Hallo, ich wende mich an euch, weil ich nicht recht weiter weiß…
Ich habe seit etwas über einem Jahr einen Partner. Zuvor war ich knapp 10 Jahre Solo und habe auch im Alleingang alle wichtigen Entscheidungen (Wohnort, Immobilienkauf, Karriere) getroffen.
Ich arbeite im sozialen Bereich, es ist kräftezehrend, oft auch emotional belastend und auch zeitintensiv. Was ich mache tue ich grundlegend gern, auch wenn man mal an das persönliche Limit kommt, ich gehe darin auf und bekomme auch viel zurück.
Die letzten Monate waren sehr anstrengend, da auch familiär einiges meiner Freizeit gebunden war. Nun höre ich von meinem Partner ich müsse so langsam Abstriche machen, oder besser den Beruf wechseln.
Teils mag er sich sorgen, aber überwiegend ist er egoistisch, weil ich mit den Dingen die mich beschäftigen und ab und zu auch blockieren, nicht die Frau sein kann, die er gern hätte.
Eine die den Kopf frei hat, sich nicht sorgt und sich nur ihm verantwortlich fühlt. Unsere Interessen gehen weit auseinander und mittlerweile drehen sich Gespräche nur noch um seine. Wir haben noch nie was kulturelles zusammen gemacht, weil er damit nichts anfangen kann. Handarbeit und Lesen gefallen ihm auch nicht.
In einem Streit sagte er mal Intimität sei eine Verpflichtung in einer Partnerschaft - seitdem habe ich noch weniger Lust. Sage ich nein zum Sex lässt er nicht locker.
Er möchte gern gebraucht werden und oberste Priorität haben.
Neulich sagte ich ihm, dass mich eine Aussage gekränkt hat und er entschuldigt sich nicht, sondern behauptet es sei nur ein Scherz gewesen.
Es macht mir Unbehagen, dass er mehr verlangt als ich geben kann oder will. Ich habe sozusagen Stress, seit ich ihm nicht „recht“ bin, oder seit ich davon ausgehe.
Ich fühle mich nicht respektiert, weder meine Arbeitseinstellung, noch meine Emotionalität oder mein Pflichtbewusstsein. Übertreibe ich?
Ist mein Freund respektlos?
was arbeitet denn dein Freund?
Mal so gesehen, ich kenne keinen Mann, der sich für Handarbeiten interessiert. ist es vielleicht deine kräftezehrende Arbeit, die sich dann negativ auf euer Privatleben auswirkt? Natürlich gehören immer zwei dazu. Versuche mal mehr auf ihn einzugehen, vielleicht geht dann eine Tür auf, wo er sich mehr deinen Argumenten öffnet. Beziehung ist immer geben und Nehmen
Das mit der Arbeit und den Hobbies lasse ich mal weg. Dazu nur so viel: Meine Frau und ich sind in manchen Dingen ganz schön unterschiedlich, wir verstehen uns seit 30 Jahren aber dennoch bestens. N paar gemeinsame Interessen haben wir aber schon....
Zum Thema Sex:
Ob du da übertreibst musst du wissen, aber Verpflichtet bist du zu garnix. Dein Freund redet n ganz schönen Bullshit.
Ich stöbere ja immer bei Urbia um schlauer zu werden. Hier habe ich mal irgendwo gelesen, dass man Leidenschaft nicht erzwingen kann, aber genau das versucht dein Freund. Er bettelt nach Sex. Ich glaube nen größeren Abturner gibt es nicht. Ich bin froh, dass ich sowas noch nie versucht habe.....
Wenn sich dein Freund nicht um 180 Grad dreht habt ihr keine Zukunft, denke ich.
Hier ist man allgemein etwas schnell mit dem Raten zur Trennung,. In iesem Fall sehe ich es nicht so gravierend.
Wenn einem Mann die Arbeit wichtiger ist als die Partnerin, kriegt er meistens ordentlich Zunder, er solle sich mehr um die Familie kümmern. Aber hier, wo die Arbeit der TE anscheinend im Vordergrund steht und die Partnerschaft untergeordnet wird, ist es "respektlos", wenn der Mann sich dabei fragt, wo er noch bleibt, wenn die Frau für Intimität zu müde ist.
Dass es unterschiedliche Interessen gibt, finde ich nicht so tragisch.
Wow,
willkommen im Team "Sprich die Doppelmoral an".
Ja, umgekehrt hätte es gehießen, er möge gefälligtst mehr Kopf für Partnerin und Haushalt haben aber bitte nicht ohne dabei dasselbe Geld heim zu bringen.
Ihr seid jetzt ein Jahr zusammen, die rosarote Brille ist ab und du merkst, dass ihr wohl doch nicht zusammen passt. Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt das Ganze zu beenden.
Wo er respektlos sein soll, kann ich in dem Ausschnitt nicht erkennen.
Ihr habt einfach unterschiedliche Vorstellungen vom Leben und einer Partnerschaft. Ich bin da mehr auf seiner Seite,..aber es ist ja auch nur ein kleiner Ausschnitt.
