Hallo zusammen,
ich brauche Rat.
Mein Mann und ich haben einige harte Wochen hinter uns. Ich hatte eine Fehlgeburt und bereits Wochen vorher war klar, dass etwas nicht stimmt. Dazu habe ich ziemlich stark unter den Schwangerschaftsnebenwirkungen gelitten. Ich bin also das erste Mal in unserer Beziehung (11Jahre) für eine längere Zeit nicht voll belastbar gewesen. Ich habe sehr offen darüber gesprochen, meine Grenzen aufgezeigt und ich habe mich bedankt für seinen Einsatz. Trotzdem war es insgesamt von Anfang an ziemlich enttäuschend. Er orientiert sich allgemein sehr an mir, wenn ich weniger mache hält er auch keine Mindestordnung und er hat auch extrem viel verbummelt. Wir teilen uns Haushalt/ Kind und arbeiten beide voll. Am Können lags also nicht. Ich hab das angesprochen, er hat erst rumdiskutiert, dann Besserung gelobt und dann genauso weitergemacht.
Viel schlimmer war für mich aber, dass er sich auch rausgewunden hat wenn es mir körperlich schlecht ging. Ich hab ihm erklärt, dass ich Angst vor einer starken Blutung hätte weil ich so schon zu niedrigen Blutdruck habe und es mir lieb wäre, wenn er in der Nähe bleibt oder zumindest nach mir schaut. Er war sowohl beim Fehlalarm abends und bei der eigentlichen Fehlgeburt früh morgens sofort weg, samt Bettzeug zum schlafen in einem anderen Raum. Nix mit kümmern. Nach der Fehlgeburt bin ich nochmal eingeschlafen und er hat mich dann für die geplante Tagesaktivität geweckt, ohne irgendwie nachzufragen ob ich überhaupt dazu in der Lage bin.
Ich hab das erstmal so geschluckt, er ist allgemein nicht besonders stressresistent und ihm ist halt viel über den Kopf gewachsen.
Wir spulen eine Woche vor: er hat einen leichten! Schnupfen und spielt den sterbenden Schwan. Er könne nicht arbeiten, er könne nicht seine Oma wie abgesprochen besuchen, es geht ihm ja so schlecht blah blah blah. Unser Kind ist mit den Großeltern im Urlaub, es ist also entspannt wie nie. Ich bin völlig eskaliert. Ich hab nur noch den dummen, egoistischen Jammerlappen gesehen und hätte ihn am liebsten vor die Tür gesetzt. Er ist zerknirscht aber ich sehe halt überhaupt nicht, wie es hätte besser laufen können. Ich habe meine Erwartungen vorher kommuniziert, er hat zugestimmt. Er ist halt vielleicht einfach zu doof sich anständig um mich und sein Leben zu kümmern.
Ich möchte diese negativen Emotionen gern loswerden und ihn wieder anschauen ohne Wut im Bauch zu haben. Habt ihr Ideen?
Große Enttäuschung überwinden
Ich finde, dein Mann hat sich extrem herzlos verhalten und es nicht besser verdient. Zumal du noch den Schock der Fehlgeburt verdauen musst.
Meine Idee wäre, sich erstmal räumlich zu trennen, zumindest bis euer Kind wieder da ist. Ich persönlich würde mich krankschreiben lassen (falls du das nicht schon bist) und irgendwo hinfahren, wo ich mich erholen kann, ohne mich um den Haushalt etc kümmern zu müssen.
Anschließend dann nochmal in Ruhe miteinander reden.
Und wenn du ihm nicht verzeihen kannst, dann ist das so.
Danke für deine Antwort. Ich war gar nicht krankgeschrieben und ich möchte es aktuell auch nicht, weil es mir einerseits gut geht und ich mich andererseits jetzt so lange irgendwie "krank" gefühlt habe, dass ich es genieße, wieder unbeschwert zu sein.
Ich war sehr traurig als wir feststellen mussten, dass etwas nicht stimmt. Die Fehlgeburt selbst war viel später und trotz allen Schreckens auch eine Erleichterung.
Trotzdem mag ich die Idee, erstmal nicht im gleichen Raum sein zu müssen. Das nehme ich mir vllt mit.
Er war während der Fehlgeburt zuhause, aber ist in einen anderen Raum zum Schlafen gegangen und hat dich allein gelassen? Ernsthaft?
