass etwas nicht stimmt, um Hilfe anzunehmen.

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Ich bin da ganz bei der Richtung Depression dabei. Deinem Mann geht es schlecht und er kann sich nicht äußern, was aber nicht an dir liegt, sondern vermutlich eher an der "neuen Rolle" als Vater. Ich denke er will dich als Mutter nicht damit belasten, dir als Partnerin würde er wahrscheinlich eher davon erzählen, kann es aber wegen des Rollenkonflikts nicht. Ich denke er merkt wahrscheinlich dazu auch selber, dass er "schnell an die Decke geht" im Umgang mit dem Baby und zieht sich dann lieber zurück. Wenn du Veränderungen forderst (was nachvollziehbar ist und kein Vorwurf an dich sein soll) zieht er sich zurück und droht mit Trennung, ich denke nicht, dass er das ernst meint, scheint jedoch verzweifelt zu sein, weil er es selber merkt, dass es so nicht gut ist, aber nicht weiß wie er daraus kommen soll und dann mit Pfeilen um sich schießt. Wie eine andere TE schon geschrieben hat, können auch Väter eine postpartale Depression entwickeln. Dass du das Thema Depression schon angesprochen hast, ist super. Dass er dafür nicht offen ist, auch erst einmal leider nicht ungewöhnlich, psychische Erkrankungen sind leider doch oft noch tabuisiert in den Köpfen. Habt ihr jemanden bei dem ihr das Baby mal für einen Nachmittag/Abend abgeben könntet? Damit ihr euch alleine und in Ruhe unterhalten könntet? Vielleicht öffnet er sich dann. Definitiv merkt er selber, dass es so nicht gut ist und ich denke er leidet darunter sehr. Hat er einen besten Freund? Kannst du ihn animieren sich mit ihm zu treffen? Vielleicht dann wenn du selber mit Baby etwas vorhast, damit er kein schlechtes Gewissen haben muss sich an dem Tag mit seinem Freund zu treffen? Ich denke, das spielt alles mit rein, ich glaube er hat sehr hohe Erwartungen an sich als Vater und merkt, dass er es nicht schafft (aufgrund einer Depression) diese zu erfüllen und rutscht immer weiter hinein. Ich denke Veränderungsdruck bringt da nichts, solange er es nicht schafft offen darüber zu reden , sei es erstmal mit dir oder einem Freund. Erst dann kann er daran arbeiten...

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Beende es. Das ist doch kein schöner Zustand. Du leidest nur.

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Ach Himmel. Die Urbia-Antwort auf alles.
Die beiden haben ein Baby, also wohl eher nicht.

Liebe TS, wie sieht es denn aus, beschäftigt er sich mit dem Baby? Tut er da seinen Teil? Das wäre für mich eine entscheidende Frage.

Dann: Kann es sein, dass er spielsüchtig ist? Bzw. depressiv, denn Spielsucht ist oft nur eine Folge (Coping-Strategie) von bzw. korreliert stark mit Depressionen.
Falls Du das für möglich hältst. Wäre er einer Therapie und eventuell Medikamenten gegenüber aufgeschlossen?

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Um das Baby kümmert er sich mit, allerdings verliert er sehr schnell die Nerven, wenn der Kleine mal länger weint und dann wird mir an den Kopf geworfen, wie furchtbar sein Leben jetzt sei und das Baby doch nicht normal wäre. (Das Baby war eine gemeinsame Entscheidung)
Ihm tut es kurz danach immer leid und er entschuldigt sich, aber sobald es wieder stressiger wird, verhält er sich wieder genauso.

Wir haben schonmal über das Thema Depressionen gesprochen, aber er will davon nichts hören. Da er sich auch von seinen Freunden komplett zurückgezogen hat und keine anderen Hobbys mehr hat, habe ich das schonmal vorsichtig angesprochen. Er meint, er ist einfach so und will halt in Ruhe zocken. Andere Menschen mag er jetzt halt nicht mehr, Freunde braucht er nicht und zu nem Arzt will er sowieso nicht, da die ihm nur Medikamente verschreiben würden, was er nicht will. Mit einem Arzt/Psychologen reden will er auch nicht, weil das würde ihm ja nicht bringen und überhaupt, würde ich ihn ja nur verändern wollen, wenn ich sowas anspreche.

