Ungleichgewicht in der Beziehung

Manchmal fühle ich in unserer Beziehung ein Ungleichgewicht… Was Arbeitszeit und Aufgabenteilung zu Hause betrifft. Es nervt mich, ich kenne aber auch nicht die Lösung dafür. Also letztendlich ein Gefühl, dass ich mehr investiere. Aber ich weiß auch nicht, wie ich es „fairer“ finden würde.

Wir haben keine Kinder. Zur Haushaltskasse tragen wir gleich viel bei und verdienen auch ähnlich.

Ich habe einen ruhigen Job, kann ab und zu Homeoffice machen und kann mich auch im Büro um so gut wie allen privaten Schriftkram/Recherchen/Urlaubsplanung etc. kümmern. Wenn ich dann Feierabend habe, ca. 15.30, habe ich Zeit für Hobbies, Freunde, Erledigungen und koche dann normalerweise. Mein Freund muss sich nie um unsere Essensplanung, Hotelbuchungen oder so kümmern, weil ich im Büro einfach genug Luft habe. Und nach den Bürozeiten dann für Sport etc. Zeit habe. Dann ist die Zeit im Büro bei mir wenigstens sinnvoll genutzt.

Es ist nicht, dass mir Zeit für Sport oder andere Hobbys fehlt, ich denke nur manchmal, es ist irgendwie unfair, dass er sich um die ganzen Dinge keine Gedanken machen muss. Den Haushalt erledigen wir am Wochenende zusammen, theoretisch würde ich das auch noch unter der Woche schaffen, sehe es aber irgendwie „aus Prinzip“ nicht ein. Andererseits auch nervig, dass das dann am Wochenende Zeit beansprucht. Andererseits will ich auch nicht alles erledigen, es ist ja unser gemeinsamer Haushalt.

Er hat in der Arbeit viel um die Ohren und kommt auch erst später heim, wir essen dann noch zusammen und entweder ist dann relaxen für beide angesagt oder er macht noch Sport. Irgendwie will ich ja auch nicht, dass er abends noch irgendeinen Papierkram erledige muss, den ich ja locker übernehmen kann. Manchmal fühle ich mich allerdings wie sein privates Sekretariat.

Wie gesagt, die Zeit im Büro ist ja vorhanden bei mir, ich muss mich da nicht stressen, wenn ich die Einkaufsliste schreibe oder unseren Urlaub buche oder mal für ihn beim Arzt anrufe weil dauernd besetzt ist. Und es ist nicht so, dass mir Zeit fehlt, weil ich das übernehme.

An einem Homeoffice Tag kann ich ZB gut mal die Wäsche abhängen oder so. Wenn wenig Arbeit da ist. Und trotzdem ärgert es mich manchmal, dass er nur noch die gefaltete Wäsche in den Schrank legen muss.

Er ist auch ein bisschen der Meinung dass ich nur Dinge gerne mache, die mir einen Vorteil bringen. Okay, ich bin egoistischer als er, aber so ganz stimmt das auch nicht.

Grundsätzlich habe ich auch nicht vor den Job zu wechseln, alles in allem passt das schon für mich.

Vielleicht ist es auch die Sorge, dass das alles „meine“ Aufgabe bleibt, auch wenn ich mal nicht mehr so viel Leerzeit im Büro hätte. Weil es dann Gewohnheit ist.

Mir geht es auch nicht ums Geld, ich wäre nicht zufriedener, wenn er dafür mehr vom Haushalt bezahlt. Aber irgendwie finde ich es trotzdem unfair und weiß nicht, wie ich oder wir diesen knoten lösen kann. Wie sind denn eure Meinungen?

Bearbeitet von Limone90
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Unsere Einstellung ist eher: Wir wollen, dass wir beide annähernd gleich viel Freizeit zur Verfügung haben, sowohl alleine als auch gemeinsam nutzbar. Mir ist das echt egal, dass ich faktisch viel mehr als mein Mann mache. Er arbeitet mehr, er ist oft mehrere Wochen weg, es kann überhaupt nicht fair sein. Es würde mich stören, wenn er abends heimkommt und sich drei Stunden vor die Glotze haut, während ich bis zum Schlafengehen noch schufte. Aber so ist es ja nicht.

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Wir hatten die Situation ähnlich: Mein Freund war in seinem Job von Montag früh bis Freitag abend außer Haus, mit vielen Überstunden. Freitag abend kam er erschöpft heim. Mein Job war vergleichsweise ruhiger. und ja, da habe ich mehr gemacht als er. Für mich war das o.k..

Als sich unsere Situation verändert hat, haben wir dann einfach geredet. Also als er dann z.B. nach dem er gekündigt hatte und dann zwei Monate zuhause war, da war auch ganz schnell Schluss mit "ich übernehme mehr". Das kann man dann doch kommunizieren.

Die Frage ist: was ist Dir wichtiger, dass er eben die freie Zeit mit Dir verbringen kann oder dass er seinen Anteil am "Sekretariat" übernimmt. Die Antwort kannst Du Dir nur selbst geben. Mir war unsere gemeinsame Zeit wichtiger und ich sehe so was nie als in Stein gemeißelt an. Ändern sich Umstände, ändert sich die Aufteilung.

