Belastende finanzielle Situation - Auswirkungen?

Hallo liebe Community!
Mein Partner und ich sind seit über 7 Jahren glücklich zusammen und haben uns unser gemeinsames Leben so eingerichtet, wie es uns beiden guttut.

Mein Partner hatte zu Beginn unserer Beziehung einen super Job bei einem großen Konzern und sehr viel verdient.
Wir konnten uns schöne Urlaube und auch sonst einiges an Luxus leisten und ich schäme mich nicht dafür, zu sagen, dass wir es geliebt haben.
Wir haben es geliebt, keine finanziellen Sorgen haben zu müssen und unsere Freizeit beliebig nach unseren Wünschen gestalten zu können.

Vor einigen Jahren hat mein Freund dann ein Angebot einer anderen (ausländischen) Firma bekommen, für diese als Selbständiger tätig zu sein. Das Angebot war gut, also haben wir mit Steuerberater und weiteren Stellen gesprochen, mein Freund nahm das Angebot an und ist seitdem selbständig.

Der Vertrag mit der Firma wurde aufgesetzt, vorerst auf ein Jahr. Dann kam Corona und der Vertrag wurde mündlich verlängert. So ging das jetzt vier Jahre lang und mein Freund hat immer gleich viel Geld bekommen, ohne Anpassung an Inflation und gestiegene Kosten, sodass ihm mittlerweile nur mehr sehr wenig Gewinn übrig bleibt.
Verhandlungen über eine Anpassung des Vertrags sind gescheitert bzw. werden Anfragen meines Partners einfach nicht beantwortet oder aufgeschoben.

Es ist inzwischen und der Fall eingetreten, dass mein Freund ohne den finanziellen Polster, den er sich in den Jahren vor seiner Selbständigkeit aufgebaut hat, total aufgeschmissen wäre, da nun auch die Steuer und Sozialversicherungsnachzahlungen eingetrudelt sind. Er lebt von seinem Ersparten.

Kurz gesagt: Mein Freund verdient nun nicht mehr gut, sondern maximal mittelmäßig und es ist einfach eine riesen Umstellung für uns. Mein Freund war es immer gewohnt, nicht aufs Geld schauen zu müssen und war trotzdem in der Lage, sich etwas anzusparen, das alles ist nun nicht mehr so. Wir finden uns nun in einer völlig neuen Situation wieder und kommen einfach sehr schlecht damit klar.

Vieles von dem, was unserer Beziehung gutgetan hat - die häufigen Reisen, die tollen Restaurantbesuche, Konzerte, Ausflüge, diese Leichtigkeit, einfach das tun zu können in der Freizeit, worauf man Lust hat, etc. - das alles fällt nun weg, weil wir es uns nicht mehr leisten können.

Klar kann man nun sagen, selbst schuld, hätte er sich mal vorab besser informieren müssen, aber wozu hat man die Kammer und einen Steuerberater, wenn die einen nicht darauf hinweisen? Mein Freund hat immer wahnsinnig gerne und deshalb auch wahnsinnig gut gearbeitet und er hat es einfach nicht verdient, mit so einem Hungerlohn abgespeist zu werden.

Er ist jetzt 50 Jahre alt und anstatt mit dem Alter mehr zu verdienen, ist er nun in der Situation, immer weniger zu haben, das ist doch nicht fair.
Und sich mit 50 nochmal ein neues Standbein aufzubauen, wird schwierig werden. Er wird nie wieder an den alten Gehalt bei der alten Firma anknüpfen können.

Und ich frage mich die ganze Zeit: Was wird das mit uns, mit unserer Beziehung machen? Ja, wir lieben uns und das auch ohne Geld, aber schaffen wir den Sprung in ein ganz anderes Leben? Oder frisst uns der Frust und Neid auf und greift somit auch unsere Beziehung an? Ich habe einfach solche Angst!

Es belastet mich ungemein und eigentlich bin ich auf der Suche nach tröstenden Worten.
Von Leuten, die ähnliches durchgemacht haben und sich trotzdem wieder etwas leisten konnten. Oder von Menschen, die mit 50 nochmal neu angefangen haben und bei denen es geklappt hat.
Ich will eigentlich nur hören, dass alles wieder gut wird, aber wird es das wirklich oder müssen wir uns auf ein neues, anderes Leben mit viel weniger Annehmlichkeiten einstellen müssen?

