Hallo zusammen,
Ich versuche mal mein Problem möglichst kurz und knackig zu erläutern.
Mein Mann arbeitet extrem viel, seine Arbeit geht ihm über alles. Ich halte ihn für einen Workaholic, auch wenn er selbst das vehement bestreitet.
Dazu hat er auch ein Helfersyndrom, d.h. er kann Freunden, Bekannten und Verwandten keine Bitte abschlagen. Die nutzen das auch durchgehend, auch an Feiertagen und Wochenenden.
Jetzt steht ihm eine Beförderung bevor, d.h. er wird für noch mehr Angestellte zuständig sein als ohnehin schon.
Ich habe eigentlich kein Problem damit, allein Zeit zu verbringen. Hab meine eigenen Interessen und lasse ihm soweit möglich seine Freiräume.
Allerdings erweisen sich die Wochenenden in letzter Zeit zunehmend als frustrierend.
Würde ich von Haus aus ohne in planen, hätte ich wahrscheinlich kein Problem. Aber er hat die Angewohnheit mir sehr kurzfristig seine Aktivitäten für die Zeit von Freitag Mittag bis Sonntag Abend mitzuteilen.
Die ganze letzte Woche war schon sehr voll mit Aktivitäten seinerseits, sowohl beruflich als auch privat. Er hat vor ein paar Jahren ein Haus geerbt und schläft dort, wenn es sich nicht auszahlt zu mir zu fahren. Ist für mich ok, sofern abgestimmt.
Aber ich habe ihn eigentlich tagelang nicht wirklich zu Gesicht bekommen.
Umso mehr hatte ich mich auf das Wochenende gefreut. Nur dass er mir da schon am Freitag Vormittag per WhatsApp mitteilte, dass er den ganzen Freitag + Samstag verplant sein wird. Teilweise beruflich, ja. Aber zusätzlich noch mit privaten Angelegenheiten. Den Maler hat er schon um 7 Uhr früh ins Haus bestellt, um den musste er sich natürlich tagsüber auch noch kümmern. (Ich sah keine Notwendigkeit für einen Maler, aber egal.) Und für den Freitagabend hat er seinen Pokerjungs zugesagt. Da er am Samstag schon sehr früh in der Firma sein musste, kam er dann natürlich nicht mehr heim (schlief im Haus).
Ich hatte ihm am Freitag tagsüber schon mehrmals erklärt, dass er in meinen Augen übertreibt. Dass er nach der mühsamen Woche nicht auch noch das Wochenende so vollpacken kann. Das hat er sogar eingesehen, aber hat er was daran geändert? Negativ. Er wusste, dass ich sauer bin. Kommt aber nicht auf die Idee, irgendwas abzusagen. Alles viel zu wichtig, alles ein „Muss“. Wenn ich ihn frage, ob er keine Zeit mehr mit mir verbringen will, dann sieht er seinen Egoismus sogar. Schafft es aber nicht kürzer zu treten. *seufz*
Ich hab dann das restliche Wochenende auch ohne ihn verbracht. War (bin) echt sauer und sehe nicht ein, warum ich mich weiter nach seinem irren Zeitplan richten soll.
Er wirkt schon zerknirscht, wenn ich ihm sage was sein Verhalten mit mir macht. Er hat jetzt angeboten, ein langes Wochenende mit mir zu verbringen. Aber nach den letzten Vorkommnissen klingt das eher wie eine Drohung.
Eine Person, die ihn gut kennt, brachte kürzlich die Idee ins Spiel, dass er ADHS haben könnte. Ich weiß, dass die Symptome sehr unterschiedlich sein können je nach Person. Aber könnte seine Hyperaktivität vielleicht davon kommen?
Wir sind schon über 15 Jahre zusammen, aber ich habe das Gefühl, dass das mit dem Alter (und seinen zunehmenden Aufgaben) immer noch schlimmer wird. Was mich am meisten stört, ist das schwindende Vertrauen meinerseits. Ich glaube ihm oft gar nicht mehr, wenn er ein „gemeinsames Wochenende“ ankündigt.
Kennt ihr so was? Wie würdet ihr damit umgehen? Ich bin zunehmend ratlos.
Danke schonmal im Voraus!
LG
Paula
frustrierende Wochenenden - hyperaktiver Ehemann
Hallo ratlose Paula,
im Kern gehts ja um das Problem, dass dein Mann für alles Andere Zeit hat bzw. sich nimmt, nur für dich nicht. Ausserdem gibts keine Absprache über die gemeinsamen Wochenenden, sondern er teilt dir einfach mit, was er so ohne dich macht. Wenn Du mal richtig Stress machst, ist er mal so nett, ein Wochenende mir dir zu verbringen, damit erstmal Ruhe ist. Ob er ADHS hat, kann hier sicher keiner beurteilen. Da gibts aber noch jede Menge andere Möglichkeiten: Du stehst auf seiner Prioritätenliste ganz unten, er hat schlicht und ergreifend nicht so viel Bock auf Zeit mit dir, er kann sich nicht abgrenzen, er ist der Vereinsmaier-Typ usw.
