Liebes Forum, nachdem ich nun lange hier mitgelesen habe, bin ich jetzt einmal diejenige, die Eure Erfahrungen braucht.
Ich bin Mitte 50 und habe drei längere Beziehungen, ein paar Beziehunganbahnungen, ein paar Affären und somit einige Erfahrungen hinter mir. Vor 5 Jahren endete meine längste Beziehung, danach habe ich ein paar Männer kennengelernt, hatte zwei Affären und habe dann nach einem gescheiterten Kennenlernversuch beschlossen, dass ich mich ab sofort von Affären fernhalte und mich mal wieder ernsthaft auf ein Kennenlernen einlasse. Es dauerte 1 1/2 Jahre, bis mir mal wieder in einer Singlebörse ein Mann begegnete, den ich interessant fand. Eigentlich wollte ich mich zu dem Zeitpunkt gerade abmelden. Wir sind beide gleich alt, haben gleiche Interessen und haben beide eine Menge schlechte Erfahrungen gesammelt. Wir sind beide in unseren Beziehungen betrogen worden, bei mir war es dann immer das Ende, bei ihm waren es immer on/off Beziehungen, bis es gar nicht mehr ging. Er hat an wirklich schlimmen Beziehungen festgehalten. Unser Kennenlernen begann mit sehr intensiven Gesprächen am Telefon, wir haben uns relativ schnell getroffen. Es waren erst nur kurze Treffen, dann mal hier und da eine gemeinsame Unternehmung und nach zwei Monaten das erste Wochenende in Verbindung mit einer Unternehmung, die unseren Interessen entspricht. Also wirklich alles sehr entspannt aber auch voller gegenseitigem Vertrauen und ganz viel Intensität. Wir wohnen nicht sehr weit auseinander (1 1/2 Stunden Autofahrt), aber unsere Berufe lassen nur eine Wochenendbeziehung zu, allerdings auch nicht jedes Wochenende (wegen seiner Arbeit). Er hat aber immer dafür gesorgt, dass er an wichtigen Terminen bei mir war, z. B. an meinem Geburtstag. Telefoniert haben wir grundsätzlich zwei Mal am Tag. Unser Umgang miteinander war immer sehr liebevoll und unterstützend bei allen alltäglichen Sorgen. Er hat mir speziell an meinem Geburtstag durch sein Geschenk und auch im Beisein meiner "Minifamilie" eine Liebeserklärung gemacht und auch sonst immer wieder betont, dass er mich liebt.
Schon vor unserem ersten Treffen war mir klar, dass er aufgrund einer hochgradigen Erschöpfung und vielleicht auch aufgrund von traumatischen Erfahrungen zu depressiven Verstimmungen neigt. Das war für mich zum einen alles verständlich aber auch kein Problem. In unserem Zusammensein kam es zwar hier und da mal zu ernsthaften Unterhaltungen, weil er sich selbst immer wieder abgewertet hat, er nicht wollte, dass ich ihn z. B. verwöhne, wenn er bei mir ist, sei es durch Kochen, durch kleine Aufmerksamkeiten oder sogar beim S....
Jetzt gab es allerdings eine regelrechte Implosion. Wir hatten Urlaub geplant. Kurz zuvor hat er sich krankschreiben lassen, da klar war, dass er an seinen Problemen (Schlafstörungen, hoher Blutdruck, Erschöpfung, Schmerzsymptomatik) arbeiten muss. Ich habe ihn sogar darin bestärkt.
Nun wollten wir also eine Woche miteinander verbringen, alles ganz in Ruhe, hier und da ein Spaziergang, Sauna, Kochen .... einfach nur Zeit zusammen. Und es fing schon am ersten Tag an. Da war plötzlich eine absolute Distanz. Er redete kaum noch mit mir, zog sich zurück, konnte keine Berührungen zulassen, stellte jede liebevolle Bemerkung in Frage und ich war verzweifelt.
