Hallo ihr lieben.
Ich hätte gern ein paar Meinungen oder vielleicht Ideen für Strategien zu meiner Situation.
Ich bin seit anderthalb Jahren mit meinem Partner zusammen. Wir hatten von Anfang an große Schwierigkeiten, dass ich mich sicher und geborgen bei ihm fühle. Ich habe gefühlt, dass irgendwas nicht stimmt und auch kommunikativ und empathisch hatten wir frühzeitig Schwierigkeiten. Wir streiten uns regelmäßig meist ausschließlich aus diesem Grund. Ich habe eine Emotion und fühle mich nicht sicher, sie richtig zu kommunizieren und heraus zulassen, weil ich seine Unruhe spüre. Er wird sehr unsicher, weil er nicht weiß, wie er reagieren soll. Meist sagt er gar nichts und sitzt nur da oder bedrängt mich mit Umarmungen oder mit immer gleichen Fragen, wie "Was ist denn los? Jetzt erzähl doch mal."
Nun haben wir in all der Zeit viel geredet und probiert, ich habe ihm erzählt, was ich brauche und wie wir das beisammen schaffen. Ich kann mich nämlich recht fix selbst beruhigen, aber wenn er neben mir sitzt, habe ich richtiggehend Stress und bin gelähmt. Weil ich weiß und spüre wie überfordert er damit ist. Er (und eigentlich auch ich) möchten aber ungern, dass wir in solchen Situationen ohne den anderen sind, deswegen versuchen wir es immer wieder.
Wir probieren einiges aus, haben uns belesen, benutzen empathische Sätze, am besten funktioniert immer noch, wenn wir Dinge aufschreiben statt zu reden, aber das geht alles nicht immer, weil es manchmal einfach zu schnell eskaliert. Vor allem wenn es um folgendes Thema geht.
Das Hauptproblem an der Sache ist, dass viele Dinge passiert sind, die mich stark verletzt haben in der Vergangenheit. Wie eingangs erwähnt hatte ich schon immer bei ihm das Gefühl, mich unsicher zu fühlen. Er war teilweise sehr unzuverlässig, hat oft treffen abgesagt oder kam zu spät oder hat vergessen mir zu antworten. Das hat alles viel Unsicherheit geschürt. Und nach Monaten kamen dann Dinge raus, wie dass er heimlich seine Ex Freundin getroffen hat oder mit vielen Frauen im Internet sexuell verkehrt hat. Solche Dinge kamen immer wieder ans Licht, selbst nachdem ich klar gemacht hatte, dass ich so etwas nicht möchte. Mittlerweile denke ich, dass er es nicht mehr macht. Früher hat er sein Handy beschützt mit seinem Leben, heute darf ich sogar alleine dran gehen wenn ich möchte. Und ich fühle auch nicht mehr, dass konstant irgendwas weird ist oder er was verheimlicht.
Bei unserem letzten großen Knall habe ich sehr deutlich gemacht, dass damit keine Beziehung für mich möglich ist. Ich hatte mich getrennt, er war 2 Wochen bei Familie untergekommen und wir haben es vorsichtig wieder versucht. Seit April wohnten wir zusammen, ich habe 3 Kinder und wir haben uns als Patchwork Family mittlerweile ganz gut eingespielt gehabt. Wir haben sehr viele gleiche Interessen, Hobbies, Charakterzüge, Zukunftspläne und sind eigentlich sehr innig miteinander.
Nur die Dinge die vorgefallen sind suchen mich immer wieder heim und er kann mir keinen Trost spenden. Jedes mal wenn ich traurig oder so werde, weil mich etwas daran erinnert hat, eskaliert es total, wir streiten uns doll und danach habe ich noch weniger Vertrauen und Sicherheit bei ihm. Wir haben eine Deadline von einem Monat ausgemacht, bis dann wollten wir entscheiden, ob wir wieder zusammen kommen oder uns erstmal wirklich auch räumlich trennen. Nun hat er sich an die Vereinbarungen gehalten, mir war es wichtig, dass er sich mehr einbringt in der Familie und sich auch wieder eine Arbeit sucht. Das läuft also gut. Nur emotional gibt es nur Ärger bei uns. Mittlerweile ist auch unser Liebesleben betroffen und das war das einzige, was bei uns immer 100% gut lief. Wo wir sehr emotional, empathisch und offen sein konnten und keine Kommunikationsprobleme hatten.
