Liebe Forumsmitglieder,
mich beschäftigt seit einiger Zeit die Frage, wie wahrscheinlich es ist, in meinem Alter (54) einen Partner zu finden, bei dem ich nicht übermäßig viele Kompromisse schließen muss, nur, um in einer Beziehung zu sein, bzw. mich auf dieser Welt nicht so einsam zu fühlen. In meiner derzeitigen Beziehung bin ich nicht glücklich, es gibt viele Merkmale an der Person, die mich stören. Jedoch auch einige, die mir sehr wichtig und vorhanden sind.
Zu mir: Ich bin sicher nicht ganz leicht zu handeln, habe ein hohes Autonomiestreben bei gleichzeitigem Wunsch nach einer Person, die, immer da ist, wenn ich es möchte bzw. brauche. Ich lebe allein und bin finanziell unabhängig, bin optisch und intellektuell im überdurchschnittlichen Bereich, bislang waren mir berufliche Entwicklung und Konsum extrem wichtig, Partner hatte ich viele, aber aufgrund von dysfunktionalen Beziehungsmustern passte weder die Selektion noch die Gestaltung. Lange Jahre dachte ich, der Richtige kommt noch, dann wurde ich im Corona-Jahr plötzlich 50 und stand nach einer sehr furchtbaren Trennung allein da. Die Online-Suche begann erneut und fast schon verzweifelt… Durchsuchen der Resterampe, zu der ich nunmehr auch zähle.
Lange Rede, kurzer Sinne, seit etwa 3 Jahren bin ich in einer Beziehung mit einem gleichaltrigen Mann, ebenfalls kinderlos, nie verheiratet, akademisch gebildet, anspruchsvoller Beruf. Aber ich bin nicht glücklich. Denke, es passt emotional und körperlich nicht.
Meine Frage an die Frauen und Männer in meinem Alter Ü50: Wie ist die Chance, nochmal glücklich fündig zu werden ? Seid Ihr glücklich in Eurer Beziehung ? Oder glücklich als Single ?
Danke für einen sinnhaften Austausch.
Wieviele Zugeständnisse in einer Beziehung Ü50
Hattest du denn schonmal eine richtig lange Beziehung? Warum sind diese auseinander gegangen ? Hast du die Gründe reflektiert und deine alten Beziehungsmuster hinterfragt und verarbeitet?
Hallo Granatapfel2024,
bist du denn bereit, emotionale Zugeständnisse an einen Partner zu machen und deine verletzliche Seite zu zeigen?
Dein Bericht liest sich für mich auf der Gefühlsebene sehr distanziert, wie ein Controller, der eine BWA erstellt. Manche deiner Sätze wirken auf mich fast kalt.
Ich glaube, es macht schon einen gewaltigen Unterschied, ob ich im Alter von Ü50 eine neue Beziehung als eine Art Investment ansehe, was ja durchaus eine legitime Einstellung ist. Oder ob ich bereit bin, mich selbst einzubringen und somit einen Teil von mir einem anderen Menschen schenke.
Obwohl dieses Öffnen und Schenken mit all den Ängsten vor einer tiefen Verletzung der eigenen Gefühle und einer Selbstabwertung verbunden ist, wenn die Beziehung schief geht.
Ich habe den Eindruck, als wollest du dich eher abgrenzen, um immer die Kontrolle behalten zu können, aber das meinte ich eben höchst subjektiv aus deiner Diktion zwischen deinen Zeilen zu erahnen.
Kannst du gut allein sein? Wie lang war denn deine längste Zeit als Single? Wenn man nicht gut allein sein kann, neigt man dazu, falsche Kompromisse einzugehen.
Die Frage ist schwierig zu beantworten, ich lebe allein, ich arbeite allein (bin selbständig), durch Corona und einen Wohnortwechsel sind alte Freundschaften zerbrochen, Herkunftsfamilie ist auch sehr gering vorhanden. Mir reicht es oft, zu wissen, dass da jemand ist, der an mich denkt, der mir schreibt, mir ein Foto schickt. Und an den Wochenenden habe ich Zeit für gemeinsame Aktivitäten, auch wenn ich dann noch viel zu erledigen habe.
Kann ich jetzt gut allein sein oder nicht ? Ich würde sagen jein.
Meine längsten Single-Zeiten waren nie länger als 1 Jahr und in diesen Zeiten habe ich auch immer viel gedatet. Also ich war nie gern Single.
„Kann ich jetzt gut allein sein oder nicht ? Ich würde sagen jein.
