Ehepartnerin weiß nicht was sie will

Hallo,

ich muss mir mal Frust von der Seele schreiben und vielleicht ein paar Meinungen einholen.
Vielleicht zur Vorgeschichte: Wir sind seit 17 Jahren zusammen und haben 2 Kinder, Haus, Hund.... Ich hatte bereits mehrere depressive Episoden, mal mehr mal weniger schlimm. Im letzten Winter wurde ich mal stationär behandelt. Kam so ungefähr Ende Februar aus der Klinik. Danach habe ich mich wirklich gut gefühlt, mir nicht mehr so den Kopf um den Job gemacht (war immer das Hauptproblem) und war wirklich befreit und freute mich auf die Zeit mit meiner Frau, da auch die Kids langsam größer sind.
Aber auch in dieser Zeit habe ich schon gespürt, dass irgendwas nicht rund läuft.
Mitte Juli hat mir meine Frau dann eröffnet, dass die Klinikzeit zum ersten Mal "Zeit zum durchatmen" gegeben hat und die Zeit eben durchaus angenehm war. Des Weiteren stand von Ihrer Seite aus eine Trennung im Raum. Geht es um die Depressionen, kann ich dies ja sogar nachempfinden, da dies mit Sicherheit nicht einfach war.
Wir haben daraufhin den geplanten Urlaub abgesagt und sind getrennt in den Urlaub. 3 Wochen lang. Für mich keine so schöne Zeit, weil die Grübelmaschiene auf Hochtouren lief. Als wir uns dann wiedersahen, hatten wir gesprochen und ich hatte wirklich das Gefühl, dass die Richtung lautet: Wir versuchen es weiter miteinander und versuchen auch wieder mehr zu uns zu finden. Drei Tage später bei einer Paartherapie, war davon gar nicht mehr die Rede, sondern dass Sie nicht weiß was Sie will und am liebsten "fliehen" würde.
Wir haben auch offen gesprochen, ich weiß dass da noch Liebe ist, also von beiden Seiten. Dass ich ihr so wichtig bin, dass alles gar nicht soweit hätte kommen müssen (sind im Grunde getrennt), aber auch dass Sie nicht mehr meine Partnerin sein kann. Ach ja und offene Beziehung war auch öfter Thema, ihrerseits...
Die ganzen Aussagen geben für mich überhaupt keinen Sinn und ich kann Sie nicht ordnen. Ich glaube am liebsten wäre ihr, wir würden hier als Familie weiter schön unter einem Dach leben, ohne dass ich Ihr Partner bin. Dann verliert sie mich nicht komplett und die Familie macht sie auch nicht kaputt. Aber das geht für mich eigentlich nicht. Ich weiß, dass ich Sie auch noch liebe, aber ich merke, wie mich dieser Schwebezustand quält. Ich würde ja gerne für die Beziehung kämpfen, doch wenn die depressiven Episoden das Problem sind, kann ich mir das nun mal schenken, denn versprechen, dass diese nicht wiederkommen kann ich nun mal nicht. Ich merke wie die "Wartezeit" einfach dazu führt, dass ich immer ärgerlicher werde. Nach dem Urlaub hat es 3 Tage gedauert, bis es "eskalierte" und ich mehr Abstand eingefordert habe. Nun leben wir unter einem Dach und ich will ihr eigentlich eher aus dem Weg gehen, damit Sie auch Raum für eine Entscheidung hat. Auf der anderen Seite würde ich gerne Nähe aufbauen.
Ich bin echt ratlos, wie ich mich verhalten sollte... Gleichzeitig will ich Ihre Nähe und kann sie doch nicht ertragen. Der Paartherapeut meinte, ich soll Geduld aufbringen. Aber nun mal ehrlich, ich weiß von der Trennungsoption jetzt 4 Wochen, meine Frau hat sicherlich schon eher darüber nachgedacht. Wie lange kann man den diesen Schwebezustand aushalten?
Und bin ich komisch, wenn ich mich erst nach einer positiven Entscheidung wieder um die Beziehung "bemühe" und in diesem derzeitigen Zustand eher Abstand suche?
Ich bin gespannt auf eure Kommentare.

