Hallo ihr Lieben,
ich habe zwar gesehen, dass hier bereits mehrfach über ähnliche Themen diskutiert wurde, ich möchte mich aber dennoch an Euch wenden.
Mein Freund (28 - Albaner) und ich (35-Deutsche) sind nun bereits seit knapp 3 Jahren ein Paar. Wir lernten uns während seines Studiums, hier in „meiner“ Stadt, kennen.
Das Thema „kulturelle Unterschiede“ kam zwischen uns schon von Beginn an sehr häufig auf. Der Altersunterschied war bei uns jedoch nie ein großes Thema.
Nach ca. einem Jahr erfragte ich, wann ich seine Eltern kennenlernen könne. Diese wohnen ca 400km von uns entfernt und leben seit über 20 Jahren in Deutschland.
Seine Mutter wusste schon sehr früh Bescheid und freute sich darüber, dass ihr Sohn glücklich ist.
Der Vater wurde erst sehr viel später „informiert“, nachdem wir bereits 2 Jahre zusammen waren. Grund hierfür war, dass mein Freund Bedenken hatte, dass sein Vater mich ablehnen würde, was nun auch passiert ist.
Vielleicht ist noch wichtig : die Familie ist nicht religiös und besteht auch nicht auf eine Albanerin als Freundin.
Es gab nun mehrere Versuche, seitens meines Freundes, ein Kennenlernen zu arrangieren. Laut eigener Aussage, hat mein Freund sich vor seinem Vater mehrfach klar positioniert.
Nachdem der Vater sich dazu bereit erklärt hatte, änderte er seine Meinung, als er von meinen Tätowierungen und dem Altersunterschied hörte.
Ich war bereits einige Male in Albanien und habe natürlich bemerkt, dass dort Tattoos von Frauen selten bis gar nicht getragen werden und die ältere Generation nicht sehr verständnisvoll reagiert, was nachvollziehbar ist.
Der Druck und die Ablehnung des Vaters hat mittlerweile schwere psychische Folgen bei meinem Freund hinterlassen.
Nun steht eine Trennung im Raum.
Da wir uns sehr lieben, ist die Situation natürlich nahezu unerträglich für uns beide. Er glaubt, dass wir keine Zukunft haben und schämt sich für seinen Vater. Natürlich liebt er ihn, weswegen er sich nicht von ihm abwenden möchte.
Das würde ich auch nie verlangen!
Er sagt, dass es respektlos wäre, seinen Vater weiterhin zu einem Kennenlernen zu drängen und er Angst hat, dass am Ende auch der Vater mich noch zusätzlich verletzt.
Ich möchte die Beziehung nicht aufgeben, bin aber ziemlich ratlos.
Natürlich habe ich die Hoffnung, dass etwas Zeit die Situation vereinfacht und der Vater sich beruhigt.
Ich würde gerne verstehen, welche Gedanken und Ängste dahinter stecken. Und ob es eine Chance gibt, dass der Vater sich doch noch auf ein Kennenlernen einlässt.
Meine letzte Idee wäre die, einen Brief zu verfassen, der mich beschreibt und ihm bewusst macht, dass ich eine ganz normale (was auch immer normal ist) Frau bin, die ähnliche Werte hat, intelligent, geerdet und bodenständig ist, sich für deren Kultur interessiert und diese respektiert und vorallem: die seinen Sohn liebt.
Den Brief würde ich über die Schwester (die ich schon persönlich kennenlernen durfte und sehr mag) zukommen lassen.
Mein Freund wäre damit einverstanden.
Was haltet ihr davon?
Habt ihr Ratschläge?
Erfahrungen?
Wendet ein albanischer Vater sich wirklich von seinem Sohn ab?
Danke im Voraus!
Albanischer Vater verlangt, dass sein Sohn Beziehung zu mir beendet.
Hallo,
ich bin seit vielen, vielen Jahren mit einem Albaner verheiratet.
Wir waren fast noch Kinder als wir zusammen gekommen sind. Ich war jung, ambitioniert, weltoffen, nicht tätowiert ….
