Wir sind seit 4 Jahren ein Paar, leben zusammen und mein Partner ist 29 und hat bisher keinen Abschluss. Ich steh schon lange auf eigenen Beinen und verdien gutes Geld mit Hauptjob und Nebenjob (6 Tage Woche durchgehend).
Er studiert seitdem wir uns kennen aussichtslos in einen Fach, wo er seit 2 Jahren weiß dass es nicht seins ist. Er erhält neben dem Bafög Höchstsatz noch einen Minijoblohn. Es ist nicht so, dass ich ihn durchfüttern muss.
Gerade hat er vorlesungsfreie Zeit und ist seit nun knapp 3 Wochen mit seinem Auto im Urlaub; 2 davon im Ausland seine Familie besuchen und dann hat er spontan ein paar Tage drangehangen um Freunde im anderen Ausland zu besuchen. Er macht sich also eine schöne Zeit, während ich zuhause bin - was ihm ja auch irgendwo gegönnt ist. Er wird morgen wahrscheinlich wieder zuhause sein und in 3 Tagen wollen wir mit den Van ins Ausland weil ich dann Urlaub hab. Der Van muss allerdings in die Werkstatt , Ersatzteile musste ich mich allein drum kümmern obwohl ich mehrfach meinte dass ich da seine Hilfe brauche. Er meinte, dass er sich um einen Katzensitter kümmern wird, hat die besagte Person aber bisher nicht mal angeschrieben ob oder wann sie Zeit hat kurz vorbei zu kommen um ihr alles zu erklären. Seinem Mechanikerfreund hat er auch noch nicht geschrieben wann er sich unseren Van ansehen kann. Ich bin irgendwie total genervt von ihm, von seiner Faulheit, davon dass er sich nicht um die wesentlichen Dinge zu kümmern scheint. Sei es dass der Van vor der großen Reise repariert wird oder dass er die Vorlesungsfreie Zeit nicht mal nutzt um sich Gedanken um sein Studium zu machen, zu lernen oder was für unsere Zukunft zu tun. Meinen Eltern ist er mittlerweile auch nicht mehr sympathisch weil sie sich für mich jemanden wünschen mit den ich was aufbauen kann. Andere in meinem Umfeld heiraten, kriegen Kinder, kaufen Eigenheime und ich bin mit einem Dauerstudent zusammen der nichts hinkriegt außer zu prokastinieren und zu verdrängen und sein bestes Leben lebt. Wir hatten schon so viele Gespräche aber ich weiß nicht wie lange ich das noch mitmachen soll. Ich denke dass es nochmal ordentlich Streit geben wird wenn er zuhause ist, wobei ich unseren Urlaub auch nicht versauen will..
Partner ist Dauerstudent, faul, planlos und macht sich eine schöne Zeit..
Es kommt wohl ein bisschen auf die Prognose an. Ich war auch „Spätzünder“ habe einmal das Studienfach gewechselt und bin auch erst mit 30 so richtig ins Berufsleben gestartet, dann aber mit einer recht steilen Karriere.
Wird er sein Studium denn abschliessen können? Er scheint auch ständig unrealistische Ziele zu haben (Van Reparatur während er im Ausland rumgondelt, das kann doch nichts werden) und scheint sehr unstrukturiert zu sein. Hat er denn Zukunftspläne? Wenn er keine Aussicht hat jetzt zeitnah sein Studium abzuschliessen, wird es schwierig. Dann hat er nämlich ein Abitur und einen Führerschein und sonst nichts.
Stutzig macht mich, dass er immer noch Bafög bekommt, das bekommt man nur für die Regelstudienzeit und wird nur sehr selten verlängert und nur bei wichtigen Gründen wie Krankheit ect. Hat er erst eine Ausbildung gemacht und das Studium jetzt in top gesetzt?
Na, wenn er noch BAFöG bezieht, wird er wohl noch in der Regelstudienzeit sein und seine Leistungsnachweise hat einreichen können. So aussichtslos scheint es dann nicht zu sein.
Ich interpretiere das so, dass er weiß, dass sein Studium nicht zu ihm passt. Also auch wenn er es noch erfolgreich abschließen könnte, ist es wohl fraglich, ob er den Beruf dann auch ausüben wird.
Das mag gut sein. Ich wollte nur darauf hinaus, dass er wohl nicht der dauerfeiernde Langzeitstudent ist, der keinen Finger fürs Studium rührt, sondern es offensichtlich im Griff hat.
Wenn er noch Bafög bekommt, ist er innerhalb der Regelstudienzeit - von einem Dauerstudenten kann also nicht die Rede sein.
Und was Euren Urlaub angeht: Er hat sich dafür verantwortlich erklärt, dass das Auto repariert und die Katze betreut wird - es ist also nicht so, als müsstest Du Dich um alles kümmern. Nur um die Ersatzteile. Ob Dein Freund dass alles in der knappen Zeit hinkriegt ist doch noch völlig offen. Sauer werden kannst Du, wenn er es wirklich vermasselt. Mein Mann war auch ein last-minute Organisator. Es hat mich wahnsinnig gemacht - geklappt hat i.d.R. trotzdem alles.
