Hallo! Ich bin mit meinem Partner seit drei Jahren in einer Beziehung. Erst seit einem Jahr leben wir gemeinsam. Mein Partner hat aber immer noch seine Wohnung in einem Wohnhaus gemeinsam mit seiner Mutter. Er ist ein sehr liebevoller Partner welcher sich allerdings nie von seiner Familie abgelöst hat. Dazu kommt, dass seine Mutter seit seiner Kindheit geschieden ist und meinen Partner wie einen Ersatzmann behandelt. Das geht sogar soweit, dass gemeinsame Investitionen und Urlaube regelmässig umgesetzt werden - Ohne die Einbindung der aktuellen Partnerin. Der Kontakt zu seiner Mutter ist sehr häufig und intensiv und ich als Partnerin, komme mir regelmäßig zurückgesetzt vor. Es gibt kaum ein Wochenende, welches wir als Paar alleine genießen können. Seine Mutter argumentiert meist damit, dass sie Hilfe benötigt oder sich unsicher fühlt und damit meinen Partner regelmäßig verplant. Meine Schwiegermutter ist noch sehr jung sie ist 58 findet ihr das normal? Ich bin mittlerweile am verzweifeln.
Partner und Muttersohn
Ne finde ich absolut nicht normal. Ihr habt ja kein eigenes Leben wirklich 🙃
Hallo Lela35,
Nein das ist so nicht normal.
Ich hatte auch einen Partner, der ( immer noch mit 56 ) im elterlichen Haus wohnt. Sein Vater verstarb vor vielen Jahren, das Grab ist inzwischen aufgelöst.
Auch sie ( ist allerdings inzwischen mitte 80 ) bindet ihren Sohn extrem mit ein, mag nicht alleine essen, richtet ihm die Wäsche, mach dies, mach jenes richtet ihm Vesper für die Arbeit / Inkusive Mon Chery & Zettel ( ...Hab einen schönen Tag, ich liebe Dich mein Schatz...usw), muss sich abmelden ( sie hat Verlustängste) .
Für mich war das auch sehr befremdlich.
Ich würde Dir raten, dass ihr euch mal gemeinsam an einen Tisch setzt, um einige Themen, die dich stören zu besprechen.
Was das finanzielle und die Immobilie angeht liegt es in seiner Entscheidung, ob und wie weit er dich integrieren möchte.
Alles Gute für Dich
Gemeinsame Investitionen? Was darf man sich denn darunter vorstellen? Klingt ja groß...
Normal finde ich das nicht. Ich kenne selber so eine Konstellation; der Sohn ist allerdings deutlich jünger als dein Partner, vermute ich (Anfang 20) und das ist schon extrem. Wenn man die beiden miteinander telefonieren hört, gruselt es einen ein bisschen. Und wenn sie gemeinsam Urlaub machen, teilen sie sich selbstverständlich ein Zimmer (was ich nicht grundsätzlich schlimm finde, aber angesichts dieser zu engen Bindung schon). Der Sohn hat eigentlich null Chance, sich abzunabeln und eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Der wird von der Mutter zum perfekten Partner geformt, und man darf sich fragen, was passiert, wenn er jemals eine Freundin hat, die Entscheidungen fordert...
Fakt ist: Dein Partner lässt das mit sich machen. Im besten Falle nur aus Gewohnheit, im schlimmsten weil er es gut so findet. Ich würde sagen, dass deine einzige Chance bei sowas ist, mit der Mutter statt gegen sie zu arbeiten. Also statt "Ich will nicht, dass Erna jeden Sonntag an meinem Frühstückstisch sitzt!" würde ich eher Richtung "An diesen beiden Wochenenden würde ich mich freuen, wenn deine Mutter zu uns zum Essen kommt" arbeiten. Also wirklich mal Besuche planen statt es so laufen zu lassen. Vielleicht hilft es auch mal wirklich aufzuschreiben, wie viel gemeinsame Zeit ihr ohne die Mutter habt, wie viel er mit ihr verbringt. Mit 58 wird sie vermutlich auch noch arbeiten, also die Gefahr, dass sie vereinsamt oder fünf Tage lang mit gebrochenem Bein unentdeckt in der Wohnung liegt, dürfte verschwindend gering sein. Hilfe darf sie gerne konkret einfordern. Bei meinen Eltern ist das beispielsweise so, dass ein oder zwei von uns Kindern - sofern nicht unter der Woche ein wichtiger Termin ansteht - immer am Samstag vorbeischauen und dort hauptsächlich bei Garten und Haus helfen, manchmal auch Papierkram. Das ist ganz klar definiert und meine Eltern planen das auch so, also wenn sie beispielsweise mal jemanden brauchen, der mit ihnen ins Möbelhaus fährt, legen sie den Termin auf Samstag.
Vielleicht läuft es mit detaillierter Planung besser. Dann fühlt sich dein Partner nicht schuldig, weil er sie vernachlässigt, ihr habt genug gemeinsame Zeit und die Schwiegermutter hat das gute Gefühl, dass sie nicht ausgemustert wird. Aber so laufen lassen würde ich es keinesfalls.
