gemeinsame elternzeit: eure erfahrungen!

liebe elternteile/-paare im forum,

mein partner und ich erwarten ein 2024er-baby (ist unser erstes). wir sind verheiratet, leben zusammen, arbeiten beide, ziemlich langweiliger standard so weit.

aaaaber was uns beim blick auf freundes-, bekannten- u. familienkreis auffällt, wo wir nicht so „normal“ (hasse dieses wort, aber ihr wisst, was ich meine) sind: wir möchten parallel ca. 1 jahr elternzeit ab geburt nehmen. wir erhoffen uns davon:

— mehr verständnis füreinander, weil nicht beide was komplett anderes machen und jeweils von sich denken, sie machen die „echte“ arbeit
— ein von anfang enges und ausbalanciertes verhältnis zum kind in dieser wichtigen ersten zeit
— mehr zeit, um „wir selbst“ neben dem elternsein zu bleiben, da wir uns so leichter pausen, nachmittage, hobbyzeit verschaffen können
— eine außenwirkung, die zeigt: es geht auch anders als das stillschweigende mutti-macht-alles-vati-malocht-modell, um es polemisch, aber augenzwinkernd zu sagen.

add. infos: wir planen für die zeit keinen längeren urlaub o. ä., im vordergrund soll der familienalltag stehen. finanziell ist das für uns ok, wir wohnen zur miete, haben gute rücklagen, zwei personen aus unseren familien schießen monatlich ein zweites/drittes kindergeld zu und elterngeld bezieht mein mann höchstsatz. (insgesamt ziemlich privilegiert, manche abweichungen vom system sind ja leider neben der willens- auch eine geldfrage.)

jetzt zu euch: ihr habt auch parallel über einen längeren zeitraum (ab geburt ggf.) und ohne großartig urlaub gemeinsam elternzeit genommen? dann freuen wir uns über eure erfahrungen. <3 was hattet ihr euch vorgestellt, was kam in etwa so, was ganz anders? wie blickt ihr auf diese zeit zurück? würdet ihr das bei weiteren kindern ähnlich machen wollen?

