Partner ausgebrannt

Mein Partner ist ausgebrannt. Das hat sich aber ner die Jahre irgendwie so eingeschlichen. Meistens funktioniert es ganz gut. Wir hatten erst eine Fernbeziehung, die unser privates eigenes sozialleben etwas aus den Angeln gehoben hat, da ein großer Teil unserer Freizeit für Fahrerei draufgegangen ist. Und die Zwischenzeit haben wir gemeinsame Aktionen mit Freunden unternommen. Dann sind wir zusammen gezogen und haben dann Kinder bekommen und mir ist immer mehr aufgefallen, dass er keine Eigeninitiative mehr zeigt. Keine Unternehmungen vorschlägt. Keine eigenen hobbies mehr hat.
Es fällt oft nicht sehr auf, da er beruflich viel macht, ich sehr aktiv bin und er daher oft auf meine Vorschläge aufgesprungen ist und mitgemacht hat und wir jetzt zwei kleine Kinder haben. Die rauben auch Energie und Zeit. Doch während ich langsam wieder mehr Freuzeit Aktivitäten mit suche und auch einfordere, kommt von ihm nichts. Er ist zufrieden zu Hause. Möchte nicht weg gehen. Möchte bei gemeinsamen Unternehmungen nur jedes 3te/4te mal mit kommen. Meistens läuft unser Leben aber ganz normal ab denke ich. Dann habe ich auch das Gefühl mein Partner ist gut drauf. Lacht mit Gästen oder den Kindern. Koch gut. Aber wenn ich nachfrage wie es ihm geht, oder darüber reden mag, ob es was zu verbessern gibt, wird seine Laune schlechter und er zieht sich zurück.
Mich belastet es langsam. Ich fühle mich als alleine Motor unserer Familie. Auch wenn er Alltag meist viel mit hilft. Oder ich die Sachen die er nicht macht, ohne Murren nacharbeite. Sobald ich aber Kritik äußere, knickt er zusammen. Heute hat er gesagt, er funktioniert eigentlich seit Jahren nur. Will ich planen was den Tag so ansteht, bekomme ich keine Aussagen, außer, dass es ihn unter Druck setzt.
Was kann ich machen? War schon jemand in der Situation? Weiter laufen lassen? Reden? Meine Einstellung ändern? Entschuldigt, ist doch sehr lang geworden.

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Mein spontaner Gedanke beim Lesen war, dass Ihr schlicht in Sachen Extrovertiertheit und Introvertiertheit und möglicherweise auch Belastbarkeit/Aktivität und der Art zu entspannen unterschiedliche Menschen seid. Am deutlichsten fand ich da "Er ist zufrieden zu Hause. Möchte nicht weg gehen". Und entsprechend sich auch raushält, wenn Du etwas unternimmst.

Zwei Ideen dazu: Nicht gleich mit dem schlimmsten rechnen, das muss nicht Burnout, Depression oder sonstwas sein, stark im Job eingespannt plus zwei kleine Kinder plus eine (überhaupt nicht vorwurfsvoll gemeint) "aktive" Partnerin reichen locker, um sich ausgebrannt zu fühlen und nur zu "funktionieren". Kommen da rein kindertechnisch auch wieder andere Tage.

Das zweite ist, dass es gefährlich sein könnte, Dich als "Motor" zu sehen, ihn zu aktivieren. Da schwingt mit, dass Du besser weist, wie man/er "lebt" und entspannt. Ist es denn da nicht grundsätzlich denkbar, wenn jeder seinen Aktivitäten und Entspannungsphasen auf seine Art nachgeht? Dass man wechselseitig akzeptiert, dass der eine am liebsten seine Ruhe daheim hat und die andere eben gerne den Tag verplant und aktiver ist und die Initiative übernimmt für die Kids? Oder wird es Dir da mit Blick auf die nächsten 10-20 Jahre und auch gemeinsame Urlaube übel? Ich war mal in einer ähnlichen Situation, und sich als "Motor" zu sehen und so zu agieren, waren verschenkte Jahre. Es hat nur zu Druck und Unzufriedenheit und Spannungen geführt, und teils habe ich mich schon aufgeregt, bevor ich überhaupt nur einen Vorschlag fürs Wochenende (Kletterausflug, Zoobesuch...) gemacht habe, weil ich schon "gewusst" habe, dass die Antwort "Nein, will entspannen, was soll der Druck" lauten wird. Erst als ich das als Unterschiedlichkeit akzeptiert hatte, war es OK, hatte allerdings den Preis, dass ich mich von der Vorstellung vieler gemeinsamer Unternehmungen verabschieden musste.

