Krebskranke Schwiegermutter

Hallo zusammen,

Ich brauche euren Rat.
Meine Schwiegermutter hat Bauchspeicheldrüsenkrebs seit ca 1 Jahr. Sie war gut eingestellt durch die chemo, aber leider geht es ihr aktuell wieder sehr schlecht und sie liegt im Krankenhaus. Sie Prognosen sind natürlich nicht gut.
Ich bin nach einer Fehlgeburt im Juli gerade in der 8 SSW und mir geht es leider auch gar nicht gut durch Übelkeit & co. Mein Mann bereitet sich auf seine Meister Prüfung in wenigen Wochen vor. Er tut mir sehr leid, weil das natürlich viele Belastungen sind.
Sie ist 63 und wir beide 33.
Im Winter haben wir sie für 2 Wochen aufgenommen gehabt und es war für mich die pure Hölle. Ich habe generell ein gutes Verhältnis zu meiner Schwiegermutter, allerdings ist es für mich unerträglich mit einer so kranken Person im gleichen Haus zu wohnen. Das Gästezimmer ist direkt neben unserem Schlafzimmer.
Jetzt steht wieder im
Raum, sie nach dem Krankenhaus Aufenthalt hier aufzunehmen. Ich verstehe ja, dass sie nicht alleine sein möchte (hat keinen Partner, wohnt 4 Minuten von uns) aber es ist für mich innerlich Stress und der Zustand ist so schlecht, dass sie Hilfe benötigt, die ich ihr nicht geben kann. Außerdem soll das Gästezimmer das Kinderzimmer werden und ich finde die Vorstellung, dass sie dort evtl stirbt einfach furchtbar. Sie hat die höchste pflegestufe, sackt aber einfach nur das Geld ein und holt sich keine Hilfe. Ich würde sie immer unterstützen, aber ich denke mein Mann und ich sollten beide ein ruhiges Zuhause haben um Energie für diese Unterstützung zu sammeln.
Wenn ich meinen Mann anspreche, wie es nach dem Krankenhaus weiter geht, blockt er ab.
Er sagte mir, dass er sie auch nicht so gerne hier hat, aber ich denke wenn es hart auf hart kommt, würde er sich breitschlagen lassen.
Eine Person im Endstadium Krebs zu betreuen bedeutet sehr viel Kraft und Arbeit, das können wir aus meiner Sicht nicht leisten. Was ja nicht heißt, dass wir nicht trotzdem helfen.
Sollte das Thema bald zur Sprache kommen, wie soll ich damit umgehen?

Liebe Grüße

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Das allerbeste für euch alle, denke ich, wäre ein Hospizplatz.
Dort ist sie rund um die Uhr betreut, hat palliative Pflege und die richtige palliative Medizin, die ihr die Angst und die Schmerzen nimmt, und ihr könntet jederzeit zu Besuch kommen.

In der Regel ist das auch ein guter Platz, wo dein Partner sich von seiner Mutter in Ruhe verabschieden kann, wo er sie auch gut allein lassen kann wegen seiner Prüfungen, und du dich auch schwanger wohlfühlen kannst.

Hospize sind in der Regel darauf ausgerichtet, auch auf die Bedürfnisse der Angehörigen einzugehen. Wenn er das kann, könnte er da sogar lernen. Die Mutter wird viel Schlaf benötigen.

Die Plätze sind begehrt. Ihr könntet jetzt alle Energie darauf richten, einen zu bekommen. Natürlich muss auch deine SM damit einverstanden sein. Aber wenn ihr klar seid, dass ihr vollkommen überfordert seid mit palliativer Pflege (und das ist nur verständlich, das hab ich letztes Jahr zweimal hintereinander gemacht, und schwanger würde ich das auch nicht machen wollen), gibt es wenig andere Alternativen außer ein Pflegeheim.

Viel Glück, dass ihr einen Platz bekommt!

Bearbeitet von Naima68
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Sucht euch bitte ganz dringend Hilfe im Rahmen einer Pflegeberatung und deren Möglichkeiten. Dazu gibt es kostenlose Krebsberatungsstellen.

Vor allem sucht sehr schnell einen Pallaitivdienst oder ggf. Einen Platz im Hospiz.

Ich kann den Wunsch zu Hause zu sterben gut nachvollziehen. Aber als Angehörige steht man oft den Schmerzen sehr hilflos gegenüber.

Ihr braucht da professionelle Beratung, welche Möglichkeiten es gibt und verlasst euch nicht nur darauf, dass der Hausarzt die Schmerzmedikation übernehmen wird.

Krebs ist eine fiese Sache und bedarf einer Palliativen Betreuung von Leuten, die darin explizit ausgebildet wurden.

Wir hatten es damals bereut, diese Hilfe nicht gehabt zu haben. Redet nochmal eindringlich mit der Mutter, was möglich ist und was nicht. Vielleicht findet ihr eine Lösung bzgl. häufige Besuche, um es ihr dann auch zu erleichtern. Einen sterbende Person zu pflegen bedarf viel Aufopferung und kann auch nachhaltig die Seele ins wanken bringen.