Puh. Das ist schon krass. Da wäre ich auch sehr enttäuscht und getroffen, vor allem wenn er danach zur Tagesordnung übergeht als sei nichts gewesen. Und null Rücksicht auf dich nimmt, wenn es dir körperlich (und auch seelisch) schlecht geht, aber selbst seine Krankheit zelebriert. Letzteres liest man ja immer wieder und es nervt immer, aber gepaart mit seinem unmöglichen Verhalten im Rahmen deiner Fehlgeburt kann ich verstehen dass dir da der Kragen platzt und du erstmal keinen Bock auf ihn hast.
Diese negativen Emotionen solltest du nicht in dich reinfressen. Loswerden kannst du sie nur, indem ihr darüber sprecht und du von ihm eine Einsicht und eine ernsthafte Entschuldigung bekommst, denke ich. Insgesamt solltet ihr mal darüber sprechen, was ihr voneinander erwartet. Es kann nicht sein dass er sich auf dir ausruht. Im Alltag scheint es ja zu laufen, aber es kann immer mal sein dass man von jetzt auf gleich ausfällt, und dann muss er einspringen. Wenn dann mal was rumliegt, ok, aber dann ist er In Charge und der Alltag muss laufen, so wie es laufen muss wenn er ausfällt. Ihr seid ein Team, da müssen beide mal schwach sein und sich anlehnen dürfen.
Wenn ihr für all das Lösungen findet kannst du deine Wut vielleicht nach und nach loslassen. Aber unterdrück sie nicht künstlich für den lieben Frieden oder weil er sagt er müsse ja nun auch mal gut sein. Das hat seine Berechtigung und zeigt dir eine Schieflage an, die behoben werden will.
Es gibt Dinge die kann man nicht verzeihen auch wenn man das gerne möchte.
Ich kann zb Sachen verzeihen die ich irgendwie nachvollziehen kann und diese Geschichte kann ich garnicht nachvollziehen weils keine Erklärung gibt warum er sich so verhalten hat.
Warum er nicht fähig war dich in den Arm zu nehmen und gemeinsam den Verlust zu betrauern.
Danke für deine Antwort. Wir haben tatsächlich vor der eigentlichen Fehlgeburt getrauert weil wir schon länger wussten, dass etwas nicht stimmt und da war er auch für mich da.
Ich habe eher den Eindruck, dass das Thema für ihn mit der MA erledigt war und er deshalb keinen Gedanken mehr daran verschwendet hat, dass das ja auch auf einer anderen Ebene als der emotionalen schwierig ist.
Mir geht es eher gegen den Strich, dass er trotz reden und streiten nicht zu verstehen scheint, dass ich evtl Unterstützung gebrauchen könnte auch wenn ich jetzt erstmal nicht krank aussehe und z.B. auch zur Arbeit gehe. Ich denke aber, dass ein erwachsener Mensch dem es erklärt wurde verstehen kann, dass ich vllt insgesamt nicht so viel Energie habe, aber trotzdem arbeiten möchte (um mich abzulenken, damit mein Projekt erfolgreich ist, damit ich die Fehlgeburt nicht thematisieren muss) und er halt dann mal mehr machen muss.
Kommunikation ist extrem wichtig. Ich würde ihm das alles erzählen und das auch schonungslos ehrlich und dann sollte er zusehen dass er das wieder gut macht
Das hast du recht. Ich hab mich eigentlich bemüht, die ganze Zeit sehr offen zu kommunizieren. Irgendwie kams nicht an. Ich bin dann gestern sehr genau drauf eingegangen (um ehrlich zu sein war ich auch beleidigend und laut).
Ich wüsste jetzt halt gar nicht wie er das wieder gut machen kann.
Normalerweise bin ich ziemlich schnell wieder friedlich seit gestern möchte ich ihm nur die Augen auskratzen.
Geh nicht zu hart mit dir ins Gericht es ist eine absolute Ausnahmesituation und er hat es wirklich verkackt. Du bist also berechtigterweise sauer geworden. 🤍
Oje du arme. Fühl dich gedrückt. Das geht ja gar nicht. Auch wenn es dem Mann mit der fehlgeburt wahrscheinlich auch zugesetzt hat kann er dich doch nicht alleine lasen.
Als ich meine FG hatte und das Blut nur aus mir raus floss war mein freund die ganze zeit an meiner Seite und hat meine hand gehalten als die kleine Geburt auf klo losging.
Ich glaub ich hätte an deiner Stelle ihn direkt mit dem Bettzeug vor die tür gesetzt.
Aber wichtig finde ich jetzt erstmal das du dich erholt und klare Gedanken sammelst und dann nochmal ein Gespräch mit ihm führen. Und ihm deine Gefühle erklärst und vllt auch fragst was er gerade fühlt
Lg🍀