Ehe am Ende?

Hallo,
Ich bin aktuell sehr verzweifelt und dachte, dieses Forum könnte mir vielleicht ein bisschen innere Ruhe geben.

Mein Mann und ich sind seit 6 Jahren zusammen. Unsere Tochter ist 20 Monate alt. Seit sie auf der Welt ist, haben mein Mann und ich eine Ehekrise nach der anderen bzw. eine große Ehekrise.

Mein Mann hat mir nach der Geburt unserer Tochter gestanden, dass er eigentlich noch nicht bereit war für ein Kind. Da der Kinderwunsch aber bei mir sehr groß war, war er dann doch halbherzig einverstanden.
Im Allgemeinen wirft er mir vor, ich hätte einen sehr starken Charakter und ich würde immer Recht haben wollen und wollen, dass alles so läuft wie ich es möchte.
Dagegen wehrt er sich seit der Geburt der Kleinen sehr stark und es kommt sofort zum Eklat, wenn ich nicht mit ihm einverstanden bin oder ihm mal grantig antworte (was manchmal vorkommt wenn man dauermüde ist).

Seitdem die Kleine da ist, fühle ich mich so oft alleine. Ich kümmere mich größtenteils um sie. Er arbeitet in der Woche viel, aber auch am Wochenende unternimmt er fast nie etwas mit uns. Er isoliert sich hinter seinem Computer und sagt, er hätte keine Lust auf die Aktivitäten, die ich mit unserer Kleinen unternehme. Er sagt : "Du wolltest ja ein Kind, dann musst du jetzt auch die Verantwortung übernehmen."

Ich bin auch wirklich glücklich wenn ich mit meiner Tochter bin, aber ich bin oft erschöpft weil ich soviel alleine schmeiße. Mein Mann wirft mir vor, ich hätte unsere Beziehung zerstört weil ich "nur noch" Mutter bin und unsere Partnerschaft sei mir egal...er fühlt sich vernachlässigt und ich fühle mich alleine in meiner Elternrolle, weil er keine Lust auf das Familienleben hat...


Nächsten Monat starten wir eine Paartherapie...

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Ich finde, es sind zwei Punkte:

Zum Einen die Frage, wie viel mischt man sich ein, wenn der Partner Dinge anders macht als man selbst. Ich fand es am Anfang auch schwer mich zurück zu halten und meinen Mann machen zu lassen. Da ich wesentlich mehr Zeit mit unserem Kind verbringe, hatte ich für mich bereits gewisse Abläufe etc. erprobt und für gut befunden. Mein Mann hat aber andere Lösungen gefunden und ich musste lernen, dass auch die okay sind. Er quatscht mir ja auch nicht rein. Klar, wenn’s um grundlegende Sachen geht stecken wir die Grenzen ab, aber ansonsten macht jeder von uns die Sachen auf seine Art.

Zum Anderen die Sache, dass er sich komplett rauszieht: Klar, er wird vermutlich keine große Lust haben mit dir Zeit zu verbringen, wenn die Stimmung schlecht ist. Allerdings zieht er sich ja nicht nur von dir zurück, sondern auch von eurem Kind. Und das geht, meiner Meinung nach, gar nicht. Er hat genauso Betreuungspflichten wie du. Wenn ihr es nicht als Familienzeit hinbekommt, sollte er wenigstens alleine etwas mit eurem Kind unternehmen, damit du auch mal Zeit hast Luft zu holen und euer Kind Zeit mit Papa verbringen kann.

Ich drücke euch die Daumen für die Therapie.

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Oh Mann, das hätte er sich aber echt mal vorher überlegen müssen. Ich mach dir da keinen Vorwurf. Macht das mal mit der Paartherapie. Vielleicht wird ihm da ja n bisschen der Kopf gewaschen und ich hoffe er bringt sich danach n bisschen mehr ein. Ich finde, wenn er mehr Partnerschaft haben will, dann muss er sich natürlich auch für die Familie und für das Kind einbringen.

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Vielen Dank für Deine Antwort!

Dass wir beide Kinder wollen, war seit dem ersten Tag klar. Er wollte halt noch warten, wir hatten ein Paar Mal Diskussionen zum Thema, dann war er aber okay damit, die Verhütung abzulegen und es zu versuchen.
Dachte ich zumindest...

Genau das ist mein Gedanke, wenn er mehr Partnerschaft möchte, muss ich auch spüren, dass er sich im Familienleben und im Haushalt einbringt! Ich bin ehrlich gestanden zu müde und nachtragend, um dann noch Dates zu planen usw...Auch das bleibt nämlich an mir hängen, da seine Familie im Ausland lebt und nur meine Eltern die Kleine versorgen können.

