Gewalt in der Beziehung

Hallo Leute,
Ich bin eigentlich nur Leserin aber muss jetzt einfach los werden was mich schon lange stark beschäftigt. Ich bin nun schon seit einigen Jahren in einer schrecklichen Beziehung. Wir haben eine 2 Jährige Tochter, die mittlerweile auch schon den einen oder anderen Streit ungewollt mitbekommen hat. Generell bin ich kein Mensch der geduckt durchs Leben geht aber es braucht schon eine Weile um mich außer Fassung zu bringen. Mein Partner hat mich nun schon so oft misshandelt, dass es beinahe zur Normalität geworden ist. Es bleibt mittlerweile kaum aus, das er handgreiflich wird wenn wir uns streiten. Ich versuche mich zwar zu wehren, bin aber natürlich nicht stark genug und es endet eigentlich immer in Tränen und abwarten bis er sich mit seinem wutausbruch ausgetobt hat, weil er mich einsperrt und nicht aus der Wohnung lässt um aus der Situation zu flüchten. JEDES Mal wenn das passiert, schwöre ich mir das ich am nächsten Tag meine Sachen packe und einfach mit unserem Kind verschwinde aber sobald es soweit ist, bin ich zu feige und merke wie mein Kopf mir einen streich spielt indem ich denke das es ja nun doch nicht so schlimm gewesen ist und ich meiner Tochter den Vater nicht nehmen möchte. Warum ist das so? Wie kann es sein das ich genau weiß das dieser Mensch mir nicht gut tut und ich ihn trotzdem nicht verlassen kann? Wie kann ein Mensch mich so in der Hand haben? Früher habe ich immer den Kopf geschüttelt und gesagt "Warum lassen Frauen sich sowas gefallen und befreien sich nicht aus so einer Situation" und jetzt bin ich einfach genau so gefangen. Ich weiß das er sehr manipulativ sein kann und mir oft versucht die Schuld dafür zu geben das der Streit so eskaliert ist und er mir weh tun MUSSTE aber egal wie schlimm ein Streit auch ist, wenn man jemanden liebt tut man ihm nicht weh oder? Ich fühle mich so ausgelaugt. Ich hab mich in letzter Zeit etwas gehen lassen, weil meine Priorität ist für meine Tochter da zu sein und im Alltag zu funktionieren. Die Kilos die ich in der schwangerschaft zugenommen habe, habe ich leider noch nicht geschafft wieder zu verlieren und auch sonst schminke ich mich nur noch selten. Das macht er mir oft zum Vorwurf, weswegen ich manchmal denke das ich es vielleicht nicht besser verdient habe und froh sein kann das er mich noch nicht verlassen hat aber das kann doch nicht ernsthaft der grund sein warum ich mir das gefallen lasse oder? Haben frauen die misshandelt werden oft diese probleme die ich habe? Hat man so an Selbstwertgefühl verloren, dass man denkt man muss das mit sich machen lassen? Vielleicht hat ja jemand hier ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir Tipps geben, wie ich mich am besten überwinden kann den Schritt in die richtige Richtung zu wagen. Ich danke jedem der es sich durchgelesen hat und wünsche jedem viel Kraft der vielleicht in einer ähnlichen Situation steckt.

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Oh Gott! Ich umarm dich erstmal so lange du willst!

DU BIST NICHT SCHULD! Egal wie wenig du dich zurecht machst, seinem Wunschgewicht entsprichst, deine eigene Meinung hast, bei ihm bleibst. Dich trifft KEINE Schuld, dass er dir weh tut! ER tut es und ER ist Schuld!

Es ist nie leicht eine Familie auseinander zu reissen! Es ist absolut verständlich dass du zurück schreckst und wie könntest du IHM auch dein Kind in der Umgangszeit anvertrauen?!
Da liegt auch ein wichtiger Punkt!
Suche dir eine Berstungsstelle die auf Häusliche Gewalt in deiner Nähe spezialisiert ist, die können dich da durch begleiten. Sehr wichtig ist, dass du seine Gewalt irgeldwie legal dokumentierst, vielleicht mit Zeuge. oder einer zufälligen Aufnahme. Denn du solltest dir unbedingt das alleinige Sorgerecht und Aufenthaltsbestimmungsrecht für dein Kind holen, solange sich seine Gewalt nur an dich richtet.

Du bist nicht allein und mit dir ist alles in Ordnung. Du bist in eine schreckliche Lage geraten aber du schaffst das, am besten mit Hilfe, auch wieder raus! Ich drück dir so die Daumen dass alles gut ausgeht!

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Hallo,
es tut mir sehr leid das du das durchmachen musst,und ich weiß das der Weg daraus sehr schwer ist.
Wenn du möchtest schreib mir gern eine PN.

Liebe Grüße

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Guten Morgen Knkm,

Ich danke dir, dass du die Kraft gefunden hast, dein Leiden in einer gewalttätigen Beziehung mit uns zu teilen.

Für mich ist dein Drang, dich in deiner Not an andere Menschen zu wenden, und sei es nur anonym wie hier im Forum, ein zaghafter Schritt in die Bewältigung.

