Mein Freund möchte kein Sex

Guten Abend,

ich brauche dringend einen Rat, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß. Ich versuche knapp meine Situation zu schildern.
Mein Freund (32) und ich (30) sind jetzt seit 3 Jahren zusammen. Am Anfang unserer Beziehung hatten wir regelmäßig Sex. Wir haben uns durch unsere Arbeit nur meistens am Wochenende sehen können, aber da lief immer etwas. Wir sind letztes Jahr im Oktober zusammengezogen und nach ca. 1 Monat fing unser Problem an. An einem Abend als wir Sex haben wollten, klappte es bei ihm nicht so ganz, was ja überhaupt nicht schlimm ist. Das war in meinen Augen völlig natürlich und ich habe auch darauf geachtet, dass ich ihm das auch so zeige. Leider ist ihm das 1-2x direkt hintereinander passiert und danach hat er komplett dicht gemacht. Ich habe wirklich alles versucht. Wir haben uns mehrmals hingesetzt darüber gesprochen und er hat mir vesprochen das es sich ändert. Unser letztes Gespräch ist jetzt wieder 3 Wochen her, aber es passiert immernoch nichts. Ich habe wirklich alles probiert Reizwäsche, ihm Zeit lassen ohne Anspielungen, alles selbst in die Hand genommen ( ohne Erfolg) und ihm sogar angeboten mit ihm zum Arzt zu gehen falls er es möchte. Ich bin ehrlich gesagt mit meiner Geduld am Ende. Wir haben jetzt schon seit fast 7 Monaten kein Sex mehr und so langsam geht es mir an die Substanz. Mein Selbstvertrauen ist am Boden, ich fühle mich nicht mehr begehrt und die Intimität fehlt mir so sehr. Kuscheln und Küssen ist kein Problem und so zeigt er mir auch seine Liebe. Alles andere klappt wunderbar, aber nur das Thema macht mir sehr zu schaffen. Ich hoffe ihr könnt mir einen Rat geben was ich noch tun könnte.

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Guten Morgen LeniLai,

Ich glaube, dein Freund wünscht sich nichts sehnlicher als eine erfüllende Sexualität mit dir.
Euer gemeinsames Erlebnis seiner Impotenz, die wiederholt auftrat und nun zu einer sexuellen Totalblockade geführt hat, hat ihn zutiefst in seinem Selbstwertgefühl getroffen und erschüttert.

Hinzu kommen sicherlich bei deinem Freund verdrängte Ängste und ein Schamgefühl, das er nicht an seine Oberfläche kommen lassen kann. Als Mann ist er trainiert Ergebnisse zu erzielen und Leistung zu bringen, und nun das! Er sieht sich wahrscheinlich als Totalversager, sein ganzes Weltbild dürfte erschüttert sein.

Was könntest du nach meiner Meinung tun?
Bitte beziehe sein "Problem" nicht auf dich. Er zeigt dir doch mit seinem Verhalten, wie sehr er dich liebt. Seine Impotenz hat nach meinem Gefühl nichts mit deinen Befürchtungen einer mangelnden Attraktivität zu tun. Sondern möglicherweise eher mit seinen Grundüberzeugungen und "Urängsten" und ich könnte ironischerweise vermuten, mit seiner Beziehung zu seiner Mutter.
Mir kam da der Spruch in den Sinn, bei Sex liegen nicht zwei miteinander im Bett, sondern sechs. Nämlich zwei Menschen und ihre Eltern.

Nun seid ihr beide in einer Zwickmühle. Du sagst, dein Selbstvertrauen liegt am Boden, weil du dich als Frau nicht mehr von ihm begehrt fühlst. Mache dir klar, dein Gefühl ist falsch.
Sein Selbstvertrauen ist völlig zerstört, sein einziger Ausweg war bislang die "Blockade", der Rückzug, sein Weg in die Selbstisolation.

Sein Versprechen, er würde seine Impotenz ändern bzw. abstellen, kann eigentlich auf diese platte Art nicht funktionieren, weil er sich in einem negativen Verstärkerkreislauf befinden dürfte.

Am besten wäre es für ihn, wenn du ihn ermutigen und bestärken könntest, sich an einen Therapeuten zu wenden und einen Einstieg in die innere Erkundung der Hintergründe seiner Störung zu beginnen. Du kannst ihn auf seiner Reise begleiten, wenn du das willst.

