Lügen rund ums Thema Rauchen

Hallo meine Lieben,

vorab: es geht mir weniger um Grundsatz Diskussionen zum Rauchen ja oder nein sondern mehr um wie kommen wir gemeinsam aus der aktuellen Situation raus bzw. wie kann ich reagieren, wie würdet ihr euch an meiner Stelle verhalten.
Vor zwei Jahren habe ich meinen Freund kennengelernt. Direkt beim ersten Date meinte er, dass er raucht bzw. geraucht hat aber gerade dabei ist aufzuhören und das auch auf jeden Fall schaffen will/schafft. Ich habe ihn da auch unterstützt, bin Nichtraucherin und generell kein Fan vom Rauchen und fand es toll, dass er das von sich selbst aus will.
Zu Silvester war sein Ziel aufzuhören und rauchte an dem Abend "offiziell" die letzte Zigarette.
In den folgenden Wochen zeigte er Entzugserscheinungen, bei denen ich ihn unterstützte. Nach zwei, drei Monaten beschlich mich allmählich das Gefühl dass er ungern über das Thema redet, dass er nicht mehr raucht. Ich dachte mir, das gehört zum Prozess, dass er das für sich abschließen will. Mit den Monaten kamen immer wieder Indizien, dass er doch noch raucht aber er war sehr überzeugt und überzeugend, dass er nicht mehr raucht und äußerte mir dies gegenüber immer sehr vehement. Klar, er wusste ich bin kein Fan vom Rauchen, aber ich hab ihm nie Druck gemacht. So und jetzt sitze ich da, hab seine heimlich gerauchten Zigaretten Schachteln gefunden und erkannt, dass ich wohl seit ca. einem Jahr angelogen werde, was das angeht. Die Indizien waren deutlich (an die frische Luft gehen, kurz was im Keller suchen etc. nach Kaffe oder Essen) und ich hab mich aber drauf versteift , dass ihm Ehrlichkeit sehr wichtig ist und ich vielleicht was überinterpretiere. Hab ich wohl nicht. Da war ich wohl zu naiv.

Meine Frage: was soll ich jetzt tun? Das Gespräch suchen? Weiter so tun als wüsste ich es nicht, damit er es zumindest nicht vor mir direkt auslebt? Ich habe Angst vor einem Konflikt dass er sich ertappt fühlt und ich ja schon etwas emotional bin gerade weil ich vor allem das Anlügen ziemlich hart finde über so lange Zeit.. ich will keine Vorwürfe machen über das Rauchen direkt, ich weiß er ist erwachsen und es ist eine Sucht.. aber natürlich habe ich mir damals erhofft, dass er es durchzieht und ehrlich ist zu mir, wenn er es nicht durchzieht. Wie würdet ihr empfinden an meiner Stelle? Ich bin echt ein wenig ratlos..
Wie gesagt, ich weiß ich kann ihm nix vorschreiben und will ich auch nicht.

Danke fürs Lesen und eure Meinungen :-)

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Ich hasse lügen!!

ABER: ich kann Deinen Freund verstehen.
Es ist eine Mischung aus
...es selber nicht wahr haben zu wollen, einen Rückfall zu haben ("hab es ja im Griff, ist ja nur 1 Zigarette am Tag und nicht eine Schachtel wie früher")
...sich nicht der Blamage des Scheiterns hingeben zu wollen ("ich schaff das")
...der Angst, seinen Partner zu verlieren
Und ganz ehrlich: Mittlerweile ist man als Raucher auch absolut nicht mehr on vouge. Haben unsere Eltern noch im Flugzeug gequarzt und während Talkshows eine durchgezogen bist Du heute der Hartz4-Assi der in totaler Rücksichtslosigkeit alle Menschen um sich herum durch passiv-Rauch töten will.

Was ich machen würde? Das kann ich ehrlich gesagt nicht beantworten. Es ist sein Körper und seine Entscheidung. Wenn Du ihn auffliegen lässt wird er wieder mehr rauchen weil er sich dann nicht mehr verstecken muss. Aber ob du es erträgst, dich anschwindeln zu lassen, kannst nur du sagen. Ich würde wohl bei jedem "frische Luft schnappen" in mich hineingrinsen aber auch nur, weil ich weiß, wie gemein diese blöde Nikotin-Sucht ist. Bei Alkohol/Drogen könnte ich es wiederum nicht ertragen.