Was willst Du denn? Eine gut funktionierende Beziehung läuft aus meiner Sicht über verlässliche Absprachen und
über das Gefühl, dass der andere Lust hat, mit dem Partner Zeit zu verbringen.
Ich würde mal an deiner Stelle grundsätzlich überdenken, ob das die Art von Beziehung ist, die du dir vorstellst und dann ins Gespräch gehen.
Ich finde immer, wenn man sein Leben eh alleine verbringt, weil der Partner nicht greifbar ist, kann man sich auch trennen. Ich sehe den Mehrwert dieser Partnerschaft für dich ehrlich gesagt nicht so wirklich.
Alles Gute!
Also...ADHS kann ja ganz verschiedene Ausprägungen und Symptomatiken haben, von daher ist es schwer, das einzuschätzen. Es spielt aber eigentlich auch keine Rolle, was er hat oder auch nicht, denn er scheint ja keinen Leidensdruck zu haben und dementsprechend auch nichts ändern zu wollen.
Für mich liest es sich so, dass ihm alles andere wichtiger ist als du und er geradezu alles tut um zu vermeiden, Zeit mit dir verbringen zu müssen. Da das Ganze ja anscheinend schon lange so läuft und sich trotz mehrfacher Gespräche nichts ändert, wäre ich an der Stelle raus aus der Nummer.
Was willst du denn mit einem Mann, der richtiggehend vor dir wegläuft, seine Tage vollpackt bis obenhin, damit er nur ja möglichst wenig Zeit mit dir hat? Das ist doch keine Partnerschaft mehr.
Ich würde vielleicht noch ein (!) letztes Gespräch mit ihm führen und ihm klarmachen, dass es so nicht weitergeht. Wenn er sein Verhalten nicht ändert, bist du weg. Dafür müsstest du dann aber auch bereit sein, das auch durchzuziehen, denn sonst nimmt er dich gar nicht mehr ernst.
Alleine bist du ja eh schon die allermeiste Zeit, dann brauchst du dich aber wenigstens nicht mehr ständig über ihn ärgern oder auf ihn warten.
Puh. Wie ich damit umgehen würde? Ich glaube, gar nicht. Eine Zeit lang hätte ich mir das angeschaut, wenn es dann immer schlimmer wird statt besser, dann wäre ich weg. 15 Jahre hätte ich mir das nicht gegeben, ich hoffe sehr er ist nicht schon immer so. Ich möchte doch nicht um gemeinsame Zeit betteln müssen, als wäre das eine Zumutung für meinen Partner.
Wachtelei hat es doch super beschrieben: Gemeinsame Zeit soll doch kein Zugeständnis sein! Möchtest du nicht, dass er gern Zeit mit dir verbringt? Und mehr als nur einen Sonntagnachmittag pro Woche?
Ganz ehrlich, einen Partner, der nur auf massiven Druck hin aus schlechtem Gewissen ein Wochenende für dich freischaufelt, aber selber auch nach Wochen und Wochen an anderen Aktivitäten kein Bedürfnis hat, dich mal ein paar Tage am Stück zu sehen, den brauchst du doch nicht. Du schreibst selber, wenn du einfach ohne ihn planen würdest wäre es ok wenn er nicht da ist.
ADHS hat damit doch nichts zu tun, sondern Prioritäten. Hyperaktiv sein könnte er auch zuhause. Aber er plant nicht euch beiden das Wochenende voll, oder stresst dich mit tausend Aktivitäten und Ideen, sondern er plant für sich und ohne sich abzusprechen, worauf er Lust hat. Ohne dich.
Frag dich mal, was für eine Art Beziehung du für den Rest deines Lebens führen möchtest. Und ob du lieber eine solche schöne Beziehung mit einem liebevollen Partner und gemeinsamer Zeit möchtest, oder eine miese, unglückliche allein mit diesem Mann. Denn eine schöne mit diesem Mann wird es nicht geben, soviel ist klar. Er lebt genau so wie er das will. Warum er Gott und der Welt für alles zusagt, ist da fast unwichtig. Wichtig ist, dir sagt er ab. Und zwar ständig. Gott und die Welt sind ihm wichtiger als du.