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Ich danke dir vom ganzen Herzen für deine Worte. Es hat mir geholfen das eigentliche Kernproblem wieder vor Augen zu führen und mich ein wenig von meinen Selbstzweifeln zu entlasten.
An seine Mutter habe ich ehrlich gesagt noch garnicht gedacht, wobei ich mir einige Sachen als Ursache auch sehr gut vorstellen könnte.
Ich habe ihm tatsächlich vor 3 Wochen in einem ruhigen Gespräch vorgeschlagen einen Therapeuten aufzusuchen. Das ging total nach hinten los. Er hat mich ausgelacht und das überhaupt nicht ernst genommen. Ich habe sogar vorgeschlagen, dass wir eine Paartherapie machen könnten, damit er wieder nicht das Gefühl bekommt nur er wäre Schuld an der Sache. Leider alles ohne Erfolg..

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Also das finde ich richtig scheisse von ihm! Ihr habt ein Problem, du möchtest es lösen und der lacht dich aus. Wow.
Was trägt er denn zur Lösung bei? Nix. Will er das Problem überhaupt angehen? Wirkt auf mich nicht so. Ist ja auch viel einfacher im Selbstmitleid zu versinken... ich wünsche dir viel Glück.

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Ich denke auch, er hält den Druck nicht aus.

Was, wenn er es probiert und wieder nicht klappt? Und du dich jetzt schon unbegehrt fühlst und dein Selbstbewusstsein leidet?

Dein Freund hat scheinbar ein körperliches Problem und das hat NICHTS mit dir zu tun. Zudem ist es hart, sich als Mann genau dieses Problem einzugestehen, weil man ja so sozialisiert wird, dass der Mann „immer kann und will“ und er das eben nicht kann. Ein absolutes, schambehaftetes Tabu-Thema also.

Dass du „etwas tun möchtest“ verstehe ich natürlich trotzdem. Ich denke, du musst da ganz feinfühlig ran. Vielleicht hilft ja schon, wenn du ihm einfach sagst, dass du dir wünschen würdest, dass er dich befriedigt? Weil er das so toll macht, weil du liebst, wie er dich berührt usw? Also wirklich den Druck nehmen, dass er „funktionieren“ muss und es trotzdem heiß und gut für dich/euch sein kann?

Und dass du immer hinter ihm stehst, ihn „trotzdem“ attraktiv findest und ihn selbstverständlich begleiten würdest, wenn er sich helfen lassen will!

Alles Gute!

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Ich denke auch dass es daran liegt, weil er ständig denkt es könnte wieder passieren. Vor einigen Monaten hatten wir genau wegen diesem Thema einen Streit und da hat er es auch erwähnt. Ich habe ihm versucht mit einer ruhigen Stimme klar zu machen, dass er nicht vor seinem Problem wegrennen soll und ich immer hinter ihm stehe. Egal was ich versuche blockt er immer ab. Was mir aber nicht einleuchtet ist wieso unternimmt er nichts dagegen? Einfach sich zurückziehen ist doch keine Lösung. Er bemüht sich auch nicht vielleicht mal einen Arzt aufzusuchen um zumindest mal zu schauen, ob er ein körperliches Problem hat. Mittlerweile finde ich es ein wenig egoistisch von ihm. Ich bin auch nur ein Mensch mit Bedürfnissen und Gefühlen. Manchmal glaube ich er sieht nicht was für Auswirkungen es auf mich hat oder er verdängt das auch.

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Eben weil es schwer ist, sich selbst ein Problem einzugestehen und Verdrängung für ihn wohl (aktuell) funktioniert.

Macht er einen Termin beim Arzt, dann ist es quasi „amtlich“ - er hat Potenzprobleme.

Rational ist das totaler Quatsch, stimme dir absolut zu! Du kannst nur sehr feinfühlig immer wieder darauf hinweisen, dass er zum Arzt sollte.

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"Mein Selbstvertrauen ist am Boden,"
Wenn Dein Selbstvertrauen nur vom Sex abhängig ist, dann fehlen mir die Worte

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Mir nicht, ich finde es ist völlig normal wenn man von seinem Partner/in begehrt werden möchte.
Und in einer 3 jährigen Beziehung 7 Monate keinen Sex haben und das im besten alter, ich finde das schon hart. Und ja, natürlich geht das bestimmt auch auf das Selbstvertrauen.

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Es ist nicht einfach über mehrere Monate vom Partner abgewiesen zu werden. Zumal ich mir auch immer sehr viel Mühe gegeben habe.
Wenn man Monatelang kein Sex hatte und versucht den Partner zu verführen, er dann abblockt und es ihn so kalt lässt kratzt das sehr am Selbstbewusstsein.