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Ich persönlich sehe hier keinen Knoten. Solange beide Partner ihren Teil zu einer funktionierenden Partnerschaft beisteuern und nach den jeweiligen Möglichkeiten Aufgaben übernehmen, finde ich es seltsam Dinge wie "Einkaufsliste schreiben" aufzurechnen. Derjenige, der mehr Zeit hat, macht es eben. So handhaben es mein Mann und ich zumindest. Gewisse Dinge erledigen wir zusammen. Aber Arzttermine kann doch jeder für sich vereinbaren...müsste man ja auch machen, wenn man Single ist (außer ihr vereinbart gleich für euch beide Termine an einem Tag, sodass ihr zusammen fahren könnt). Ich arbeite auch im Büro und kann immer mal wieder private Dinge nebenbei erledigen (erst heute in der Pause Urlaub für uns gebucht), würde aber nie auf die Idee kommen, dass ich es meinem Mann vorhalte. Ich weiß genau was er alles für mich macht und tue auch für ihn bzw. für uns alles was ich tue von Herzen gerne - andernfalls muss man über die Aufgabenverteilung sprechen. Hast du es deinem Partner denn schon mal gesagt, dass es dich stört?

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Lass ihn doch seine Arzttermine selbst vereinbaren, er ist ja kein Kleinkind. Ja, es ist nervig in der Warteschleife zu hängen, aber da muss er dann durch.

Frag ihn mal, wenn es um die Essensplanung geht, was er gern essen möchte. So mache ich das, mein Mann sagt zwar dann immer "etwas mit Gemüse", aber ich lasse nicht locker, er muss schon ein vollwertiges Gericht benennen. Denn auch ich plane für die ganze Woche.

Wenn es feste Aufgabenteilung gibt, dann halte dich daran und mach nur deinen Teil. Wozu gibt es sie denn?

Ansonsten würde ich nicht so viel gegeneinander aufrechnen und es etwas lockerer sehen.
Dann machst du eben etwas, wenn du im HO gerade Luft hast und dein Partner freut sich darüber.

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Sowas wie Recherche und Urlaubsplanung mache ich seit Beginn unserer Beziehung.
Aber ich liebe diese Dinge.
Stundenlang verschiedene Hotels miteinander vergleichen bereitet mir Freude, während mein Mann einfach das Erste zum angemessenen Preis buchen würde.
Suche auch gerne für Arbeitskollegen und Freunde was raus.
Für ihn wäre es die Hölle.
Vor der endgültigen Buchung muss er aber mitentscheiden, da bekommt er die letzte Auswahl zu sehen mit geschwärzten Preis. 🤣

Dafür hat mein Mann Dinge in seinem Aufgabenbereich, die ihn mehr liegen und die ich nicht auf dem Schirm habe.
Da gibt's bei euch wahrscheinlich auch ein paar Sachen.

Als Einkaufzettel haben wir eine App, da trägt jeder ein was ihm einfällt bzw leergemacht hat.

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Bei uns gab es immer mal Zeiten, in welchen der eine oder andere mehr gemacht hat um den anderen zu entlasten. Das hat sich über die Jahre auch immer wieder ausgeglichen bzw haben wir Aufgaben verteilt. Auto und alles was damit zu tun hat, hatte ich noch nie auf dem Schirm. Wenn ich allerdings den Urlaub nicht in der nächstbesten Absteige verbringen möchte, muss ich mich selbst darum kümmern.

Für mich wäre, derart kleinliches aufrechen, ein Grund die Beziehung zu beenden. Ich hätte wirklich keine Lust mir anhören zu müssen, dass mein Mann während seiner Arbeitszeit den Einkaufszettel geschrieben und damit aber ein grundsätzliches Problem hat.
Sind wir mal ehrlich, bei einem zwei Personenhaushalt gibt es nicht so wahnsinnig viel zu bedenken, dass da jemandem der Zacken aus der Krone bricht.

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Naja, wenn du die Dinge erledigst (also an dich bindest), weil du so deinen Arbeitstag "füllen" kannst...welchen Vorwurf willst du dann eigenltich deinem Partner machen? Es bleibt doch dann nichts mehr für ihn übrig.

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Hi
Wir beide kümmern uns je um das was geht, was man gerne macht oder für denjenigen einfacher umzusetzen ist.
Wir rechnen gar nicht auf, jeder macht so viel er kann und Lust hat. Das ist tagesformanhängig auch unterschiedlich.
Man empfindet ja auch verschiedenen Dinge unterschiedlich anstrengend. Mein Mann macht zB alles rund ums Auto. Er macht es gern und ich bin froh, dass ich darüber nicht nachdenken muss.
Was wir beide nicht mögen, machen wir zusammen.

Wichtig ist doch, dass jeder noch Zeit für seinen Freiraum hat und das ist gegeben.

Wie wäre es, wenn du an deinem mindest arbeitest?
Nicht "ich muss Urlaub buchen", sondern "ich möchte Urlaub buchen" oder "ich darf /kann/will Urlaub buchen".
Mach dir bewusst, dass du es machen kannst, aber nicht musst. Vielleicht nimmt es den Druck weg.

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Hmm ich kann es sagen wie es bei uns ist. Mein Mann macht quasi alles und ich viel viel weniger. Er hat dauerhaft Home Office und dabei macht er Wäsche, faltet alles bei Calls, saugt und putzt zwischendurch. Bei 2 Personen Haushalt ist es ja auch nicht unglaublich viel obwohl unsere Wohnung groß ist. Dabei verdient er auch drei mal so viel als ich. Ich glaube er hat sich noch nie darüber Gedanken gemacht, dass ich Zuhause weniger mache.

Dein nächster Freund kannst du ja nach Arbeitszeiten aussuchen.

Bearbeitet von Kayla87