Das hast du nicht verdient, finde ich. Es gibt auch ganz viele liebevolle Männer, die gern Zeit mit dir verbringen, und wo es trotzdem Freiräume und Zeit für eigene Interessen gibt.
Ich wünsche dir alles Gute!
Hmm.. eure Antworten bisher schlagen ja alle in dieselbe Kerbe. Und bestätigen auch meinen Frust. Hatte ja den Gedanken, dass ich das eventuell zu eng sehen könnte. :-/
Natürlich hab ich schon oft an Trennung gedacht, sie sogar schon einmal ausgesprochen. Daraufhin hat er alle Versprechungen gemacht, die man sich nur vorstellen kann.
Ich habe ihm nochmal eine Chance gegeben, weil ich mir sicher bin, dass er mich liebt. Das weiß ich, weil er mich, wenn er mal verfügbar ist, auch so behandelt. Und ich liebe ihn auch nach wie vor. Aber Ihr habt natürlich recht, dass es nicht geht, dass ich um seine Anwesenheit betteln muss. (Tu ich auch nicht, ich sage ihm nur deutlich, wenn er mich mit seinem Verhalten wieder mal ärgert.)
Habe ihm heute mitgeteilt, dass ich mir nicht sicher bin mit dem langen Wochenende, das er vorgeschlagen hat. Eben weil es schwer ist für mich zu glauben, dass das (auf einmal) funktioniert. Habe ihm auch gesagt, dass ich die nächsten Wochenenden ohne in plane. Er möchte gerne wissen, was er tun kann, damit es mir besser geht. Darauf habe ich (noch) nicht geantwortet. Aber ich werde beobachten, ob sich etwas bei ihm ändert. Falls nicht, wird es wohl wirklich Zeit Entscheidungen zu treffen.
Danke für eure sehr hilfreichen Antworten!
Was du tun kannst? Vereinbare ein Date mit ihm: Samstagabend: Essen/Kino/WhatEver.
Was er tun kann? Date zusagen und mit dir eine schöne Zeit haben.
So, wie er Termine mit Arbeit, Nachbarn, Freunden, Kollegen hat, braucht er vermutlich auch Dates mit dir, da ihr anscheinend nicht (mehr) zusammen wohnt. Dann fangt ihr von Vorne an in der Beziehung, wenn der Mann keinen Alltag mit dir will.
Die Frage ist, ob es das ist, was du willst? Der Mann knallt sich alle Zeitslots voll, ohne als Prio a eine Slot mit dir zu haben. Somit fällst du hinten runter, weil alles andere einen Termin hat.
Demnach Termine machen oder trennen. Und wenn von ihm keine Termine kommen, dann ist das auch ein Zeichen. Dann liebt er dich nämlich schon lange nicht mehr. Denn wenn einem jemand wichtig ist, will man Zeit mit ihm haben und er demonstriert das Gegenteil. Und das würde ich ihm genau so kommunizieren. Dann könnt ihr auch eine Affäre haben und jeder weiß wo er steht.
Das mit den Terminen ist eine klasse Idee ehrlich gesagt. Hätte ich selbst auch schon draufkommen können.
Wo sind die Gemeinsamkeiten, die gemeinsame Zeit, Qualitätszeit als Paar? Kinder scheint es auch nicht zu geben. Für mich wäre das nichts, wir machen seit 13 Jahren alles komplett gemeinsam (außer arbeiten und wir lieben die gemeinsame Zeit) es gibt keine Hobbys die man alleine machen muss für uns. Könnte mir so ein Zusammenleben nicht vorstellen, bist Du Dir sicher das Du die einzige bist? kenne Geschichten von kompletten Doppelfamilien.,,, selbst dazu hätte er genug Freizeit ohne Dich.
Wir haben beide Kinder mit in die Beziehung gebracht. Die sind jetzt alle erwachsen.
Gemeinsamkeiten? Wir arbeiten im selben Bereich, sehen uns da gelegentlich. Waren anfangs ein gutes Team, aber seine Aktivität hat sich leider im Laufe der Zeit in eine Hyperaktivität verwandelt. An ein Doppelleben glaub ich nicht, er packt sein Leben einfach nur mit allem möglichen und unmöglichen voll.
Er möchte mir jetzt beweisen, dass er auch anders kann. Mal schauen...
ADHS kam mir auch in den Sinn, denn nur weil sein Geist diese Auslastung braucht macht sein Körper das nicht ewig mit. Aber gut, er will sich nicht ändern dann musst du ihn lassen. Aber rücksichtlos dir gegenüber finde ich dieses Verhalten dennoch. Er braucht doch eigentlich keine Freundin wenn er die nur nach Bedarf aus dem Schrank holt.
Ela