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Ja nun gut, man hätte es aber tatsächlich wissen müssen.

Wir sind ebenfalls selbständig, ziemlich genau seit dem lockdown. Man macht das doch nicht (vor allem nicht mit 50) ohne sich darüber richtig zu informieren?! Das auf andere schieben ist schon zu einfach.

Wenn er selbstständig ist und gut in seinem Job, hat er ja Möglichkeiten. Will er denn auch was ändern? Dafür muss man nun auch was tun? Andere Branche, andere Firma, andere Verhandlungen, andere Aufstellung?

Ansonsten muss er den Job wechseln. Und wenn ihr den Luxus wie vorher haben wollt, dann du auch. Im Zweifel einen Nebenjob oder so.

Wenn man sich wegen so etwas als Paar verliebt, war es die Beziehung nicht wert.

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Nun ja, er hat sich ja informiert. Er kennt die Firma, er kennt die Branche, es war nicht abzusehen, dass sich der Vertrag nie ändert. Der Steuerberater und die Kammer haben gesagt, dass es ein super Angebot ist und er hat sich damals mit 45 gedacht, jetzt oder nie.

Aber ja, es ist, wie es ist, ob nun wir selbst zu 100% schuld an der Misere sind oder evtl. auch schlecht beraten wurden, macht jetzt keinen Unterschied mehr. Wir möchten da einfach nur wieder raus und eine Perspektive haben.

Mein Freund ist gut in dem, was er tut, keine Frage. Aber er ist auch einfach ein anderes Geld gewohnt, das wird er bei keiner Firma mehr bekommen. Er schaut sich nun nach einem zweiten Standbein in der Selbständigkeit um, aber natürlich findet sich da auch nich von heut auf morgen etwas Lukratives.

Und ja, die Frage: "Warum habe ich mich darauf jemals eingelassen" steht im Raum, aber leider könnne wir das jetzt nicht mehr ändern.

Ich würde mir einfach wünschen, dass uns jemand Mut macht und sagt, dass wir es schaffen können.

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Ja aber natürlich könnt ihr was ändern. Natürlich kann die finanzielle Situation über kurz oder lang besser werden.

Dafür könntest auch du was tun. Deinen jib wechseln, höhere Position, mehr Verantwortung….oder einen Zweitjob annehmen. Das ist ja nicht alleine sein Bier euch da raus zu manövrieren. DU willst diesen Luxus ja auch.

Mag ein gutes Angebot gewesen sein. Dennoch weiß man ja schon als Arbeitnehmer was steuern sind und wieviel vom Netto über bleibt. Dass das als selbständiger wesentlich krasser ist, steht völlig außer Frage. Das war mehr als blauäugig dem Geld hinterher gelaufen.

Ein zurück gibt es sicher nicht mehr? Ich weiß zB, dass unsere Firma uns mit Kusshand wieder nehmen würde. Locker zu den gleichen Konditionen, eher mehr. Es fehlt ja nun an allen Ecken das gute Personal mit Wissen, Willen und Einsatz.

Dann raus aus der Selbständigkeit. Das ist nicht jedermanns Sache. Popo hochbekommen. Nicht jammern was man alles mal hatte, sondern nach vorne gucken und was tun.

Das kann man schaffen. Aber eben nur wenn man selber in Bewegung kommt.

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Hallo Vinobianco,

dazu fällt mir nur ein Satz ein, vielleicht hilft es dir ein wenig:

"Alles eine Frage der Perspektive".

LG

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Da hilft erst mal nur, was viele Menschen in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage machen müssen: Auf die Ausgaben achten, um ganz stumpf gesagt, nicht von den Ersparnissen leben zu müssen. Und das bedeutet dann auch eure Annehmlichkeiten, die eurer Beziehung gut getan haben, einzuschränken bzw. aufs Geld zu achten.

Gucken, ob er in seiner alten Firma wieder Fuß fassen kann. Selbstständigkeit stellen sich viele so einfach vor. Letztlich ist aber nur selbst und ständig und hat mehr Nach- als Vorteile. Vielleicht kann er seinen Kundenstamm ausbauen, wenn da vertraglich nichts anderes ausgemacht wurde.

Oder du schaust, wie du finanziell mehr beitragen kannst.

Und so sind Beziehungen eben- es gibt gute und schlechte Zeiten. Die schlechten Zeiten verdeutlichen die Qualität einer Beziehung.