Ich würde mir gern professionelle Hilfe suchen, aber dafür fehlt uns derzeit das Geld.
Wir sind in dieser Spirale gefangen. Ich bin unsicher und ängstlich. Er hat das Gefühl eh immer alles falsch zu machen und große Schuldgefühle, wegen dem was er mir angetan hat. Trotz allem lieben wir uns sehr und ich möchte ihm auch vergeben. Jedoch brauche ich Sicherheit und Empathie von ihm, um die Gefühle, die immer wieder hochkommen zu verarbeiten und zu heilen.
Habt ihr dazu Tipps wie wir das schaffen können? Hat jemand änliches erlebt und es gut lösen können?
Liebe Grüße 👋🏻🌼
Verzeihen nach Online Cheating vom Partner
1,5 Jahre ist keine lange Zeit und wenn ihr da schon solche Probleme habt, passt es vielleicht einfach nicht.
Ihr seid seit anderthalb Jahren zusammen und du schreibst, dass ihr von Anfang an Schwierigkeiten hattet… Für mich wäre das keine Grundlage für eine Beziehung.
So viel Probleme, die du beschreibst, hatte ich in 20 Jahren Beziehung nicht. Meiner Meinung nach ist er nicht der richtige für dich.
Das klingt echt ungesund. Viele Dinge, die für dich in einer Partnerschaft essentiell sind, kann er anscheinend nicht geben, möchte er nicht leben, oder nur auf Druck und damit du dich nicht trennst.
Ich bin ehrlich, wenn in der Anfangsphase der Beziehung schon so viele Heimlichkeiten laufen und ich belogen werde... naja, dann ist das Vertrauen halt weg. Dass du ab und an daran erinnert wirst und es dich traurig macht, das kann ich auch verstehen.
Jetzt aber der Punkt an dem ich erschrocken bin - du hast drei Kinder. Und ihr wohnt jetzt zusammen. Diese Beziehung zu führen scheint dich elend viel Energie zu kosten. Du möchtest ihm vergeben, ihr wollt daran arbeiten, ihr belest euch, ihr diskutiert, ihr streitet... Hast du dafür überhaupt Kraft? Wo ist der Rest deines Alltags, der mit drei Kids sicher ziemlich voll ist? Und deine Kinder gewöhnen sich jetzt an ihn, obwohl du dauernd über Trennung nachdenkst. Das ist schon krass. Zusammenziehen sollte im Patchwork doch echt ein durchdachter Schritt sein, und nicht mal einfach so nach ner Trennung auf Probe stattfinden.
Was mich vor allem stutzig macht ist dass du dich von Anfang an nicht sicher und geborgen bei ihm gefühlt hast. Da wäre es doch eigentlich ein logischer Schritt gewesen, das zu beenden. Vor allem wenn dann herauskommt dass dein Gefühl goldrichtig war. Warum hältst du an ihm fest? Weil er dich sooo liebt und jetzt an sich arbeitet? Warum willst du ihm unbedingt was vergeben, was für dich eigentlich gar nicht geht? Wo wäre denn mal deine Schmerzgrenze?
Ganz ernsthaft, als erwachsene Frau mit drei Kindern - musst du da echt einen Partner haben, dem du erstmal die Grundlagen von Beziehung, so wie du sie dir wünschst, beibringen musst? Wünschst du dir nicht einen Partner, mit dem es nicht andauernd so belastend ist? In anderthalb Jahren schon Pausen, Trennungen, Ultimaten. Wo ist die Leichtigkeit?
Ich kenne das selbst, in Krisen festzuhalten und gemeinsam zu wachsen. Aber bei mir war das Grundgefühl von Anfang an gut und es gab eine sichere Basis. Das sehe ich bei euch eher nicht. Und belogen und betrogem zu werden hätte ich mit Sicherheit nicht toleriert. Mein Gefühl beim Lesen sagt mir, dass du ihn loslassen solltest. Nur mein Eindruck von außen.
Es ist wirklich mega kräftezehrend und mir geht es wirklich nicht gut. Ich bin ziemlich krank geworden im letzten Jahr, habe 15kg zugenommen und kaum Kraft für etwas.
Ich denke oft darüber nach, dass eine endgültige Trennung viel Kraft und Ruhe zurück bringen würde. Dich ich schaffe es nicht, ich hänge sehr an ihm und wie geschrieben haben wir auch viele positive Aspekte in der Beziehung, die ich bei anderen Beziehungen nie hatte und was auch bestimmt schwer noch mal zu finden ist.
