Hallo Forum,
Ich hab eine Frage an euch, und würde die hier auch anonym stellen, weil ich mich dabei besser fühle.
In den letzten Tagen habe ich einen relativ belanglosen Kommentar zu meiner Optik bekommen.
Daraufhin ist bei mir kopflich etwas ins Rollen gekommen, und ich habe meinem Partner (2 Jahre zusammen) von einem Vorfall, bzw Vorfällen im jungen Teenager-Alter erzählt.
Erstmal hab ich irgendwie gar nicht geschafft zu reden, und dann kam seine Reaktion, die mich total verunsichert hat.
Wir reden den ganzen Tag kaum miteinander, ich habe das Gefühl mit Ignoranz abgestraft zu werden. Dabei habe ich absichtlich keine Details genannt, sondern nur, dass ich mir vielleicht Beratung suchen sollte. Dann hab ich mich entschuldigt dass ich ihn damit so belastet habe.
Jetzt fühle ich mich irgendwie nicht ernstgenommen, beschmutzt, und damit völlig stehengelassen.
Ich hab keinen anderen mit dem ich darüber sprechen kann.
Jeder reagiert natürlich anders.
Sollte man sowas primär mit sich selbst ausmachen?
Und was wenn eine Anlaufstelle ähnlich reagiert? Das weiß man ja nie, und das würde mich glaub ich sehr verletzen.
Hätte ich dieses Thema für mich behalten sollen?
Schwierig dir was zu raten, weil das schon was von Hieroglyphen lesen hat. Daher mal ins Blaue geraten:
Wenn du etwas erlebt hast, über das du sprechen möchtest/musst um das zu verarbeiten, ist der erste Schritt doch schon gemacht - du hast es erkannt.
Nein, Anlaufstellen werden dich niemals dumm dastehen oder auflaufen lassen. Die sind ja nunmal zur Hilfe da.
Keine Ahnung, warum dein Freund so reagiert. Vielleicht fragst du ihn einfach? Dafür ist ja der Partner nunmal auch da. Oder du bildest dir das ein, weil dir das unangenehm ist?
Also über Probleme sollte man mit seinem Partner schon sprechen können. Jenachdem was es ist, sollte dieser aber auch die Chance bekommen es zu verarbeiten.
Aber wie gesagt, da man nicht weiß was das Problem ist, kann mein Text auch voll daneben sein.
Aber sollte es Anlaufstellen geben, nimmt man dich ernst.
Es ist schwierig einen Rat zu geben, wenn du nicht schreibst, um was es eigentlich geht.
Hallo du,
"Sollte man sowas primär mit sich selbst ausmachen?"
Ich finde ja, dass man Dinge aus der Vergangenheit, die einen auch noch im Erwachsenenleben belasten (ich nenne sowas immer gerne "Dämonen" und würde mal behaupten, dass jeder das eine oder andere Päckchen mit sich herumträgt), in erster Linie selbst, idealerweise mit professioneller Hilfe angehen muss. Was nicht heißt, dass man mit dem Partner nichts Derartiges besprechen darf und er in dem Prozess nicht unterstützend wirken kann - aber da kommt es wie so oft auf das "Wie" und "Warum" an. Hat das, was seinerzeit passierte und dich heute wieder "triggert", eine Auswirkung auf eure Beziehung? Das ist oft der Fall, immerhin sind unsere Handlungen oder Gedanken oft ein Resultat aus unseren alten Verletzungen.
Wichtig ist auch die Frage, was du von deinem Partner erwartest. Mit Erwartungen ist es grundsätzlich etwas schwierig, weil man Menschen ja immer nur bis vor den Kopf gucken kann und eine Reaktion häufig nicht dem entspricht, was man sich vorgestellt hatte. Wenn du also beschließt, deinem Partner etwas zu sagen und eine bestimmte Reaktion wünschst, musst du solche Gespräche anders angehen. "Günther, ich will dir jetzt was erzählen, was mich belastet, ich möchte, dass du...[mir einfach nur zuhörst/mir deine Meinung dazu sagst/mich tröstest/mir einen Rat gibst, was ich tun sollte/...]." Und dann sollte man, wenn man sich schon entschließt, etwas zu erzählen, zumindest so viel preisgeben, dass der Mensch gegenüber nicht verwirrt ist, versteht, worum es geht und dann auch reagieren kann. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass dein Partner verwirrt ist und nicht so recht weiß, wie er nun mit dir und dem Gesagten umgehen soll.