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Danke dir für deine Antwort! Ja ich verstehe ihn genauso wie ich auch mich verstehe. Tatsächlich habe ich mich bisher bei den vielen Malen wo ich bereits gedacht habe hm ich glaube er raucht wieder, sprech ihn mal an - dagegen entschieden aus dem Grund, dass er es so zumindest nicht so frei und oft macht.
Allerdings habe ich das Gefühl, dass uns das aktuell immer mehr einschränkt. Erst gestern wieder, eine Wanderung über Stunden? Ein Ausflug wo man mal nicht schnell verschwinden kann? Bedeutet für ihn Stress und er hat darauf "auffälliger Weise" deutlich weniger Lust wie früher.. daher denke ich dass es mir dem Versteckspiel zusammenhängt. Und rauchen hin oder her, irgendwie will ich nicht, dass dieser Zustand unsere Qualitytime dann auch noch beeinträchtigt.. das ist der einzige wirkliche Grund warum ich hauptsächlich am überlegen bin, ihn darauf anzusprechen. Ich denke mir, dass das schon auch echt Stress ist für ihn ständig zu überlegen wie wann wo kann ich rauchen heimlich.. natürlich nervt das angeflunkert werden auch, vor allem weil ihm Ehrlichkeit das Heiligste in einer Beziehung ist, aber hinter einer Sucht gibt es keine Logik

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Ich hatte eine ähnliche Situation und habe dann irgendwann diverse Schachteln im Auto gefunden - versteckt. Da ist mir der Kragen geplatzt. Ich hab ihm gesagt, dass ich es weiß und er entweder ab jetzt ehrlich ist oder er seine Sachen packen kann, weil ich lügen wirklich abgrundtief hasse.
Er war dann ehrlich und hat ab da nur noch auf der Arbeit geraucht. Nach ein paar Monaten hatte er aber durch gesundheitliche Probleme genügend Motivation aufzuhören. Der Weg war aber sehr lang, da das Nikotin wirklich lange im Körper ist und man nach Monaten auch wieder Schmacht hat. Es hat insgesamt bestimmt 9 Monate gedauert, bis er kein Verlangen mehr hatte.

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Dich stört ja primär, dass er dich so lange belogen hat und das verstehe ich. Daher würde ich unbedingt das Gespräch suchen!

Er hört ja nicht für dich auf, sondern für sich und wenn er rauchen will, ist es kindisch, das zu verheimlichen.

Er hatte vielleicht Angst, dass du ihn verurteilst, vielleicht will er sich seine schwäche selbst nicht eingestehen, das alles rechtfertigt für mich aber keine Lüge.

Redet (in Ruhe!) drüber!

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Unabhängig vom Thema Rauchen muss ich sagen, dass ich Lügen absolut scheiße finde. Dein Partner belügt dich bei diesem Thema. Was bedeutet das im Klartext? Er spricht nicht mit dir über etwas, das ihm unangenehm ist, wo er sich und dir ein Scheitern eingestehen müsste, wo er einen Konflikt mit dir befürchtet. Das ist für mich ein NoGo in einer Beziehung.

Er hätte offen sagen können, dass er einen Rückfall hatte. Schatz, ich hab wieder geraucht. Ich glaube ich will doch nicht aufhören, wie stehst du dazu? Oder: Ich glaube das wird schwer, ich will das allein schaffen und bitte dich darum, das nicht zu kommentieren wenn ich zwischendurch rauche. Ich rauche nur allein und nicht wenn wir weggehen. Oder: Ich brauche deine Hilfe, wie können wir das machen?

Er nimmt dir damit auch die Chance, selbst zu entscheiden ob du mit einem Raucher zusammen sein möchtest oder nicht. Und wie er in Zukunft mit schwierigen Themen umgehen wird, das weißt du ja jetzt. Verschweigen und belügen. Für mich wäre das nichts. Die Diskussion übers Rauchen ist das Eine, belogen zu werden finde ich aber tödlich für eine Partnerschaft. Ich wünsche mir einen Partner, der bei wichtigen Dingen ehrlich mit mir ist. Man darf gern erstmal was mit sich ausmachen, aber irgendwann wird geredet.

Insofern, da du fragst was du tun sollst: Ich in deiner Situation würde das Gespräch suchen und ihm meine Meinung zum Thema Lügen sagen. Ihn bitten, bezüglich des Rauchens ehrlich zu sein. Und dann würde ich mir seine Reaktion anschauen. Davon würde ich dann auch abhängig machen, ob ich die Beziehung weiterführe, ehrlich gesagt. Wie du das jetzt machst, hängt aber natürlich davon ab, wie du selber zu all diesen Themen stehst. Wie wichtig das Nichtrauchen ist und wie wichtig dir Ehrlichkeit ist.