Kurz vor dem Urlaub wurden seine Blutdruckmedikamente erhöht, er erhielt zum ersten Mal in seinem Leben Antidepressiva und ist komplett abgestürzt. Er sagte, er fühlt sich leer, ist sich nicht sicher, ob er überhaupt eine Beziehung will, möchte alles mit sich allein ausmachen und ich bin am Verzweifeln. Ich habe ihm mehrfach gesagt, dass ich natürlich auch in dieser Phase für ihn da bin, dass er zum ersten Mal in einer depressiven Phase nicht allein da durch muss und ich immer da sein werde, wenn er mich braucht. Seine einzige Reaktion war: "Warum wilsst Du Dir das antun". Und nun haben wir seit zwei Wochen nicht mehr miteinander telefoniert. Ich wollte ihm ein bisschen Ruhe lassen, aber bei zwei Versuchen, ihn anzurufen, ging er nicht ran, ruft nicht zurück und antwortet auch nicht auf Nachrichten. Nein, ich bombardiere ihn auch nicht mit Nachrichten - es waren bisher vier in den ganzen zwei Wochen.
Ich bitte um Entschuldigung für den langen Text. Aber gibt es hier Paare mit ähnlichen Erfahrungen? Kann mir jemand Hoffnung machen?
Danke im Voraus für netten Input und Wohlwollen.
Hat das eine Chance?
Das soll jetzt wirklich nicht überheblich klingen, noch will ich dich angreifen. Ich denke nur in deinem/euern Alter wäre mir das zu viel Kraftaufwand und zu viel "Zeitverschwendung" für so anstrengende Geschichten.
Genieße das Leben, such dir einen fröhlichen Mann, achte auch dich!
Wir hatten erst kürzlich auch "so einen" Fall in der Familie. Person A hat sich aufopferungsvoll um Person B (seit 4 Jahren krank) gekümmert (beide 60, es bestand keine Ehe oder Kinder zwischen ihnen). Ende vom Lied: Person A ist psychisch fast daran zerbrochen, Person B terrorisiert Person A und macht diese für dessen zerrüttetes Leben verantwortlich.
Vielleicht ist das Beispiel etwas drastisch- ich will dir nur damit sagen : du bist dem Mann zu nichts verpflichtet, noch musst du so mit dir umgehen lassen. Nutze deine Zeit sinnvoll! Man kann auch wunderbar alleine glücklich sein (und sich mal hier und da umschauen). Alles Gute dir
Ich danke Dir für Deine Einschätzung und nein, es klingt nicht überheblich. Ja, ich kann und werde mich nicht aufopfern. Dazu ist die Beziehung noch nicht gefestigt genug. Außerdem habe ich genug Spaß und Freude in meinem eigenen Leben und mit meinen (unseren) Interessen.
Ich hatte einfach auf ein paar Erfahrungen gehofft ..... stimmt es, wenn er sagt, es hat nicht mit mir zu tun, dass er momentan einfach "gefühllos" ist und kann es sich zwischen uns wieder verbessern, auch wenn wir gerade keinen Kontakt haben und ich im trotzdem signalisieren, dass ich da bin.
Da ihr vorher keinen Alltag hattet, ist es schwierig.
Ich denke das Beste was du für ihn tun kannst ist, ihm sein Verhalten aktuell nicht übel zu nehmen und ihm das auch zu sagen.
Ich würde ihm glaube einen lieben aber kurzen Brief oder Nachricht schreiben. Im Internet kannst du gut recherchieren welche Sätze bei depressiven Menschen gut tun und welche du lieber komplett vermeiden solltest.
Ich würde deine Erwartung an eine Beziehung mit ihm erstmal nach unten schrauben. Er hat ganz andere Baustellen. Du kannst nur für dich entscheiden, ob du jetzt auch wenn’s schwierig ist und sich daraus keine Beziehung entwickelt trotzdem für ihn da sein willst (ohne Erwartungshaltung) oder nicht (weil es dir selber nicht gut tut).
Vielen Dank auch Dir. Ja, es nicht über nehmen, das ist schwierig.
Ja, die Erwartungshaltung muss ich wohl überdenken.