Meine längsten Single-Zeiten waren nie länger als 1 Jahr und in diesen Zeiten habe ich auch immer viel gedatet. Also ich war nie gern Single.“
Ja, das habe ich vermutet, du kannst nicht gut allein sein. Du hast nach Trennungen sofort immer jemand neues gesucht. So viele wirklich passende Partner gibt es gar nicht, dass man die immer sofort findet. Das führt dann dazu, dass man oft Partner wählt, die nicht wirklich gut passen.
habe ein hohes Autonomiestreben bei gleichzeitigem Wunsch nach einer Person, die, immer da ist, wenn ich es möchte bzw. brauche.
Genau das wirst Du SO nicht finden. Ich bin noch einige Jahre älter als Du, war lebenslang in einem guten Job berufstätig, war 35 Jahre verheiratet, bis mein Mann starb - und dann 8 Jahre alleine....und zunehmend unglücklich, obwohl ich mich sehr wohl alleine beschäftigen kann. Seit 1.4.23 habe ich einen wunderbaren Herzensfreund, vertrauter kann ein Verhältnis nicht sein, live kennengelernt, kein Portal, 8 Jahre jünger, lebensfroh, motivierend und mein Fels in der Brandung, ich liebe ihn über alles. Er hat mein Leben komplett verändert. So, und nun das "Aber" - er hat sich vor 13 Jahren nach einer zerstörenden Scheidung sein Leben stabil eingerichtet mit Freundesgruppen, die zusammen wandern gehen und ich nicht mithalten könnte und er hat alte Eltern, um die er sich liebevoll kümmert und einen Job. Dann erst komme ich. Auf deutsch, wir haben beide unsere eigenen Leben, Wohnungen und Termine - aber wenn einer den anderen "braucht", ist er verlässlich da. Wir verbringen wunderschöne Zeiten miteinander, Abende, Ausflüge, Feste - und gelten in unserem Verein als absolutes "Traumpaar", wie wir miteinander umgehen und nein, ich muss mich da nicht verbiegen. Es gibt allerdings immer wieder lange Zeiten, in denen wir uns nicht sehen, nur mal telefonieren - und dann vermisse ich ihn sehr. Daran musste ich mich erst gewöhnen und das war hart. Nun genieße ich meine Zeiten mit einem tollen Mann - und habe trotzdem alle Freiheiten. Im August wandert er mit seinen Freunden durch Italien - und ich mache Urlaub bei einer Freundin, da sehen wir uns wohl recht lange nicht.
Ohne Kompromisse geht ab einem bestimmten Alter garnichts mehr und man muss eben abwägen, was einem dieser Mensch wert ist. Ich liebe den Mann mit seiner ganzen Art, seinem Charakter, seiner Aufmerksamkeit, da gibt es keine Frage. Ich bin einfach nur glücklich, wenn wir zusammen sind.
Wenn Du das nicht bist hat es wenig Sinn....ist aber immer eine Einzelfallentscheidung. Herz vor Kopf ❤
LG Moni
Hi
Ich denke, jeder hat ein Zeitfenster, in dem es günstig ist, eine dauerhafte Beziehung zu finden und aufzubauen.irgendwann schließt sich das Fenster, die Kompromissbeteitschaft sinkt und das gefühlte Kosten-Nutzen-Verhältnis wird immer ungünstiger.Fortpflanzung entfällt ohnehin schon lange.
So what for?
Wenn man sich selbst genug ist, bedarf es keines Partners. Bestenfalls als Add-On weil ab und zu Sex ganz nett ist, obwohl man den auch mit Freundinnen haben kann, die ebenfalls Single sind (manchmal auch verheiratet). Nähe, Vertrautheit und Zärtlichkeit sind auch schön, klar, aber wenn man oft genug geliebt hat, ist auch das nichts, auf das man unbedingt nicht verzichten kann.
Manche Menschen sind schlicht nicht dafür gemacht, die eine Beziehung zu führen. Aber dafür hatten sie zahlreiche, kürzere Beziehungen, die nicht minder wertvoll waren.
Im Zustand, dass man nicht mehr sucht, sondern einfach schaut, was so passiert, ist man viel entspannter und nirgends steht, daß nur eine dauerhafte Partnerschaft der Weg zur Zufriedenheit ist. Auch wenn unsere Sozialisierung, unsere Kultur und die Gesellschaft uns dieses Versprechen im ersten Lebensviertel machen.Es gibt soviel mehr zu entdecken als die meist ewig gleiche Leier von Männern und Frauen. Das kennt man doch bereits und weiss, wohin es führt.
Vielleicht ist der Zustand des Egal-Seins entspannender und der feste Glaube, dass nur der grosse Meister da oben wirklich weiß, was die eigentliche Bestimmung ist.