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Vielleicht hat er irgendwelche Probleme womit er mich nicht zurecht kommt?
Vielleicht war die Schwangerschaft + die Geburt für ihn sehr schwierig..
Es kommt eins Kind zur Welt, es ist nichts mehr wie früher, mehr Verantwortung etc. Nicht nur Frauen leiden an Schwangerschaftsdepressionen sonder Männer können es leider auch haben.

und er nimmt es wahrscheinlich zu persönlich, was ich komplett nachvollziehen kann. Dass mein Partner ständig sagt, dass ich stinke und zugenommen habe etc. Er denkt sich wahrscheinlich „wenn ich dir nicht gefalle dann geh, ich bin so wie ich bin, werde mich nicht ändern“ solange er es nicht sieht wirst du ein Teufel Tun ihn zu ändern.

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Vor sich hinzocken und dabei müffeln sind nicht gerade Dinge, die ich attraktiv finde.
Er findet das toll?
Ungepflegte Frauen ohne Zähne sind seine Traumfrauen?
Die gibt es, braucht er nur zugreifen.

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Er sagt, er hätte einfach keine Lust darauf, jetzt etwas zu ändern und möchte einfach nur in Ruhe zocken. Er weiß, dass es nicht attraktiv ist, wenn er stinkt und ungepflegt ist, aber gleichzeitig sagt er, ich müsse ihn ja auch so lieben, sonst könne ich ja gehen.
Natürlich liebe ich ihn, aber eine Beziehung kann man auf so einer Basis doch nicht führen

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Er hat ein Kind. In Ruhe zocken kann er wenn Zeit dafür ist. Dazwischen wäscht er sich regelmäßig.
Sonst kann er gehen würde ich ihm sagen.

Der Vater hängt müffelnd vor der Konsole, Mutter kümmert sich ums Kind. Das ist doch kein Familienleben. Liebe mich wie ich bin, würde bei mir nicht ziehen.

Ich vermute mal stark er war immer schon ein Ferkel und hat sich anfangs mit dir zusammengerissen.
Sich zu waschen ist wohl das Mindeste was man erwarten kann.

Er redet von Trennung, dann würde ich okay sagen und schauen was der werte Herr dann macht.

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Ich war dein Mann. Ich habe sogar eher 50kg als 30kg zugenommen und mein Gewicht quasi verdoppelt.
Und psychische Probleme hatte ich natürlich überhaupt nicht, bin ja nicht vollkommen gaga im Kopf.
Dazu kam noch, dass ich zunehmend aggressiver wurde. Ich beleidigte und schrie herum. Und ja, wenn es meinem Mann nicht passt, soll er sich halt trennen!

Irgendwann kam dann der Zusammenbruch, ohne den ich wohl nie was geändert hätte.
Ich hatte keine andere Wahl als ich mich krank schreiben zulassen, da ich wirklich nicht mehr wusste wie ich jemals wie glücklich sein soll und überleben.
Heraus kam dann, dass ich ADHS hatte in Kombination mit einem schweren Burnout und einer PTBS.

Ich war dann fast ein Jahr zuhause, habe meinen Job gekündigt. Habe meine Fressucht (die für ADHS wie generell Süchte tatsächlich sehr typisch ist) bewältigt und mit der Entspannung durch "nur" Kind und Haus verschwand dann auch mein Burnout und ich wurde langsam wieder die alte Frau. Das PTBS wurde dann mithilfe einer Psychologin auch viel besser und beeinträchtigt mich nur in extremen Stressituationen. Ich hänge dir mal den Burnoutkreis an -ich war wirklich an Stufe 12 und der festen Überzeugung das mein Leben vorbei ist.
Bei Stufe 6-8, wo sich dein Partner befindet, habe ich noch vollkommen negiert, dass ich gaaanz evtl. ein Problem haben könnte.