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Hi

Deine Situation kommt mir doch sehr bekannt vor , nur das ich den Part der Frau einnehme.
Mein Mann war jetzt die letzten Jahre erkrankt ( körperlich. Zuletzt ein leichter Schlaganfall) in dieser Zeit drehte sich alles nur um ihn ( Erkrankungen waren nicht lebenbedrohlich und auch zum Teil selbstverschuldet) ich hab alles am laufen gehalten und war immer für ihn da
Als Frau/Freundin/Pflegekraft
Er war der „hilflose planlose Patient”
Nach der ersten Erkrankung lagen die Nerven blank , wir hatten so viel um die Ohren es ging echt nur noch der survival Modus , wir hatten oft Streit und uns aus den Augen verloren als Paar.
Nicht willentlich sondern schleichend den Umständen geschuldet
Trennung stand im Raum , dann der Schlaganfall
In der Zeit wo er in der Reha war , konnte ich durchatmen , die ganze Versorgung und das viele organisieren … Ich hab gemerkt ohne ihn bin ich ruhiger
Und irgendwann wurde mir klar , die Liebe zu ihm als “Mann “ war weg
Ich lieb ihn als Freund, als Mensch aber nicht wie als Ehefrau den Ehemann lieben sollte !
Ich will ihn nicht aus meinem Leben werfen ( keine gemeinsamen Kinder) aber ehrlicherweise habe ich mit ihm geredet und wir werden den Weg ( noch ein Stück) gemeinsam gehen als WG nicht als paar
Liebe kann enden auch wenn man sich noch umeinander sorgt !
Vielleicht ist ein Teil des ungenauen Verhaltens deiner Frau das nur die “Art “ ihrer Liebe sich verändert hat …
Die Möglichkeit der offenen Ehe stand auch im Raum für uns … war aber schlussendlich für uns keine Option

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Da ist ein Riss in der Beziehung. Und ich glaube ziemlich tief.
Die Therapie hat euch nicht näher zusammengebracht.
Deine Frau scheint abgeschlossen zu haben.
Vielleicht hat sie auch Mitleid wegen deiner Erkrankung und bleibt deshalb. Aber das ist keine Basis.

Ich würde mich trennen und das Hin und Her beenden.

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Ich würde bei der nächsten Paartherapie Stunde besprechen wie es weiter gehen soll und dort mitteilen, dass für dich der Schwebezustand nicht mehr tragbar ist.

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Das Problem bei Depressionen ist, dass du dich absolut auf dich selbst konzentrieren musst und das nicht nur als du in die Therapie gegangen bist, das fängt schon viel viel früher an. In der ganzen Zeit hast du dich (krankheitsbedingt) nicht um deine Frau und die Beziehung gekümmert. In der Zeit hätte man es noch reißen können und die Beziehung retten. Wenn aber eine Frau schon sagt dass sie sich trennen will, dann hat sie schon Monate, vielleicht jahrelang gekämpft und gehofft. Aber jetzt ist es einfach zu spät. Das ist keine Kurzschlussreaktion sondern seit langem überlegt. Selbst oben im Text schreibst du viel über dich und deine Krankheit, aber siehst nicht die Last die deine Frau seit langer Zeit mittragen muss. Angehörige von psychisch erkrankten Menschen haben eine enorme Belastung. Ich denke auch nicht dass die Paartherapie helfen wird, eher eine Selbsthilfegruppe für Angehörige. Kannst ja Mal schauen ob es so etwas in der Umgebung gibt.

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Ich habe immer bestmöglich für die Familie gesorgt und mich auch gekünmert. Es gab ja auch durchaus gute Phasen.
Und ich weiß auch, dass es eine Last ist, aber was bringt da ein WG-Familienleben. Da bin ich auch noch Last?!
Von einer Selbsthilfegruppe für Angehörige spricht meine Frau schon ewig, aktiv wurde sie leider nicht.

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mit der Antwort kommst du nicht gut weg.

Ihr habt euch auseinander entwickelt. Tut euch gegenseitig nicht mehr gut. Das passiert einfach. Da ist keiner schuld. Da müsst ihr beide hinkommen. Der Schwebezustand ist nicht nur für dich belastend.

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Ich kann dir nur als ex Partnerin eines depressiven Mannes sagen, dass es eine sehr zermürbende Zeit war. Er war/ ist immer noch in stationärer Behandlung, hat sich sehr verändert, hat sehr viel gelogen und verheimlicht und ich kann dir nicht sagen, was für ein Mensch er jetzt gerade wirklich ist. Es hat mich dermaßen zerstört. Ich war viel alleine, diese Klinik war auch eine Art neue Welt, die mich total abgeschottet hat. Vielleicht hat das in ihr auch was gemacht, ich weiß es nicht. Vielleicht bin ich auch gerade zu begangen, weil es noch ganz frisch ist. Aber ich kann nur sagen, dass es was mit einem als Angehöriger/ Angehörige macht.. Ich hoffe, du nimmst mir meinen Kommentar nicht übel

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Guten Morgen locolive,

Deine Frau weiß sehr wohl was sie will, denn sie hat in den letzten Jahren gefühlt, eure Beziehung in ihrer alten, gewohnten Form ist gestorben. Sie kann sie so nicht weiter führen.