Selbiges gilt dann natürlich auch und umso mehr für die Kommunikation mit einer Beratungs- oder anderen professionellen Stelle. Ja, es braucht Mut, sich den Dämonen zu stellen und diese klar zu benennen. Aber erst wenn man sie ans Licht gezogen hat, kann man sie klar erkennen und ihnen den Stachel ziehen.
Alles Liebe!
DieKati
Sehr schön geschrieben, wie immer wertschätzend und freundlich. Danke, dass du immer so wunderbare Antworten gibst.
"Günther, ich will dir jetzt was erzählen, was mich belastet, ich möchte, dass du...[mir einfach nur zuhörst/mir deine Meinung dazu sagst/mich tröstest/mir einen Rat gibst, was ich tun sollte/...]."
Du bist der (kommunikative) Wunschtraum vieler Männer!
Ich verstehe es auch nicht so ganz, aber vermutlich geht es in Richtung sexuelle Belästigung oder ähnliches...? Falls dem so ist, kann natürlich nach zwei Jahren so ein Kommentar beim anderen auch erstmal für Verwirrung und Überforderung sorgen. Davon würde ich mal ausgehen, wenn dein Partner ansonsten normal emotional unterwegs ist. Ich könnte mir vorstellen, dass es für ihn hilfreich wäre, wenn du klar sagst, was du jetzt von ihm erwartest. Vielleicht denkt er auch, dass du gar nicht mit ihm, sondern nur jemand anderem reden willst?
Natürlich ist es auch möglich, dass er das Problem gar nicht versteht. Also dass das, was dich beschäftigt, in seinen Augen keine große Sache ist und er sich fragt, was das nun soll. Dann musst du vielleicht nochmal genauer werden.
Eine Beratungsstelle wird dir niemals sagen, dass du es mit dir selber ausmachen sollst. Der Sinn ist ja, dass man beraten wird. Nicht hört, wie sehr man übertreibt.
Ich habe wie roseately auch in Richtung sexuellen Missbrauch oder unangenehme sexuelle Erlebnisse gedacht. Vielleicht meinst du auch etwas anderes.
Und dann glaube ich bei deinem Post, dass du "das Thema" als großes Tabu empfindest und dein Partner das ebenso auffasst.
Zunächst mal könnte ich mir vorstellen, dass dein Partner hoffnungslos überfordert ist. Wenn er genau so überfordert ist wie du und dir nicht helfen kann, passende Worte und Mut zu einer detaillierten Schilderung zu finden, dann kannst du auf jeden Fall in eine Beratungsstelle gehen. Dein Thema hast du vermutlich schon gegoogelt. Du kannst einen Ersttermin machen und schauen, ob du dich aufgehoben fühlst. In jeder Beratungsstelle haben die Menschen Schweigepflicht.
Ganz sicher findest du dort Menschen, die dich mehr als ernst nehmen und die dir helfen, dein Thema erst einmal auszusprechen.
Vielleicht kannst du dann ganz anders mit deinem Partner darüber reden. Oder du kannst ihn mit in die Beratungsstelle nehmen. Auch darauf sind die Menschen spezialisiert, die in einer Beratungsstelle arbeiten.
Egal, was für ein Thema es ist, das dir so schwer fällt zu erzählen, etwas Belastendes mit sich selbst allein herum zu tragen, ist so gut wie nie eine Lösung. Nur eine Notlösung.
Hallo meine Liebe,
erstmal ist mir, wie vielen anderen Lesern auch, aufgefallen, dass du dich sehr vage ausdrückst. Es scheint dir nicht leicht zu fallen, darüber zu sprechen, was auch immer geschehen ist. Dazu gleich mehr.
