Hallo,
ich hatte mit meinem Freund vor langer zeit ausgemacht eine offene Beziehung zu führen. Allerdings war das alles ziemlich schnell und voreilig. Ich hatte schon einen anderen Mann in Aussicht und bereits ein Treffen vereinbart ohne das meinem Freund zu sagen. Ich habe meinen Freund danach nicht sofort alles gesagt was und wie es passiert ist. Kurzum, jetzt nach all den Jahren habe ich ihm erzählt, welche Sexstellungen ich mit dem anderen Mann gemacht habe. Zuvor hatte ich ihn angelogen, dass wir das und das nicht gemacht haben. Ich habe das Ganze verdrängt. Mein Freund möchte nun alles bis ins Detail wissen, was aber einfach nicht funktioniert, weil ich vieles nicht mehr richtig weiß. Könnt ihr ihn verstehen? Könnt ihr mich verstehen? Er möchte die umfassende Wahrheit und meint ich verstecke noch etwas vor ihm, was aber einfach nicht stimmt. Es liegt nur daran, dass ich es nicht mehr weiß. Vielleicht könnt ihr weiterhelfen. Danke.
Beziehung mit Lügen, vielen Fragen
Hallo Liederlich,
du hast da zwei Fehler gemacht:
1. Bei offenen Beziehungen muss der andere alles wissen. Wer das ist, wann die Treffen erfolgen sollen, was dort gemacht wird und was dem Partner "vorbehalten" ist, also Tabu ist. Dein Mann kann dann einen potentiellen Kandidaten sogar ablehnen und anders herum kannst Du das auch. Ich bin kein Experte in offenen Beziehungen, hatte nie selbst eine, kenne aber Leute die das betreiben. So wie oben beschrieben ist das bei denen geregelt. Deswegen gibt es diese Swingerclub-Kultur, da die Absprachen da wahrscheinlich viel besser funktionieren.
2. Das er alles wissen will, ist männliche Gefühlslage, die Frauen oft nicht nachvollziehen können. Funktioniert so: Männer wissen schon, dass manche Frauen dazu neigen, mit Männern, die sie attraktiver als andere finden, mehr im Bett anzustellen. Dein Freund ist ja eine wichtige Person im Leben, er bemüht sich mehr um dich als andere. Jetzt kommt ein anderer Mann daher, der sich nicht wirklich viel um dich bemüht hat. Nur ein kurzes Gespräch, Flirt, was auch immer. Dieser Mann bekommt nun deutlich mehr als dein "Göttergatte". Das hieße für ihn: Ich bemühe mich sehr um dich, bekomme aber nicht viel. Ein anderer muss nicht wirklich viel machen und der bekommt nun alles. Das ist einfach keine Position, in der ein Mensch gerne ist.
Machen kannst Du ja jetzt praktisch nicht mehr viel, weil du es ja vergessen hast. Ich würde diese Geschichte dann auch so sparsam wie möglich erzählen.
Denke eher, dass ihr beide die Regel 1 oben in Zukunft wohl besser umsetzen solltet, wenn ihr das mit der offenen Beziehung so weiter betreiben wollt.
habe ich ihm erzählt, welche Sexstellungen ich mit dem anderen Mann gemacht habe
Sorry, aber wie naiv kann man sein?
Sowas macht man NIEMALS, vollkommen egal, in welcher Art einer Beziehung, offen oder nicht.
Ihr wart beide mit der offenen Beziehung einverstanden, Schlusstrich drunter und neu anfangen - ohne Erzählungen oder Erklärungen von irgendwelchen sexuellen Dingen. Das geht nie gut aus, wenn das Kopfkino einfach nicht mitspielt.
Ich habe auch nie einem neuen Partner erzählt, was mit dem vorherigen war - und auch die Männer nie gefragt.
Solltest Du auch beherzigen.
LG Moni
Hallo Liederlich,
Du hast dich schuldig gefühlt, weil du deinem Mann zuerst dein Treffen mit einem anderen Mann in eurer offenen Beziehung verheimlicht hast.
Nach "all den Jahren" kocht dein schlechtes Gewissen wieder in dir hoch, du hast versucht, dich dadurch zu erleichtern, indem du deinem Mann Details über die Sexstellungen bei diesen Treffen gebeichtet hast.
Da hast du nun den Salat.
Du hast nach wie vor ein schlechtes Gewissen und reagierst hilflos und überfordert auf das Drängen deines Mannes nach der "umfassenden Wahrheit".
Du hast sicherlich einen törichten Fehler gemacht bei der Ehrlichkeit und bei der Absprache in euerer offenen Beziehung.
Hast du dich dafür offen und ehrlich bei deinem Mann entschuldigt?
Ein so dahin gemurmeltes "tut mir leid..." reicht nach meiner Meinung dafür nicht aus.
Bei ihm sehe ich unter seiner Oberfläche - und da bin ich ganz bei dem Post von Ferdinand - sein gekränktes Selbstwertgefühl als Mann.
Ganz typisch "Mann" versucht er wohl das Sachthema "Sexstellungen" zu instrumentalisieren, kann sich selbst gegenüber aber kaum zugeben, wie belanglos dieses Thema eigentlich ist.
