Hallo,
ich bin vor 5 Monaten zu meinem Partner gezogen, weil ich schwanger bin und er eine größere Wohnung hat, aber ich fühle mich hier nicht richtig wohl.
Jetzt wohne ich bei ihm in einem abgelegenen Stadtteil, wo alles weiter weg ist. Vorher wohnte ich sehr zentral, aber trotzdem sehr idyllisch. Meine Arbeit, Geschäfte, Cafés… alles war zu Fuß erreichbar. Das vermisse ich total und überlege jetzt 3x, ob ich extra irgendwo hinfahre.
Ich habe ihm mal vorgeschlagen, ob wir irgendwann vielleicht mal etwas zentraler wohnen könnten. Nein, kommt für ihn nicht infrage. Er ist hier zufrieden und schon als Kind in dieser Wohnung aufgewachsen, er möchte hier bleiben.
Bei anderen Sachen will er auch keine Kompromisse eingehen. Ich kann manchmal (trotz Ohropax) schwer einschlafen, weil er sehr laut schnarcht. Besonders in der Schwangerschaft bin ich noch empfindlicher bei Geräuschen. Ich habe dann mal angedeutet, im Wohnzimmer noch eine bequeme Schlafmöglichkeit aufzustellen. Das will er auch nicht und ist direkt genervt davon. Er will nicht getrennt schlafen oder irgendwas verändern und sonst hat es doch auch geklappt…
Er selbst ist sehr empfindlich bei Geräuschen. Ihn störte eine Kellertür, sodass er extra dem Hausmeister Bescheid gesagt hat, die leiser einzustellen.
Ich fühle mich einfach nicht wohl hier, besonders wenn meine Bedürfnisse immer wieder genervt übergangen werden und er mir das Gefühl gibt, ich wäre anstrengend und soll mich nicht so anstellen.
Außerdem bekomme ich immer zu spüren, dass es SEINE (Eigentums-)Wohnung ist und er entscheiden kann, ob etwas verändert wird oder nicht. Ich zahle keine Miete, nur Hälfte seiner laufenden Kosten (Hausgeld, Strom, Flurreinigung etc.) und übernehme etwas mehr im Haushalt (Waschen, Putzen).
Lieber würde ich wieder Miete zahlen, aber dafür selbst entscheiden können, was ich mache.
Es gibt noch ein paar andere Sachen, die mich stressen. Er telefoniert oft stundenlang am Tag sehr laut mit einem Freund oder kommt mit lauter Musik ins Zimmer rein, obwohl ich selbst gerade etwas höre oder lese. Wenn ich das anspreche, ist er auch wieder genervt und fühlt sich von mir gleich angegriffen und eingeschränkt.
Ich kann diesen Stress schwer aushalten. Anfangs habe ich noch alles versucht positiv zu sehen und mit Baby wäre meine Wohnung sowieso zu klein gewesen.
Hat jemand einen Tipp, wie ich für meine Bedürfnisse einstehen könnte? Oder bin ich einfach zu sensibel?
Einzug bei Partner, er übergeht meine Bedürfnisse
Hallo
all das, was Du aufzählst, hättest Du auch früher wissen können wenn man sich etwas mehr Zeit genommen hätte, ob man WIRKLICH zusammenziehen will. Gerade bei so etwas Grundsätzlichem wie Zusammenwohnen, muss man wirklich versuchen, alle Details auszuleuchten.
Und Schnarchen wird er auch nicht erst seit gestern und dass seine Wohnung weiter draussen ist, wusstest Du wahrscheinlich ebenfalls.
Also letztlich ist es Deine/Eure Naivität, die Euch in diese Situation gebracht hat.
Ohnehin, wenn man zusammenzieht, sollte man etwas Gemeinsames Neues suchen und nicht dass sich einer von beiden nur als zugezogener Gast fühlt. Wenn also eine neue gemeisame Wohnung erstmal flachfällt, solletst Du darauf bestehen, Miete zu zahlen. Das räumt Dir schon gedanklich mehr Rechte ein damit Ihr auf Augenhöhe kommt. Sein Credo: Meine Wohnung, meine Regeln sind zwar verständlich aber werden Dich dort nie ankommen lassen. Das sollte er schon wissen wenn es ihm ernst ist.