Der Kommentar zu deinem Äußeren hat dich getriggert und an unangenehme Dinge aus deiner Jugend erinnert. Du schilderst, dass es niemanden gibt, mit dem du sprechen kannst, daher hast du dich an deinen Partner gewendet (der Mensch, der optimalerweise eine enge Bezugs- und Vertrauensperson sein sollte) und ihm vorsichtig versucht zu erzählen, was dir geschehen ist. Das Thema arbeitet weiterhin in deinem Kopf und es war dein natürliches Bedürfnis, dich jemandem anzuvertrauen. Deswegen meine ich, nein. Es ist nicht falsch, dass du es ihm erzählt hast. Für ein soziales Wesen hast du den gesündesten Weg gewählt, mit einem inneren Konflikt umzugehen. Bitte öffne dich auch weiterhin Stück für Stück den Menschen, denen du vertraust und die dich aufrichtig lieben. Sie werden dir wohlwollend zuhören und versuchen, dein Leid mit dir zu teilen und dir zu helfen.
Dein Partner hat meines Erachtens nach überfordert reagiert und nun möchte ich nochmal den Punkt von vorhin aufgreifen. Wenn man sich vage ausdrückt, dann kann es sein, dass sich das Gegenüber fragt, was der Erzählende nun eigentlich von einem möchte. Vielleicht weiß dein Partner nicht, was er für dich tun kann und was du dir von ihm wünscht. Dass du dich dazu entschlossen hast, zu einer Beratungsstelle zu gehen, ist eine starke Entscheidung! Es ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Für die Zukunft könnte ich dir raten, dass du deinem Partner genau formulierst, was du dir von ihm wünscht. Das könnte zum Beispiel so aussehen:
"Hallo Schatz, hast du gerade einen Moment Zeit? Ich möchte dir gern etwas erzählen und wünsche mir, dass du mir zuhörst."
Das nur mal als Beispiel, weil ich leider auch nicht genau weiß, worum es geht. Auch weiß ich nicht, warum ihr euch anschweigt? War das schon immer so? Ist eure Kommunikation in anderen Punkten uneinig? Sprecht deutlich miteinander, was ihr von dem anderen wollt.
Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg und hoffe, dass alles etwas einfacher wird für dich.
Lumina (normalerweise anonym unterwegs)
Hallo
ich weiß nicht, wie alt Ihr seid aber Dein Partner scheint überfordert und zwar komplett.
Ich vermutte, es war etwas für Dich Gravierendes,eventuell ein Sexualdelikt. Nicht jeder Junge oder Mann kann damit auf Anhieb umgehen und gar eine Stütze sein.
Ich würde mich wirklich an einen Fachmann/-frau wenden. Dort ist es besser aufgehoben. Für den Moment.
VG
Wie alle schwimme ich auch bei deiner Aussage:
In den letzten Tagen habe ich einen relativ belanglosen Kommentar zu meiner Optik bekommen.
Was ich in deinen Text hineinlese ist, dass du dir ein bestimmtes Verhalten Deines Partners erwartest ihn (und uns) aber nicht wirklich wissen ließt, was das genau sein sollte.
Liebe TE,
dein Partner tut das einzig Richtige: Klappe halten!
Du hast leider diese sehr weibliche Kommunikationsart, die Männer verständlicherweise völlig ratlos zurück lässt und die zutiefst ungerecht und gemein ist. Mal ehrlich: Was wäre wirklilch richtig gewesen? Und wenn du das hättest sagen können, warum hast du darum gebeten (siehe den super Beitrag weiter oben also einfach nach Zuzhören, Meinung, Ratschlag) fragen. Hör mal in dich rein, ob du eine andere Reaktion wirklich als angemessen erachtet hättest - egal welche? Hättest du einen typischen Männer-Ratschlag erhalten ("Nimms gelassen - Scher dich nicht um die Idioten!") wäre doch deinerseits die Hölle genauso los gewesen, wie bei jeder anderen Antwort oder seinem Schweigen jetzt auch.
Zur Sache: Gut, dass du des kommuniziert hast. In einer Partnerschaft hilft es, solche Dinge zu erfahren. So kann dein Partner Trigger vermeiden oder dich unterstützen. Aber ohne therapeutische Vorbilidung tut er gut daran, lieber nichts als das Falsche zu sagen. Das Thema ist wohl eines, dass du entweder aufarbeitest und zwar mit externer Hilfe oder aber so tief begräbst, das es dein Leben, Partnerschaft, Zukunft und Familie nicht beeinträchtigt.