dank & gruß
per & alice

Bearbeitet von alice-und-per
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Hallo,
ich hab um zu antworten tatsächlich meinen Account reaktiviert 👋
Einfach um unsere Erfahrung zu teilen, denn wir haben es genauso gemacht wie ihr es vorhabt.
Auch die Situation mit Wohnung und allem drum herum decken sich bei uns. Lediglich das 2./.3. Kindergeld hatten wir nicht. Wir hätten an unsere Ersparnisse gehen können. Mussten wir aber eigentlich nicht. Wir hatten ca. 1950€ monatlich zur Verfügung.
Aber nun zur Erfahrung 😁
Mein Mann betont heute noch wie wertvoll die Zeit für ihn war. Er hat ein ganz anderes Verständnis entwickelt für unsere Kleine und hätte wahnsinnig viel verpasst wäre er arbeiten gegangen. Im ersten Babyjahr passiert viel und die Momente sind nicht nachholbar.
Wir haben uns die Care Arbeit geteilt und so jeder auch mal Zeit für sich gehabt. Zum rechargen, durchatmen, schlafen, essen oder was auch immer.
Das wäre anders nicht möglich gewesen.
Ich hab dafür gesorgt das der Input kommt (voll gestillt) und er hat den Output beseitigt. So als Beispiel. Nach dem stillen war oft eine Möglichkeit für mich Pause zu machen und die beiden waren dann z.B. spazieren/ mit dem Hund raus.
Die kurze Ruhe Zuhause war herrlich, für länger hätte ich unsere Tochter auch nicht missen wollen.
Wir haben die komplette Hormon-Achterbahn zusammen durchgemacht 😂 An manchen Tagen still das kleine schlafende Wunder angehimmelt und uns an anderen ,oder den selben 🤭, Abenden gegenseitig an der Schulter des anderen ausgeweint.
Gelangweilt haben wir uns nicht durch das Kind, sondern eher durch die Pandemie bedingt. Da war ja viel zu oder nur eingeschränkt zugänglich.
Der Schlafmangel zerrte sehr an uns. Oft hat einer das Baby betreut und der andere hat einfach hinter geschlossener Türe geschlafen. Kann da sehr empfehlen sich gut sitzende Ohrenstöpsel zu besorgen. Das nimmt die gelegentlich schmerzhafte Frequenz aus den Schreien. Hat uns geholfen ruhiger zu bleiben.
Alles insgesamt war das erste Babyjahr ziemlich so wie wir es uns vorgestellt haben. Wir sind Realisten ohne romantisierte Vorstellung was Kinder angeht.
Oft haben wir Neid erlebt. Wurden privilegiert genannt und später, als nur ich mich gekümmert habe, stockkonservativ 😂
Mittlerweile ist unsere kleine Eigenbrötlerin 3 und kommt im August in den Kindergarten. Ich habe die Betreuung nach der Elternzeit Zuhause übernommen weil eine KiTa nichts für uns war.
Ich denke gerne an die viele entspannte Zeit zurück und sowohl mein Mann als auch ich hätten gerne wieder mehr davon.
Wir konnten an das meiste mit Gelassenheit, Umsicht und dem ein oder anderen Ratgeber (Bücher, nicht online) angehen.
Hier im Forum habe ich nicht oft vorbeigeschaut. Zu unterschiedlich waren die Ansichten und den Stress wollte ich mir sparen.
Ein weiteres Kind wird nicht folgen. Das war von Anfang an klar.
Mein Mann hat eine Vasektomie durchführen lassen als unsere Tochter ca. 3 Monate alt war.
Am Ende war es so genau richtig für uns. Wie das jeder empfindet ist schließlich sehr individuell.
Wir wünschen euch auf jeden Fall eine schöne und lehrreiche Zeit.
Ich hoffe ich konnte einen Einblick bieten 😊

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Wir machen das nicht so. Liegt einfach daran, dass wir mit dem bisschen Geld, was man da so bekommt keinen Blumentopf gewinnen könnten und ich auch ehrlich gesagt nicht weiß, ob das erste Jahr dafür so geeignet ist.
Ein Jahr zu dritt Zuhause sein, würde bei uns vermutlich Mord und Totschlag geben. Reicht schon, dass einer Zuhause ist 😃

Wie habt Ihr es denn nach dem ersten Jahr vor? Dann kommt ja eigentlich erst der richtige Familienalltag zustande, mit mehr Aufgaben und Verpflichtungen.

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Hi,

Wie witzig, das habe ich auch gedacht. Bei uns würde es auch mehr Streit geben, wenn wir ein Jahr Zuhause aufeinander hocken würden.....

Zwei Monate hatten wir sowohl bei unserem Sohn, als auch unserer Tochter zusammen. Und mein Mann macht nach elf Monaten bei unseren Sohn bzw. nach 12 Monaten bei unserer Tochter noch ein halbes Jahr Elternzeit drauf. Das ist super so...

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hello, danke für deinen beitrag, auch wenn ich hier nach _spezifisch beschriebenen erfahrungen_ gefragt habe.

in gedanken möchte ich keine lebensjahre gegeneinander ausspielen, denn wie welches letztendlich wird und wie baby wird, kann niemand wissen. wir waren noch nie eltern und können daher gar nicht abschätzen, wem baby mehr liegt, wer überhaupt wie zurechtkommt (stichwort: postnatale depressionen) und wer die arbeit vermisst oder nicht.

daher: beide kriegen die gleiche chance.

nach dem ersten jahr steigt mein mann vorauss. teilzeit ein und ich mache die kitaphase zwei, drei monate. oder andersrum, wenn wem das eine mehr am herzen liegt.