Bearbeitet von Laniluna
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Also, alle die das Lügen hier verteufeln - ich bin fast schon etwas übertrieben ehrlich, aber gerade diese Situation - von einer Sucht loszukommen, das ist einfach etwas anderes. Da lügen selbst die ehrlichsten Menschen. Ehrlich gesagt weiss ich gar nicht mehr wie es bei mir war, es ist lange her.

Aber die Sucht ist stark, und ich hab auch mehrere Versuche gemacht, bis ich es dann endlich durchgezogen hab. Wenn jemand in einer solchen Situation lügt, dann bedeutet das nicht, dass er in anderen Situationen nicht ehrlich ist. Das ist wirklich eine sehr persönliche Sache, und man schämt sich sehr, wenn man rückfällig wird. Es braucht mehr als Ehrlichkeit, um das zuzugeben. Viel Mut. Und den hat man oft nicht in der Situation. Da gleich die Beziehung in Frage zu stellen, ist völlig unnötig.

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Ich habe ja auch meine ganz persönliche Meinung geschrieben, dass ich eben schlecht damit umgehen könnte, wenn ich rausfinde dass ich seit einem Jahr angelogen werde.

Ich habe selber ein bisschen Erfahrung mit Sucht in Familie und Bekanntenkreis. Ich hatte schon den Eindruck, dass Verschweigen, Verdrängen, Schönreden, Ausweichen bei unangenehmen Gesprächen oder Konflikten dann auch generell Strategien sind. Ich finde das einfach sehr schwierig in einer Partnerschaft, und würde das nach den Erfahrungen die ich hatte für mich nicht wollen. Und ja, ich würde bei einer Situation wie beschrieben die Partnerschaft in Frage stellen. Nicht gleich trennen, aber ein Gespräch suchen und schauen.

Das muss nicht jede:r so machen. Wie sehr Unangenehmes in einer Partnerschaft Platz hat, das muss ja auch über die Zeit wachsen. Und die TE wird selber entscheiden, wie sie ihre Beziehung sieht und wie sie damit umgeht.

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Ich war immer Nichtraucher - und lebe mit Rauchern. Mein Mann hat bei mir 35 Jahre den Kampf gekämpft Deines Freundes. Und glaub mir, für ihn war es schlimm, wenn er wieder rückfällig wurde, er schämte sich. Ich liebte ihn ja und bat ihn nur, nicht mehr in der Wohnung zu rauchen. Letztendlich starb er daran. Meine Kinder rauchen leider auch.
Mein Freund raucht ebenfalls, nicht viel, aber doch und natürlich nur draußen. Er ist ein erwachsener Mann und ich bin nicht seine Mutter, die meckert genug an ihm rum, auch wegen anderer Dinge. Ich liebe ihn sehr, er "stinkt" nicht, wäscht sich die Hände, nein, ich werde keinen Meckerkrieg anfangen, war schon bei meinem Mann ermüdend und sinnlos.
Es ist eine Sucht und wenn der Betreffende nicht mit eiserner Disziplin will, kannst Du sagen, was Du willst. Er fühlt sich ganz sicher nicht gut bei seiner Schwindelei.
Ich mag Lügen auch nicht, aber hab es erlebt, wie peinlich es den Männern ist, zuzugeben, dass sie es einfach nicht schaffen, aufzuhören. Ich wusste beim Kennenlernen meines Freundes, dass er raucht, sein Papa raucht heimlich, wenn seine Frau nicht dabei ist....so beschämend irgendwie. Sowas erspar ich ihm wirklich, weil er ansonsten ein überaus liebevoller und wertvoller Mensch ist. Die Sorgen wegen Krankheit hab ich durchaus, aber werde ich ganz sicher auch nicht dauernd zum Thema machen.
LG Moni

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Danke ihr Lieben für eure Anregungen und Meinungen! Schön, wie sich fremde Menschen in die eigene Situation eindenken und sich in einen hineinfühlen. Solche Menschen braucht die Welt ! :-)
Also ich Stelle die Beziehung nicht in Frage, ich weiß er ist ein absolut ehrlicher und loyaler Mensch, welcher aber durch die Sucht dementsprechend handelt. Ich kann mich trotzdem in sonst allen Belangen auf ihn verlassen und sehe schon auch sein Dilemma. Tatsächlich habe ich mich dafür entschieden, vor allem durch eure Beiträge, es nicht anzusprechen vorerst. Ich habe gemerkt, dass das Ganze eher ein Ego Problem meinerseits auslöst. Es geht mir ja mehr ums Lügen, und das wird so oder so nicht mehr rückgängig gemacht. Allerdings ist mir seine Gesundheit so wichtig, dass ich das Lügen erst Mal weiter in Kauf nehme. Spreche ich es an, raucht er entweder mehr weil er das OK hat oder er raucht mehr aus Trotz und Druck. Weniger Rauchen kann er nur von sich aus. Aber so wie es aktuell ist, hat er wenigstens nicht den Anlass mehr zu Rauchen. Ich will den Mann gerne behalten, so lange wie möglich. Daher stelle ich vorerst seine Gesundheit über mein Ego. Mal sehen was die Zeit bringt, vielleicht hört er irgendwann selbstständig auf, vielleicht kommt es von selbst auf usw.
Vielen Dank für die ganzen Anregungen!!