Wenn Du Probleme hast mit dem Alleinsein und denkst, nur ein Partner macht Dein, ganz individuelles Leben komplett, ist dieses Gottvertrauen natürlich schwierig.
BG und schönes WE
Nähe, Vertrautheit und Zärtlichkeit sind auch schön, klar, aber wenn man oft genug geliebt hat, ist auch das nichts, auf das man unbedingt nicht verzichten kann.
Ansichtssache!! Genau das fehlte mir am meisten, als mein Mann verstorben war und genau das genieße ich nun unendlich mit meinem Freund, wenn er da ist, er im übrigen auch. Unsere Nähe ist so wunderschön vertraut und tut gut bis tief in die Seele, ist dabei durchaus auch mit viel Lachen, Witz und Herzlichkeit verbunden - neeee.... da kann ich echt eher auf die "kreuz-unfreundliche" Bettgymnastik verzichten, von der man in jungen Jahren ja doch meist ausreichend hatte....im Normalfall. 😎
LG Moni
Hallo
Es ist Deine Perspektive, aus Deiner ganz persönlichen Biografie. Wenn man sein halbes Leben mit einem Menschen verbracht hat, ist die Lücke, die nach dem Verlust entsteht, um ein Vielfaches grösser.
Die TE hat zahlreiche Beziehungen geführt, mal mehr, mal weniger lang. Und natürlichvwird auch sie diese Form von Nähe vermissen.Aber das resultiert aus ihrer Eigenschaft, dass sie nicht gut allein kann.
Wenn schon der Zustand des Single-Daseins zu Unwohlsein führt, ist man sich selbst eben nicht genug. Was man nach meiner Meinung immer sein sollte.
Hinzu kommen dann Ansprüche an einen potentiellen Partner, die auf dem freien Markt für sie derzeit schwierig zu realisieren sind. Das hat aber mit dem Alter nichts zu tun. Vermutlich hatte sie die Ansprüche auch schon vor 20 oder 30 Jahren, ansonsten hätten ihre Beziehungen eine andere Zeitspanne gehabt.
So wie es generell ein Irrglaube ist, mit 20 oder 30 wären die Chancen ungleich höher weil die Auswahl grösser sei. Dafür ist die Konkurrenz im eigenen Segment auch ungleich höher. Mit 20 finde ich (potentiell) mehr unvergebene Mädchen aber die weitaus höhere Abzahl anderer Jungs meiner Generation eben auch.
Und: Das Potential hängt von den eigenen (aktuellen), Lebensumständen ab: Dorf oder Stadt, wie kontaktbegabt jemand ist, welche "Altlasten" hat man, reich oder arm, usw usf.
Anfang der 2000er, als ich mal in Dating-Portalen unterwegs war, waren dort Profile von Frauen, die suchten wie folgt: Nicht-Raucher, kein Alkohol. Sportlich, beruflich überdurchschnittlich erfolgreich, keine kleinen Kinder, sexuell erfahren, möglichst mit Eigenheim, kulturell gebildet, Akademiker, und natürlich gut aussehend ....
Warum sagen die nicht gleich, sie suchen George Clooney. Oder einen Mann, dem temporär Titten wachsen, weil er soll auch gleichzeitig beste Freundin sein?
Die Kunst besteht darin, seine wirklich wichtigen Ansprüche zu kennen, die Reduktion auf das Wesentliche. Und das gilt für jede Altergruppe.
VG
Also spontan fallen mir im Umfeld zwei Frauen ein, die Ü50 den Partner fürs Leben gefunden haben. Zugegebenermaßen kenne ich aber auch wenige, die in dem Alter noch / wieder Single sind. Insofern wahrscheinlich nicht repräsentativ.
Ich denke, dass du für dich einen guten Mittelweg zwischen realistisch und anspruchsvoll finden musst. Man sollte nicht jeden x-beliebigen Mann nehmen, ganz klar. Es gibt Dinge, die nicht verhandelbar sind. Aber einerseits ist die Auswahl in dem Alter an "brauchbaren" Männern natürlich deutlich geringer als mit 30. Andererseits darf man auch nicht unterschätzen, dass sich mit Ü50 viele Charaktereigenschaften so verfestigt haben, dass da nicht mehr viel Änderung zu erwarten ist. Auch bei dir nicht. Insofern wird es vermutlich irgendein Kompromiss werden.
