Guten Abend, mein Freund hat mich sehr verletzt und mein Vertrauen missbraucht. Er hat mich nicht mit jemandem betrogen und es ist auch kein finanzieller Betrug, aber er hat mir eine psychische Erkrankung, die er immer geahnt hatte, zu Beginn unserer Beziehung verschwiegen aus scham bzw. weil er dachte, er kriegt es selber auf die Reihe. Musste sich dann doch behandeln lassen. Leider hat er sich auch die letzte Zeit wegen dieser Erkrankung nicht sehr nett mir gegenüber verhalten. Ich habe ihm jedoch verziehen und er möchte sich gerne ändern. So lange sind wir noch nicht zusammen und ich würde ihm nochmal die Möglichkeit geben und es versuchen.
Ich habe ein enges Verhältnis zu meinen Eltern und erzähle ihnen viel, manchmal wohl etwas zu viel, und Freundinnen unterstützen mich auch sehr. Jetzt habe ich nur leider das Problem, dass ich durch meine Erzählungen Groll auf meinen Partner erzeugt habe, was ja auch verständlich ist, wenn man sich sorgen macht. Zudem kennen meine Eltern sich mit dem Thema nicht so aus und sind sehr skeptisch, da sie es nicht so greifen können. Aber ich bin die einzige, die meinen Partner so gut kennt und ich weiß auch, dass ich auch nicht immer einfach bin und er mir zum Beispiel meine übertriebene Eifersucht oder meine chaotische Ader nachsieht. Meint ihr, ich soll dem Ganzen etwas Zeit geben und dann renkt sich das wieder ein? Mir ist das schon wichtig, dass ich den Segen meiner Liebsten hätte. Bitte um nette Rückmeldungen, da ich neu hier bin
Eltern/ Freunde mögen meinen Partner nicht mehr
Sie werden sich mit Sicherheit gut verstehen wenn er zeigt dass er es ernst meint. Er hat eine Erkrankung. Ja, kann passieren. Ist aber kein Grund dich schlecht zu behandeln. Er will sich ändern, das ist super. Wie will er das konkret schaffen? Welche Therapie macht er? Wann fängt er an? Was ist das Ziel? Wenn du deinen Eltern erzählst was er konkret tut um sicherzustellen dass du nicht unter seiner Erkrankung leiden musst, dann werden sie ihn sehr respektieren.
Wenn es aber nur haltloses Gelaber und leere Versprechungen sind und er sich nicht helfen lässt weil ereint er schafft das alleine, dann haben deine Eltern Recht. Dann wird er sich nicht ändern und du solltest auf deine Eltern hören und ihn verlassen. Niemand hat das Recht dich schlecht zu behandeln, schei* egal ob er eine Erkrankung hat oder nicht. SEINE Erkrankung ist nicht DEIN Problem. ER ist alleine dafür verantwortlich sich Hilfe zu holen um sich anständig zu verhalten.
Danke für deine Antwort, er bekommt Medikamente und anschließend eine Psychotherapie, die aber später startet, da es zurzeit kaum Plätze gibt. Das hat er alles von alleine gestartet.
Ich habe halt manchmal das Gefühl, dass meine Eltern vom „alten Schlag“ sind und alle noch keine Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen gemacht haben (zum Glück). stützen aber auch wieder für mich zu schauen. Ich werde sehen, ob er seine Vorhaben umsetzt. Danke für deinen Rat
Also ganz klar aus deinem Text ging für mich nicht die entscheidende Frage hervor:
WUSSTE er am Anfang eurer Beziehung wirklich um seine Krankheit ?
Also hatte er zu diesem Zeitpunkt eine Diagnose vorliegen? Oder AHNTE er es lediglich?
Wenn er es nur erahnte, kannst du nicht von Verschweigen und Vertrauensmissbrauch sprechen.
Und selbst wenn er eine Diagnose vorliegen hatte, sich aber zu diesem Zeitpunkt weder medizinisch behandeln lassen wollte, noch seiner neuen Freundin davon berichten wollte, ist es doch in erster Linie seine eigene Entscheidung wem er wann von seiner Krankheit berichtet und welche Medikamente er seinem Körper zufügen möchte.
Hänge dich deshalb nicht an dem Verschweigen auf. Wichtig und entscheidend für dich sollte sein, anständig und respektvoll behandelt zu werden.
Die Grenze der Selbstbestimmung ist erreicht, wenn es eine andere Person tangiert.