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Danke für deine sehr liebevolle Antwort. Werde mir deine Worte nochmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Da ist viel passendes und wahres ich weis nur nicht, ob ich mich mit den Konsequenzen auseinandersetzen möchte. Zumindest gerade nicht. Ich muss es mal sacken lassen.

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Ich lese aus deiner Beschreibung kein "Ausgebranntsein". Von daher liest sich für mich deine darauf ausgerichtete Beschreibung wie zwei nicht zusammengehörige Parts eines Textes.

Vielleicht fühlt sich dein Mann ähnlich: Nicht richtig wahrgenommen und wie in einem falschen Film.

Am meisten gestolpert bin ich über die Beschreibung "lacht mit Gästen. Kocht gut", denn mit einem Burnout und einer echten Depression kann man in der Regel auch keine situativ gute Laune entwickeln. Und hat eigentlich auch keinen Spaß an Besuch und geselligem Plaudern. Dein Mann liest sich eigentlich total häuslich und ruhebedürftig.

Kann es sein, dass er sich sehr verbiegt, um sich im Alltag an deine und vermeintlich gesellschaftliche Erwartungen anzupassen und nicht gut gelernt hat, für sich selbst einzustehen? Ein häuslicher, ruhebedürftiger Mann, der gerne kocht und für die Familie da ist, das entspricht ja nicht ganz dem allgemeinen männlichen Rollenbild. Und in der heutigen Zeit mit strahlenden Familieinbildern auf Instagram und Co., in der alle ständig in der Weltgeschichte unterwegs sind und vermeintlich die tollsten Ausflüge machen, die Kinder die beeindruckendsten Hobbies haben, die Eltern das größte Fitnesslevel usw. könnte man sich schon als jemand, der es zuhause gerne ruhig und gemütlich hat, als Alien fühlen. Wie ein Loser, der einfach kein Interesse an "Lifestyle" entwickeln kann.

Du könntest ihn wertschätzend mal danach fragen, wie er eigentlich gerne leben würde, wenn es keinen Druck, keine Erwartungen gäbe und er sich sein Leben zu 100% aussuchen könnte.

Wenn du allerdings merkst, dass dein Mann in sich gefangen ist und sich nicht einmal traut, seine wahren Wünsche vor sich selbst und dir einzugestehen, könnte euch eine Paarberatung weiterhelfen.

Ich glaube, das gesündeste für deinen Mann wäre, selbst zu verstehen, wie er aus dem "Funktionieren" raus kommt und wie er sich selbst ein für ihn schöneres Leben einrichten kann. Und wie ihr besser darüber kommunizieren könnt, wie ihr euch dabei gegenseitig unterstützen könnt.

Anfangen kannst du, indem du dir deine Erwartungshaltung gegenüber deinem Mann klar machst und dich fragst, ob du die zurück nehmen kannst.
Alles Gute für euch.

Bearbeitet von Naima68
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Ich würde nochmal mit ihm das Gespräch suchen. Aber nicht bzgl was mir alles fehlt oder was ich mir von ihm wünschen würde, sondern eher ein Gespräch wie es ihm geht und was genau mit ihm los ist. Warum hat er gesagt, dass er seit Jahren nur noch funktioniert? Was meint er damit? Warum blockt er manchmal ab wenn ich frage wie es ihm geht? Usw.
Ich würde ihm sagen, dass ich mir Sorgen um ihn mache und möchte dass er glücklich ist.

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Auch dir danke ich für deine lieben Worte. Ich schau mal wie ich das alles gut umsetzten kann.

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Er arbeitet und ihr habt zwei kleine Kinder. Dann in der Freizeit auch noch immer aktiv sein zu müssen, wäre mein Alptraum. Wir machen ca 1x pro Monat einen Ausflug am Wochenende. Sonst sind wir im Garten oder auf dem Spielplatz, im Wald...Oft kommen Kinder am Nachmittag zum spielen vorbei. Mein Mann macht auch mal mit den Kindern und Freunden einen Ausflug, mir ist das dann zu viel und keiner ist sauer, wenn ich zu Hause bleibe. Ich brauch einfach mehr Ruhe und Entspannung, das ist ja nicht schlimm.
Ich kenne Leute im Burnout, aber für mich hört sich es auch eher so an, als wäre dein Mann einfach nicht so aktiv und verstellt sich da für dich. Du sagst ja es geht ihm gut daheim. Dir geht es anscheinend gut in Aktion. Wie wäre es, wenn er von dir verlangen würde mehr zu Hause zu hocken? Solange es alles gut geht, darf doch jeder so sein wie er will.