<<<Der Kontakt zu seiner Mutter ist sehr häufig und intensiv und ich als Partnerin, komme mir regelmäßig zurückgesetzt vor. Es gibt kaum ein Wochenende, welches wir als Paar alleine genießen können. Seine Mutter argumentiert meist damit, dass sie Hilfe benötigt oder sich unsicher fühlt und damit meinen Partner regelmäßig verplant. Meine Schwiegermutter ist noch sehr jung sie ist 58 findet ihr das normal?<<<
Liebe TE,
ich bin ein Jahr älter als deine Schwiegermutter. Nein ich finde nicht normal. In so einem Alter von deiner Schwiegermutter kann sehr wohl erwarten, dass sie ihrem Sohn nicht dauernd auf die Pelle rückt. Geht sie arbeiten? Vielleicht hat deine Schwiemu versäumt ihr Leben ordentlich auf die Reihe zu bekommen wie Freund- und Bekanntschaften pflegen, sich ein Hobby suchen oder etwas ehrenamtliches zu machen.
<<<gemeinsame Investitionen<<<
Das kommt darauf an, was damit gemeint ist. Wenn es um das Haus geht und dein Partner steht mit im Grundbuch, kann ich das vielleicht noch nachvollziehen wenn z.B das Dach neu gedeckt werden muss. Dann teilen sich das seine Mutter und er.
Wenn er sich nicht lösen kann, ja dann bist du wohl an ein Muttersöhnchen geraten. Ich würde aber das Gespräch suchen und auf die Sachen, die dich stören auf den Tisch legen.
LG Hinzwife
Ich kann dich so gut verstehen…Ich bin in der gleichen Situation. Meine Schwiegermutter wohnt mit bei uns im Haus im Erdgeschoss. Sie ist 72, seit 30 Jahren Witwe und zu Hause, kann kein Auto fahren, fährt nicht mit dem Bus etc. Mein Mann/ihr Sohn fährt sie zum Einkaufen, zum Arzt….Sie hat keinen Freundeskreis, fährt nie in den Urlaub…sie ist jeden Tag im Jahr zu Hause 🤦♀️🤦♀️🤦♀️ alles wird nur mit meinem Mann besprochen, ich bleibe außen vor. Unsere Kinder verhätschelt sie bei sich vorm Fernseher….Ich habe manchmal das Gefühl, mein Mann steht nicht zu 100% hinter mir, da ich mir oft jedes Wort überlegen muss was ich sage😔
Und das machst du seit 3 Jahren mit das ihr nicht mal als Paar vernünftige gemeinsame Wochenenden habt? Sorry natürlich darf er seine Beziehung zur Mutter haben aber so klingt das nicht gesund. Er führt aber schon mit dir ne Partnerschaft???
Ela
Was du beschreibst, wird in der systemischen Familienberatung Parentifizierung genannt.
Es hat viele Folgen für dich als Partnerin. Sowohl für dich im System: Du merkst ja schon, dass du nicht so richtig und genug Bedeutung in deiner Partnerschaft hast. Da ist ja immer die Mutter als konkurrierende "Neben-Partnerin".
Aber auch für deinen Partner: Er wird bestimmte Verhaltensweisen und Gefühle dadurch entwickelt haben. Denn eine Parentifizierung ist sowohl eine Überforderung als auch eine Überhöhung des Kindes. Einerseits ist es eine zu herausgehobene Position, andererseits mit viel zu viel Verantwortung für das Kind verbunden. Da gehen oft Leichtigkeit und Spontaneität verloren. Ein Kind wird zu früh ein kleiner Erwachsener, wirkt aber in manchen Bereichen wenig belastbar und unreif.
Es ist da oft eine Hybris, die auf einem seltsam wackeligen Fundament steht.
Findest du vielleicht irgend etwas davon wieder bei deinem Partner?
Leider ist die Rolle des Parentifizierten durch Erzeugen eines schlechten Gewissens total schwer abzulegen. Und dein Partner scheint ja erschwerend dazu keinen Verdacht zu hegen, dass da was mit eurer Rollenverteilung nicht stimmt.
Du könntest dich ein bisschen einlesen. Auf Wikipedia und anderen Seiten sind im Internet interessante Aspekte beschrieben. Dort gibt es auch Literaturhinweise.
Du hast nur die Chance zu versuchen, mit deinem Partner über deine Erkenntnisse und Beobachtungen ins Gespräch zu kommen. Allerdings ist rollenbedingt da sicher ein riesiges Verpflichtungsgefühl, was die Mutter deinem Partner viel zu früh leider und zu Unrecht auferlegt hat, auch dadurch zementiert, dass sie sich kein eignes Leben aufgebaut hat. Und gleichzeitig verschafft die Rolle des (Mutter-)Partners deinem Partner permanent Anerkennung, die das Ganze so stabil macht und die er erst mal verlieren würde, wenn er aus der Parentifizierung raus tritt.
Sich aus dieser Rolle zu lösen ist wie sich aus einer Gehirnwäsche zu befreien.
Du kannst es versuchen.
Alles Gute euch!
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