Ich denke, deine wiederholten depressiven Episoden, wahrscheinlich verbunden mit Existenzängsten (du schreibst von hauptsächlichen Sorgen, die um den Job kreisen), haben deine Frau langsam von dir entfremdet. Aus der Frau, die dich einst geliebt hat, ist eine Frau geworden, die lange Zeit mit dir unfreiwillig leiden musste. Und die dir gegenüber wahrscheinlich langsam auch in eine Art Mutterrolle oder Krankenschwester gerutscht ist. Die vielleicht in diesen Zeiten mit den Kindern ziemlich allein auf sich gestellt war, die den Kindern das Alles zu vermitteln versuchte. Eine Frau, die mit ihren sexuellen Bedürfnissen wahrscheinlich alleine gelassen wurde, du erwähnst ja auch ihren Gedanken nach einer offenen Beziehung.

Ja, ich denke, eure Beziehung in ihrer alten, gewohnten Form ist dahin und es bringt euch beiden nichts, sie euch zurück zu wünschen. Das würde nur euer Leid und eure Enttäuschung verstärken.
Im Boxsport gibt es den Satz "They never come back...", so würde ich auch eure Situation betrachten.

Aber ich bin Optimist, was sehr langfristige Partnerschaften anbelangt, gerade auch was die Aussichten für ein "second life" einer Ehe anbelangt.
Wenn ich mich in meiner Altersgruppe so umsehe, dann sehe ich viele Ehen, die im Grunde genommen zu einer vertieften Freundschaft oder Lebensgemeinschaft geworden sind, geprägt von einer jahrzehntelangen Vertrautheit. Ich sehe da keineswegs unglückliche oder unerfüllte Menschen, auch wenn die Liebe der ersten Jahre einer anderen Form der Partnerschaft gewichen ist.
Ich kann es immer positiv oder negativ sehen, ein Pessimist würde jetzt Zweckgemeinschaft zu so einer Ehe sagen.

Aus was ich bei dir hinaus will: Ich glaube, es wäre am besten für dich, wenn du dich deiner neuen Realität stellst. Und offen zugeben kannst, deine alte, gewohnte Partnerschaft, die wird so nie wieder kommen. Sie ist vergangen.
Aber du kannst den Blick auf deine und auf eure Chancen richten.

Da rate ich dir zuerst dazu, auf deine eigene Genesung zu achten. Brauchst du wirklich deine alte Beziehung, um mit deinen Depressionen leben zu können? Bist du so abhängig von deiner Frau?
Wie könntest du dein zukünftiges Leben auch ohne deine Frau gestalten, insbesondere da eure Kinder langsam unabhängiger werden?
Wärst du bereit oder siehst du eine Perspektive, dein eigenes Leben rundzuerneuern, mir fällt da dein großes Sorgenkind Job ein? Bist du da in einer Sackgasse oder kannst du dir einen neuen Aufbruch vorstellen?

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Hey du!
Deine Frau weiß nicht was sie will, schreibst du.
Aber was willst du denn?
Warum machst du dich so abhängig von ihrer Entscheidung?

Du möchtest an der Beziehung fest halten? Dann ist das deine Entscheidung und du handelst danach!
Du möchtest die Trennung? Na dann handel halt danach.

Das es trotzdem gemeinsame Entscheidung gibt bzw die Entscheidung deiner Frau natürlich eine Rolle spielt, ist mir klar.
Aber du bist ein eigenständiger Mann und dann kleb dich nicht an deine Frau.

Ich hab mich im übrigen nach vielen Jahren auch von meinem schwer depressiven Mann getrennt.
Dir alles Gute!

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Lieber TE,

ich muss dir einfach rückmelden, dass für mich alles, was du über deine Frau schreibst, eine Spur Abwertung enthält. Ich habe mir nun deinen Text mehrfach durchgelesen. Es scheint natürlich auch Ärger durch, den erwähnst du ja offen.

Ich verstehe, dass dich der Schwebezustand quält. Ich verstehe, dass es schlimm für dich ist, dass gerade, als es dir wieder besser ging und du dich nach einer Odyssee auf dein Leben wieder gefreut hast, deine Frau ausgeschert ist und deine Hoffnungen zunichte gemacht hat.