Es dient nach meiner Meinung nur zu Ablenkung auf sein eigentliches Thema des gekränkten Selbstwerts als dein Mann, indem er zwanghaft indirekt versucht, sich mit deinem ehemaligen Liebhaber zu vergleichen.
Wie könntest du es ihm etwas leichter machen? Ich glauben, es könnte deinem Mann helfen, wenn du ihm deine Wertschätzung, dein Zutrauen und deine Liebe zeigst. Und ihm dabei hilfst, sich aus der Sackgasse zu manövrieren, in die er sich und damit euch beide gebracht hat.
Sorry, die Absprache zur offenen Beziehung war weder schnell noch voreilig. Sie wurde einfach am Zeitpunkt x getroffen und somit NACH deinem Betrug. Denn du hast vor der Vereinbarung deinen Freund schon belogen und betrogen, denn ein Date ist in meinen Augen Betrug.
Nun glaubt dir dein Freund den Gedächtnisverlust nicht.
Fazit: ihr habt beide ein Vertrauensproblem. Er hat keines in dich, du nicht in ihn. Daher würde ich ihm entweder was erzählen, was du schon mal erlebt hast oder einfach mal die Basis eurer Beziehung hinterfragen. Auch die Vereinbarung zur offenen Beziehung hat vermutlich noch nicht alle Eckpunkte beinhaltet, denn nicht jedes Paar hat doch die gleichen Regeln.
Hallo hier spricht jetzt der Freund,
Ich muss leider noch einiges berichtigen was meine Frau mal wieder „vergessen“ hat.
Als die „offene Beziehung“ das erste mal zur Sprache kam wurde ich vor die Wahl gestellt, dass ich entweder mitmache oder sie mich verlässt. Da ich sie (auch heute noch) liebe und ich mir nicht vorstellen konnte ohne sie zu sein, habe ich notgedrungen und innerhalb kürzester Zeit der offenen Beziehung zugesagt.
Zwischen dem ersten Gespräch an einem Samstag Nachmittag und dem Treffen mit dem anderen am darauffolgenden Montag lag nur sehr wenig Zeit in der wir uns insgesamt maximal 10 Stunden persönlich gesehen haben.
Ich habe dazu einige Bedingungen/Wünsche ihr gegenüber geäußert (z.B. nicht in der gemeinsamen Wohnung, kein Analsex, volle Transparenz und Ehrlichkeit). Zusätzlich habe ich darum gebeten, dass wir darüber noch intensiver sprechen müssen und ich es für sinnvoll erachte, noch einige Bedenkzeit (ca. 2 Wochen) für uns zu bekommen.
Alle, aber wirklich alle meine Wünsche, wurden vollständig missachtet. Ob bewusst oder unbewusst weiß ich nicht. Wie so vieles an der Geschichte.
Nachdem es passiert ist, wurde ich über 5 Jahre hinweg, trotz unzähliger intensiver und intimer Gespräche bis heute in allen Bereichen mindestens einmal, zum Großteil mehrfach intensivst angelogen.
Warum ich nun alles „bis ins Detail“ wissen will? Weil ich die Wahrheit wissen will. Andernfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass in dieser Hinsicht jemals wieder so etwas wie Vertrauen aufgebaut werden kann. Wie vorher wird es sowieso nie wieder werden.
Ich könnte noch so vieles dazu erzählen, ich muss mir aber eingestehen, dass mir dazu nach dieser ganzen Scheiße die Kraft fehlt und ich mittlerweile an einem Punkt angekommen bin, an dem ich sowohl körperlich, seelisch und psychisch an meine Grenzen stoße.
Liebe Grüße
Und danke für eure Hilfe
PS:
Habe was wichtiges vergessen. Wir haben mittlerweile 2 gemeinsame Kinder.
Das erste entstand am Mittwoch nach dem Samstag und Montag. Vielleicht auch an dem Montag mit dem anderen.
Die Sache einfach zu beenden ist also für mich nicht möglich ohne dadurch auch noch meinen Kindern zu schaden. Entspricht nicht meinen Moralvorstellungen und ist somit keine Option für mich.
Guten Morgen pefin,
Ich danke dir sehr für deine Schilderung des Geschehens aus der Sicht des betroffenen und beteiligten männlichen Partners, die sich doch ganz erheblich von der Erzählung deiner Frau unterscheidet.
Das zeigt mir wieder einmal, wie sehr sich dich Perspektiven auf kritische und schmerzhafte Konflikte in einer Partnerschaft bis zur Unkenntlichkeit unterscheiden können.
Und wie vorsichtig wir als Unbeteiligte hier im Forum mit Deutungen oder gar Verurteilungen sein müssen.
Wie ist es möglich, solche himmelweiten Diskrepanzen in der Beurteilung der Vorfälle auszuhalten oder gar meinen Frieden damit zu machen?
Aus deinem Beitrag lese ich heraus, das hast es irgendwie geschafft, es hinzunehmen und auszuhalten. Aber du kannst, aus für mich nachvollziehbaren Gründen, nicht deinen Frieden damit machen und loslassen.
Das wiederum versteht deine Frau nicht.