Ich wurde 6 Jahren von meinen heutigen Schwiegereltern komplett ignoriert. Mit komplett meine ich komplett. Der Grund? Ich bin Deutsche.
Nein, heute würde ich das nicht mehr mit mir machen lassen. Und mein Mann würde so ein rassistisches Verhalten nicht mehr dulden.
Aber wir waren so jung, so naiv. Mein Mann war so erzogen, dass die Familie über allem steht, man die Eltern stets ehren muss…. Ich kann es noch immer kaum fassen, wenn ich darüber schreibe, auch nach all den Jahren nicht.
Das Verhalten der Familie deines Freundes ist gestört. Dein Freund ist ein erwachsener Mann und seine Mutter eine erwachsene Frau. Keiner ist anscheinend in der Lage, sich gegen den Vater durchzusetzen. Ich kenne das aus so vielen albanischen Familien. Deshalb darf man das trotzdem nicht schön reden und mit Kultur verklären.
In Albanien und im Kosovo führt genau diese Mentalität zu massiven gesellschaftlichen Problemen.
Dieser ganze „Respekt“ von dem dort ständig gefaselt wird, ist real überhaupt nicht vorhanden. Ist es respektvoll eine Frau, die man überhaupt nicht kennt, abzulehnen, weil sie tätowiert ist?
Wenn du mich fragst, bedrohst du den Vater und seine Weltanschauung massiv. Du bist eine gestandene, unabhängige, eigenständige Frau. Das muss ihm unglaubliche Angst machen. Er weiß schlicht nicht, wie er mit dir umgehen soll. Das ist absolutes Neuland für ihn. Da ist es viel einfacher, dich komplett abzulehnen und Gründe dafür an den Haaren herbei zu ziehen.
Als sich meine Schwiegereltern endlich herab ließen, mich kennen zu lernen, konnte ich ihre Furcht schon fast riechen als sie endlich vor mir saßen. Nicht weil ich so ein Kaliber an Frau war, sondern weil ihnen das Unbekannte eine wahnsinnige Angst machte.
Das hat mich damals unglaublich irritiert und schon fast verunsichert. So viele Jahre waren sie gegen mich und in diesem Moment hatte ich trotzdem fast Mitleid mit ihnen. Da war nicht mehr viel übrig von dem starken Familienoberhaupt, das mein Schwiegervater so gern spielte. Das war surreal.
Ich finde die Idee mit dem Brief nicht gut. In meinen Augen hast du nichts zu erklären, du musst dich nicht rechtfertigen.
Du bist bereit, den Vater - trotz seiner Vorurteile (!) - kennenzulernen. Das ist schon viel mehr, als er mit diesen Ansichten verdient hat.
Der Dreh- und Angelpunkt in diesem ganzen Konstrukt ist dein Freund, nicht sein Vater.
Er muss sich klar für dich entscheiden. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der Vater dann irgendwann mal einknickt. Meiner Erfahrung nach, kommt es bei den albanischen Verwandten nicht so toll an, wenn man erzählt, dass der Sohn verstoßen ist, weil er eine „ältere“ tätowierte Deutsche liebt. Da ist der Tratsch schon vorprogrammiert und im Allgemeinen sind Albaner eher darauf bedacht, den schönen Schein bis zur Selbstaufgabe zu wahren.
Alles Gute!
Nachtrag: Was meine Schwiegereltern letzten Endes bewogen hat mich kennenzulernen? Mein Mann hat gesagt, er wird mich heiraten. Mit ihrem Segen oder ohne. Sollten sie nicht mehr Teil seines Lebens sein wollen, wird er sich (finanziell) auch nicht mehr in die Familie einbringen…..
Ich danke dir für deinen Erfahrungsbericht!
Bevor ich weiter antworte : wart ihr in der Situation, dass die Famile zu irgendeinem Zeitpunkt eine Trennung verlangt hat? Falls ja, wie ist dein Mann damit umgegangen?
Hat dein Mann hingenommen, dass seine Eltern keinerlei Interesse an dir hatten?