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Wie war es denn in der KiWu Phase? Habt ihr da schon darüber gesprochen wer was machen soll, was die Erwartungen sind? Ist immer schwierig wenn ein Teil das Kind will, der Andere aber nicht. Ist weder gut für die Beziehung noch für das Kind.
Die Paartherapie find ich schonmal einen gute Idee 👍🏻

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Hi, vielen Dank für Deine Antwort. In der KiWu Phase und auch in der Schwangerschaft war noch sehr präsent und hat sich überall eingebracht. Die Krise kam danach.

Er wollte Kinder, halt nur nicht zu diesem Zeitpunkt anscheinend.

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Oje, das kam ja dann wirklich unerwartet... Ich drück euch die Daumen 🍀

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Na der ist ja lustig. Zeugt mit dir ein geplantes Kind und wenn es dann da ist, heißt es April April, eigentlich wollte ich doch keins?

Die Erkenntnis kommt etwas spät, um das mal nett auszudrücken.

Ich wünsche euch dreien, dass er noch in seine neue Rolle als Vater findet. Wenn nicht, könntest du mit deiner Eingangsfrage bestätigt werden.

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> Nächsten Monat starten wir eine Paartherapie...

Ist lang geworden, daher das Fazit zuerst:
Alles nicht so schlimm und vieles ist das Übliche und die typische Überlastungund Entfremdung aus dem ersten Babyjahr. Gut, dass gerade du es angehen willst. Du kannst da nämlich schon unheimlich viel bewegen, indem du selbst Kleinigkeiten änderst, was sich positiv auf euer Zusammenleben auswirken wird.



1. Was dein Mann tut, macht er richtig. Mit Babies kann man(n) kaum etwas falsch machen. Wenn du ihm da zu oft ins Handwerk gepfuscht hast beschwere dich jetzt nicht über mangelnden Enthusiasms. Lösung: Entschuldige dich bei ihm. Neue Handgriffe könnt ihr ja gemeinsam besprechen ggf. auch allgemeine "Leitplanken" bei dem, was das Kind darf (Rutsche, Schaukel ja, Feuerwehrstange nur wenn ein Erwachsener unten steht). Das Beste ist aber - Papa machen lassen. Regel: Wer etwas anfängt macht es auch ohne Einmischung des anderen zu Ende, sofern keine ernsthafte Gesundheitsgefahr droht (wird es nicht) oder der Handelnde um Hilfe / Ablösung bittet (kann bei einem nächtlichen Schreihals dann schon mal passieren).
Therapie: Wäre die Nichteinmischung eine Regel auf die ihr euch einigen könnnt?


2. Gegenwehr
> Dagegen wehrt er sich seit der Geburt der Kleinen sehr stark
Die Frage ist doch, warum du es überhaupt so übergriffig ihm gegenüber bist. Er hat sich deinetwegen früher als in seiner Lebensplanung vorgesehen auf eine Familie eingelassen, dann zieh das jetzt gefälligst mit ihm gemeinsam durch und zwar als gleichberechtigtes Team.
Therapie: Dein Job! Sieh ihn als gleichwertig und gleichberechtigt.


3. Aufgabenverteilung
> Ich kümmere mich größtenteils um sie.
Welche Aufgaben soll er genau machen? Die, die du ihm aus der Hand nimmst? Die, die er nie richtig macht und dein Dauer-Kritisieren ertragen muss oder die Aufgaben, die du nicht magst?

Das müsst ihr schon fair verteilen und auch schöne Aufgaben für den beide vorsehen (Vorlesen, Bettzeit) und ebenso die ungeliebten Pflichten (Biomüll, WC putzen) fair verteilen. Er ist schon 40+h/Woche für euch unterwegs. Wie das fair geht, darüber gibt es hier viele Diskussionen. Im Kern sollte jeder von euch 1-2 Abende in der Woche eine Me-Time haben.
Therapie: Fangt erst mal mit anderen Dingen an. 1. und 2. oben. Aber eine Sitzung kann man auch darauf verwenden, solche alltäglichen Anlässe für Streit aus der Welt zu schaffen.