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Das kann sein. Ich dachte aber, wenn ich frage was am Wochenende ansteht oder was er machen möchte, dass er dann sagt „am liebsten zu Hause was ruhiges machen.“ Aber dann frage ich nochmal explizit ob er einfach lieber ruhig zu Hause sein mag. Scheint ja von mehreren hier die Idee zu sein.

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Vielleicht traut er sich nicht, weil er weiß, dass dir das wichtig ist. Oder er denkt, dass muss so. Wir haben auch Freunde, die sind ständig auf Achse, da hinterfrage ich auch manche, ob wir mehr machen sollten und wir "komisch" sind. Aber dann verwerfe ich den Gedanke wieder, weil es uns so eben gut geht. War er denn vor den Kindern ganz anders? Oder auch eher der, der sich mal mitnehmen lässt.

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Ich finde nicht, dass er ausgebrannt klingt. Er ist vom Typ her anders als du und du versuchst ihn zu verändern, weil du sein Verhalten als schlecht ansiehst.
Ich bin ähnlich wie dein Mann. Ich bin gerne unter Leuten, aber wirklich Kraft tanken und entspannen kann ich am Wochenende, wenn ich zu Hause rumlümmeln kann. Ich erinnere mich noch gut an den Urlaub vor zwei Jahren mit meinen Schwiegereltern. Meine SM musste auch den ganzen Tag durchtakten. Frühstück, schnell fertig machen, los, dann wieder zurück Mittag essen und am Nachmittag wieder los. Keine Ruhe, immer Stress. Toilettengang unter Stress weil der Rest schon wartete und los wollte (bei so etwas streikt mein Magen-Darm-Trakt übrigens besonders gerne).
Für mich war dieser Urlaub purer Stress weil meine SM nur Hektik machte, ich egal was, immer schnell-schnell fertig machen musste, weil sie quasi mit der Stoppuhr danebenstand und es schon wieder losgehen sollte.


Komm ein bisschen runter. Dein Mann ist einfach nicht so wie du. Du brauchst den Trubel um dich wohlzufühlen, dein Mann die Ruhe.
Keins von beiden ist falsch, ihr müsst nur Kompromisse schließen, wenn es zwischen euch funktionieren soll. Unternehmt hin und wieder etwas zusammen und sei nicht sauer auf deinen Mann, wenn du dabei die Planung übernehmen musst. Er meint es nicht böse, sondern gut, da er mitkommt, obwohl es nicht seinem Wesen entspricht.
An anderen Tagen chillt einfach nur zu Hause oder unternehme du etwas mit den Kindern wenn du nicht zu Hause hocken wilkst.
Aber bitte lass die Vorwürfe gegenüber deinem Mann. Er ist nicht falsch. Er ist nur anders als du. Deswegen fühlt er sich von dir unter Druck gesetzt, weil er permanent gegen seine innere Natur handeln muss. Das stresst.

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Scheinbar sind hier alle der ähnlichen Meinung. Ich werde ihn bei nächster Gelegenheit mal fragen ob es so ist. :) das wäre ja die einfachste „Lösung“/Erklärung.
Woraus liest du, dass ich vorwürfe mache und ihn unter Druck setze? Ich versuche es nicht zu tun und hatte nicht gedacht, dass es so rüber kommt. Aber vielleicht übersehe ich ja etwas.

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Du machst die Vorwürfe sicher nicht absichtlich oder offensichtlich. Dein Mann wird sich aber unterschwellig von dir unter Druck gesetzt fühlen, weil du schon die Erwartung hast, dass er mitkommt, wenn du etwas planst. Und er weiß, dass seine Antwort, dass er zu Hause bleiben wollen würde, bei dir nicht so gut ankommt.
Also auch wenn du ihn nicht absichtlich unter Druck setzt und offensichtlich mit Vorwürfen überhäufst, so dann trotzdem unterschwellig. Zumindest kommt es so bei ihm an.

Ich finde es gut, wenn du dich aufgrund der Antworten hinterfragst. Auch du bist nicht "falsch". Ihr müsst nur einen Kompromiss finden, der der Natur von euch beiden entspricht.