Ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll. Mein Mann und ich sind seit 10 Jahren zusammen, seit 2 verheiratet und haben zwei Kinder (6und 3).
Es ist als ob ich aber mit zwei verschiedenen Personen verheiratet bin. Da ist mein Mann, der liebevoll ist, mit den Kindern super herzlich ist, alles für uns macht. Mit dem ich reden kann, auf Augenhöhe und voller Verständnis. Und dann gibt es sein anderes Ich, und da kann er ganz anders sein. Dann ist er übellaunig, motzt nur rum an mir und den Kindern, ist schnell wütend und genervt und verlässt oft wegen Nichtigkeiten genervt die Wohnung. Da kann ich reden, machen, tun, heulen - alles egal. Es ist kein Herankommen, und ich verstehe die Welt nicht mehr. Manchmal von einer Stunde auf die andere. So auch heute wieder, Tag war super entspannt, wir waren unterwegs, er hat rumgealbert mit den Kindern, getobt, geherzt, getröstet. Dann hat er sich später über etwas ganz anderes geärgert und zack - Laune im Keller. Auf einmal können weder ich noch die Kinder irgendwas richtug machen, er ist nur noch genervt und motzt und schimpft an allem rum.
Ich habe ja mittlerweile gelernt, es liegt nicht an mir und kann mich in gewissem Maße abgrenzen. Aber die Kinder verstehrn die Welt nicht mehr dann. Und das tut mir immer so weh.
Ich weiß gar nicht was meine Frage ist, aber vielleicht hat ja jemand eine hilfreiche Perspektive. Ich weiß langsam nicht mehr weiter, weil ich nie weiß, warum oder wann jetzt wieder die schlechte-Laune-Version Oberhand gewinnt. Und ich stelle fest, ich werde mehr und mehr unglücklich. In guten Phasen kann ich das teilweise auch konstruktiv ansprechen, und finde auch Gehör bei ihm. Aber wenn es wieder umschlägt, scheint alles vergessen.
Mein Mann hat zwei Gesichter
Wie oft kommt das denn vor? Wie schnell „schaltet“ er wieder zurück? Hilft es, wenn er die Situation (Wohnung) kurz verlässt und er kommt dann runter oder nicht?
Manchmal reichen bei mir auch Kleinigkeiten und ich bin echt genervt. Ich denke, das kennt jeder. Und nicht immer kann ich mich zusammen reißen, ist sicher auch menschlich. Aber das alles kommt sehr, sehr selten vor. Und ich fange mich durchaus schnell wieder. Bei meinem Mann ebenso.
Wenn ihr aber quasi „dauerhaft Angst“ habt, dass er gleich wieder austickt, er geht und sich trotzdem nicht beruhigt usw, dann solltet ihr reden und ihr müsst was ändern, so kann es nicht bleiben. Was triggert ihn? Könnte eine Therapie helfen?
Wie oft ist schwer zu sagen, aber öfter als früher. Wenn er grundlegend grade unzufrieden ist, zum Beispiel beruflich, kann das über Wochen sehr oft vorkommen. Und leider hilft auch kein kurzer Spaziergang, das wäre schön. Wie lange es dauert ist unterschiedlich. Zwischen "den restlichen Tag " und einige Tage, in schlimmsten Phasen Wochen, ist alles dabei.
Was ihn triggert habe ich mich schon oft gefragt, aber ich weiß es nicht. Meistens wenn er mit anderen Sachen unzufrieden ist, beruflich, seine Eltern oder sonstwas. Ich erkenne das wie gesagt Mittlerweile, dass ich nicht Ursache sondern nur Ventil bin. Die Kinder logischerweise nicht, und das er es Mittlerweile auch an ihnen auslässt, macht mich traurig und wütend.
Er hat schon mal eine Verhaltenstherapie gemacht, und ich habe ihm auch schon geraten nochmal ne Therapie zu machen. So richtig verstanden hat er es aber nicht. Auch ne Paartherapie habe ich ihm schon ans Herz gelegt, bzw war ich schon einige Male nah an der Trennung. Wegen der Kinder habe ich es nicht getan. Und dann ist er ja auf der anderen Seite wieder so anders, herzlich und toll. Ich verstehe es einfach nicht. Vor allem verstehe ich nicht, dass er selber nicht sieht, dass sich was ändern muss.