Und in den Semesterferien zuhause zu sitzen und über das Studium zu sinnieren, erscheint mir einigermaßen sinnlos. Meine Güte, erst ist doch nur 3 Wochen weg - nicht 3 Jahre zur Selbstfindung auf Bali.
Ich habe auch irgendwie das Gefühl, es geht Dir eher um die Aussenansicht. Kinder zu kriegen, Haus zu bauen, weil das machen ja jetzt alle so und Deine Eltern würden das auch toll finden. Da musst Du Dich fragen, ob es tatsächlich das ist, was Du genau jetzt willst. Ob das dass ist, was Du für Dich als 'bestes Leben' definierst. Wenn für Deinen Freund ein 'bestes Leben' etwas anderes ist, müsst Ihr Euch überlegen, was Ihr mit Eurer Beziehung anfangt. Das hat aber nix mit Van-Reparaturen zu tun.
Grüsse
BiDi
Wobei ich mich auch frage was er denn vor dem Studium gemacht hat, wenn er ja noch gar nicht sooo ewig studiert
Da ich in deinen Worten interpretiere, dass du deinen Partner evtl nicht mehr (aus vollem Herzen) lieben kannst, weil ihr vermutlich keine gemeinsame Zukunftsplanung habt, würde ich dir auch das Reden empfehlen. Wo steht ihr, wo seht ihr euch in einigen Monaten und Jahren. Was plant dein Freund mit Ende Studium und wann. Und dann kann man sich überlegen, ob man die Beziehung so noch will. Sind allerdings keine Gefühle mehr vorhanden und du hast ihn in den 3 Wochen auch nicht vermisst, würde ich alleine verreisen und dann die weiteren Schritte bei Trennung durchziehen.
Für mich kommt gut rüber, dass ihr sehr verschiedene Lebensstile habt und ganz unterschiedlich an das Leben ran geht.
Ich habe hier zuhause auch einen Prokrastinierer und "Last-Minute-Organisator" (schöner Begriff, den ich mir jetzt mal von oben klaue), das hat wahrlich seine Nachteile. Reich wird der auch nicht mehr. Aber mich würde ein Pedant und Planer, der alles minutiös im Vorhinein plant und dann darauf besteht, alles auch durchzuziehen, wahnsinnig machen. Da ich auch eher spontan lebe.
Die Frage ist also, ob ihr wirklich zusammen passt. Ich glaube, diese grundsätzlichen Lebenseinstellungen werden mit zunehmendem Alter wichtiger.
Was mir ganz schlimm aufgestoßen wäre, als wir jung waren, wäre der Hinweis von meinem Partner darauf gewesen, was die Eltern meinen und für ihn wollen. Das hätte mich abgeturnt. Ich habe mir einen Mann gesucht, der sich gut wie möglich vom Elternhaus und gesellschaftlichen Vorgaben abgenabelt hat. Der darum frei denken und entscheiden kann.
Das ist einfach Einstellungssache. Es gibt genügend Menschen, die genauso viel Wert darauf legen, die Erwartungen ihrer Eltern und der Gesellschaft zu erfüllen wie du.
Da du dich dorfgut genannt hast, kommt ihr aus einer ländlichen Gegend?
Ich bin aus einer ländlichen Gegend dem dortigen für mich engen Denken mit dem Studium in eine Großstadt geflüchtet. Und von da an hab ich mich immer weiter von den für mich zu engen Perspektiven des üblichen Landlebens, zumindest in meinem Heimatort, entfernt. Heute käme ich mit Andersdenkenden und dem Landleben vielleicht besser klar.
Die meisten ehemaligen Klassenkolleg:innen haben, wie du ersehnst, zeitig Familie gegründet und ein Haus in der Heimat gebaut. Und sind nicht unglücklicher als ich. Mir wäre das nur zu gerade gewesen, ich brauchte viele Wendungen "zum Lernen". Die Menschen ticken eben unterschiedlich. Da ist nichts besser oder schlechter. Nur passend oder nicht passend.
Schaffst du es nun, mit deinem Partner vorwurfs- und manipulationsfrei ganz offen ins Gespräch zu gehen über deine Zukunftswünsche? Dafür könntet ihr natürlich einen Urlaub zusammen gebrauchen. Am besten wäre, du schaffst es, ihm urteilsfreien Raum für seine Hoffnungen zu geben, denn er scheint noch mit einem Bein an den Erwartungen eurer Heimat zu hängen. Mit den Gedanken und dem zweiten Bein ist er eventuell schon ganz woanders, wo du ihm vielleicht nicht hin folgen würdest.
Und ich denke immer, ich war spät dran mit meiner Ausbildung mit 23 und meinem Studium mit 27 (wohlgemerkt: Startpunkt, nicht Endpunkt ).
Wer mit 29 noch nicht sein Leben auf die Kette gekriegt hat, wird es vermutlich auch mit 30 oder 40 nicht. Ich habe (oder besser gesagt: hatte) solche Freunde und soviel ich weiß, sind heute beide arbeitslos und auch sonst haben sie nicht viel auf die Kette bekommen (keine Frau, keine Kinder, kein nichts – außer viel zocken und natürlich kiffen).
Ich finde, dass es dein gutes Recht ist, in diesem Alter an deine eigene Zukunft zu denken und die ggf. auch mit einem anderen, der deinen Wünschen und Zielen eher entspricht.