Man kann sich zusammen finden, oder eben nicht. Nach einem Jahr ist die rosarote Brille weg, ab jetzt lernt ihr euch erst wirklich kennen.
So, wie es jetzt ist, passt es nicht.
Sie sagt nein zu Sex und er lässt nicht locker. Das ist sogar sehr viel mehr als "nur" respektlos.
Da haben wir unterschiedliche Meinungen zu. Wie das in einem Forum so ist.
Ich habe immer mal wieder das Gefühl im Leben gehabt, dass Männer nicht so gut damit umgehen können, wenn wir Frauen mal nicht so gut drauf sind, nicht funktionieren.
Die Situation umgekehrt geht meist länger gut, ist aber auch eine enorme Belastung für die Partnerschaft/Familie.
Und ich denke auch, wenn einen der Beruf so belastet, dass es sich schon privat dermaßen auswirkt, dann sollte man über einen Wechsel nachdenken.
Ansonsten kann ich nur sagen, dass es ein Problem ist, wenn Sex die Grundlage für die Partnerschaft ist, dieser dann wegfällt und dann quasi nichts als Unterschiede übrig bleibt.
So war es irgendwann nämlich bei mir und meinem Ex-Mann, weshalb ich mir meinen nächsten Partner anders ausgesucht habe. Nun habe ich viele Gemeinsamkeiten, aber keinen Sex mehr, was übrigens auch eine Belastung ist.
Wenn wir das nicht hinbekommen, kann ich so nicht mit ihm alt werden.
Echt schwierig jemand wirklich passendes zu finden.
Als respektlos würde ich ihn nicht betrachten . Würde eher behaupten , langsam fällt die rosa Brille und ihr merkt , dass eure Vorstellungen vom Leben und einer Partnerschaft zu weit auseinander gehen.
Sex ist natürlich nie eine Verpflichtung, gehört aber zu einer Beziehung dazu und sollte möglichst unbeschwert sein. Nimm es als Kompliment wenn er versucht Dich rumzukriegen und wenn Du nicht willst muss er das halt akzeptieren.
Ich würde aber wie gesagt ernsthaft überdenken ob ihr zusammen passt .
> Ich fühle mich nicht respektiert, weder meine Arbeitseinstellung,
> noch meine Emotionalität oder mein Pflichtbewusstsein. Übertreibe ich?
Willkommen im Club. So fühlen viele Männer, die lange Stunden arbeiten und daheim dann Feuer bekommen. Eigentlich ein absolutes Standard-Paar-Problem das du beschreibst nur mit vertauschten Rollen.
Was ich erkenne - dich schert euer Paar-Sein und die Bedürfnisse Deines Partners kein bisschen. Selbst wenn ihr tatsächlich mehr über seine Bedürfnisse sprecht (wirklich oder ist das nur dein Eindruck) bin ich fast sicher, dass keiner von Euch die Bedürfnisse erfüllt bekommt, die es eigentlich in einer Partnerschaft zu befriedigen gälte: ein sicherer Ort, Vertrauen, Nähe, Fallen-Lassen-Können, Sein-dürfen-wie-man-ist, Sexualität.
Vermutlich wird dir hier geraten, dich zu trennen. Habt ihr keine Kinder schließe ich mich an. Nicht deinetwegen, sondern weil der Mann eine weit angenehmere Person für sein Leben und Lebensstil finden könnte. Aber auch nach 10 Solo-Jahren ist es nicht unmöglich, sich in ein Paar-Leben einzufinden.
Seine Wünsche an euer Zusammenleben...
- Berufliche Abstiche um mehr Zeit und Ruhe in euer Leben zu bekommen,
- mehr Zeit als Paar (inkl. Sexualität);
- Gespräche, um die Themen als Paar und seine Themen, wenn du ansonsten 15 von 16 wachen h/Tag über Karriere, Job, deine Hobbies und dich selbst rotierst?
- ...
Vieles sehr nachvollziehbar - für die Damen hier spätestens, wenn sie gedanklich die Rollen vertauschen.
Ja, Sexualität kann man nicht erwarten oder erzwingen, gehört aber zum Paar-Leben nun einmal dazu. Sex bereitet immerhin beiden Freude. Umgekehrt erwartest du mit einer erstaunlichen Selbstverständlichkeit, dass er sich für Handarbeiten interessiert? Und wenn er so denkt wie du, warum sollte er dich zu etwas Kulturellem ausführen, wenn du selbst ja auch nichts zum Wohlfühlfaktor in eurer Beziehung beiträgst?
Wie schon geschrieben wurde: Partnerschaft ist ein gegenseitiges Geben und Erhalten (ich mag das Nehmen nicht, klingt mir zu sehr nach Erwartungshaltung). "Gib so wird dir gegeben" - für mich funktioniert es. Aber ich will ja auch ein zufriedenes Leben führen und nicht "im Recht" sein.
Respektlos? Nein, ist er nicht.