gruß
alice

Bearbeitet von alice-und-per
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Naja was heißt schon "normal".... natürlich seid ihr in euer Situation die absolute Ausnahme einfach in finanzieller Hinsicht. Ich denke da wird bei einigen Menschen auch der Neid sprechen und klar auch ich beneide euch um diese Möglichkeit und stelle es mir sehr schön vor, wenn man das erste Jahr komplett gemeinsam erlebt. Aber ich kenne eben niemanden der über solche finanziellen Mittel verfügt...ist ja schon krass, dass ihr ein Jahr mit nur einem reduzierten Einkommen leben könnt, vorallem aufgrund der neuen Regelungen beim Elterngeld.

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Du musst aber auch bedenken, dass hier jeden Monat 500€ von der Familie zugeschustert werden. Das sind ja auch nicht gerade mal 5€, sondern bringen einen schon etwas weiter. So hat man monatlich auch mal eben 2.550€ zusammen. Je nachdem wie man so lebt, würde das Vielen schon ausreichen. 🙂

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hello, sidenote: finde 'normal' einfach einen doofen begriff, meist schwingt damit anspruchsdenken oder ein ethischer imperativ mit, mag ich nicht. ab davon: uff, neid kann ich mir nicht vorstellen, manche könnten es sicher gar nicht vorstellen, so viel zeit mit babys zu verbringen. bin mir dabei mir auch noch unsicher ...

danke jedenfalls für deine einschätzung! ich stelle mir das auch sehr schön vor & dachte, ein paar erfahrungsberichte dazu wären interessant. :)

zum finanziellen: wir beziehen nur einfach EG, nicht gleichzeitig, mein mann eben 1.800. dann 250 kindergeld, 2*250 familienzuschuss für den zeitraum der gemeinsamen elternzeit, ersparnisse können wir ein paar hundert euro pro monat antasten, wenn wir wollen. wir leben ohne hauskredit, ohne eigenes auto, haben keine teuren hobbys, sind keine großartigen urlaubsmäuse und shoppen ist auch kein großer lebensinhalt. wir haben in der EZ vorauss. ca. 2.900 netto statt 4.500 netto (65 % des bisherigen einkommens).

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Wir hatten zumindest 4 Monate direkt nach Geburt zusammen Elternzeit und dann noch ein paar Urlaubstage, insgesamt waren es knapp 5 Monate, die mein Mann mit mir zuhause war. Rückblickend würden wir es anders machen.
Für die ersten 3-4 Wochen war es super, dass er frei hatte, um anzukommen. Als wir eingespielt waren, gab es nicht so viel zu tun.
Ich war zu müde für die meisten Ausflüge und lag stundenlang stillend und dösend mit Baby auf dem Sofa. In der Zeit hätte mein Mann super 20-25 Stunden arbeiten können, zumal er viel Home Office machen kann. So hat er in der Zeit einfach einiges im Haus gemacht, auch gut, aber nicht Sinn der Elternzeit. Als der Kleine dann über ein Jahr war, konnte man richtig was mit ihm unternehmen- da hätte Elternzeit dann noch mal richtig gelohnt!
Also je nachdem, wann euer Kind in die Kita soll, halte ich es für sinnvoller, wenn einer Stunden reduziert anstatt dass zwei Personen komplett zuhause sind. Was echte Care Arbeit bedeutet, sieht man meiner Meinung nach sowieso eher nicht an einem 3-4 Monate alten Baby, was noch lange stillt, viel schläft am Tag oft einfach "nebenher dabei ist", wenn man irgendwas machen möchte. Klar, kann auch anstrengend sein, aber wenn man den ganzen Tag ein 20 Monate altes Kleinkind mit Bewegungsdrang, Neugier ohne Ende und Quatsch im Kopf beaufsichtigt und versucht auszulasten - dann weiß man abends, was man getan hat.