Letztlich muss dein Partner selbst den Mut haben, was zu ändern. Hätte mir jedoch eine außenstehende Person nicht ganz, ganz deutlich gesagt, dass es überhaupt nicht schlimm ist und in meiner Lebenssituation (auf die ich jetzt nicht weiter eingehe) wohl jeder die Probleme hätte die ich habe, hätte ich mich wohl irgendwann eher umgebracht als Hilfe zu suchen. Sich einzugestehen dass man krank ist, ist bei psychischen Probleme nämlich fast unmöglich.

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Vielen Dank für diese ausführliche Antwort. In vielem, was du schreibst, erkenne ich meinen Mann tatsächlich auch wieder.
Aber was kann ich tun? Er hat sogar von sich aus mal erwähnt, dass er denkt, er habe ADHS, aber er will sich nicht behandeln lassen, da er von Ärzten nichts hält. Soll ich abwarten und hoffen, dass er irgendwann an den Punkt kommt, an dem er etwas ändern möchte oder kann ich ihm irgendwie helfen, an diesen Punkt zu kommen?

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Du kannst ihn nur unterstützen. Und nicht verurteilen.
Ich weiß, auch wenn man sagt "wie in guten und in schlechten Zeiten", sind viele Menschen in schlechten Zeiten schnell weg. Eben weil bei psychischen Erkrankungen schlechte Zeit eben auch ggf. bedeuten, dass es nie wieder besser wird oder dem Partner jegliche Einsicht fehlt.
Ich kann das verstehen - ich selbst hätte mich wohl auch von mir getrennt, mein Verhalten ging gar nicht. Und wenn man es nicht schafft, den Partner für sein Leben und seine Entscheidungen nicht zu verurteilen, dann ist das wohl auch der einzig richtige Weg, denn mit Verurteilen zerstört man den Menschen, der am Boden liegt (auch wenn er sich das noch nicht so eingestehen kann - auch er ist mit 30kg mehr und Computerspielen NICHT glücklich, das ist so sicher wie das Amen in der Kriche) nur noch mehr.

WENN du bei ihm bleiben willst, kann ich dir sagen, was mein Mann gemacht hat:

Immer und immer wieder gesagt, wie sehr er mich liebt und was ich für ein toller Mensch bin. Ob er das wirklich noch so empfunden hat, weiß ich nicht. Und dann hat er nach klar mir die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten auf den Tisch gelegt.
Weil ich halt resigniert hatte und mir einfach sicher war, dass ich einfach nur faul und dumm und doof bin und mir eh nicht mehr zu helfen ist. Irgendwann habe ich halt diesen Schutzbunker um mich herum aufgebaut - ich bin gerne fett, ich bin ja so super glücklich etc. Pp. Weil ich das Gefühl hatte, dass das in meinem Inneren eh für niemanden verständlich ist.

Also zum Beispiel:
Du nimmst immer weiter zu - es gibt die Möglichkeit eine Magen-OP zu machen, wenn das willst, werde ich alles tun, um die Behandlungskosten aufzutreiben und dich zu unterstützen.
Du bist dauerkrank, weil du dich permanent auf der Arbeit mit Infekten ansteckst - ich bekomme unsere Familie finanziert, notfalls verkaufe ich XYZ, nimm dir die Auszeit die du brauchst.
Du bist unglücklich- was können wir als Familie machen, damit du dich wieder spürst? Ich weiß, dass du früher so gerne gereist bist. Ich würde mich freuen, wenn wir den ganzen Alltag 2 Monate hinter uns lassen würden. Wo wolltest du schon immer hin? Welches Land ist dein Traum?

Erst, wenn man nämlich wieder dieses Feuer hat, das zage Selbstvertrauen, dass das Leben doch schön sein kann und man noch was ändern kann, dass das Leben nicht aussichtlos ist, kann man dann sein Verhalten reflektieren und Hilfe in Anspruch nehmen. Wenn man eh am Boden ist, wird das sonst sehr schwierig.

Bearbeitet von Inaktiv
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Na ja anstatt zu sagen "du gefällst mir nicht mehr du bist tu dick" könnte man auch sagen ", komm lass uns spazieren gehen", "komm wir kochen zusammen" (was gesundes), das zeigt ihm dann, dass er da nicht alleine durch muss und ist nicht abwertend