Hallo an Alle!
Weiß gar nicht wirklich, wie ich anfangen soll. Ich fühl mich in Diskussionen mit meinem Mann oft nicht verstanden oder gesehen. Wir sind da leider beide grundverschieden. Ich interessiere mich zb sehr für Psychologie bzw. Konfliktlösung, weshalb ich oft bedacht bin in der Wortwahl, versuche mein Gegenüber nicht zu kränken (klappt bei meinem Mann aber irgendwie nicht, er fühlt sich oft angegriffen, auch wenn ich nicht auf Schuldzuweisung aus bin), möchte mich und meine Gedankengänge und meine Gefühle erklären, entschuldige mich recht häufig, wahrscheinlich zu häufig. Mein Mann allerdings fühlt sich meiner Meinung nach schnell in seinem Ego verletzt, hat schnell genug von langwierigen Erklärungen, wirkt nicht einsichtig und macht irgendwann komplett zu und will nicht mehr drüber reden. Nachdem er das gesagt hat, wirft er aber trotzdem oft noch was nach, aber sobald ich wieder anfange, erinnert er daran, dass er nicht mehr drüber reden möchte.
Das große Problem, das ich dabei hab, ist dass das Ungesagte dann an mir nagt, oft mehrere Stunden, während er mit seinem Tag weitermacht. Ich fühl mich nicht gesehen und ich finde, dass das keine gute Lösungsstrategie ist. Ganz einfach weil dann dem anderen nur kurz paar Dinge an den Kopf geworfen werden, ohne darauf einzugehen, wo das Problem lag und wie man nächstes Mal besser darauf eingehen kann.
Ich hab halt generell nicht das stärkste Selbstbewusstsein, versuche aber daran zu arbeiten und fühle mich dann durch solche Auseinandersetzungen daran gehindert.
Wie seht ihr das? Soll ich diesbzgl. das Gespräch suchen? Übertreibe ich? Was könnte ich stattdessen machen? Ich kann diesen Groll nicht immer Stunden weiterarbeiten lassen. Wir haben ein Kleinkind zu Hause, das auch viel Energie und Nerven kostet, da steht mir dieser Frust dann manchmal sehr im Weg, weil ich dann nicht abschalten kann...
Danke euch im Voraus für euren Input!
Bin ich zu empfindlich?
Du schreibst es ja schon selber: ihr seid grundverschieden. So habt ihr euch kennengelernt, akzeptiert und geheiratet. Daher steht deinem Mann der Wunsch nach ein paar Stunden Pause genau so zu, wie auch dir, die das alles sofort ausdiskutieren will. Hier müsst ihr einen Kompromiss finden. Du musst für dich herausfinden, wie du den Streit loslassen kannst, um dich um andere Sachen zu kümmern. Sei es aufschreiben, Joggen gehen oder mit dem Kind rausgehen what ever. Finde heraus, was dir da gut tut. Vielleicht hilft es dir, wenn dein Mann die Situation verlässt, dass er mit dir vereinbart, wann ihr euch dazu aussprecht oder oder. Versuche, deinen Mann zu akzeptieren, versuche herauszufinden, was du brauchst und äußere das.
Alles gute Punkte, Danke ☺️ woran es hier happert ist dass ich ja weiß, was ich brauche, aber ich das Gefühl hab, das ich das nicht kommunizieren kann, dann heißt es dass ich das Thema lassen soll und es ja keine große Sache ist. Aber vielleicht fällt mir ja ein Kompromiss dazu ein :)
Also da du dich ja für Psychologie interessierst, wirst du doch wissen, dass Menschen in einer Wut / Aggro Reaktin oft etwas sagen was nicht so gemeint ist. Heißt im Affekt. Das an dich nagen ist daher im Prinzip unnötig, nur rattern da deine unbewussten Schwachpunkte an dir. Eine Strategie wäre daher sich abzulenken und diese Gedanken positiv abzumildern, um die Objektivität der Situation zu finden.