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Sorry, aber diese Gedanken-Gänge kann ich so gar nicht nachvollziehen.
Nur, weil jemand raucht, stirbt er doch nicht automatisch früher!

Ihr führt ab jetzt keine Beziehung auf Augenhöhe mehr und die Lüge wird bewusst weitergelebt - wozu? Wäre es nicht fair eurer Beziehung gegenüber, dass dein Partner weiß, was du weißt, damit er nicht mehr weiterlügen muss Du kannst es ihm doch genau so sagen, wie es war in den letzten 12 Monaten:
"Stefan, ich weiß, dass du nie mit dem Rauchen aufgehört hast. Wenn du daher weiterhin die Anzahl Kippen weiter in dich reinziehst, habe ich kein Problem, weil ich es nie gerochen habe und es mich nie gestört hat. Können die Lügen ab jetzt entfallen?"
Deswegen wird er doch nicht häufiger eine durchziehen und wenn doch, ist es die Entscheidung eines erwachsenen Menschen. Deine Entscheidung ist, mit einem Raucher zusammen zu sein. Aber deshalb muss man doch das Lügen nicht tolerieren?!

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Wie gesagt auch wenn es für dich schwer nachvollziehbar ist oder du nicht siehst dass dann jemand mehr rauchen wird (was den Gesundheitszustand nicht unbedingt verbessert, von Sterben hier zu sprechen ist überspitzt) weiß ich dass er dann deutlich öfter und mehr im Alltag integriert rauchen wird. Einem wie du sagst erwachsenen Menschen dann zu sagen, ich weiß es, ist für mich an sich okey aber rauch bitte weiterhin nur selten und nicht in meiner Anwesenheit ist ein vorschreiben, dass ich wiederum auch nicht als Beziehung auf Augenhöhe sehe. Schade, dass ich mich für die ganzen gut gemeinten und netten Rückmeldungen bedanke und dann kommt dein etwas unangenehmer Unterton. Aber vielleicht interpretiere ich das einfach gerade so, Meinungen sind verschieden und wenn es für dich nicht nachvollziehbar ist, ist das völlig okey und akzeptiere ich so

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Ganz ehrlich!? Was für ein Konflikt. Er ist erwachsen und weiß, was er tut. Verbieten kann man eh nichts. Wir haben beide geraucht (ich aber heets, weil ich den Geruch ekelig fand), dann kam Kind 1 vor 4 Jahren und ich hab aufgehört. Mein Mann auch. Dann vor ca 1,5 Jahren roch ich immer wieder Zigarette.
Er leugnete dies (super dämlich, Weil ich es ja nun mal roch, trotz Hände waschen, Bart waschen etc.)
Hab dann mehrfach nachgefragt und hab irgendwann klar gesagt, dass ich es leid bin angelogen zu werden wie ein Teeny seine Mutter.
Es sei eine Frechheit mit für so blöd zu halten.
Er kann rauchen, aber dann schläft er nicht neben mir- diesen kalten Rauch auss der Lunge ertrage ich nicht.
Dann gab er es zu „bei einem Bier“, darauf wurde „nur auf der Arbeit“ dann „eine nach der Arbeit“.
- er schlief auf dem Sofa. Mittlerweile hat er es wieder von alleine aufgehört und es ist wirklich bei einem Bier etc. - soll er machen, aber er schläft dann nicht neben mir und neben dem Baby, was bald kommt. Ich find den Geruch einfach ekelhaft.
Thema geklärt. 😀 Ich hab die Kohle nur mal vorgerechnet und gesagt; die soll er dann bitte auch entsprechend in die Taschengeldkiste der Kinder tun. - da wurde es ganz schnell weniger 🤣

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Danke für deine unterhaltsame und ehrliche Rückmeldung! So kann es halt auch laufen, gut für euch beide! Ich denke ich werde es spätestens ansprechen, wenn das Thema Kinder im Raum steht. Es ist wie gesagt nicht so, dass ich ihm etwas verbieten will oder kann. Nur ich möchte es so passend wie möglich klären, damit jeder damit für sich gut rausgeht aus dem Gespräch.