Ich könnte mir vorstellen - komplett interpretiert, kann also auch total falsch sein - dass du bisher bei der Auswahl deiner Partner zu sehr auf "mein Haus, mein Auto, mein Boot" geschaut hast. Du betonst sehr stark die Optik, den Intellekt, den Beruf, die Ausbildung, auch bei dir selbst. Alles wichtige Dinge, aber letztlich in den wenigsten Beziehungen ausschlaggebend. Ich habe auch einen Mann, der optisch und finanziell überdurchschnittlich gut dasteht (ich nicht 😉), aber das ist für den Erfolg unserer Ehe gar nicht so relevant. Einen Job kann man verlieren, das Aussehen verändert sich. Was bleibt da? Der Charakter, die Werte, die Gemeinsamkeiten, gute Kommunikation, Spaß miteinander, erfülltes Sexualleben...sowas. Und danach würde ich suchen. Nicht so sehr nach "harten" Parametern.
Für Frauen ist das schwierig, dessen bin ich mir nur zu sehr bewusst. Viele haben innerlich immer noch eine Bremse, wenn sie selber Akademiker sind, der Partner aber nicht. Oder wenn der Mann weniger verdient. Aber was sagt das letztlich aus? Nichts. Es gibt genug Idioten mit einer akademischen Laufbahn, und die Welt kann nicht nur aus Karriere-Männern bestehen. Wir haben selber in der Familie solche Konstellationen, z.B. eine wo die Frau Prof. Dr. ist und der Mann Landwirt. Die Kommentare dazu will man sich im angeblichen Zeitalter der Emanzipation nicht vorstellen. Es läuft top bei beiden, weil sie sich nicht über sowas definieren. Sie lieben ihre Berufe, sie waren beide finanziell völlig selbstständig - that's it. Sie haben ihren Partner nicht danach ausgesucht, dass er einen möglichst gleichen Background hat.
Insofern würde ich mal schauen, dass du dich daran nicht so sehr aufhältst (sofern du das tust - es klang jetzt so, kann aber natürlich auch ganz anders sein). Auf der Resterampe gibt es garantiert noch so manchen tollen Mann zu finden, wenn man sich von bestimmten Erwartungen freimacht. Vielleicht bist du auch gar nicht der Typ für eine dauerhafte Beziehung? Gibt es auch. Einer meiner Brüder hat von Anfang an gesagt, dass er niemals als Ehemann enden wird - und das wird wohl tatsächlich so sein. Was ihm aber gar keine Probleme bereitet, denn er ist wirklich als Ehemann denkbar ungeeignet 😉 Ist nur gut, wenn man das für sich selber erkennt, dann kann man nach dem suchen, was man wirklich braucht und will. Nicht nach dem, von dem Mutter, Vater und die Gesellschaft glauben, dass man es haben müsste.
"habe ein hohes Autonomiestreben bei gleichzeitigem Wunsch nach einer Person, die, immer da ist, wenn ich es möchte bzw. brauche."
Also ich bezweifle dass sich das erfüllen lässt. Soll dein Partner also immer für dich verfügbar wenn du es brauchst und wenn du grad keine Lust hast "alleine daheim warten"?
Resterampe?
Wow.
Ich bin jetzt Mitte 40 und sollte mein Partner mich in den nächsten Jahren verlassen oder gar sterben, dann hoffe ich sehr, dass ich von Männern dadurch nicht zum Restposten erklärt werde...
Auch ich möchte definitiv niemanden von der Resterampe.
Du suchst und bist selbst in einem Lebensbereich, in dem Menschen den Zenit ihres Lebes bereits hinter sich haben.
Im besten Fall bringt ein Mann also eine Menge Lebenserfahrung mit, hat sich "die Hörner abgestoßen" und weiß, was er will.
Was bringst du mit, außer gutem Aussehen (haben viele) und finanzieller Unabhängigkeit (würde ich in dem Alter pauschal erwarten)?
Da du von Resterampe sprichst und betonst, dass dein derzeitiger Partner nie verheiratet war - kann es sein, dass du die Lebensgeschichte deines (potentiellen) Partners gerne ausblenden möchtest?
Es gibt sicher viele Männer, die gerne eine gebildete, gutaussehende Frau an ihrer Seite hätten.
Allerdings wirst du in der Regel damit leben müssen, dass sie vor dir eine andere Partnerin an ihrer Seite hatten. Manche kurz und mehrere andere 20 Jahre lang dieselbe. Unter Umständen eine, die sie sehr geliebt haben. Ob sie dann enttäuscht wurden, trauern, wütend sind, stoisch gelassen... ob sie gestärkt aus der Beziehung hervorgingen oder immer noch ein Häuflein Elend sind, das ist dann sehr verschieden.
Bei einer Sache bin ich mir aber relativ sicher:
Keiner dieser Männer wird mit dir zusammen sein wollen, wenn er zwischen den Zeilen liest, dass Lebenserfahrung für dich bedeutet, zur Resterampe zu gehören...