Problem ist nur, dass du das trainieren musst, sonst erinnerst du dich nicht daran. Da ihr euch aber häufiger streitet , kannst du das wirklich perfekt mit ihm trainieren
Vielleicht wäre es auch gut, wenn du nicht auf deinen punkt im Streit beharrst , sondern ihm mal absichtlich recht gibst oder ihn lobst (auch wenn du das sonst eher nicht so sehen würdest ) , dann wird er automatisch mit dir angenehmer kommunzieren.
Wäre das gut?
aber sobald ich wieder anfange, erinnert er daran, dass er nicht mehr drüber reden möchte.
Genau das ist es....wieder und wieder anfangen und oft die kleinsten Problemchen zerkauen ohne Ende, weil man ja alles bis in Kleinste zerfieselt haben will.
Furchtbar, da wäre ich fluchtartig weg. Mein Mann und ich haben in unseren 35 gemeinsamen Jahren selbstverständlich auch alles besprochen, aber ganz sicher nicht wie Kaugummi stundenlang zerkaut.
Klar, nett, kurz und prägnant - abgehakt.
Das kann man lernen. Es wird NICHTS besser, je länger man es durchkaut.
Da wirst Du an Dir arbeiten müssen, dass man auch "heiße" Themen auch mal gut sein lassen kann und MUSS, wenn man schon merkt, dass man zu keinem gemeinsamen Ergebnis kommt.
Da hilft Dir Deine Hobbypsychologie nicht viel, erst die Lebenserfahrung!
Ich hatte ein junges Ehepaar als Nachbarn im Haus, da hat die junge, sehr diskussionswütige Frau die Ehe in Grund und Boden diskutiert. Ich habe dem Mann packen geholfen, hab ihn voll verstanden, er war einfach fertig und konnte nicht mehr.
Ich rede auch gerne, weiß aber auch, wann ich zu denken habe "du hast recht und ich meine Ruh"...hilft mir perfekt bei meinem heutigen Freund; in 14 Monaten kein einziger Streit(trotz auch mal hitziger Diskussionen), wir wohnen allerdings nicht zusammen.
Überlege Dir vielleicht mal, ob JEDE Diskussion bis in den letzten Krümel geführt werden muss...Dein Mann zeigt gewisse Ermüdungserscheinungen.
LG Moni
Es ist vielleicht nicht ganz hervorgegangen, aber richtig streiten tun wir selten, es bleibt meistens bei Diskussionen. Ich bin aber auch absolut kein streitsüchtiger Mensch, eher ganz im Gegenteil, ich gehe jedem Konflikt so lange es geht aus dem Weg 😅 aber ja, vielleicht liegt da auch hier mein Problem und ich schaukle Kleinigkeiten gedanklich zu hoch und versuche das alles unnötig zu verknüpfen.
Und weil du sagst klein, nett, kurz und prägnant - man kann gerne Diskussionen kurz halten, bin ich sehr offen dafür. Aber mein Mann ist eher Team "unüberlegtes Sagen im Affekt" während ich wirklich überlege, bevor ich was sage. Deshalb bin ich dann auch manchmal mit seinem Umgang mit mir verletzt, weil ich finde es ist nicht nötig den anderen anzugreifen, nur weil man angefressen ist. Aber gut, glaub hier könnte man sehr tief weitergraben, wenn mans zerkauen will wie du sagst 😅 könnte mit Sicherheit mehr Verständnis dafür aufbringen, dass er mit Konflikten anders umgeht als ich, wäre aber nett, wenn er das auch täte und wir uns auf halben Weg treffen könnten, wär meiner Meinung nach nur fair
Wäre sicher hilfreich das mit dem halben Weg, aber auch ich musste lernen, dass andere eben anders denken als ich. Manchmal kann man Denkanstöße geben, aber trotzdem ist jeder Mensch individuell.