Ein anderes Bild von einer erfüllten Partnerschaft als du? Ja, das hat er. In meinen Augen auch ein auf Dauer tragfähigeres Verständnis von einer partnerschaftlichen Beziehung. Es gibt viele gute Bücher, die sich damit befassen, was für ein erfolgreiches Zusammenleben als Paar entscheidend ist. Vielleicht findest du dort ein paar Hinweise, was auf Deiner Seite an Einstellungen und Überzeugungen mit ganz wenig Aufwand geändert werden könnte. Andernfalls bist du das Single-Dasein ja gewohnt und hattest dich damit ja schon einmal arrangiert.
Nach einem Jahr finde ich den Schritt einer Trennung gar nicht so ein Riesendrama. Manchmal passt es einfach nicht und bevor es in ewigen Diskussionen oder Streit endet, ist jetzt wahrscheinlich ein radikaler Schnitt das Beste. Und ohne gemeinsame Kinder und Immobilie sollte das auch ohne weitere Probleme funktionieren.
Hier sehe ich auch ehrlich gesagt keinen Sinn darin, weiter in die Beziehung Energie zu investieren, auch wenn das für manche vielleicht hart klingt. Das Leben ist zu kurz, um Zeit mit den falschen Menschen zu vergeuden.
Das mit den wenig bis gar keinen gemeinsamen Interessen finde ich gar nicht so schlimm, aber euer Nähe-Distanz Bedürfnis geht ganz weit auseinander und dass er beim Sex wollen nicht locker lässt ist schon eine rote Flagge. Genauso wie sein Wunsch gebraucht zu werden und oberste Priorität zu haben, er scheint sehr bedürftig zu sein und du sollst diese Lücke ausfüllen. Das passt schon alleine dadurch nicht, dass du 10 Jahre nur für dich verantwortlich warst und machen konntest, was du wolltest. Da bindest du dir doch nicht so einen Klotz ans Bein.
> Nach einem Jahr finde ich den Schritt einer Trennung gar nicht so ein Riesendrama. Manchmal passt es einfach nicht und bevor es in ewigen Diskussionen oder Streit endet, ist jetzt wahrscheinlich ein radikaler Schnitt das Beste. Und ohne gemeinsame Kinder und Immobilie sollte das auch ohne weitere Probleme funktionieren.
Im Kern ja. Ohne Kinder auch ein Gewinn für den Mann.
Aber: Wenn TE aufmerksam und selbstreflektiert ist, kann sie aus den Antworten hier mitnehmen, dass die vermeintlichen Probleme nicht an ihm liegen, sondern grundlegend sind und in Partnerschaften auftreten, wo sich eine Seite zurückgesetzt und ungesehen fühlt - hier vermeintlich sie, in Wirklichkeit ist wohl er der Unsichtbare.
Klar kann sie sich trennen. Aber dann wird es künftigen Beziehungen auch vorkommen. Oder sie kann jetzt die Gelegenheit nutzen, sich selbst zu mehr Beziehungsfähigkeit zu entwickeln.
TE,
du bist nicht "falsch" so wie du bist. Nur halt als Partnerin schwierig. Lies hier im Forum am besten einmal die Einträge von Frauen, die sich unbeachtet, mit Haushalt allein gelassen etc. fühlen. Vielleicht hast du für deine Geschlechtsgenossinnen mehr Einfühlungsvermögen und kannst nachvollziehen wie sich dein Partner fühlt. Ach dabei dann immer "Er soll häufiger im Haushalt helfen" durch "Sie sollte mal wieder Spaß an Zweisamkeit zeigen" ersetzen - mir scheint diese Aussagen sind im Kern identisch und drücken den Wunsch aus, in der Partnerschaft gesehen und gewertschätzt zu werden.
"Klar kann sie sich trennen. Aber dann wird es in künftigen Beziehungen auch vorkommen. Oder sie kann jetzt die Gelegenheit nutzen, sich selbst zu mehr Beziehungsfähigkeit zu entwickeln."
Die TE ist ja nicht grundsätzlich zu wenig Beziehungsfähig, sondern benötigt einfach Freiraum. Es gibt Partnerschaften, meine eingeschlossen, da brauchen beide viel Zeit für sich. Manch einer versteht unter einer "richtigen" Beziehung auch nur, wenn man beispielsweise zusammenwohnt, das sieht jeder halt anders. Der eine fühlt sich vernachlässigt, wenn er nicht alle paar Stunden eine Whatsapp Nachricht bekommt, die andere fühlt sich dadurch unter Druck gesetzt.
Ich verstehe hier auch nicht, warum diese "Probleme" auch in folgenden Beziehungen auftreten sollten, wenn die TE vielleicht einen passenderen Partner findet, der nicht so klammert und der das Gesehen und Wertgeschätzt werden, nicht von der Partnerin abhängig macht.
Ich finde im Gegensatz zu dir, ihren Partner schwierig. So ein Mensch würde mir die Luft zum Atmen nehmen. Seine Erwartungshaltung würde mir auch gegen den Strich gehen. Das heißt aber nicht, dass einer von beiden "falsch" ist, sondern es schlicht und einfach nicht passt.