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huhuuu, danke, dass du deine erfahrungen mit uns teilst!

ich bin total gespannt, was das für ein mensch wird, und kann mir gut vorstellen, dass kinder erst ab einem gewissen alter richtig 'spaß' machen im sinne von unternehmungen, ausflüge etc. das gute: wir arbeiten auch nach dem einen jahr nicht beide vollzeit, sondern beide teilzeit, haben bis zu 80 % home office und leben ohnehin in einem naherholungsgebiet.

auch, dass wir nach einem jahr nicht beide in die hände klatschen und das war's dann mit carearbeit und geteilten pflichten, eh klar. aber die 6 jahre elternzeit wollen auch irgendwie aufgeteilt werden. bleiben noch immer so 3,5-4, wenn wir mit dem ersten jahr fertig sind. :)

bei mir ist die besonderheit, das habe ich nicht erwähnt, ich habe einen beruf, bei dem man überall und immer arbeiten kann und vieles davon ist de facto unbezahlt, daher werde ich je nach lust und laune 'weiterarbeiten', ohne wirklich zu arbeiten, aber eben nur, wenn ich will, nicht, weil ich muss.

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Auch die Illusion kann ich dir nehmen 😅 hab auch so nen Job. De facto hat mom brain + Depression + unfassbar unregelmäßiger Schlaf dafür gesorgt, dass ich GAR NICHTS gemacht hab.

Ich war so so so dankbar, als ich nach sechs Monaten wieder "richtig" arbeiten durfte, sprich Baby an festen(!!) Tagen an Papa übergeben und die "Pflicht" dann auch wirklich zu arbeiten.

Ansonsten rafft man sich nach einer schlaflosen Nacht nicht auf, sondern bleibt mit Baby liegen und die döst und döst...

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Hm, wir sind nicht so symbiotisch veranlagt, das uns das irgendwie weitergebracht hätte. Für uns hat es einfach keinen Sinn ergeben, das wir das jetzt das erste Jahr aufeinanderhängen und das Kind bewundern.
Wir hatten da ganz unterschiedliche Wünsche und Vorstellungen für ein Leben mit Kind (in den ersten Jahren). Geld wächst nicht auf Bäumen, Wünsche und Vorstellungen müssen finanziert werden können. Mein Mann hat im ersten Jahr allerdings etwas reduziert gearbeitet, von daher blieb ausreichend zeit für uns alle übrig.

Wir beide wollten, das unser Kind erst ab 3 Jahre fremdbetreut wird. Mein Mann wollte gerne direkt vor der Einschulung Elternzeit nehmen, einfach um das Leben ohne Schulpflicht und Abhängigkeit von Ferien noch etwas genießen zu können. Ich wollte die ersten 3 Jahre Elternzeit. Schlußendlich kam alles komplett anders, als gedacht. Aber wir konnten es durchziehen, das unser Kind eben nicht so früh und täglich lange in die Kita (und später Betreuung in der Grundschulzeit) musste. Auch den Schulwechsel auf die weiterführende Schule wollten wir noch eng begleiten....wer das macht, das stand am Anfang noch nicht fest.

Wir haben uns von Anfang an ganz andere Gedanken gemacht, als nur über das erste Lebensjahr des Kindes. Unsere Prio lag darin, dem Kind eine schöne Kindheit.....ohne Hektik, Zeitdruck und Streß....zu ermöglichen. Das Ziel haben wir erreicht, zwar anders als gedacht....aber wir haben es geschafft.

Keiner der von dir genannten Punkte kam hier zum Tragen oder stellte sich als nötig heraus. Schon gar nicht dein letzter Punkt. "Vati" hat zwar malocht, aber das bedeutet noch lange nicht, das "Mutti" alles andere alleine gemacht hat.

Unsere Tochter ist 12 Jahre und wir würde es genauso wieder machen. Besonders stolz sind wir darauf, das wir unser Kind entspannt durch eine Pandemie bekommen haben.

