Hallo zusammen!
Ich lese oft, dass man in einer Beziehung seine Eigenständigkeit bewahren soll und auch Aktivitäten ohne Partner*in unternehmen soll. Ist ja schön und gut, aber wenn man dazu einfach keinen Bock hat?! Ist man dann wirklich so ein seltenes
Einhorn, nur weil die Allgemeinheit das anders sieht?
Manche Menschen brauchen einfach keine Kontakte außerhalb der Partnerschaft, von Arbeits- und Sportskollegen mal abgesehen. Mir z. B. reicht das, mich strengen Aktivitäten mit anderen Menschen (außer Arbeit und Sport, aber da geht es ja primär auch um was Anderes, man geht dorthin, weil man was für seinen Körper tun und Geld verdienen will, die sozialen Kontakte kommen nur on top dazu) einfach nur an. Ich meide es, wenn es geht, weil es mich nur auslaugt, ich brauche nach dem Tumult viel Zeit, um wieder runterzukommen. Dazu muss ich sagen, dass ich hochsensibel bin und möglicherweise eine leichte Form von Asperger habe. Ich war als Kind schon immer lieber für mich, bin regelrecht vor anderen Menschen geflohen, wenn sie mir zu nahe kamen, ich saß lieber in meinem Zimmer und las oder schrieb.
Ist das wirklich so selten? wie seht ihr das, wieviel Kontakt zu anderen Menschen außerhalb der Partnerschaft braucht ihr?
Partnerschaft und Eigenständigkeit
Hallo Philosophin,
Du warst als Kind immer schon lieber für dich mit Lesen und Schreiben und hast diese Neigung heute noch. Das klingt für mich doch nach ganz viel Eigenständigkeit, auch wenn sich dein Partner in derselben Wohnung aufhalten sollte.
Deine Frage nach sozialen Aktivitäten und Kontakten mit anderen Menschen zusätzlich zu den üblichen Kontakten in deiner Partnerschaft hängt von deinen Bedürfnissen ab.
Die kannst du auch hinterfragen und wenn dir daran liegt und du es kannst, dein soziales Verhalten und deine Kontakte pflegen.
Ich selbst bin ein eher zurückgezogener und kontaktscheuer Mensch mit früher sehr wenig Kontakten außerhalb von Beruf und Familie, die noch dazu oberflächlich waren.
Ich musste mich zuerst überwinden um nicht zu sagen selbst zwingen, auf andere Menschen in neuen Hobbys und Ehrenämtern offen zuzugehen. Im Nachhinein war das genau eine richtige Entscheidung.
Aber so ein Verhalten ist bei mir - wie wahrscheinlich bei dir auch - nicht von Natur aus angelegt. Ich musste und muss daran arbeiten und meine natürliche Fluchtreaktion bei solchen Kontakten erkennen und mit ihr zu leben lernen. Das kommt aus unserer Kindheit, aber mittlerweile sind wir keine Kinder mehr.
Ja, wir sind keine Kinder mehr, aber meine Bedürfnisse haben sich nicht groß geändert. Ich werde also erst mal so weitermachen, weil es sich für mich gut anfühlt. Vielleicht hab ich irgendwann das Bedürfnis nach mehr, aber momentan nicht. Und für Ehrenamt etc. hab ich auch gar keine Zeit - ich habe viel zu viele Hobbies und Interessen, die ich nach der Arbeit gerne pflege :)
Ich bin ja bekannterweise auch einer der Kandidaten, der dafür plädiert, dass man noch seine Eigenständigkeit als Individuum und seine Freiheiten als Einzelperson hat in einer Beziehung.
Aber es gibt da kein Richtig oder Falsch. Ich weiß ja nur, was für MICH richtig ist. Wenn es bei Dir anders ist, wie Du schreibst, ist das doch absolut genauso legitim. Der Gesellschaft zuliebe sollte man eh nichts machen. Mach das, was sich für Dich am besten anfühlt.
Ja, das ist schon richtig. Aber mich irritiert es oft, wie seltsam man angeschaut wird, wenn man die Wahrheit über seine Bedürfnisse und Marotten sagt - fast so, als wäre man von einem anderen Stern!
Das stimmt, das is mir auch schon aufgefallen.
Ich tausche mich mittlerweile lieber per Sprachnachricht oder Telefonisch mit meinen zwei Freundinnen aus und Treffen sind eher selten (2mal im Jahr).
Das reicht mir.
Man muss selbstverständlich keinen außerhäuslichen Aktivitäten nachgehen, wenn man nicht der Typ dafür ist, und wennes einem reicht zu Hause zu bleiben ist das trotzdem doch alles fantastisch. Ein Problem ist es jedoch dann, wenn man das gleiche vom Partner erwartet der eben ein anderes Verständnis von Leben hat. Ihn dann ebenfalls an die Couch Fesseln zu wollen funktioniert nicht.
Damit hatte ich bislang eigentlich keine Probleme, ich hatte meistens Partner, die ähnlich tickten. Einen hatte ich mal, der war ultra-gesellig, das hielt dann aber auch nur drei Monate, passte einfach nicht ;)
Hi
das sind ja 2 Paar Schuhe: Eigenständigkeit und lieber für sich sein. Bzw. wenn jemand sehr eigenständig ist, dann bedeutet das doch, dass er gerne nur für sich etwas macht und er sich selbst genügt.
Ich halte es mal mit A. Rose: "Sometimes I need some time on my own" ....und das schließt dann die Partnerin mit ein (aus).