Es ist zwar traurig, dass er „androhen“ musste seine finanzielle Einbringung zu streichen, aber wenn es hilft, wäre mir auch das recht ;) Die Eltern sind (in dem Fall leider) finanziell unabhängig. Das wird jedoch nicht immer so sein.
Und : Ich denke halt nicht, das die Ablehnung rassistische Hintergründe hat und eher auf das Alter und die bunte Haut begrenzt ist. Der Vater wollte die ersten Jahre auch nichts von mir Wissen, hat mich aber nicht direkt abgelehnt. Das kam nun erst, als ein Verwandter ein Pärchenbild von uns weitergeschickt hat, auf dem man ganz deutlich sieht, dass ich eben tätowiert bin. Ich muss dazu auch sagen, dass ich sehr tätowiert bin, mein allgemeines Äußeres aber nicht weiter „negativ“ auffällt, sobald ich einen Pullover o.ä. trage (ich arbeite im Finanzwesen - da sollte alles bedeckt sein). Was sagt dein Mann dazu? Was könnte es für einen konservativen 60 Jährigen Albaner bedeuten, wenn er für seinen Sohn eine solche Frau akzeptiert? Was genau ist daran so beängstigend? verliert er sein Gesicht?
Ich hoffe einfach sehr, dass mein Freund weiterhin zu mir steht und sich irgendwann alles entspannt. Es ist mir auch grundsätzlich keine obere Priorität den Eltern zu gefallen.
Ich möchte nur verhindern, dass uns die Entscheidungsfreiheit genommen wird.
Meine Schwiegerfamilie spricht Probleme grundsätzlich nicht offen an. Bis heute nicht. Über gezielte Manipulation (Schuldgefühle) wird aber deutlich gemacht, was erwartet wird.
Ich kann mich an sehr wenige Berichte meines Mannes erinnern, in denen mehr oder minder offen gesagt wurde, dass die Beziehung unerwünscht ist. Es lief dann eher so, dass zum Beispiel sein (viel älterer) Bruder zu ihm kam und weinend sagte, er mache sich so große Sorgen um den Vater. Dem ginge es so schlecht, wegen der Beziehung seines Sohnes zu einer Deutschen. Oder mein Schwiegervater sagte, er wünschte sich, er hätte meinen Mann in der Heimat gelassen, dann wäre ihnen das alle erspart geblieben.
Mein Mann hat es 6 Jahre hingenommen und still gelitten. Sehr gelitten. Ich muss aber sagen, dass eine Trennung zu keinem Zeitpunkt im Raum stand.
Ich habe mich gestern mit meinem Mann über seine männlichen Verwandten unterhalten. Es gibt gerade einen Streit der unfassbar eskaliert ist. Ich sagte, dass mich ihre Frauenfeindlichkeit nach all den Jahren noch immer erschreckt. Da meinte er, dass sie auf jeden Fall frauenfeindlich sind, in erster Linie aber voller Selbsthass und Selbstzweifel, sonst hätten sie dieses misogyne Verhalten nicht nötig.
Ich denke, das würde er auch zum Thema „Gesichtsverlust“ sagen.
Obendrein ist der Gesichtsverlust ja überhaupt nicht greifbar.
Wie oft meine Schwiegerfamilie schon ihr Gesicht verloren hat. Mit lautem Getöse und Geheule. Naja, es leben soweit noch alle und haben sich letzten Endes mit allem (auch mit mir) arrangiert.
Obendrein würde mein Mann sagen, dass dem Vater deine bunte Haut einfach nur Angst macht.
Das kann so ein Mensch gar nicht begreifen oder zuordnen. Der lebt in einem winzig kleinen beengten Rahmen. Die Welt genau geordnet und unterteilt. Sonst findet er sich nicht zurecht.
Eigenständigkeit der Kinder ist nur so weit gewünscht, wie der eigene Rahmen reicht. Und dann kommst du, bunt und lebendig. Mit dieser Art Frau hatte er noch nie zu tun.
Warum wollte er dich nicht kennen lernen bevor er von deiner Haut wusste?