Und in diesem Fall hast du unter seinem Verhalten, ausgelöst durch seine Erkrankung, gelitten.
Ich kann hier schon deine Eltern und Freunde verstehen, die mitbekommen dass du durch sein Verhalten leidest. Ich wäre auch alles andere als begeistert und bei mir würden ebenfalls alle Alarmglocken läuten wenn mir meine Tochter erzählen würde, sie leidet unter ihrem Freund aus welchem Grund auch immer!
Und genau das ist für mich der entscheidende Punkt:
Werfe ihm nicht das Verschweigen vor. Aber ERWARTE gut und respektvoll behandelt zu werden. Keiner sollte in einer Partnerschaft leiden. Egal aus welchem Grund.
An deiner Stelle wäre mir auch die Art der Erkrankung wichtig.
Ist sie gut zu behandeln ?
wie sind die Prognosen? Wie äußert sie sich? Besteht trotz medizinischer und psychotherapeutischer Behandlung Rezidivgefahr?
Stelle dir selbst ehrlich die Frage, ob du wirklich dauerhaft damit leben kannst? Mit dem veränderten Verhalten deines Partners, bedingt durch die Krankheit. Selbst drauf gehen solltest du nicht!
Deine Familie und deine Freunde werden immer zu dir stehen. Sie wollen dein Bestes. Und wenn dieser Mann ein Teil deines Lebens sein soll, werden sie es akzeptieren…wenn auch kritisch beäugend ( denn er hat dich eben schon emotional verletzt ).
Lasse deshalb mal alle anderen außen vor und setzte deine Priorität lieber auf dich und mit was DU wirklich zurecht kommst.
Ziehe für dich Grenzen und schau danach, dass es DIR gut geht. Alles andere wird sich finden.
Hi
Ich steckte mal in einer ähnlichen Situation. Ich habe engen Freunden und Familie von einem Verhalten meines Partners erzählt, weil ich auch deren Sichtweise brauchte.
Sie haben danach auch ein anderes Bild gehabt und ich habe das bereut.
Heute ein paar Jahre später ist es nicht mehr so präsent. Die Zeit schafft neue Erinnerungen. Und neue Erzählungen formen ein neues Bild.
Alles Gute
Deine Eltern sehen das meiner Meinung nach zurecht kritisch.
Dein Freund hat Dich verletzt und Dein Vertrauen missbraucht.
Krankheit ist keine Rechtfertigung dafür.
Er hat Dich "nicht nett" behandelt, bekommt aber noch eine Chance...
Ich denke, Du kannst Dich schon mal darauf einstellen, dass der mehrere Chancen braucht....
Deine Eltern sehen hier Red Flags wehen. Ich auch.
Du aber noch nicht!
Ich hoffe, dass Du nicht irgendwann Schlimmeres erleben musst.
Du hängst an ihm. Dann ist das so.
Aber Eltern wollen immer das Beste für ihre Kinder.
Denk mal drüber nach....
Zwei Gedanken dazu:
1. Ohne die Diagnose zu kennen, ist es sehr schwer, etwas dazu zu sagen. Hat er Depressionen? Ist er pädophil? Leidet er an sadistischen Gewaltphantasien? Depressionen sind gut zu behandeln. Außerdem kratzen depressive Menschen nicht an ethischen und strafrechtlichen Grenzen. Damit könnte ich leben. Im zweiten und dritten Fall wäre ich definitiv raus aus der Beziehung. Alle versuche, ihm zu "helfen", würden zu einer sehr ungesunden Beziehungsdynamik führen.
2. Umgekehrt wäre ich raus, wenn mein Partner mit sehr persönlichen Dingen, die ich ihm von mir erzähle, zu seinen Eltern rennt und ihnen alles brühwarm weitererzählt, auch wenn ich um Verschwiegenheit gebeten habe. Da sieht man einfach, wo die Loyalität liegt. Ich kenne das aus dem Freundeskreis. Manche müssen zwanghaft über alles tratschen, was man ihnen erzählt. Da erzählt man eben nichts mehr oder nur noch das, was der Rest des Freundes- und Bekanntenkreises auch erfahren darf.
Ich selbst habe einmal unter Depressionen gelitten, die klinisch behandelt werden mussten. Ich habe das nur wenigen sehr engen Freunden erzählt, auf deren Diskretion ich mich verlassen konnte. Es wäre für mich unerträglich gewesen, von Hinz und Kunz darauf angesprochen zu werden, oder zu wissen, dass alle, die ich so kenne, bestens informiert sind.