Für alles andere müsst Ihr Euch Regeln ausdenken, wie es laufen könnte, also zB lange Telefonate oder laute Musik eben nur in seiner Area.
Keine Ahnung, wie groß die Wohnung ist aber sie es hergibt, kann man eben Rückzugsräume für jeden von Euch festlegen.
Letztlich aber wenn Dir die Lokalität extrem zuwider ist. werdet Ihr wieder getrennt wohnen müssen oder aber er geht ein paar Schritte auf Dich zu und Ihr sucht gemeinsam etwas Neues.
VG
Hallo Romi,
denke eher, dass das etwas mit Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft zu tun hat, weil größere Probleme sehe ich hier tatsächlich nicht. Vieles von dem wird sich wahrscheinlich irgendwann von selbst erledigen.
- Seine Wohnung liegt nicht so gut: Anhand deiner Beschreibungen schätze ich mal, dass das bezahltes Wohneigentum ist oder zumindest kurz davor. Du zahlst keine Miete oder Tilgung, weil es keine mehr gibt und er da als Kind schon wohnte. Falls ja, ist das so ziemlich der größte finanzielle Luxus, den man haben kann, vor allem in jüngeren oder mittleren Lebensjahren. Ich würde da Gott-weiß-was dafür geben, speziell in einer Stadt. Man muss schon wirklich gute Gründe haben, so etwas aufzugeben. Wenn in seiner Familie finanziell so gedacht wird, ist das sehr gut. Dass man jetzt mit Bus oder Auto wohin muss, wäre in der Regel keiner.
- Schnarchen und Ohropax: Da wird's ne andere Lösung als getrennte Bettenlager geben. Dein Kind wird am Anfang höchstwahrscheinlich auch nachts nicht durchschlafen und dann mal laut werden. Es sei denn, Du hast da Glück. Haben aber die wenigsten.
- Verstehe schon, worauf Du mit der Kellertürgeschichte hinaus willst. Aber vielleicht kann er etwas gegen sein Schnarchen unternehmen. Da gibts schon 1,2 Möglichkeiten mittlerweile.
- Er kommt mit lauter Musik rein und telefoniert zu laut. Ohropax hast Du schon, Kopfhörer können da ebenfalls eine sinnvolle Investition darstellen. Lass ihn halt seine Musik hören und mit seinen Freunden quatschen. Vielleicht geht er dann mal ins Nebenzimmer.
Denke, dass sich das mit Geburt erledigt und ehrlich gesagt: Die ersten 3-6 Monate sind in der Regel kein Zuckerschlecken, es wird wahrscheinlich noch anstrengender werden. Dein Freund könnte auch genervt sein, weil er weiß, was da noch kommt und sich dahingehend Sorgen macht. Das könnte ich definitiv nachvollziehen. Damit will ich seine Klagen nicht vollends entschuldigen. Aber Konsens sollte hier schon zu finden sein.
Ah ja. Es ist allein die Schuld der Frau bzw. es sind die Hormone. Wenn er sich rücksichtslos verhält (mit lauter Musik ins Zimmer kommt, in dem sie liest), dann muss sie sich eben Kopfhörer aufsetzen oder Ohropax benutzen. Schließlich kann man von einem Mann nicht erwarten, dass er in seiner eigenen Wohnung Rücksicht nimmt. Und getrennt schlafen wegen Schnarchen: Als ob die Frau ein Recht auf ungestörten Nachtschlaf hätte. Das Kind wird sie (nicht ihn) ja sowieso wach halten. Dann ist es doch auch egal. Der Arme ist sicher sowieso schon genervt von all dem, was da auf ihn (!) zukommt. Die TE sollte also endlich ein bisschen mehr Verständnis zeigen und vor allem Dankbarkeit dafür, dass er sie in seiner Wohnung wohnen lässt. Danke für diese sehr männliche Sichtweise.