Ich möchte nicht Rassismus unterstellen ohne ihn zu kennen. Aber glaubst du, das hätte er sich bei einer Albanerin getraut?
Ich sehe übrigens nur eine Möglichkeit um schnell und sicher auf ihn einzuwirken: Wenn ein (von ihm) angesehenes Familienmitglied für euch spricht.
Das hätte bei meinem Schwiegervater Wunder gewirkt. Mein Mann hatte sich aber nie getraut, mit anderen Verwandten über mich zu sprechen. Ich habe ja offiziell gar nicht existiert (tatsächlich schmerzt es noch immer das zu schreiben. Wenn auch lange nicht mehr so sehr wie damals).
Hallo
vielleicht ist seine Mutter der Schlüssel zu einer Lösung. Schreib ihr den Brief. Am ehesten hat sie Einfluss auf ihren Mann, seine Ansichten etwas zu korrigieren.
Wenn der Vater eher konservativ ist, wird sich womöglich kaum dazu herablassen, Dir direkt zu antworten.
VG
Ich gehe leider auch nicht davon aus, dass der Vater sich dazu „herablässt“ sich bei mir direkt zu melden.
Ich erhoffe mir jedoch, dass ihn meine Worte, die auch schildern, was er seinem Sohn damit antut, dazu anregen, nachzudenken und etwas offener und „moderner“ zu denken.
Die Mutter steht hinter der Entscheidung des Vaters und hat wohl auch schon versucht ein Gespräch mit ihm darüber zu führen. Er blockte ab. Ein erneuter Versuch wäre nun wohl respektlos in deren Kultur.
Versuchen kannst Du es und der Brief an sich als Medium ist eine sehr gute Idee. Jedenfalls hast Du nichts zu verlieren.
Die kulturellen Unterschiede scheinen aber doch sehr groß, wenn ein erneutes Intervenieren der Mutter als Respektlosigkeit gewertet wird.
Dein Partner ist Teil dieser Kultur auch wenn vielleicht schon mehr westlich geprägt. Emotional schwierig ist es auch für ihn wenn ihm der Segen des Vaters so wichtig ist und ohne den nichts geht. Vorwürfe kann man ihm nicht machen.
Aus Sicht der Betroffenen immer sehr bedauerlich wenn es diese unüberbrückbaren Hürden gibt.
VG
Das klingt nach einer echt schwierigen Situation
aber die Idee mit dem Brief finde ich ganz gut und würde das auch auf jeden Fall machen und vielleicht auch, dass die Schwester und die Mutter noch mal mit dem Vater reden
ich verstehe auch deinen Mann, dass er nicht sein Vater enttäuschen will aber ich finde auch, dass er zu dir halten sollte, aber scheint ja auch so, dass er das macht
ich wünsche euch dass ihr das schafft Und einen Weg findet, dass der Vater es akzeptiert
Es ist einfach nur Wahnsinn und für mich, die in einem sehr liberalen Umfeld großgezogen wurde, undenkbar, dass meine Eltern mir so etwas antun würden.
Ich möchte natürlich auch, dass er weiterhin zu mir hält und das auch so kommuniziert.
Leider ist es so, dass sich die Familie, auch Mutter und Schwester, im schlimmsten Fall, unabhängig von der eigenen Meinung, von ihm abwendet.
Was der Vater sagt, ist scheinbar Gesetz.
Ich danke dir!
Ich muss dir ehrlich sagen, ein Mann dem die Meinung seiner Eltern so essentiell wichtig ist, dass die Ablehnung seiner Partnerin ihn in psychische Probleme stürzt und über Trennung nachdenken lässt, der wäre nicht meins.
Ich verstehe den Wunsch nach Harmonie und nach Akzeptanz durch die Eltern sehr gut. Aber den/die Partner:in wählen (bzw. abwählen) je nach Urteil der Eltern? Merkwürdig. Das entscheide ich doch selbst. Klar, in manchen Kulturen ist es normal, dass das Urteil der Familie schwer wiegt und Eltern viel Einfluss haben. Ich würde das für mich nicht wollen. Ich möchte dass mein Partner sich aus freien Stücken für mich entscheidet.