4. Gemeinsame Aktivitäten
> aber auch am Wochenende unternimmt er fast nie etwas mit uns.
Kannst du dir mal im Kopf vorstellen, du wärst als Geist über Euch im Zimmer und würdest euch bei den Samstag- und Sonntagmorgengesprächen belauschen - Hättest du Lust mit Dir etwas gemeinsam zu unternehmen? Wenn du so viel nörgelst und dann auch noch ausfallend wirst ("grantig antworte") hält sich seine Begeisterung verständlicherweise in Grenzen. Auch dass er sich unter den Gaming-Headset wohler fühlt als in deiner Gesellschaft kann ich nachempfinden. Und bitte beachte - das schreibe ich, obwohl ich nur deine Beschreibung gelesen habe. Vermutlich kämst du noch schlechter weg, wenn er seine Version der Dinge hätte mitteilen können. Dies wäre der erste Punkt auf der Liste, wo ich sagen würde, dass die Paartherapie ihm Pflichten auferlegen könnte. Er soll Dir eine Chance geben, dass gemeinsame Aktivitäten auch Freude bereiten können, sofern du nicht dauernd kontrollierend bist. Das erste planst du und ziehst es durch. Die nächste er und du machst mit - ohne Kritik, ohne "Verbesserungsvorschläge" sondern nur die gemeinsame Zeit genießen.

5.
> ..er fühlt sich vernachlässigt und ich fühle mich alleine in meiner Elternrolle, weil er keine Lust auf das Familienleben hat...
Na das wird sich dann hoffentlich bald von selbst geben.

6.
Therapie: Idealerweise sollt ihr euch auch umeinander kümmern. Paar-zeit einrichten. Habt ihr eine Chance auf Drittbetreuung und sei es für 2 Stunden? Wenn nicht, muss ein Abend nach der Bettzeit herhalten, damit ihr euch auch mal wieder als Paar begegnen könnt ohne Tagesplanung, ohne Haushalt, ohne Babydienst.
Noch ein Letztes: Bitte achte selbst darauf, dass die Therapie ausgeglichen ist. Es streichelt womöglich dien Ego, wenn der/die Therapeut/in immer auf deiner Seite ist, aber dein Mann braucht nicht noch jemanden, der immer auf ihn einredet. Nutzt beide lieber diese Gelegenheit, eurem Gegenüber sehr ausführlich zuzuhören.



Viel Erfolg in der Paar-Therapie!

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Hättest du das Kind erst in drei Jahren bekommen, hätte er sich dann richtig gekümmert? wohl kaum!

Der macht es sich schön einfach. Erst Ja sagen und dann die Hintertür nehmen und alles auf dich abwälzen.

Ich drücke dir die Daumen, dass er bald die Kurve bekommt

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Ich bin überrascht, dass die Damen hier alle auf den Zug aufspringen, dass er sich das mit dem Zeitpunkt für die Familiengründung als Ausrede hernehme.

Die jeweiligen Erfahrungen mögen da durchaus eine Rolle spielen, aber ist keine der Damen darüber gestoplert, wie TE einräumt, dass sie dauernd an ihm herumkritisiert hat und nun erstaunt ist, dass er sie dann halt mal machen lässt? Beide Eltern sind in der Pflicht fürs Kind beide Partner in der Pflicht für die Beziehung. Wie lange und wie sehr muss man sich anmeckern lassen, bis die Pflichten entfallen?

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Doch tatsächlich ist mir das auch aufgefallen.
Wenn man sowieso schon Probleme hat und dann mein Partner nonstop jede erdenkliche Handhabung an mir kritisiert etc, macht das auch was mit einem und ich finde das wird gerade ganz ganz klein geredet oder gar nicht erst beachtet.

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Ich würde vermuten: Die Probleme hättet ihr auch, wenn das Kind in zwei Jahren gekommen wäre. Oder hätte sich dann an den Hardfacts was geändert? Wenn man beispielsweise gerade eine kräftezehrende Fortbildung laufen hat, ist es tatsächlich schlauer, den Kinderwunsch ein paar Monate zu verschieben. Ansonsten gibt es (sofern man nicht gerade erst 18 ist) eigentlich nach sechs Jahren Beziehung keinen Grund, warum es in einem oder zwei Jahren besser sein sollte.

Wahrscheinlich ist das alles einfach anders, als er es sich vorgestellt hat. Das Leben ist komplett umgekrempelt und die wenige Freizeit, die man hat, muss man ständig teilen. Überall Erwartungen.

Sein Spruch ist natürlich Mist und total unreif. Du hast ihm das Kind nicht aufgezwungen, er hat ja schon mitgemacht und damit sein OK gegeben. Also muss er nun auch mitziehen und kann nicht sagen "Ich wollte ja gar nicht, mach du mal..." Vielleicht schaut ihr mal, dass ihr bewusst Phasen einbaut, wo jeder Zeit für sich alleine hat, über die er auch keine Rechenschaft ablegen muss. Und dann rate ich immer zu Date-Nights...ich fand das früher auch bisschen lächerlich, sich ernsthaft mit dem eigenen Ehemann zu verabreden, aber mein Mann war da knallhart. Es gibt mindestens einen Abend pro Woche, wo wir aktiv miteinander Zeit verbringen. Abends ausgehen funktioniert selten, weil wir dafür einen willigen Babysitter mit Nerven aus Stahl brauchen. Deswegen treffen wir uns öfter in der Mittagspause oder verlegen das Date auf den Vormittag, gehen da mal in eine Matinee oder in eine Ausstellung oder so...die zwei Stunden kann man an anderer Stelle ja wieder reinholen, aber das tut echt total gut.