Auf Rhetorikseminaren wird ja gerne unterrichtet, dass wenn man eine Diskussion „dominieren“ und in seine Richtung lenken will, nimmt man etwas, was der Gesprächspartner gesagt hat, spitzt das zu oder unterstellt etwas und redet dann in seinem eigenem Thema weiter. Das sei allerdings auch leicht zu kontern, weil das ja so nie geäußert wurde:
Hormone: Seltsam, dieses Wort kommt bei mir gar nicht vor. Wie das wohl kommt…
Sie hat sein Schnarchen zu ertragen: Seltsam, bei mir steht er soll mal zum Arzt gehen, da gibt's 1,2 Möglichkeiten. Wie das wohl kommt… Und meine Göttergattin schnarcht übrigens auch oft stark, trotzdem bin ich noch nicht aus den heiligen Schlafzimmerhallen ausgezogen oder habe sie des Bettes verwiesen.
Das Kind wird nur sie, nicht ihn, wachhalten: Seltsam, da steht auch gar nicht, da steht nur, dass das Kind laut wird. Wer sich dann kümmert, steht da gar nicht. Wie das wohl kommt…
Also wirklich, wirklich alles sehr, sehr seltsam. Wie das wohl kommt...
Über diese Probleme werden neue Eltern schon drüber kommen, da wird sich mit Vernunft und Konversation eine Lösung finden lassen.
Ich frage mich, wieso Du Dich ihm so komplett auslieferst, Deine Wohnung aufgegeben hast, quasi umsonst bei ihm wohnst und Dir sein schlechtes und respektloses Benehmen bieten lässt. Hast DU das nötig ?
Sorge selbst für die Erfüllung Deiner Bedürfnisse, er tut es offensichtlich nicht und ist dafür auch nicht zuständig.
Du lebst duckmäuserisch in seiner Wohnung und sagst zu allem Ja und Amen, sorry, selbst Schuld.
Zieh´aus und kümmere Dich selbst um Deine Bedürfnisse !
Ich würde ihm sagen, dass es jetzt drei Optionen gibt:
1. Die Wohnung wird euer gemeinsamer Wohnraum, was beinhaltet, dass du bei der Gestaltung Mitspracherecht hast und ihr Kompromisse im Umgang miteinander findet, damit BEIDE in der Wohnung zufrieden sein können. "Alles meins und du bist still" gibt es dann im Alltag nicht mehr.
2. Ihr sucht zusammen eine neue Wohnung mit genügend Raum, um sich auch mal aus dem Weg gehen zu können.
(Das würde ich mir bei seiner Persönlichkeit aber gut überlegen, ob ich diesen Schritt nach den bisherigen Erfahrungen noch wagen möchte.)
3. Du suchst dir wieder eine eigene Wohnung, sodass jeder schalten und walten kann, wie er will, ohne den anderen zu nerven.
So, wie es jetzt läuft, würde ich dort nicht mehr wohnen wollen.
Das meiste von dem, was du aufzählst, hast du ja vorher gewusst. Weder Schnarchen noch Geräuschempfindlichkeiten treten plötzlich auf. Insofern ist das Argument "Hat ja sonst auch geklappt" schon richtig.
Mir klingt das alles ein bisschen zu überstürzt. Viele Aspekte, z.B. die Lage der Wohnung oder gewünschte Veränderungen, hätte man vorher richtig bedenken müssen. Wir haben da monatelang nach Kompromissen gesucht, bevor wir zusammengezogen sind. Als schnelle Hilfe könnte man schauen, dass jeder ein eigenes Zimmer hat, sofern die Wohnung das hergibt. Perspektivisch muss man aber natürlich schon überlegen, ob das so gehen kann. Gerade wenn jemand die Wohnung als sein Reich versteht - weil das nun mal rechtlich so ist - und der andere nichts ändern soll, wird das schwierig. Dann ist eventuell getrenntes Wohnen doch erstmal besser, bis man sich einigen kann.
Letztlich müssen beide Seiten Kompromisse machen. Das ist ja generell der weniger spaßige Teil bei Beziehungen 😉