Aber es gibt nur einen vagen Satz des Verständnisses ihr gegenüber.

Daran könntest du arbeiten. Du könntest an den Erwartungen an deine Frau arbeiten und deinen Blick auf ihre 17 Jahre an deiner Seite richten. Wie waren ihre letzten 17 Jahre? Die letzten Jahre vielleicht mit alleiniger Verantwortung? Du schreibst, du hast gut für die Familie gesorgt. Aber kannst du den Satz wirklich so vollends unterschreiben? Gehört nicht zu deiner Lebensrealität auch dazu, dass du eben nicht vollständig, vor allem emotional nicht, für andere da sein konntest, sondern dass du umgekehrt verständlicherweise sehr mit dir beschäftigt warst und emotionale Unterstützung von deiner Frau brauchtest? Dass du das für dich mögliche getan hast für deine Familie ist noch immer eine Leistung gewesen. Aber deine Frau hat mit Sicherheit auf emotionale Unterstützung verzichten müssen.

Du schreibst nach meinem Gefühl etwas abfällig, dass deine Frau am liebsten jetzt in Freundschaft mit dir und den Kindern und Hund im Haus wohnen bliebe. Das finde ich aber keinesfalls negativ, sondern positiv betrachtet ist da noch viel Liebe und die Bereitschaft, mit dir unter einem Dach zu leben. Mit wem möchte man schon unter einem Dach leben? Das sind doch nur wenige Menschen. Sie empfindet aber offensichtlich im Moment freundschaftliche Gefühle. Christoph schrieb zurecht von einer Rollenverschiebung. Ich denke, deine Frau musste tatsächlich ein Stück weit in die Mutterrolle gehen und kann jetzt nicht einfach zurück wechseln. Das würde sehr lange dauern und bräuchte auch einen Rollenwechsel von deiner Seite. Du müsstest in die mehr unterstützende als fordernde Rolle gehen.

Wenn du nicht aus Gekränktheit und enttäuschter Erwartung auf deine Frau siehst, ist da nicht jemand, der viele Jahre durchgehalten hat, an deiner Seite geblieben ist, viele Zeiten emotional allein durchgestanden hat, die Kinder stabilisiert hat und nicht außerhalb der Beziehung nach Lust und Liebe geschaut hat? Ist da nicht Grund für eine große Wertschätzung?

Ich bewundere deine "Leistung", dass du dich durch deine Depressionen durchgekämpft hast, sehr. Dass du trotzdem eine Familie (materiell) versorgt hast und mir ist klar, dass du jetzt eigentlich als Heilung am allerbesten eine liebevolle Paarbeziehung gebrauchen könntest.

Aber es kann dir trotz deiner Krankheit auch zugemutet werden, die Rolle eines Menschen an deiner Seite empathischer zu betrachten.

Könnte eine neue innere Haltung und dass du an deinen Erwartungen arbeitest (evtl. mit therapeutischer Unterstützung) bewirken, dass ihr euch neu sehen könnt? Dass deine Frau jetzt Raum bekommt für jahrelang verdrängte Gefühle von Frust und Ärger, für ihren Fluchtinstinkt? Ich sehe hier deine Möglichkeiten, aktiv mitzuwirken und ihr das zuzugestehen. Es sei denn, du merkst gesundheitlich, dass nur eine räumliche und definitive Trennung für dich tragbar ist.

Bearbeitet von Naima68
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Hi
Ich glaube du weist auch nicht genau was du möchtest und suchst die Sicherheit bei deiner Frau. Dadurch manifestiert sich eine Situation wo ihr beide Unklarheit verspürt.
Deine Frau ist dein Spiegel. Wenn du dich 100% für die Beziehung entscheidest, wird es deine Frau auch.
Du verspürst jetzt wahrscheinlich das Gefühl von Zurückweisung und bist verletzt, was zu deiner Wut führt.
Du solltest Abstand nehmen und dich fragen, ob du diese Beziehung wirklich 100-prozentig noch möchtest. Und wenn ja, entscheide dich dafür und suche nicht bei deiner Frau nach Bestätigung für die Beziehung, sondern sei für die Beziehung offen ohne Angst vor Zurückweisung.
Die Angst vor Zurückweisung sorgt nämlich dafür, dass man sich schützen möchte und deswegen sich nicht komplett drauf einlässt.
So entsteht wieder eine Dynamik, wo Unklarheit beiderseits besteht.

Ich bin mir sicher, dass, wenn du dich für deine Frau und die Ehe entscheidest, diese Ehe auch bestehen bleibt.

Liebe Grüße