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Die alte Firma hat damals zwei neue Mitarbeiter für die Position meines Freundes eingesetzt, ich kann mir kaum vorstellen, dass beide gekündigt werden, nur weil mein Freund wieder angekrochen kommt. Die alte Firmenleitung war damals auch etwas pikiert, dass er sie verlässt.
Aber ja, nachfragen kostet nichts, vielleicht ergibt sich ja auch eine andere Position...

Und ja, es steht außer Frage, dass ich auch in schlechten Zeiten mit meinem Freund zusammenbleiben will, ich wünsche mir doch einfach nur eine Aussicht darauf, dass auch wieder bessere Zeiten kommen werden.

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Dann nach Lösungen suchen. Dein Partner ist ja nicht alleine verantwortlich für eure gemeinsame(!) Lage. Auch du könntest schauen, wie du deinen Beitrag leisten kannst.

Übrigens könnte er schauen, wie oben schon geschrieben, seinen Kundenstamm auszubauen.

Bei anderen Firmen bewerben etc.

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Ich würde mich gar nicht mit dem Blick nach hinten aufhalten. Hätte man das alles wissen können/müssen ist doch jetzt irrelevant. Blick nach vorne und voller Fokus auf Opportunitäten. Was kann er noch rausholen aus der Selbstständigkeit, kann er skalieren, neue Geschäftsfelder entwickeln? Was kannst du beitragen, kannst du noch aufsteigen?

Und versucht zufriedener zu werden. Ihr habt eine tolle Beziehung, ihr seid gesund. Das ist so viel mehr, als viele andere haben. Kauft euch einen schönen Wein im Supermarkt, ein paar Leckereien und setzt euch an einen schönen See, Berg, Wiese…
Man kann auch ohne viel Geld schöne Dinge erleben.

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Danke für diese sehr mutmachende Antwort!!!

Ich bin im öffentlichen Dienst und verdiene für meine Ausbildung nicht schlecht. Wir schätzen die Sicherheits meines Jobs derzeit sehr, allerdings gibt es bei mir kaum Aufstiegsmöglichkeiten.

Aber ja, wir werden alle Möglichkeiten ausloten, Fühler ausstrecken, die Idee wäre eben, das Geschäftsfeld bzw. die Selbständigkeit auszuweiten, aber das muss eben auch wohlüberlegt sein und passen.

Und dazwischen werden wir versuchen, das Beste daraus zu machen. Wein ist schon eingekühlt. :-)

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Hi,
hmmm, wo ist dein Verdienst bei der Sache? Wenn zwei DINKs selbst bei „mittelmäßigem“ Verdienst zusammen wirtschaften, müsste doch so viel hängen bleiben, dass Urlaube, Restaurant-und Konzertbesuche drin sind. Die Urlaubsziele mögen vielleicht andere sein, aber du tust ja gerade so, als würdet ihr am Hungertuch nagen.

vlg tina

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Sorry, blöde Frage: Was ist ein DINK?

Ja klar, auch bei seinem mittlerweile eher mäßigen Verdienst und meinem normalen Verdienst nagen wir nicht am Hungertuch. Das weiß ich und das hab ich auch nicht beklagt.
Ich weiß natürlich, dass einige Menschen unser "Problem" als Luxusproblem ansehen und vielleicht ist es das auch.

Fakt ist halt, dass man mit Mitte 40 und 50 sich einen Lebensstandard erarbeitet hat und wir unser Leben genossen haben. Und es macht nur bedingt Spaß, sich von einigen Errungenschaften oder Freiheiten, die wir uns herausgenommen haben, zu verabschieden. Aber ja, so ist es nun mal.

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Naja, ihr seid 7 Jahre zusammen, du hast ein sicheres durchschnittliches Einkommen. So weit so gut. Ich sehe deinen Anteil an „einen Lebensstandard“ erarbeitet nicht. ER hat mal fett Kohle verdient, aber das ist ja nun schon ein Weilchen her. Du doch aber nicht. Jetzt könnt ihr halt nur noch den Luxus der normalen Leute leben.
DINK= double income, no kids.

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Das passiert halt leider, wenn man sein Luxusleben auf den Schultern von einer Person aufbaut und die dann aus welchen Gründen auch immer wegbricht 🤷🏽‍♀️
Wollen viele nicht wahrhaben, aber irgendwann kommt dann eben der große Knall und man versteht die Welt nicht mehr.