Aber du hast schon recht, Leichtigkeit gibt es bei uns gar nicht mehr.
Red dir das nicht ein, dass das bei anderen Beziehungen nicht mehr zu finden ist. Das stimmt nicht. Ich hatte das mal so ähnlich, in meiner Ehe haben mir paar Dinge gefehlt, und als ich danach jemanden kennengelernt habe der mir das gab war ich völlig aus dem Häuschen. Ich dachte das wäre total einzigartig und als nix daraus wurde war ich geknickt und dachte sowas find ich nie mehr. Spoiler: Hab ich wohl. Und so einzigartig ist das meiste gar nicht.
Also, nur weil du bestimmte Dinge noch nie erlebt hast, heißt das nicht dass sie nur eine Handvoll Männer mitbringen. Nur, dass du bisher kein gutes Händchen hattest. Je besser du weißt was du willst, desto besser kannst du wählen.
Was du beschreibst klingt echt schlimm. Das macht dich doch richtig krank. Überleg bitte mal, ob du für deine Kinder in dem Zustand echt eine gute, belastbare, präsente Mutter sein kannst. Und was du ihnen da vorlebst. Vielleicht hilft das.
Dieses "ich weiß dass ich mich trennen sollte und es mir ohne ihn besser ginge, aber ich schaff es nicht", das finde ich immer schlimm. Bewusst in einer kaputten Beziehung zu verbleiben, wenn man doch weiß dass es nichts bringt. Das klingt sehr abhängig. Willst du das sein?
Ich kann dir eins versprechen: Wenn du dich löst, einige Zeit für dich hast und zur Ruhe kommst, dann bekommst du das bzw. ihn wieder aus deinem System. Und dann kannst du klarer sehen was gepasst hat und was nicht. Dann wirst du irgendwann kaum noch wissen woran du dich da festgeklammert hast.
Vielleicht bringst du ja doch wieder Ruhe und Frieden in dein Leben und das deiner Kinder.
"Und nach Monaten kamen dann Dinge raus, wie dass er heimlich seine Ex Freundin getroffen hat oder mit vielen Frauen im Internet sexuell verkehrt hat."
Probleme über Probleme in dieser kurzen Zeit und trotzdem zieht ihr zusammen? Obwohl du 3 Kinder hast?!
Für mich die völlig falsche Richtung. Ich hätte mich getrennt, von Anfang an ist bei euch gewaltig der Wurm drin. Ich könnte sein Verhalten nicht verzeihen.
Der Umzug war da schon lange geplant und ich dachte auch es würde Ruhe und Sicherheit reinbringen. Dem war leider nur begrenzt so.
Was mich zudem sehr stutzig macht ist die Vereinbarung, dass er sich auch wieder eine Arbeit sucht. Das sollte ja wohl selbstverständlich sein!
Auch sagt es absolut nichts aus, dass du inzwischen an sein Handy darfst.
Dein Partner hat dich also betrogen? Oder waren diese Sachen vor eurer Beziehung?
Wie auch immer, scheinbar hast du dich entschieden, ihm zu verzeihen. Und ich finde es schon unfair von dir, dass du das Thema dann immer wieder „aufwärmst“, er dich „trösten“ soll und du „Vertrauen verlierst“. Weder er, noch du können die Vergangenheit ändern und wenn du es trotzdem probieren willst, darfst du sie ihm nicht immer wieder vorwerfen und einen Strick draus drehen.
Scheinbar brauchst du viel emotionalen Support (was ok ist) und er kann das nicht so (was auch ok ist, nicht jeder Mensch kann das!). Ich würde euch beiden empfehlen, das zu reflektieren. Warum brauchst du ständig Bestätigung und Sicherheit von deinem Partner? Wie kannst du dir selbst Bestätigung und Sicherheit geben?
Dein Partner versteht scheinbar absolut nicht, was genau du brauchst (und ehrlich gesagt verstehe ich es auch nicht). Ist er anwesend, ist es zuviel, Umarmungen sind unerwünscht, nachfragen auch und wenn er nichts tut, ist es natürlich auch verkehrt. Kannst du ganz klar benennen, WAS du dir wünschst? Und ihm eine Art „Rezept“ geben (bzw. gemeinsam erarbeiten, weil er vielleicht nicht 100% das geben kann - aber dann sucht gemeinsam eine Lösung, bei der ihr beide authentisch bleibt).