Ich finde auch den Brief schwierig. Das klingt ja wie eine Bewerbung. D.h. du willst jetzt den Vater überzeugen, damit dein Freund mit dir zusammenbleibt? Und dass er sich andernfalls von dir trennen würde ist voll ok für dich? Erwartest du dir da nicht mehr?
In meiner Welt ist es Aufgabe deines Partners, den Konflikt mit seinem Vater zu lösen und Grenzen zu ziehen. In dem Moment wo mein Partner die Trennung in Erwägung zieht, weil seine Eltern mich nicht mögen, wäre ich weg.
> In meiner Welt ist es Aufgabe deines Partners, den Konflikt mit seinem Vater zu lösen und Grenzen zu ziehen.
Das würde ich bei jeder Schwiegermonster-Frage genau so vertreten.
Hier spielt aber wohl die kulturelle Dimension eine Rolle, die wir uns sicher gar nicht vorstellen können. Gegen den Willen des Familienoberhaupt (Matriarchin oder Patriarch ist kulturabhängig und für diesen Beitrag auch egal) ist es für die Kinder manchmal schlicht unvorstellbar, eine Ehe einzugehen. Teils ist das zudem verbunden mit rechtlichen Folgen wie Enterbung oder anderweitigem "In Ungnade Fallen".
TE, Dein Partner ist da in eine Kriese geraten. Sprich doch einmal mit ihm, was für ihn auf dem Spiel steht, wenn er gegen die Wunsch seines Vaters handelt. Diese Entscheidung ist für ihn schon eine wichtige, so dass du ihn zwar nicht drängen solltest, aber auch verlangen kannst, dass du zeitnah erfährst, woran du bist.
Absolut!
Im schlimmsten Fall wird er von seiner Familie oder sogar seiner Verwandtschaft verstoßen, was natürlich sehr schmerzhaft für ihn wäre.
Natürlich versuche ich mittlerweile so wenig Druck wie möglich auf ihn auszuüben, muss aber auch Acht auf mich und meine Gefühle geben, weswegen ich ihm vorher meine Gedanken und meinen Standpunkt dazu sehr deutlich mitgeteilt habe.
Aktuell ist es so, dass ich mich zurückgezogen habe, damit er sich in Ruhe Gedanken machen kann, wie er mit der Situation umgehen möchte.
Es gibt einen Vers in der Tora, wo es heißt: "Darum verlässt der Mann seinen Vater und seine Mutter und schließt sich seiner Frau an." Das soll jetzt kein Aufruf an euch sein, die Eltern in den Wind zu schießen, ganz im Gegenteil. Aber wer eine Beziehung eingeht und im besten Falle dann auch eine Ehe, schafft eine neue Konstellation. Man löst sich von den Eltern, das ist ein sehr wichtiger Schritt. Das bedeutet nicht, dass man mit ihnen nichts mehr zu tun haben will, wenn sie anderer Meinung sind. Aber ihre Ansichten dürfen nicht prägend oder ausschlaggebend für eure Beziehung sein. Man begegnet den Eltern respektvoll, auch wenn sie anders denken, aber man muss sich emanzipieren. Sonst wird man keine gute, stabile Ehe haben. Die Eltern müssen zurücktreten, und wenn sie klug sind, tun sie das freiwillig und in dem Wissen, dass es einfach so sein muss. Dass es gut ist. Dass ihre Arbeit getan ist. Sie haben ihren Kindern alles mitgegeben, was die brauchen, um eine gute, vernünftige Entscheidung bei der Wahl des Partners zu treffen. Und ohne jemanden persönlich zu kennen ist eine solche Ablehnung nicht akzeptabel. Meine Eltern haben auch bei einigen unseren Beziehungen stellenweise so ihre Bedenken gehabt. Die haben sie uns auch immer mitgeteilt, aber es war klar, dass sie uns am Ende machen lassen, was wir wollen. Einer meiner Brüder hat sich ganz bewusst gegen ihren Rat entschieden, nun zeigt sich, dass die Eltern recht hatten - aber sie haben die Frau damals trotzdem aufgenommen und so gut behandelt wie alle anderen Schwiegerkinder. Und so muss es sein.