Noch ein Nachtrag: Sollte dein Partner unter einer sexuellen Präferenzstörung leiden (z.B. Pädophilie), so muss dir klar sein, dass dies keine behandelbare Krankheit ist. Er wird diese Präferenz immer haben, und Therapie hat nur das Ziel, dass er keine Straftaten begeht. Liebe und Verständnis ändern daran gar nichts. Man kann es ihm auch nicht vorwerfen.
Aber vielleicht denke ich hier auch in eine falsche Richtung.
Hallo Blaumeise, es ist eine depressive Störung. Er ist in Behandlung, die leider aktuell in meinen Augen eher noch Verschlechterung reingebracht hat, aber ggf. kommt ja bald die Wendung. Keine Ahnung, dachte eigentlich, es wird alles besser, wenn man in professionellen Händen ist. Aber seither geht’s irgendwie immer weiter bergab.. und seither sind auch diese negativen verhaltensveränderungen eingetreten. Das schmerzt halt. Und wie er vorher war ist eigl das einzige was mich noch hält. Es sind eher launische, rücksichtslose und egoistische Muster, die er vorher nicht hatte. Evtl kommt es von den Medikamenten? Ich weiß es nicht
Hallo Paulinchen,
ich denke, deine Erfahrungen gehören zum Sich-Entwickeln einfach dazu. Und wenn du dich und deine Bedürfnisse immer ehrlich im Blick hast, war auch nichts falsch an deinen Entscheidungen.
Offensichtlich hast du dich entschlossen, deinem Partner eine zweite Chance zu geben. Es kann gut sein, dass er sich zum Positiven entwickelt. Beobachte das aber mit einer kleinen kritischen Stimme im Hintergrund. Du schreibst keine Details, darum ist es schwer, diese schlechten Behandlungen einzuordnen. War er aggressiv oder besitzergreifend? Oder sehr wechselhaft? Auch du kannst dich weiterbilden und beraten lassen als eine Angehörige eines psychisch Erkrankten. Wenn du Hilfe und Unterstützung brauchst, ist in einer Angehörigengruppe o. ä. ein zweiter Sicherheitsanker für dich neben deiner Familie und Freunden. Menschen, die ähnliche Erfahrungen haben, können vielleicht besser umgehen mit manchem zwiespältigen Wissen. dann musst du deine Familie nicht mehr so arg "belasten" mit dem Wissen um eure Probleme. Denn deine Ehrlichkeit war wichtig, aber auch eine gewisse Zumutung.
Wichtig ist, dass du nicht den Fehler machst, erneute Verschlechterungen in deiner Beziehung in dir zu vergraben, um den Familienfrieden zu bewahren. Darum fänd ich es sinnvoll, dass du dir Kontakte aufbaust, die professionell und erfahren mit der psychischen Krankheit deines Partners umgehen. Denn natürlich brauchst du ehrliches Feedback. Es war eine gute Entscheidung, mit deinen Problemen nicht allein zu bleiben!
Der "Segen deiner Liebsten" ist so eine Sache. Es ist doch verständlich, dass sie sich Sorgen um dich machen und am liebsten möchten, dass du einen "gesunden" Partner auswählst. Auch sie brauchen eine zweite Chance. Sie müssen dann eben lernen, mit deinem Partner umzugehen. Anscheinend gibt es in deiner Familie kein Wissen um manche psychische Krankheit. Dann bauen sich viele Berührungsängste und Vorurteile auf. Deine Familie muss erst dazu lernen.
Dieses Spannungsfeld musst du nun eine Weile aushalten. Du kannst dich daran aufrichten und eine stärkere Persönlichkeit werden. Du bist nicht auf der Welt, um es deiner Familie und Freunden recht zu machen. Aber evtl., um sie zu überzeugen, dass dein Partner eine zweite Chance verdient hat. Innerlich kannst du lernen, mit der Ablehnung deines Umfelds zu leben. Begegne dem mit Verständnis, es ist Sorge um dich. Die Sorge darf da sein. Nicht ok wäre, wenn sie dich permanent bedrängen, deinen Partner zu verlassen. Du kannst lernen, weiterhin dankbar für Rat zu sein, aber eine ehrliche Meinung auch gegen Widerstände zu behalten.
Gib euch allen Zeit. Auch dein Partner muss erst zeigen, dass er dich wieder gut behandelt. Und vielleicht suchst du dir auch professionelle Unterstützung?