Du fragst uns "..wie ich mich am besten überwinden kann den Schritt in die richtige Richtung zu wagen...".
Ich denke, das hat viel damit zu, dich aus deiner fatalen, unheimlichen Bindung von deinem Mann zu lösen, der dich immer und immer wieder misshandelt. Du bist sein Opfer, dein Kind wird indirekt zum Opfer, aber du schaffst es trotzdem nicht, dir externe Hilfe zu suchen und dich zu trennen. Du bleibst bislang weiter abhängig von deinem Mann, das ist für mich dieselbe Geschichte wie bei den Angehörigen von Süchtigen.
Du suchst sogar die Schuld bei dir selbst und versteigst dich in den irren Gedanken, du hättest es nicht besser verdient.

Ich würde dir empfehlen, suche nach Menschen, denen du dich anvertrauen kannst, die dir zuhören und zu denen du Vertrauen aufbauen kannst. Wahrscheinlich wirst du dafür mehrere Anläufe und Versuche benötigen.
Ich weiß jetzt nicht, wie sehr dich dein Mann kontrolliert, sperrt er dich ein, überwacht er dich, nimmt er dir Zugang zum Telefon oder nimmt er dir die Schlüssel?

Du könntest dir zuerst ein Herz fassen und das Hilfetelefon für Frauen wählen unter der 116 016. Oder den Frauennotruf in deiner Region oder dein regionales Frauenhaus anrufen.
Wenn du es schaffst, würden dir sicherlich auch die Familienberatungsstellen von Diakonie/Caritas vor Ort gerne zur Seite stehen, dafür sind sie ja da. Oder da wäre noch der Weiße Ring mit dem Opfertelefon unter der 116 006.

Wenn du noch nicht die Kraft für die obigen Hilfsstellen haben solltest, dann kannst du Tag und Nacht dein Herz auch bei der Telefonseelsorge ausschütten unter der 0800.1110111 oder 0800.1110222.

Bitte sei nicht mutlos, du schaffst es, irgendwann wird es "Klick" in dir machen und du wirst deinen Albtraum hinter dir lassen können.

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Vor vielen Jahren habe ich meine Cousine beim Verlassen ihres gewalttätigen Ehemannes begleitet. Sie hatte damals zwei Kinder unter 2 Jahren. Der Schläger war im Außen ein erfolgreicher Ingenieur, ehrenamtlicher Mitarbeiter in einer Kirchengemeinde, … Niemand hätte hinter dieser bürgerlichen Fassade diese Abgründe vermutet.

Meine Cousine ist nach der Trennung erstaunlich schnell aufgeblüht. Heute ist sie mit einem sehr liebevollen Mann verheiratet und hat noch zwei Kinder bekommen.



Kannst du dir vorstellen, Menschen in deinem Umfeld (Freund*innen, Kolleg*innen, Mutter, Geschwister, Nachbarn, ….) ins Vertrauen zu ziehen?

Menschen, die nah an dir dran sind, können dir beim Verlassen dieser unerträglichen Beziehung helfen.
Manche organisieren gut, andere trösten und wieder andere helfen durch Wohnraum und/oder sind kräftige Umzugshelfer*innen.

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute. 🍀


Ergänzung: Ihr Auszug war keine Hau-Ruck-Aktion. Sie war lange hin- und hergerissen. Sie hat ihrem Mann bestimmt 20x verziehen und geglaubt „jetzt ändert er sich“.

Bearbeitet von sanne1973
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Hi,
ich wünsche dir viel Kraft und Mut für den Schritt, den du gehen musst. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Anruf bei einer Anlaufstelle recht niedrigschwellig ist und du dort die wichtigen Infos bekommst, wie du weiter handeln kannst. Einen kleinen Schritt hast du ja schon gewagt, indem du hier geschrieben hast.
Warum Frau in solch eine Situation gerät, weiß ich nicht, aber dass du eine von nicht wenigen Frauen bist, zeigen ja die Zahlen. Angst wird wohl ein großer Faktor sein.
Du trägst aber definitiv keine Schuld am Verhalten deines Mannes, egal wie schlimm der Streit auch sein mag. Zumal ich mir denken kann, dass es um schnöden Alltagskram geht, weil er sicherlich kein unterstützender Ehemann ist.
Du schaffst das ganz bestimmt.❤️

vlg tina

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Eine ehemalige Bekannte von mir hat in einer ähnlichen Beziehung gelebt, wie Du. Sie ist gegangen, als ihre sechsjährige Tochter ein Küchenmesser geholt hat, um ihren Vater davon abzuhalten, die Mama zu verprügeln.

Ich wünsche Dir und vor allem Deinem Kind, dass Du es eher schaffst, zu gehen. Grundsätzlich weißt Du schon, warum das alles passiert. In Deinem Beitrag hast Du schon alle Antworten geliefert.
Manipulation, Zerstörung des Selbstwertgefühls, Schuldumkehr. Das alles sind die Hauptzutaten. Und es wird schlimmer, je länger es dauert. Denn irgendwann ist das Deine Realität. Irgendwann ist ein selbstbestimmtes Leben als Getrennte das, was Dir Angst macht, weil es zu groß für Dich erscheint, zu ungewohnt, und dann ist der Schritt noch schwerer.