BTW, ich war heilfroh, als mein Mann nach 14 Tagen wieder arbeiten ging, obwohl ich kaum kriechen konnte zu dem Zeitpunkt. Da fing für mich persönlich erst das Leben mit Kind an. Da konnte ich endlich mal durchatmen, mich sortieren, mich mit der Umstellung beschäftigen und das Kind richtig kennenlernen. Wir waren beide richtig froh, das der normale Alltagswahnsinn anfangen konnte und wir uns endlich dem Stellen konnten, was da auf uns zukam....eben unter realen Bedingungen. Denn nur so konnten ja die Schwachstellen unserer Planung zu Tage treten und entsprechend an den Stellschrauben drehen.

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hallo! danke für deinen beitrag, obwohl ja auch hier anders gelagert ...

wir sind tatsächlich ziemlich symbiotisch, das wort finde ich gut gewählt. machen das meiste gemeinsam, haben viele gemeinsame interessen und sind durch bis zu 80 % home office schon ans aufeinander-hocken gewöhnt (von corona damals gar nicht zu sprechen^^).

ich glaube auch, dass eine kindheit "ohne hektik, zeitdruck und stress", wie du schriebst, auf unterschiedliche weise erreicht werden kann und wissen, wie was läuft, tut eh niemand im vorfeld. deshalb haben mich ja _dezidiert_ erfahrungen von menschen interessiert, die (lange/ab geburt) gemeinsam EZ genommen haben ...

nach einem jahr bleibt einer von uns noch ein paar monate zu hause wg. kitaeingewöhnung, denn noch viel länger aus dem job weg zu sein, kommt für uns beide nicht infrage. da haben wir also eine kleine transition von "beide kind" über "einmal kind, einmal erwerb" bis "beide erwerb, beide kind". also: ganz viele realitäten mit vielen verschiedenen bedingungen.

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Naja, aber gerade wenn keiner von euch mehr als ein Jahr aus dem Job weg sein will....dann ergbit es doch erst recht keinen Sinn, die Zeit komplett zusammen zu nehmen.
Ihr seid ja finanziell priviligiert, ansonsten würde eure Idee ja so überhaupt nicht aufkommen. Und ihr könnt beide HO machen....wie (und ob) ihr euch da selber die Zeit einteilen könnt, das hattest du glaube ich, nicht erwähnt.

Ich denke, die wenigstens würde ihre Kinder schon mit ein Jahr fremdbetreuen lassen, wenn es andere Wege und Möglichkeiten geben würde. Ihr habt diese Voraussetzungen und wollt sie nicht (im Sinne des Kindes) nutzen. Das ist jetzt von mir einfach nur ein Gedanke, ihr denkt noch als Paar...nicht als Eltern udn ihr denkt nicht weit genug.

Udn, der Elterteil, der als erstes in EZ geht, der bekommt doch auch keine Einarbeitung....der fuchst sich da rein. Der Elternteil, der im Anschluß EZ nimmt, der hat ja sogar den Vorteil, das er sein Kind schon über Zeitraum X erlebt hat. Es ist doch nun wirklich nicht so, das der Elternteil, der nicht von Anfang an zuhause ist, keinen Bezug zum Kind aufbauen kann oder keine Bindung an das Kind hat.

Bei euren Möglichkeiten und dem Grundgedanken, das keiner länger als ein Jahr aus dem Job sein möchte (völlig legitim). In Kombination mit dem Fachkräftemangel in der Fremdbetreuung (den solltet ihr nicht unetrschätzen, er ist massiv) ist eure Idee eben keine mit positiver "Außenwirkung".

Und, tut mir leid....eure Idee ist eben kein Exot, sondern aus Sicht von Otto Normal eben durchaus eine Form von Zeit-und Geldverschwendung und das Ganze noch ohne wirklichen Blick auf das Kind und den zu erwartenden Betreuungsaufwand über mehrere Jahre. Aber genau der ist den meisten Eltern im Vorfeld durchaus sehr bewußt. Deswegen wirst du hier auch kaum auf Erfahrungen treffen.