Kenne das etwas ähnlich. Bei meinem Ex war das auch so bzw durch die vielen Konflikte die manchmal ausarteten haben meine Freunde/Familie viel mitbekommen auch habe ich viel berichtet. Wenn es sich bei uns wieder eingerenkt hat war mir das oftmals unangenehm der Familie/Freunden gegenüber. Es gab dadurch immer mehr "Befürworter" sich doch besser zu trennen.
Ich habe für mich gelernt, dass weniger Erzählen mehr ist. Diesbezüglich muss ich an mir arbeiten und darf nicht so schnell so vertrauenswürdig sein, anderen gegenüber. Konflikte gibt es überall. Hatte eine Sandkastenfreundin, sind Haus an Haus aufgewachsen. Als sie ca 12 Jahre alt war habe ich erst erfahren, dass ihr Vater alkoholoker war und die Eltern trennten sich. Bis heute find ich das so krass. Die Erwachsenen drum herum wussten das aber haben trotzdem lange nicht alles mitbekommen was dort im Haus über die Jahre passierte. Ja so kann's gehen.
Lass deinen Partner nicht fallen. Beginnt bei Null und überlege einfach, was du erzählst und was besser nicht. Das mit Familie und Freunden renkt sich mit Sicherheit wieder ein. Wenn es dort den einen oder anderen gibt, der sich damit schwer tut, dann ist das eben so. Macht ihr aber euer Ding. Du musst mit ihm klar kommen und wenn das alles passt wird dein Umfeld merken, dass es dir doch gut geht.
"Ich habe für mich gelernt, dass weniger Erzählen mehr ist. Diesbezüglich muss ich an mir arbeiten und darf nicht so schnell so vertrauenswürdig sein, anderen gegenüber. Konflikte gibt es überall. Hatte eine Sandkastenfreundin, sind Haus an Haus aufgewachsen. Als sie ca 12 Jahre alt war habe ich erst erfahren, dass ihr Vater alkoholoker war und die Eltern trennten sich. Bis heute find ich das so krass. Die Erwachsenen drum herum wussten das aber haben trotzdem lange nicht alles mitbekommen was dort im Haus über die Jahre passierte. "
Du beschreibst hier allerdings die Entstehung von Co-Abhängigkeit. Du erzählst von deiner Sandkastenfreundin, die von klein auf gelernt hat, ihre Sorgen zum "Schutz" ihrer Eltern nicht zu erzählen und mit sich abzumachen. Diese Mechanismen sind sooo ungesund! So tragen Kinder Dinge, die sie nicht wirklich tragen können.
Da den Schluss zu ziehen, weniger Erzählen sei mehr, finde ich als Empfehlung ganz krass falsch. Im Gegenteil: da hilft nur, MEHR zu erzählen.
Ja, um andere nicht zu überfordern, kann ich den Entschluss verstehen, in der Familie diskreter zu werden. Aber nur, wenn es andere Vertraute gibt, z. B. eine Selbsthilfegruppe, eine "Selbsterfahrungsgruppe" oder Therapeut:innen. Dinge nur mit sich auszumachen und "still zu leiden", ist nie ein gutes Ziel.
Ich habe das Beispiel der Sandkastenfreundin nicht genannt um das "Weniger ist mehr" zu begründen. Wollte das einfach nur mal aufzeigen wie es so auch passieren kann. Das ist mir absolut bewusst, dass es für ein Kind schlimm ist, nichts sagen zu dürfen und auch zu wollen aus Scham.
Aus der Sache mit meinem Ex habe ich für mich das so gelernt, dass weniger mehr ist.
Erstmal Psychopharmaka und dann Therapie hört sich für mich nicht gut an. Psychopharmaka können vor allem in der Einstellungsphase schwierig sein. Das weiß ich von Verwandten.
Bleib nicht mit ihm wegen schlechtem Gewissen zusammen. Du bist nicht für ihn verantwortlich.
Ich kann nachvollziehen dass er über seine mögliche Erkrankung nicht gesprochen hat. Er hat sich vielleicht geschämt und Angst vor Ablehnung.
Ob Psychopharmaka sinnvoll oder nicht sind, sollte ganz allein der behandelnde Psychiater entscheiden und niemand sonst. Die Erkrankung deines Verwandten kann doch eine ganz andere sein.
Ich hätte es mir auch andersrum oder zumindest irgendwie gleichzeitig weil ich merke dass er dringend redebedarf hat und er sagt das auch. Aber ich bin kein Experte und sie sollen sich da um ihn kümmern.