Ihr schafft die Lösung nur durch Kommunikation und zwar außerhalb von Akut-Situationen.
Das war innerhalb unserer Beziehung.
Ich halte ihm die Sachen nicht vor und wir versuchen auch nach vorn zu sehen. Es geht lediglich um Situation in denen das in mir hoch kommt und wir Schwierigkeiten haben, dass es dann nicht emotional bei beiden eskaliert und wir streiten.
Ja ich brauche Bestätigung von meinem Partner, aber eigentlich nur so sehr, weil viel passiert ist, was mich enorm verunsichert hat in unserer Beziehung. Ansonsten sind wir beide ein wenig unsichere Charaktere, aber arbeiten daran. Die Vorfälle haben nur sehr viel kaputt gemacht.
Wir reden oft darüber, was wir beide in solchen Momenten tun können, überlegen uns Strategien und was jeder braucht, trotzdem klappt es nicht wirklich.
Dann braucht ihr da vielleicht Input von außen.
Und das meine ich - du hast dich entschieden, ihm zu verzeihen und es kommt trotzdem (was ich verstehe, deswegen könnte ich sowas kaum verzeihen) immer wieder hoch und belastet eure Beziehung. Und er soll dich dann Supporten und irgendwie ja doch weiter „Buße tun“ und das wird er (auch irgendwo zurecht) nicht wollen.
Ihr seid da in einem Teufelskreis, der vor allem daher rührt, dass du absolut nicht mehr vertrauen und vielleicht auch vergeben/abschließen kannst.
Für erst eineinhalb Jahre alles viel zu anstrengend und zu viele Probleme. Es passt einfach nicht zwischen euch. Das zeigt sich so deutlich, du musst nur hinschauen.
Mich gruselts gerade rauf und runter. Kenne meinen Freund auch 1 1/2 Jahre und wir stritten noch nie...kein böses Wort!
Wenn ich mit etwas kämpfe, emotional nicht gut drauf bin z.B. wegen gesundheitlicher oder familiärer Probleme, ist er der Erste, an den ich mich ankuschel und rede. Er ist Derjenige, bei dem ich mich absolut sicher und geborgen fühle wie noch nie bei jemand.
Hatte von Anfang an ein Riesenvertrauen zu ihm, welches er auch nie enttäuschte und er ist grundehrlich, anders ginge es nicht, bei aller Liebe.
Es passt leider garnichts bei euch.
LG Moni
"Ich würde mir gerne professionelle Hilfe suchen, aber dafür fehlt und derzeit das Ged"
Liebe TE,
dieser Satz macht mich nachdenklich. Ein niederschwelliges und kostenfreies Angebot sind Beratungsstellen. Auch andere Therapien (Gesprächstherapie, Aktubehandlung usw.) finanziert deine Krankenversicherung. Sprich mit deinem Hausarzt. Frage evtl. bei deiner Krankenkasse nach oder bei der kassenärztlichen Vereinigung.
Selbst bezahlen mußt du nur Sachen von privaten Anbietern, also sowas wie Visionssuche, Familienaufstellung, Councelling etc., aber das sind aus meiner Sicht sowieso sehr spezielle Angebote...
Dein Wunsch nach professioneller Hilfe ist berechtigt. Vermutlich hat das nicht nur mit deiner aktuellen Beziehung zu tun, kann das sein? Vielleicht hast du gehofft, die neue Beziehung sei die Lösung, statt dessen ist sie Teil des Problems geworden. Ihr seid beide keine unbeschriebenen Blätter. Das bedeutet aber nicht, dass es für euch, ob einzeln oder gemeinsam, kein "neu und gut" geben kann. Die Vergangenheit bleibt, du lernst aus Fehlern, du wächst daran und findest Schritt für Schritt Frieden mit dir.
Mach dich auf den Weg.
Ich wünsche dir von Herzen alles Gute!
Ich habe schon viel Therapie gemacht und auch für unsere Familie Beratung und alles in Anspruch genommen. Jedoch ging es mir konkret um so etwas wie Paartherapie. Und das muss man ja selbst bezahlen.
Kannst du konkreter sagen, was es für kostenlose Angebote gäbe direkt für Paare?
Welche Beratungsstellen würden so etwas denn zum Beispiel abdecken?