Ich wünsche euch aber trotzdem ein wunderschönes erstes Jahr mit eurem Nachwuchs und das ihr eure Vorstellungen so umsetzen könnt, wie ihr euch das vorstellt. Denn das ist es, was wirklich zählt...die eigenen Vorstellungen umsetzen können. Die unterschiedlichen Meinungen, auf die man immer wieder ungefragt trifft ;-), werden auch zu euren neuen Errungenschaften als Eltern gehören...also lasst euch ein dickes Fell wachsen, egal was kommt.

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Ich schliesse mich Imalya vollumfänglich an.
Die Rücklagen aufzubrauchen, damit im ersten Jahr beide zuhause bleiben können, macht imho keinen Sinn. Im ersten Babyjahr ist - sollte Baby gestillt werden - die Futterspenderin, also die Mutter, gefragt. Die kämpft dann auch mit einem ausgeleierten Beckenboden, ständig auslaufenden, schmerzenden Brüsten und mit Müdigkeit, die die Lust auf Hobbies doch ordentlich mindern können. Der Haushalt bleibt überschaubar, Baby schläft viel (blöderweise nicht unbedingt nachts oder mal 8 Stunden am Stück). Klar könnte Papa den Haushalt schmeissen, das Wickeln übernehmen aber abendfüllend ist das nicht wirklich.

Interessant wird es nach dem ersten Lebensjahr. Für die gleichberechtigte Aufteilung Familie - Beruf ist es ja nicht nur wichtig, dass beide Elternteile eine enge Bindung zum Kind haben, sondern auch das beide Elternteile ihre Bindung zum Beruf nicht verlieren. Wenn jetzt noch Rücklagen da sind, um beiden Elternteilen Teilzeit zu ermöglichen, ist das ein echter Gewinn. Dann müssen beide Elternteile gleichermaßen den Alltag mit Kind wuppen. Schwenkt man jetzt wieder auf das klassische Modell 'Papa Vollzeit Arbeit, Mama Hausfrau oder Teilzeit' bist Du sofort wieder im altbekannten Hamsterrad. Und 'Beide Vollzeit' ist Stress für alle Beteiligten, den man sich Dank noch vorhandener Rücklagen gut ersparen könnte.

Grüsse
BiDi

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hello, danke fürs bekräftigen. schade, dass du keine eigenen erfahrungen hast, aber so gehe ich mal darauf ein, was bei uns in deiner rechnung nicht zutrifft (wobei mich eben, wie gesagt, nicht diskussionen um unser kleinklein interessieren):

wir brauchen die rücklagen nicht auf. und ich freue mich sehr, während der anstrengenden ersten zeit wen an meiner seite zu haben. übrigens war meine mutter ab mutterschutz wieder arbeiten, so viel zum pauschalen gefragtsein.

wir sehen das eben schritt für schritt, baby muss erst mal geboren werden, wer weiß, was es braucht; wie es mir oder meinem mann de facto gehen wird; wie wir reinfinden, wie wir uns und das elternsein erleben ... dann das erste jahr ... und dann sehen wir weiter. wir haben schon ideen und wir arbeiten danach beide teilzeit (insgesamt dann 1,25 stellen, beide viel home office, gute voraussetzungen, um gleichberechtigte teilhabe zu manifestieren).

hoffe, es ist nun plausibler, warum wir das für uns möchten, als machbar einschätzen und daher eben an _ähnlichen erfahrungen_ interessiert sind.

Bearbeitet von alice-und-per
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Wir nutzen beide gleichzeitig die volle Elternzeit, also nicht nur ein Jahr, sondern die ganzen drei Jahre, und arbeiten in Teilzeit (so, dass immer jemand zu Hause ist).

Uns ist es wichtig, beide für unsere Kinder da zu sein und beide auch den beruflichen Anschluss zu behalten.
Wir möchten kontinuierlich für unsere Kinder da sein.
An das erste Jahr können unsere Kinder sich sowieso nicht erinnern. Die Jahre danach sind auf andere Weise mindestens genauso anstrengend und prägen auch die Entwicklung und Erinnerung unserer Kinder.