Da muss man eben Prioritäten setzen - ist mir die Sache wirklich(!) eine Endlosdiskussion wichtig? Meistens lautet die Antwort ja doch "nein".
Weißt Du, mein Freund und ich sind in einem Alter, wo das Leben auch "eingefahren" ist und man das ganz sicher nicht mehr groß verändern will, ist eben so.
Da sind uns die Stunden und Tage, die wir zusammen verbringen, einfach viel zu schön und wertvoll, um zu streiten.
Ist sicher anders, wenn man täglich beieinander ist, aber Lebenszeit mit Streit und Rechthaberei zu verbringen, ist immer blöd....kann so schnell was passieren, dass man das bereut.
Nein, ich glaube nicht, dass du zu empfindlich bist, sondern zu stur, um seine Grenzen zu respektieren. Was für dich eine kleine Diskussion ist, scheint für deinen Mann anstrengend und zermürbend zu sein.
Wenn du dich so für Psychologie interessierst, werden Copingstrategien ein Begriff sein für dich. Und du wirst auch wissen, dass das Reden eben nicht allen hilft und auch nicht immer konstruktiv ist.
Ich spreche übrigens aus Erfahrung, ich bin auch eher „schwaflig“ und mein Mann eher der, der dann ungehalten reagiert und nicht weiter, wenn er weiter diskutieren muss.
Was ich in den letzten 17 Jahren mit ihm gelernt hab? Mehr Ruhe zu geben. Nicht auf mein Recht zu beharren, seine Grenzen, wenn er etwas nicht bereden möchte, zu respektieren.
Wie ich es anstelle? Wenn ich das Bedürfnis hab, etwas zu bereden, mal ich mir das Szenario aus, wie er reagieren wird. Das reicht meist schon aus, um etwas nicht anzusprechen. Ich trag das dann einige Tage mit mir rum. Wenn das Thema mich nach 2-3 Tagen immer noch so fuchst, spreche ich es an. In 9 von 10 Fällen hat sich das aber von selbst erledigt. Warum?
Weil mein Mann eigentlich meist einsieht, dass er mich verletzt hat, dass ich traurig bin oder was auch immer, und sich „auf seine Art“ entschuldigt. Halt ohne Worte, er war noch nie und wird auch nie ein Mann der grossen Worte werden. Aber er kocht die beste Lasagne, schaut mit mir meine Lieblingsserie, nimmt unser Kind und sagt ich soll doch mal ein Bad nehmen etc. und das „Diskussionsthema“ ist dann irgendwie trotzdem vom Tisch.
Lange Rede kurzer Sinn: Weniger ist mehr:
- Erdrück deinen Mann nicht, dann spürt er sich selbst besser und hat Luft, um auf dich zuzukommen.
- Lerne auszuhalten. Sprich nicht alles sofort an, was dein innerer Impuls dir zuschickt, vor allem nie in der Emotion, erst einige Tage später.
- respektiere, dass er andere coping Strategien hat und hör auf, zu versuchen, ihn mit deinen Strategien weichzuklopfen. Das wird niemals funktionieren.
- sei grosszügiger. Du verstehst, dass er anders tickt, respektierst seinen Rückzug aber. Er weiss, dass du gern darüber reden würdest. Je mehr du seinen Rückzug respektierst, desto eher wird er auf dich zukommen und vielleicht sogar mal ein Gespräch suchen (wobei du dann bitte drauf achtest, ihn nicht niederzuplappern und ihm mehr Rederaum gibst als dir selbst - hier auch aus eigener Erfahrung gesprochen und nicht böse gemeint …)
- liebe dich selbst, vor allem dann, wenn ihr euch nicht findet. Tu dir dann was Gutes, lenk dich ab, finde in gute Vibes und lass keinen Groll wachsen, nur weil er mit der Situation anders umgeht.
Alles Liebe
Meise