Ich würde die Beziehung nicht aufgeben. Schreib den Brief, das ist eine gute Idee, und im schlimmsten Fall wird dein Freund eben weiterhin die Eltern nur alleine besuchen bzw. lernst du nur die Mutter kennen. Das ist traurig, klar. Man wünscht sich das definitiv anders. Aber vielleicht wird es das ja irgendwann. Ich würde mir davon aber nicht mein Glück zerstören lassen. Manchmal gibt es solche blöden Konstellationen. Aber dein Freund soll sich eine Minute lang vorstellen, was wäre, wenn er der Sache ein Ende macht und dann sein Leben lang darunter leidet. Man weiß nie, ob man nochmal jemanden findet, mit dem man so glücklich ist, oder? In 20 Jahren ist der Vater tot, hart gesagt, und er selber dann vielleicht unglücklich. Was hat das dann gebracht?
Man muss gut aufpassen, dass man Respekt und Achtung vor den Eltern nicht missversteht.
Hallo
kluger Beitrag.
In der Tora steht aber auch: "Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit deine Tage lang werden in dem Land, das der Ewige, dein Gott, dir gibt"
Insofern stehen in schlauen Büchern schlaue Dinge aber mitunter, je nach Verfasser des Kapitels, auch ziemlich widersinnige Dinge oder zumindest schwer vereinbar.
Letztlich aber ist den meisten Menschen wohl nicht komplett egal, was die Eltern von den Partnern halten, die man sich erwählt. Und dass Eltern rechtzeitig loslassen können um einen Schritt zurückzutreten, ist ein Ideal, selten genug.
Meine Mutter konnte sich bei aller Toleranz, ihre Meinung machmal nicht verkneifen und sagte mir und meinem Bruder unverblümt ihre Meinung. Diskret und unter 4 Augen. Und sie hatte meistens Recht. Als wir noch jung waren, war irgendwie kein Weib gut genug für ihre Söhne. Gut, da waren auch Hippen dabei, da würde ich heute auch zu meinem Sohn sagen, ob sein Geschmack grad einen schlechten Tag hat. Das legte sich, als wir Ende 20 waren. Meinem Vater war das völlig egal. Er sagte entspannt, abwarten, das wird ohnehin nicht die letzte sein, die einer der Burschen anschleppt. Auch er hatte Recht.
BG
Dass Eltern ihre Kinder beraten ist gut und wichtig! Aber der Vater entscheidet und entschuldigt alles mit deren Kultur.
Darf ich fragen welchen kulturellen Hintergrund hast?
Ich habe schon einiges in den anderen Antworten beschrieben, was wahrscheinlich auch auf deinen Beitrag passt. Aber im Großen und Ganzen geht es nicht darum, dass die Eltern mich mögen sollen, sondern darum, dass die Beziehung ohne die Akzeptanz des Vaters nicht weitergeführt werden kann.
Ich glaube leider, dass es deshalb nur zwei Möglichkeiten gibt.
1. er steht zu mir und bricht schlimmstenfalls mit der Familie. Einen Kompromiss wird es für den Vater nämlich vermutlich nicht geben.
2.er beendet die Beziehung, verrät seine eigenen Werte und Prinzipien und wird womöglich unglücklich.
Und wie es so ist, ist Blut ja oftmals dicker als Wasser. Vor allem für jemanden mit diesem kulturellen Hintergrund.
Das Problem ist, ich verstehe das Ganze irgendwo, will es aber nicht so ganz begreifen oder akzeptieren, weil ich es anders gelernt habe und für meine Liebe kämpfe.
Es geht nicht in meinen Kopf hinein, wie man sich im 21. Jahrhundert noch so verhalten kann, wie der Vater es tut.
Ich würde nun auch kein Hampelmännchen mehr für den Vater machen. Würde mich also weder trennen noch einen Brief schreiben.