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke: Hätte ich die Wahl zwischen 3 Jahren, wie wir es machen und 1 Jahr, wie ihr es macht und danach Vollzeit arbeiten für beide, dann würde ich unseren Weg wählen.

Wir hoffen, dass wir es uns auch nach Ablauf der Elternzeit leisten können, dieses Modell zu leben (dann vielleicht mit mehr Arbeitsstunden, weil die Kinder vormittags in der Schule und im Kindergarten sind.

Ich weiß jetzt nicht genau, was du an Erfahrungen erwartest.
Wir leben einfach unser ganz normales Leben: Wir arbeiten, erledigen den Haushalt, spielen und fördern die Kinder, machen Ausflüge, bekommen Besuch ...
Wir hatten keine besonderen Erwartungen, wir wollten einfach glücklich mit unseren Kindern ein Familienleben aufbauen, das die Grundlage für die nächsten 18 Jahre ist und das gelingt uns bislang.
Deshalb hätte ich auch kein "Sonderjahr" im ersten Jahr gewollt, um mich danach komplett neu aufstellen zu müssen.

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hallo mania, danke, dass du eure erfahrungen mit uns teilst <3 und genau das meinte ich: einfach mal eure beweggründe und einsichten daraus mitteilen, was du ja getan hast.

ich finde es sehr schön, dass ihr euch so lange gemeinsam zeit für eure kinder nehmt und beide dafür anpassungen vorgenommen habt. wir können uns nach dem gemeinsamen jahr auch sehr gut vorstellen, beide teilzeit zu arbeiten, um dann, genau wie ihr, sowohl karriere (und eben das schnöde geld) sowie kind besser zu vereinen. wir beide hängen auch an unserer arbeit.

finde es interessant, dass diese lange gemeinsame EZ u. a. so begriffe wie "sonderjahr" hervorruft ... klingt nach 'sonderwunsch' oder 'sonderbar'. obwohl das ja einfach nur eine mögliche variante ist, nur scheinbar seltener.

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"finde es interessant, dass diese lange gemeinsame EZ u. a. so begriffe wie "sonderjahr" hervorruft ... klingt nach 'sonderwunsch' oder 'sonderbar'. obwohl das ja einfach nur eine mögliche variante ist, nur scheinbar seltener. "

Ich meine das nicht im Sinne von "sonderbar", sondern in dem Sinne, dass es ja im Grunde wie eine Auszeit aus dem Alltag ist.
Wie ein Sabbatical. Es ist ein Jahr außerhalb der Realität vom Berufsleben. Ihr lebt ja in dem Jahr nicht den Alltag, den man normalerweise hat, weil keiner von euch arbeitet. Gerade das Nebeneinander, Miteinander, Ineinander von Beruf und Familie ist ja sehr herausfordernd.

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Ich finde euren Plan sehr schön. Wir hätten es gerne auch so gemacht. Finanziell war es aber nicht möglich, so dass wir Elternzeit und Elterngeld 50:50 aufgeteilt haben, erst ich 7 Monate, dann mein Mann. Mit einem Monat Überschneidung durch Urlaub. Damit waren wir hier aber auch absolute Exoten.

Was viele hier schreiben (Kind schläft eh den ganzen Tag oder wird gestillt, Vater kann eh nur rumsitzen und das Baby bestaunen) trifft vielleicht auf die ersten 2-3 Monate zu. Spätestens mit sechs Monate wird das Kind mobil und dann sind auch Ausflüge und Hobbys wieder drin.

Ich finde euren Plan echt gut und sinnvoll. Die Weichen für eine gleichberechtigte Aufteilung von Carearbeit werden häufig schon im ersten Lebensjahr gestellt. Bedenken solltet ihr natürlich aber auch die Zeit danach (z.B. beide Arbeitszeit reduzieren).

