Gleichberechtigung, was ist das, wie geht das?

Gleichberechtigung ist immer so schön gesagt. Ich persönlich bin froh, dass wir nicht mehr im Mittelalter leben und weitgehend verstanden haben, dass Frauen und Männer (und auch alle dazwischen) vor allem erst mal gleichberechtigte Menschen sind.

Aber wie macht ihr das im Alltag? Ich stelle inzwischen fest, dass Fairness in der Partnerschaft gar nicht so einfach ist.

Üblicherweise teilt man sich ja irgendwie auf. Da gibt es den einen, der arbeiten geht und Geld verdient, während der andere die Kinderbetreuung zuhause übernimmt (oder zumindest weniger arbeitet). Der eine beschwert sich, wenn er abends nach Hause kommt und sich das Geschirr vom Frühstück vorm Geschirrspüler stapelt, weil der andere mit den Kids jeden Tag beim Baden ist. Der Andere beschwert sich, weil er jeden Tag die Kinder hüten muss (das kann auch beim Baden anstrengend sein) und der nach Hause kommende Partner erst mal eine halbe Stunde Auszeit braucht und nicht sofort die Kinder übernimmt.
Fiktives Beispiel, aber so oder so ähnlich kenn ich das und bin wahrscheinlich nicht der einzige.

Wie findet man Gleichberechtigung bei ungleichen Dingen? Wie geht es euch damit?

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Ich habe als das Baby klein war Gleichberechtigung auch als "beide machen gleiche Teile" gesehen.
Inzwischen sehe ich das nur noch als "Beide haben die gleichen Rechte". Spart gewaltig Nerven ;-)

Bedeutet:
Wir dürfen beide gleichberechtigt entscheiden, was mit dem Geld passiert was wir verdienen.
Das bedeutet aber nicht, dass ich mich deshalb genauso viel um die Steuererklärung und die Verträge und die Angebotssuche und die Urlaubspläne und die Vermögensanlage kümmern muss wie mein Mann, der das beruflich macht und Bescheid weiß.

Wir dürfen auch beide gleichberechtigt entscheiden, dass wir gerne ein zweites Kind hätten.
Das bedeutet aber auch, dass ich derzeit meine Tage kotzend im Bett verbringe und absolut gar nichts sinnvolles machen kann, aber nicht im Umkehrschluss, dass mein Mann genauso wenig wie ich derzeit Kinderbetreuung, Haushalt und co. machen muss.

Wir auch beide das gleiche Recht, Handwerksarbeiten am Haus durchzuführen.
Das bedeutet aber nicht, dass mein Mann in irgendeiner Art und Weise die Handwerksarbeiten machen muss, wenn er zwei linke Hände hat und mir sowas Spaß macht.

Usw. 😊 also gleiche Rechte, aber nicht gleiche Pflichten.
Ein Team ist nicht gut, wenn alle ungeachtet ihrer Fähigkeiten exakt die Hälfte machen. In der Gruppenarbeit überlässt man auch dem Brain das Denken, dem mit der schönen Schrift das schreiben und lässt den Döspaddel den Zeitwächter machen🤣

Jeder macht das, was er am besten kann und für das Team am hilfreichsten ist...

Bearbeitet von Inaktiv
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Find ich sehr interessant, wie du das beschreibst! Und gut nachvollziehbar. Rechte statt Pflichten bedeutet implizit, jeder bringt die Bereitschaft mit beizutragen, was er oder sie kann. Denn wenn alle gleiche Rechte haben, aber einer oder beide schlicht keine Arbeit sehen (hab ich hier auch grad wo gelesen, sorry fürs Zitatklauen ^^), wirds im Zusammenleben schwierig.
Krass formuliert: ist jemand wirklich erschöpft oder ist es Faulheit?

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Ich sehe es so wie du, beide haben die gleichen Rechte, teilen sich die Pflichten aber je nach Zeit und Fähigkeiten auf. Bei uns mache ich z.B. den Haushalt, weil mein Partner da vollkommen talentfrei ist. Er sieht Dreck und Unordnung einfach nicht und hat es von zuhause aus auch nicht gelernt. Mir dagegen fällt das relativ leicht, also übernehme ich den Part.

Er kümmert sich dafür um unser Auto, Ist für schwerere Arbeiten zuständig und hat das Kochen übernommen, weil er das viel besser kann und lieber macht wie ich. Backen kann er übrigens auch ganz prima, :-)

Manches machen wir auch gemeinsam, wie Einkaufen oder die Tiere versorgen.