Was spricht denn dagegen, wenn ihr euer Paar-Ding macht, so lange ihr euch liebt und alles harmonisch abläuft? Man muss ja nichts mit den "Schwiegereltern" zu tun haben. Sie wohnen auch weit genug weg, um sich aus dem Weg zu gehen. Dann soll er eben ab und an seine Familie besuchen - alleine. Ist doch nicht schlimm.
Keiner muss jeden mögen. Und keiner sollte auch überzeugt werden, jemanden mögen zu müssen.
Weder muss also dein Freund mit seinem Vater brechen - der Vater soll einfach hinnehmen, dass sein Sohn glücklich ist - Punkt -, noch sollte man den Vater dazu zwingen, dich zu mögen. Die Fronten sind klar und damit lässt sich doch bestimmt sehr gut leben, oder nicht?
Genau das ist eben das Problem. Ich habe es in meiner Schilderung wahrscheinlich nicht gut beschrieben, aber die Beziehung ist nicht erwünscht und würde wahrscheinlich zum Bruch mit der Familie führen, wenn wir sie weiterführen… Es könnte ja passieren, dass der Vater sein Gesicht verliert… zumindest vor dem traditionellen und konservativen Teil der Familie. Das ist das Dilemma.
Wäre es das einzige Problem, dass mein Selbstwert dadurch gemindert würde (wobei ich das Ganze vermutlich nichtmal persönlich nehmen würde) wäre es ja deutlich unkomplizierter. Da bin ich sehr entspannt… entweder man kommt mir zurecht oder nicht. Verbiegen würde ich mich für niemanden.
"Weder muss also dein Freund mit seinem Vater brechen - der Vater soll einfach hinnehmen, dass sein Sohn glücklich ist - Punkt -..."
Wenn es denn so einfach wäre.
Bei alledem kann eben nicht der westliche Wertemaßstab angelegt werden. Wäre sonst ja einfach.
Danke TE, dass du gleich im Ausgangspost geschrieben hast, dass es um eine interkulturelle Beziehung geht und auch den Kulturkreis mit angegeben hast.
Hallo,
das klingt nach einer echt schwierigen Situation. Ich bin seit 10. Jahren mit einem albanischen Mann zusammen - 6. Jahre davon verheiratet inkl. drei Kinder und einen Altersunterschied von 12. Jahren bei uns. Albanische Eltern sind sehr stur/eigen - würden sich aber niemals von Ihren Kindern abwenden. Dafür sind diese viel zu familiär. Mein Mann hat mich damals einfach ohne Vorwarnung mit Nachhause genommen- entweder Sie akzeptieren es, oder eben nicht. Meine Schwiegermutter war mehr über denn Babybauch (6. Monate) als über meine deutsche Herkunft schockiert. Im Endeffekt hatte ich wirklich Glück, auch wenn es manchmal etwas schwierig war. (Meine Schwiegermutter sagte immer - solange er glücklich ist,bin ich es auch).🍀 (seine Eltern sind auch nicht religiös und seit 30. Jahren in Deutschland - dementsprechend ziemlich eingedeuscht - Tattoos/Piercings alles war kein Problem, auch nicht vor der muslimischen Seite. Habe ich tatsächlich auch schon oft in Albanien/Kosovo gesehen und wir tragen selbst auch welche. Mein Mann selbst groß am Hals.🫣 Ich vermute diesbezüglich ehr ein anderes Problem als dein optisches Erscheinungsbild). Vielleicht schlechte Erfahrungen bzgl. deutsch/albanischer Beziehungen in der Familie?🍀
Denise :
Erstmal freut es mich, dass du dich diesen Problemen nicht stellen musstest. :)
Der Vater kommt aus einem Bergdorf im Norden Albaniens. Wahrscheinlich ist es nochmal ein relativ großer Unterschied, ob man aus einer Stadt oder einem 100 Einwohner Dorf kommt? Die Mutter kommt aus der Hauptstadt und hat deswegen vermutlich auch modernere Ansichten. In Tirana habe ich auch einige jüngere Männer mit Tättowierungen gesehen. Frauen allerdings keine.