Und sicher habt ihr es auf dem Schirm, aber da es aus deinem Ursprungsbeitrag nicht hervor geht: ihr könnt nicht beide jeweils ein volles Jahr Basiselterngeld beziehen, sondern nur insgesamt zusammen 14 Monate.

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Gibt es da nicht jetzt eine Änderung, dass es nur noch innerhalb der ersten 12 Monate und nur noch einen Monat gemeinsam geht?

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Stimmt, aber das gibt nur für gleichzeitigen Basiselterngeldbezug und ließe sich mit der aufgrund der Dauer eh notwendigen Streckung auf EG+ lösen.

Z.B.
sie: BasisEG 1.-2. LM, EG+ 3.-12. LM
er: BasisEG 1. und 12. LM, EG+ 2.-11. LM

Bearbeitet von amy1987
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Wir haben 3 Monate gemeinsam gemacht und dann noch mal jeder 6 allein. Der erste Monat zusammen war gut, weil ich im Wochenbett Unterstützung brauchte, aber die anderen beiden hätten wir lieber richtig aufteilen sollen.

Ein Risiko bei gemeinsamer Elternzeit ist, dass es zu einem Ungleichgewicht kommt und ein Partner mehr Elternzeit macht und der andere mehr Urlaub. Nicht aus böser Absicht oder Faulheit, sondern weil es sich durchs Stillen oder das Bindungsverhalten des Kindes so ergibt. Da muss man entweder proaktiv gegensteuern (was viel Kommunikation bedeutet) oder man teilt die EZ richtig auf, sodass jeder einen Teil der Zeit „Dienst“ hat. Also z.B. Mama arbeitet Mo-Di, Papa Do-Fr, oder monatsweise, etc.

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hi norda, danke für deinen beitrag und die risikoeinschätzung!

das leuchtet mir ein, dass es bei von vorneherein klar aufgeteilten zeiten eher funktionieren MUSS mit der verantwortungsaufteilung.

gleichzeitig denke ich mir, dass ich besser und ad hoc auf bedürfnisse eingehen kann, wenn ich sie miterlebe und wenn ich die belastung, die wer durchmacht, genau nachvollziehen kann, weil ich sie zumindest in sehr ähnlicher weise erlebe. so können wir dann z. b. spontan entscheiden, wer wann babydienst übernimmt, wann aufsteht, wann schläft, welchen termin wahrnimmt - und im gegenzug dann der andere part freizeit hat, einem hobby nachgeht etc. eben nach tagesform aller drei beteiligten; und nicht weil es dienstplan x und konferenz y gibt und da mal ne lücke ist. ein jahr ohne jobzwang eben. :)

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Man kann den “Dienstplan” natürlich auch anders definieren als durch Erwerbsarbeit (also: Mama hat Montagvormittag frei für Yoga, Papa Dienstagnachmittag frei fürs Wandern, etc.), aber ich finde es wichtig, dass es eine konkrete Absprache gibt. Wir sind da als Paar eher naiv reingegangen mit der Erwartung, dass wir die drei Monate eh nur beim Kind sein wollen und viel zu dritt unternehmen werden. Haben uns aber beide sehr schnell nach Freiheit und Zeit für uns gesehnt. Bloß war dieser Wunsch für mich deutlich schwerer umzusetzen als für meinen Mann. Ich wurde x-mal zurückgerufen, weil Mini keine Flasche wollte, beim Papa nicht schlafen wollte, usw. Und weil ich “nur” freizeitmäßig unterwegs war, habe ich mich verpflichtet gefühlt, das Kind nicht leiden zu lassen. Zugleich hat das bei mir eine Menge Frust erzeugt, weil das Problem in der entgegengesetzten Richtung überhaupt nicht bestand. Als ich dann wieder arbeiten war — sprich, als ich wirklich weg war — da ging es dann plötzlich mit der Betreuung durch den Papa.

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