Wenn es um wichtige Entscheidungen geht, die uns beide betreffen, entscheiden wir auch gemeinsam. Für uns funktioniert das so prima.

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Am besten gelingt es, wenn jeder die Perspektive des anderen erlebt. D.h. jeder nimmt Elternzeit und kümmert eine gewisse Zeit allein um den Nachwuchs. Das muss auch nicht 50:50 aufgeteilt sein. 2 Monate reichen da. So erlebt jeder mal die Perspektive den Erwerbstätigen und die des care-arbeitenden.
Im Beispiel wäre eine Möglichkeit, dass der Erwerbstätige mal am Wochenende allein mit den Kindern baden geht. Dann wird wahrscheinlich klar, dass das kein Urlaub ist.

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Kann ich unterschreiben.

TE: Mein Mann und ich haben beide jeweils 9 Monate EZ genommen (2 davon gemeinsam) und arbeiten jetzt gleichviel in Teilzeit. Sprich beide wissen, wie es allein mit Kind zu Hause ist und beide wissen, wie es ist, von der Arbeit zu kommen und direkt das Kind in die Arme gedrückt zu bekommen. Das schafft Verständnis.

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Ich sehe da kein Problem.

Bei uns ist es so, dass ich in Elternzeit bin d. 3. Jahr und mein Partner finanziell alles stemmt ...
Ich übernehme die Kinderbetreuung
Im Haushalt hilft er trotz langer Arbeitszeiten ungefragt einfach mit ...
Dass heist derjenige der Grad Zeit hat macht's einfach und umgekehrt...
Mein Partner hat mich noch nie angemotzt nach dem Motto du bist doch ganzen Tag Zuhause wieso ist dies oder das noch nicht gemacht.....


Es ist doch selbstverständlich dass man sich gegenseitig unterstützt.
Zumindest bei uns ist das so

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Gleichberechtigung ist für mich, dass beide sich für alles verantwortlich fühlen und niemand automatisch annimmt, dass der andere es schon regelt.

Ich bin z.B. erneut in EZ, mein Mann arbeitet VZ. Letztens hat sich für mich eine tolle Job-Chance ergeben und es war völlig klar, dass dann mein Mann den Rest EZ übernimmt und ich arbeiten gehen kann/darf. Es hat aus verschiedenen Gründen nicht geklappt, aber trotzdem war das schön zu wissen.

Ich hab jederzeit das Gefühl, dass, sollte mir was passieren, mein Mann das hier zu Hause geregelt kriegt und umgekehrt.

„Gerangel“ um Me-Time oder konkrete Aufteilungen (wer nimmt jetzt kindkrank) gibt es hier natürlich durchaus auch. Aber eben auf einer gleichberechtigten Basis. Mir steht nicht automatisch mehr oder weniger zu, weil ich ne Frau bin oder in EZ bin oder so.

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"teilt man sich irgendwie auf" warum irgendwie?

Wir haben uns nicht irgendwie aufgeteilt sondern 50:50. Bei jedem Kind hatte jeder von uns ca 1 Jahr Elternzeit. Danach haben wir beide zu gleichen Teilen Stunden reduziert.

Das haben wir vor den Kindern besprochen und auch so umgesetzt.

Mir war immer wichtig einen Job zu haben der auch finanziell was abwirft. Hat man als Frau sowas nicht kommt man ganz schnell aus finanziellen Gründen wieder in die klassische Aufteilung. Dann geht nämlich nur Frau auf sehr viel weniger Stunden und der Mann bleibt Vollzeit.

Problem ist auch wenn einer nie mal allein für die Kinder verantwortlich ist. Da weiß man überhaupt nicht was das eigentlich bedeutet und was da alles an Arbeit anfällt. Sowas ist immer ganz schlecht.

Dann gibt es auch generell Leute die einfach keine Arbeit sehen. Das ist einfach so. Mit so jemandem braucht man dann gar keine Familie gründen das geht so oder so in die Hose.

Bearbeitet von Hasimausix
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Ich verstehe andersherum nicht, wie man es nicht hin bekommt, aber ich berichte mal von uns.

Im Großen und Ganzen ist es bei uns sehr ausgeglichen, wenn man rein vom Load im allgemeinen ausgeht.
Bedingt durch die Arbeitszeiten meines Mannes mache ich tageweise mehr im Haushalt. Das holt er an seinen freien Tagen oder Tagen mit Frühschicht wieder raus, zusätzlich übernimmt er da dann auch mehr am Kind.