Ich habe nun schon über einige Fälle gelesen, in denen sich die Familie über kurz oder lang von dem Kind abgewendet haben, wenn eine Entscheidung der Eltern nicht umgesetzt wurde. :(
Die Familie von meinem Mann kommt auch aus einem kleinen muslimischen Dorf, aber ja -tendenziell sind die Albaner aus der Stadt z.B Tirana/Pristina etwas entspannter und moderner. Ich würde mir wirklich sehr für dich wünschen, das dein Freund hinter eurer Beziehung steht, ansonsten wird das wirklich psychisch sehr unangenehm für dich und nur eine Qual, bis zur endgültigen Trennung. Vielleicht solltest du deinen Freund erstmal denn Kopf waschen, bevor du zum Vater gehst - weil wenn dieser nicht zu 100% hinter dir steht, ist die Beziehung sowie nix Wert.🍀
Es steht und fällt mit dem Willen deines Partners zu dir zu stehen und im Zweifel einen Bruch mit der Familie zu riskieren. Eine andere Lösung wird es nicht wirklich geben. Ob ein Bruch dann auch tatsächlich erfolgt, ist die Frage. Wenn die Familie merkt, dass er wirklich bereit wäre, das durchzuziehen, wird seine Mutter vielleicht doch sanften Druck auf den Vater ausüben, da sie ihren Sohn und evtl. zukünftige Enkelchen nicht verlieren will.
Die Lösung mit dem Brief fand ich beim ersten Lesen eine gute Idee, aber inzwischen bin ich eher bei den Schreiberinnen, die sagen, dass du keinen Grund zum Ankriechen hast. Du verhältst dich nicht falsch und bist keine Bittstellerin.
Eine meiner besten Freundinnen ist schon viele Jahre mit einem Kosovo-Albaner verheiratet. Sie hatten nicht immer einfache Zeiten, inklusive Trennung und es wurde zwischenzeitlich auch sehr viel Druck ausgeübt, dass er die Trennung beibehält. Aber sie haben wieder zueinandergefunden, auch weil er sich gegen seine Familie durchgesetzt hat. Inzwischen ist seit vielen Jahren wieder alles gut und sie ist in seiner Familie voll akzeptiert. Sie kann albanisch und nimmt auch Rücksicht auf die Familie zB wird mindestens einmal im Jahr in den Kosovo gefahren und Familienmitglieder, die immaterielle oder materielle Hilfe benötigen zB bei Arztbesuchen, vorübergehender Schlafmöglichkeit usw. werden unterstützt. Sie hat gelernt mit gewissen kulturellen Unterschieden umzugehen wie zB dass Probleme in der Familie totgeschwiegen werden. Er hat sich aber auch auf sie und ihre für ihn ursprünglich ungewöhnlichen, für uns aber selbstverständlichen Eigenheiten eingelassen wie zB dass sie eigene Hobbies und Freunde hat. Und er ist ein sehr fürsorglicher Mann und Vater.
ich hoffe du behältst Recht und es wird bei uns ähnlich ablaufen. Auf eine zwischenzeitliche Trennung kann ich jedoch verzichten, da er dadurch wahrscheinlich mein Vertrauen verlieren würde.
Eltern, die ihren Kindern keine Partner gönnen, obwohl die Kinder mit diesen Partnern glücklich sind, braucht kein Kind im Leben. Die Entscheidung wäre für mich einfach: ich würde den Eltern oder hier dem Vater klarmachen, dass er meine Entscheidung zu respektieren hat. Mit Eltern kann man keine Familie gründen oder eine Partnerschaft führen. Man hat das Recht auf das eigene Leben und Glück.
Ich sehe das genauso und würde dem Wunsch meiner (deutschen) Eltern (mit den gegebenen Rahmenbedingungen) niemals nachgeben, wenn ich keinen Zweifel daran hätte, dass ich mir den richtigen Partner ausgewählt habe. Aber wie in den anderen Beiträgen schon erwähnt ist das aus kultureller Sicht leider nicht so einfach. ich hoffe er wählt den schwierigen Weg und macht seinen Eltern klar, dass eine Trennung nicht in Frage kommt.