Letztlich ist es doch Dein Leben. Wenn Du damit okay bist, sind alle anderen es auch.
VG
Naja, viele verstehen es halt einfach nicht...
Hi,
wo liest man denn sowas?
Ich könnte mir vorstellen, dass es so gemeint ist, dass man eben seine eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen verlieren sollte und ggf. seine Auszeiten, auch um soziale Kontakte zu pflegen, beim Partner (oder weiblich) einzufordern.
Aber deine Bedürfnisse sind doch ganz andere. Und ich denke, dass dein Mann schon auch weiß, wen er da geheiratet hat, dass du eben anders tickst.
Ich brauche meine Kontakte, die pflege ich auch, ich brauche auch meine Hobbys. Aber ich bin weder hochsensibel, noch aspergerisch, noch saß ich als Kind gerne ausschließlich drin und las, das habe ich in der Tat viel und gerne getan, aber ich genauso gerne war ich auf der Gasse mit den anderen Kindern. Aber du bist nicht ich und ich bin nicht du.😉
vlg tina
Hier.
Ich erweitere "Eigenständigkeit" um das Wort "Indiviuum". Man sollte in Beziehungen ein eigenständiges Individuum bleiben.
So wie du dich selber beschreibst, würde das also nichts weiter bedeuten, als das du weiterhin für dich (und was dir gut tut) einstehen kannst und sollst. Wenn du also nicht viele Menschen um dich brauchst, Action dir nicht gut tut und du entsprechend Zeit für dich brauchst.....dann ist das alles genau das, was du als Individuum brauchst.
Den passenden Partner findest du also in einer Person, die dich akzeptiert....so wie du bist. Selbst wenn er selber gerne unter Leute geht, sollte das kein Problem werden. Aber, und das ist die Kunst, es sollte eben auch für dich kein Problem werden, wenn er gerne unter Leuten ist. Also jeder darf seine Freizeit so ausfüllen, wie er möchte.
Deine eigenständige Aktivität ist dann eben die "Nichtaktivität".
Wer seine sozialen Kontakte auf den Partner beschränkt, macht sich von ihm stark abhängig. Und das kann, muss aber nicht, auf Dauer zu einer ungesunden Dynamik führen. So ähnlich wie mit der finanziellen Abhängigkeit. Kann funktionieren, kann aber zu Problemen führen. Wenn du dich in Abhängigkeit begibst, musst du dir dessen zumindest bewusst sein.
Hm.. vom Partner abhängig sein... das ist bei mir wohl eher kein Problem! Ich war schon immer so, wie ich jetzt bin, und wenn eine Beziehung auseinander ging, dann hab ich einfach weiter mein Leben gelebt. Trennungen sind natürlich nie schön, aber the show must go on, hinfallen, aufstehen, Krone richten und weiter ;)
Ja gut, dann hast du anscheinend genug Ressourcen, eine Trennung ohne emotionale Unterstützung zu überstehen. Du kannst das Risiko eingehen, in einer schwierigen Situation (Trennung) ohne die einzige emotionale Bezugsperson (Partner) zu stehen. Viele Menschen haben diese Ressourcen nicht, daher der allgemeine Rat, Freundschaften zu pflegen.
Naja, wenn du tatsächlich im Spektrum bist, ist das natürlich nochmal eine andere Geschichte mit den persönlichen Kontakten außerhalb einer Beziehung.
Allgemein, für Menschen, die nicht neurodivergent sind, kann man aber sagen, dass es sinnvoll ist, mehrere Menschen zu haben, denen man sehr nahe steht, damit man eben nicht totale Bruchlandung erleidet, sollte mal die Beziehung scheitern (oder was auch gerne übersehen wird: Eine Freundschaft in die Brüche geht).
Ich hatte schon diverse Bruchlandungen, teilweise auch sehr unschöne. Aber ich bin ein Typ, der ohnehin alle Probleme mit sich selbst ausmacht. Ich habe seit der Kindheit verinnerlicht, dass man sich auf Niemanden allzu sehr verlassen kann/darf/soll, nur auf sich selbst, und bisher hat sich das immer wieder als richtig erwiesen! Menschen sind einfach nicht verlässlich :(
Joa, zumindest nicht bis ins letzte Zehntel. Aber das ist allgemein so ein Ding mit der Eigenverantwortung, dass man dann erwachsen ist, wenn man gelernt hat, dass man für sich Dinge macht und es dann auch durchzieht.
Aber wir reden ja hier nicht davon, dass dich jemand finanziell bis zum Lebensende aushält oder sich mutig vor einen Raubmörder stellt und sagt, er solle doch lieber ihn erschießen als dich.
Auf gute Freunde ist insofern relativ Verlass, dass sie einen etwas stützen, sich mit einem treffen, Gespräche führen, Mitgefühl zeigen, wenn eine Partnerschaft in die Brüche geht.
Dinge mit sich selbst ausmachen ist so eine Einsame-Männer-Nummer, der ich persönlich nichts abgewinnen kann und die ich darüber hinaus – no offense – hochproblematisch finde. Ich verstehe, dass es Gründe gibt, die einen dazu bringen können, aber man sollte, das denke ich jedenfalls, dagegen anwirken und versuchen sich wieder ein Stück weit zu öffnen. Ein Leben ohne nahegehende Beziehungen stelle ich mir düster, einsam, auslaugend und in letzter Konsequenz sinnlos vor.