Wenn man sich Selbstständig macht, dann muss man immer damit rechnen, dass etwas passieren kann und das eben auch Rechnungen reinkommen, wenn es gerade nicht so gut läuft.

Sehr jetzt erst einmal zu, dass Ihr euren Konsum einschränkt und ein Leben lebt wie es viele andere auch machen. Dann muss man auch nicht so viel vom Ersparten ausgeben und lebt trotzdem noch normal.

Bearbeitet von J-R.
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Aber wir snd ja nur zu zweit. Auf welchen Schultern hätten wir sonst unser Luxusleben aufbauen sollen als auf unseren? Und ja, wir haben beide mit unseren Gehältern einfach gut leben können. Aktuell verdiene ich sogar mehr als er und das war eigentlich nicht der Plan. (Also nicht falsch verstehen, es wäre wurst, wenn die Frau mehr verdient als der Mann, aber es war nicht der Plan, dass mein Mann immer weniger anstatt immer mehr verdient.)

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Diesen Plan hat niemand. Keiner startet ins Berufsleben und denkt: "Och, ich denke, ich werde in 20 Jahren mal weniger verdienen als jetzt." Aber Fakt ist, dass man eben genau das einkalkulieren muss. Die fetten Jahre können irgendwann einfach vorbei sein. Aktuell sind wir auch extrem gut aufgestellt, weil mein Mann, so ehrlich muss man sein, unverschämtes Glück in seinem Job hatte. Diese Karriere hat er sich zwar erträumt und darauf endlos hingearbeitet, aber dass es tatsächlich mal so gut läuft - unvorstellbar. Und natürlich genießen wir die finanzielle Entspannung sehr. Trotzdem waren für uns zwei Dinge immer entscheidend:

1. Wir drehen nicht durch und gewöhnen uns nicht an Luxus. Wir gönnen uns Dinge, logisch. Aber wir leben weiterhin sehr normal und umgeben uns vor allem mit unseren alten Freunden. Nichts hält einen mehr am Boden als die Leute, die man seit 40 Jahren kennt und die "der Durchschnitt" sind.

2. Wir planen ein, dass es jederzeit vorbei sein könnte. Man weiß nie, was kommt. Krankheit, Unfall, Burn-Out, Konkurrenzdruck... Wir sind abgesichert, so gut es geht, aber Garantien gibt es keine. Als wir geheiratet haben, lag unser Fokus deswegen tatsächlich auch sehr auf "in guten wie in schlechten Zeiten". Weil sie selber auch gesehen haben, wie schnell sowas geht.

Deswegen: Schau lieber in Dankbarkeit zurück und freue dich, dass ihr mehr hattet als viele, viele andere. Das ist ein Geschenk.

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Was und wieviel arbeitest du denn für euren Lebensstil?

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Ich glaube, das ist nicht so gut herausgekommen, weil ich es im EP auch nicht erwähnt habe.
Ich arbeite natürlich ebenfalls Vollzeit, zahle die Hälfte unseres Eigentums und der Betriebskosten sowie fast die gesamten Lebensmittel und auch sonst alles, was man im Haushalt so braucht. Ich bezahle mein Auto selber, meine Klamotten und auch meinen Anteil an unseren Urlauben. Er musste mich also nie mitfinanzieren.

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Seht es als lehrreiche Lebensphase.

Ihr könnt euch nun bewusst werden, mit welchem Glück ihr gesegnet wart und nun neue Dinge im Leben finden, die euch erfüllen.

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Hallo,

ich glaube, ein Wechsel der Perspektive wäre hilfreich.

"...ich wünsche mir doch einfach nur eine Aussicht darauf, dass auch wieder bessere Zeiten kommen werden."

Es hört sich so raus, dass euch eigentlich nur viel Geld glücklich macht. Wieso akzeptiert ihr euer aktuelles Leben nicht? Leider verliert man den Blick für wesentliche Dinge, die einen auch glücklich machen können. Euer vorherige Zeit war nun mal kein 08/15-Standardleben. Schätzt es doch, dass ihr das erleben durftet.

Nicht zurückschauen, sondern das Hier und jetzt leben und genießen. Schließlich könnte es euch auch viel schlimmer ergehen.

Liebe Grüße Sternen-Himmel