...der andere lässt sich nicht ändern...
Hallo TwoFace,
hier mal zwei (vielleicht etwas unangenehme) Gedankenanregungen, die mir hier aufgefallen sind:
"Ich habe ja mittlerweile gelernt, es liegt nicht an mir und kann mich in gewissem Maße abgrenzen." Kannst Du das wirklich ausschließen und hast Du mit ihm darüber gesprochen? Es würde nicht schaden und kostet auch nichts, ihn zu fragen, ob ihn etwas stört. Die Antwort kommt sicherlich nicht sofort.
"Ich weiß nicht, was die Ursache ist." Hattest Du sinngemäß geschrieben. Das solltest Du versuchen herauszufinden. Denke, dass Du mit deinen Vermutung hinsichtlich Beruf auf einer richtigen Spur sein könntest.
Du schreibst, dass er oft übellaunig ist. Hierfür müsste dann ein zusätzliches Ventil gefunden werden. Ich habe da gelernt, dass Sport, der ein Sozialleben mit sich bringt (z. B. männlicher Freundeskreis in einer Mannschaftssportart oder ein Fitnessstudio) oft mehr bringt, als diverse Therapien. Hobbies sind hierfür sicherlich auch geeignet, man sollte aber nicht unterschätzten, welchen seelischen Effekt eine gelegentliche physische Verausgabung mit sich bringt. Für manche Männer ist das besser geeignet als Therapien, deren Wirkung unter uns nicht gerade als gesichert angesehen wird.
Danke für deine Anregungen. Ich habe das (jahrelang) hinterfragt und auch direkt gefragt. Ich habe für mich nichts mitgenommen, was essentiell ist. Es kam in meine Richtung maximal Kleinigkeiten, wie "du räumst den Geschirrspüler falsch ein"... ich vermute ja auch dass es eigentlich andere Sachen sind (Beruf, Eltern, o.ä.)
Danke für deine Anregung mit dem Manschaftssport. Er hatte schonmal Volleyball probiert, aber es hat mit den Leuten nicht so gepasst.
hangry? ohne witz, bei meinem mann hilft ein schokoriegel. er behauptet jedemal felsenfest er sei nicht hungrig… aber hungrig ist er ein anderer mensch! wirklich sehr übellaunig, fast schon aggressiv (mit worten). nach dem essen ist es weg und es ist ihm auch oft peinlich.
p.s. sorry ich hab nicht gelesen, dass es auch über wochen gehen kann. ich lasse meine antwort trotzdem stehen.
:) Definitiv ist er manchmal auch hangry, das stimmt. Aber genau, über Wochen hangry kann leider nicht sein, sooo schlecht koche ich auch nicht ;)
Meine Mutter ist auch so und sie hat Borderline. Muss natürlich bei deinem Mann nicht so sein, aber es wäre eine Möglichkeit.
danke dir, interessant. Habe ja auch schon überlegt ob eine psychische Erkrankung dahinter stecken könnte (habe auch gelesen, dass Männer bei Depressionen oft einfach maulig und aggressiv werden statt "nur traurig"). Wenn du magst, schreib gerne mal wie sich das herausgestellt hat und ob sie was dagegen tun konnte!
Das ist schwierig, klar ist es schon lange, da sie eben sehr schnelle und heftige Stimmungsumschwünge hat und Freundschaften kaum halten kann. Allerdings schafft sie es, anders als viele andere Borderliner, Kontakt zu ihrer Familie zu halten, trotz vieler Streits, da sie eben auch eine sehr soziale Ader hat. Theoretisch ist Borderline schon behandelbar, zumindest in gewissen Grenzen, meine Mutter allerdings lässt sich nur "alternativ" behandeln. Mit zunehmendem Alter wurde sie viel milder und die Stimmungsänderungen weniger heftig, das macht es leichter.
Depressionen können sich auch in aggressivem Verhalten zeigen, das ist richtig.
Wichtig wäre generell, dass er selbst erkennt, dass etwas nicht stimmt und Hilfe sucht.