Ansonsten schauen wir sehr sehr arg danach, wer gerade wie stark belastbar ist. Wir haben beide Jobs, bei denen die (vor allem mentale) Arbeitsbelastung stark von Zeitraum zu Zeitraum, bei mir von Projekt zu Projekt, variiert. Dh da achten wir einfach darauf, wer kann grad mehr leisten, wer weniger. Wer benötigt aktuell mehr Me-Time.

Soll heißen, wir fahren keinen strikten Plan, in welchem jeder jede Woche exakt gleich viel zu leisten hat, sondern schauen nach den jeweiligen Bedürfnissen und äußeren Umständen.

So bleibt es mmn auch fair, weil wir, wenn man es über einen längeren Zeitraum betrachtet, dann eben doch wieder bei 50/50 landen, auch wenn phasenweise einer vielleicht mehr wuppt.

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Mhhhh... der Absatz ist in dem Beispiel doch schon falsch. In deinem Beispiel findet keine Gleichberechtigung statt. Das ist richtig.

Wir handhaben das z.B. so, dass wir annähernd gleich viel arbeiten und damit annähernd gleich viel Kinderbetreuung haben. Er arbeitet 35 h, ich 33 h. Er bringt morgens zur Kita, ich hole ab. Wir verdienen annähernd gleich und zahlen auch annähernd alles gleich. Wir haben für uns einen guten gleichberechtigten Weg gefunden.

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Das ist ja auch komisch, würde so ein Mann nicht wollen. Der scheint nicht in seiner maskulinen Ernestine zu sein und du nicht in deiner femininen.

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Warum? Verstehe ich nicht. Was genau stört dich an ihrem Modell? Was ist nicht feminin bei ihr? Verdient sie zu viel? Und was ist mit ihm, wird er unmännlich, wenn er Stunden reduziert?

Bearbeitet von -Destiny-
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Ich halte nix von einer 100%igen Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, da wir eben nicht gleich sind. Ich sag’s dir ganz ehrlich ich übernehme lieber Haushalt und Kinder anstatt berufstätig zu sein. Natürlich sind die Kinder manchmal sehr sehr anstrengend, aber ich fühle mich der Aufgabe einfach mehr gewachsen.
Mein Mann macht viel Garten, Schreibkram und Reperaturarbeiten. Manchmal bitte ich ihn das OG zu staubsaugen, aber mehr verlange ich nicht von ihm.

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Ganz unabhängig vom Geschlecht sind alle Menschen irgendwie unterschiedlich. Also das allein ist für mich immer kein Argument für so konsequente Unterschiede bei der Arbeitsaufteilung.

Der einzige Grund der zählt ist für mich, dass du es so möchtest.

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Naja, wenn einer mit den Kindern n paar Jahre zuHause bleibt und der andere geht schaffen dann heißt das ja nicht, dass keine Gleichberechtigung herrschen würde.
Ob man beruflich voll durchstartet oder nicht ist ja auch ne Typ-Sache. Der eine mag es der andere nicht.
Ich finde es jedenfalls nervig wie Frauen und Männer die so ticken wie du im Forum regelmäßig fertig gemacht werden.
Ich kenne aus meinem privaten Umfeld übrigens auch zwei umgekehrte Fälle: Sie geht arbeiten, er bleibt zuHause. Warum? Die Mädels waren beruflich einfach erfolgreicher als die Jungs, also lag die Entscheidung auf der Hand.

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Hallo,

wir haben das im Alltag so gehalten: Weder meckert der arbeitende Teil darüber, dass der Haushalt nicht erledigt ist, noch mault der betreuende Teil, wenn der Partner einen stressigen Tag hatte und eine halbe Stunde für sich braucht.

Ich bin nach meiner Elternzeit immer vollzeit wieder eingestiegen. Aber auch während meiner Elternzeit war der Haushalt nicht meine alleinige Aufgabe, das wäre ja noch schöner. Ich habe gemacht, was ich geschafft habe. Was liegen blieb, haben wir zusammen erledigt. Umgekehrt genauso. Es waren immer UNSERE Kinder und UNSER Haushalt. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen. Darüber mussten wir nie streiten. Keiner hat dem anderen absichtlich Arbeit liegen lassen, darauf konnten wir vertrauen.

Wie man diese Gleichberechtigung findet? Kommunikation, Vertrauen, Liebe, Achtung vor dem anderen. Beide fühlen sich für die anfallende Aufgaben verantwortlich.

LG

Bearbeitet von metha