Was er will, funktioniert ja gar nicht: Du sollst dich alleine kümmern, gleichzeitig aber auch als Partner ohne Kind zur Verfügung stehen. Setzt euch doch mal hin und plant einfach eure freie Zeit durch. So schön per Exceltabelle, damit man mal schwarz auf weiß sieht, wie die Realität aussieht. Also wann habt ihr Kapazität für was? Und dann kann er ja Vorschläge machen, wie man es lösen kann.

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„Er sagt : "Du wolltest ja ein Kind, dann musst du jetzt auch die Verantwortung übernehmen."“

Vorweg: das ist einfach richtig unfair! Er ist jetzt auch Vater, egal, wie halbherzig er zugestimmt hat. Er hat zugestimmt und ein Kind bedeutet die größte Verantwortung des Lebens und die muss er übernehmen!

Wenn er nicht die Eier in der Hose hatte, um deutlich „Nein“ zum Kind zu sagen, dann ist das NICHT dein Problem/Verantwortung! Bei sowas könnt ich echt ausflippen, diese „armen Männer, die das Kind nur gekriegt haben, weil sie wollte!“ wenn du ihm heimlich Sperma entzogen hast und dir eingeführt, dann hab ich Mitleid. Wenn er bewusst ungeschützten Verkehr hatte, hält sich mein Mitleid in Grenzen!

So. Jetzt zum konstruktiven Teil 😅

Du solltest seine Kritik auch hören und ernst nehmen. Er fühlt sich scheinbar als unwichtig, vernachlässigt, als wäre dir die Partnerschaft egal. Und vielleicht ist ja auch was dran? Frage ihn, was konkret er sich wünschen würde? Was würde er verändern wollen? Was würdest du gerne ändern?

Vermutlich werdet ihr das auch in der Paartherapie aufdröseln und das ist ja auch gut und richtig und wichtig. Dass ihr wieder gegenseitig (!) gesehen und gehört werdet und Wege findet, Eltern UND Paar zu sein.

Alles Gute euch!

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Ich finde das Verhalten Deines Mannes, vor allem auch gegenüber seiner Tochter, hochgradig unreif. Die Tochter kann ja nun mal nichts dafür, dass Daddy sich noch nicht ganz bereit für Nachwuchs fühlt. Er hat ein Kind mit Dir in die Welt gesetzt und dafür ist er jetzt genau so verantwortlich, wie du. Sprüche wie "Du wolltest ja das Kind, jetzt musst Du Dich auch kümmern" sind inakzeptabel und kindisch. Ich würde ihn auf jeden Fall stärker in die Kinderbetreuung einbinden. Stellt einen Plan auf, wann er zuständig ist. In der Zeit hast Du dann frei.
Er wirft Dir vor "nur noch Mutter" zu sein? Das Kind ist 20 Monate alt. Schick es in die Kita und such dir einen Job. Bringen und Abholen von der Kita wird gerecht verteilt. Er kann ja jetzt runter gehen mit der Arbeitszeit, da du auch was verdienst. Nimm ihn in die Verantwortung, es ist auch sein Kind.

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Mir noch nicht mal zwei Jahren in die Kita, dein Ernst? Und nur wenn sie einen Job hat, wird er sich mehr einbringen? Glaube ich leider kaum.

Und das ist der Kardinalfehler, den viele Frauen machen, wenn das Kind da ist, nur noch Mutti zu sein und den Mann zu vernachlässigen.
Aber sein Verhalten ist kindisch, da stimme ich durchaus zu. Aber ihr vorheriges Rummäkeln eben auch.

Bearbeitet von Cihan
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Ich weiss ja nicht wo Du lebst, aber hier in Berlin ist es völlig normal, dass Kinder mit einem Jahr in die Kita gehen.
Wenn er mit Abnholen von der Kita dran ist, wird ihm wohl nichts anderes übrig bleiben, als sich stärker einzubringen. Stärkt die Vater-Tochter-Bindung und fördert das Verständnis für die Partnerin, wenn man auch mal die andere Seite kennenlernt.

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