Anlauf- und Beratungsstellen sind genannt worden. Bitte trau Dich, den ersten Schritt zu machen und Dir Hilfe zu holen. Jeder, der sich nur ein Fitzelchen mit der Thematik auskennt, wird nicht Dir die Schuld geben sondern wissen, dass häusliche Gewalt ein hochkomplexes Thema ist und die Geschädigten vor allem eins brauchen: Verständnis.

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Hallo Knkm,


so wie es dir geht , geht es vielen die in einer Gewaltbeziehung leben.

"Warum lassen Frauen sich sowas gefallen und befreien sich nicht aus so einer Situation"

Es trifft auch Frauen und
auch zum Teil Männer die diesen Standpunkt vertreten haben. Dieser Standpunkt macht es Betroffen oft schwer Hilfe zu suchen.

Du hast ja auch schon gehört das du Schuld hast weil du diese Gewalt zulässt. Das sind diese Antworten die ich meine. Du suchst Hilfe und bekommst diesen Spruch gedrückt. Viele trauen sich dann nicht mehr weiter nach Hilfe zu suchen.


Gewaltbeziehungen entwickeln aber eine eigene Dynamik. Oft war der Partner am Anfang liebevoll und hat die Partnerin auf Händen getragen. In ganz kleinen Schritten ändert sich dann aber alles. Vielleicht waren es erst einige unschöne Worte. Dann begann langsam die Gewalt. Zu der Zeit erkennt man nicht das es Gewalt ist. Man möchte die Beziehung nicht aufgeben und denkt das der Partner einen schlechten Tag hatte und es nicht wieder passiert. Leider sinkt aber beim Partner die Hemmschwelle immer weiter bis es zur massiven Gewalt kommt. Parallel dazu entwickelt sich eine Abhängigkeit. Man wir manipuliert, isoliert und gedemütigt usw.

Es ist ein schleichender Prozess in den du hineingerutscht bist. Die Gewalt ist bei euch leider schon fast zur " Normalität " geworden. Du hast jetzt aber erkannt das es sich etwas ändern muss und Gewalt mit nichts zu entschuldigen ist. Versuche alle Hilfe und Unterstützung zu bekommen und anzunehmen. Schäme dich auch bitte nicht für das was dir angetan wurde und wird. Schütze dich und dein Kind.

Rede bitte über alles. Versuchst du es für dich zu behalten, so schützt du ihn. Es können und sollte dritte auch wissen wie er zu dir ist. Kommt es zu erneuter Gewalt, solltest du umgehend die Polizei rufen und ihn anzeigen.

Wenn du möchtest kannst du mich auch über VK/PN anschreiben.


Ich wünsche dir und deinem Kind eine glückliche und selbst bestimmte und gewaltfreie Zukunft.


Vg blaue-Rose

Bearbeitet von blaue-rose
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Es ist nicht deine Schuld. Das kann jeder Frau passieren. Man ist so geschockt, auch weil die Beziehung vor kurzem noch so gut war, dass man es nicht wahrhaben will. Man kann sich so schnell gar nicht umstellen. Also sagt man sich, dass es wohl nicht so schlimm war und nicht wieder passieren wird. Aber es passiert garantiert wieder. Garantiert. Und sollte der Mann nicht mehr schlagen, oder gar nicht erst anfangen, weil er sich doch nicht so richtig traut (wie mein Ex-Mann, der wollte, konnte aber nicht), dann ist er verbal aggressiv. Psychische Gewalt ist auch nicht gut. Bei Männern, die Probleme mit sich selbst haben, kommt die Gewalt immer irgendwie raus. Nicht immer körperlich.

Oft werden Frauen da langsam drauf vorbereitet, erst kommt psychische Gewalt und wenn der erste Schlag kommt, hat man das schon etwas normalisiert, sich dran gewöhnt. Ich hatte auch mal einen Freund, als ich jung war, der zugeschlagen hat. Dummerweise hab ich ihm noch eine Chance gegen, und es passierte natürlich wieder. Dann hab ich mich getrennt und er war danach mit einer Bekannten von mir zusammen, die hat ihn sogar geheiratet. Obwohl sie davon wusste. Sie glaubte ihr passiert das nicht. Er hat sie wohl auch nicht direkt geschlagen, er hat "nur" mit einem Messer geworfen und ihrem Sohn Angst gemacht. Und eine Menge psychischer Terror. Wenn der Mann so eine Aggression hat, und Probleme mit sich selbst, dann wird er sich nicht ändern. Es mag einige wenige Ausnahmen geben - aber warum sollte man darauf warten? Und die Chancen sind wirklich nicht gut. Es gibt schliesslich jede Menge andere Männer, von denen viele viel bessere Partner sind.

Trenn dich so schnell wie möglich! Je eher du ein neues Leben aufbauen kannst, desto besser.