Daher überlegt euch die nächsten Schritte sehr gut.

Ich wünsche auch viel Kraft für die anstehende Zeit!

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Da ich das ganze bei meiner Oma bereits mitbekommen habe und wir mit einem Hospiz sehr gute Erfahrungen gemacht haben, ist das für mich auch die beste Lösung, allerdings blockt mein Mann ja total ab und möchte nicht mit mir drüber sprechen.
Am Ende wird es so sein, dass sich keiner gekümmert hat (seine Schwester sowieso nicht) und sie zu uns kommen „muss“ weil es keine andere Lösung gibt… :(

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Das tut mir sehr leid für dich.

Mach deinen Mann klar, dass er sich vor dem Tod nicht verschließen kann und er mit der Verweigerung das Leiden seiner Mutter nur bestärkt!

Er muss jetzt endlich erwachsen werden und auch Verantwortung gegenüber seiner Mutter zeigen.

Sag ihm, wenn er sich jetzt nicht kümmert, dass er die Entscheidung damit trifft, dass er sie pflegen wird. Dass er die Schmerzen direkt mitbekommen wird und er auch die Medikation, Hygiene, Umlagerung etc. übernehmen muss.

Und das du nicht bereit bist und es körperlich auch nicht leisten kannst, in die Vollzeit Pflege zu gehen. Denn das genau wird passieren.

Wenn er bereit ist, dafür ein Semester und die Prüfungen zu pausieren, dann kann er sich jetzt noch weiter verweigern....

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Hallo Sandrafly,
es ist wirklich sehr schwierig mit deiner Schwiegermutter. Aber es ist nich deine Aufgabe, sie zu pflegen, und schon gar nicht in dem Zustand. Wende dich an die Sozialstation des Krankenhauses. Die sind dafür zuständig was mit den Patienten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus passiert. Die haben auch die besseren Mögichkeiten. Dein Mann kann nicht alles auf dich abwälzen, er muss der Situation ins Auge sehen. Es geht nicht, dass die Schwiegermutter zu euch kommt. Es geht ihr wahrscheinlich schon so schlecht, dass sie in absehbarer Zeit starke Schmerzmittel bracht, dafür müssen Fachleute her.
Ich wünsche dir alles gut, pass auf dich auf und denke in ersten LInie an dich.

LG Schwabentatne

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Sie bekommt bereits Morphium … mir ist das alles total bewusst und wäre es meiner Mutter, würde ich mich auch um alles kümmern, aber alle meine Vorschläge werden einfach ignoriert und ich glaube er Hofft, dass es nochmal besser wird :(
Danke für eure ganzen Worte, das hat mir sehr geholfen, ich hatte mich sehr schlecht gefühlt, dass ich das nicht möchte und kann, aber ich denke das ist ganz normal.
Ich halte euch auf dem laufenden

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Du kannst auch nach einem ambulanten Hospizdienst schauen, die machen u. a. aufklärende Hausbesuche, nach meiner Erfahrung sehr kurzfristig. Oft sind das gemeinnützige Vereine. Meist mit wenigen Hauptamtlichen und ansonsten Ehrenamtlichen. Die Hauptamtlichen können in einem Gespräch mit deinem Mann klar machen, was diese Phase für seine Mutter bedeutet.
Ich würde sie einfach nach Hause zu mir einladen, wenn dein Mann sich stur stellt. Es geht ja auch um dich. Was dein Mann macht, das ist leider sehr grausam gegenüber dir und der Mutter.

Bearbeitet von Naima68
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Das tut mir sehr leid für dich und deine Familie.

Meine Schwiegermutter ist auch vor ein paar Jahren an einer aggressiven Krebserkrankung verstorben. Wie die anderen hier schreiben ist ein Hospiz die beste Lösung, alternativ eine Palliativstation im Krankenhaus.

GsD waren meine Schwiegermutter und mein Mann zugänglicher als deine Familienangehörigen.

Sie wollte zwar so lange wie möglich zu Hause bleiben, aber wir hatten trotzdem schon relativ früh Kontakt zu möglichen Hospizplätzen.

Letztendlich haben wir sie bis eine Woche vor ihrem Tod in ihrem Zuhause versorgt und ihrem Wunsch entsprochen. Und dann ging es einfach nicht mehr, weil sich ihr Zustand rapide verschlechtert, ich habe dann auch vorsichtig auf meinen Mann eingewirkt, dass er mit ihr spricht über die Situation. Wir hätten sie natürlich nicht gegen ihren Willen ins Hospiz gebracht, gsD hat sie dann selbst doch noch eingesehen, dass es wirklich nicht mehr geht und gsD bekam sie dann auch sofort einen Hospizplatz in dem Hospiz, mit dem wir vorher schon Kontakt hatten. Die Versorgung dort war sehr, sehr gut, niemals hätten wir oder der Hausarzt das zuhause leisten können. Und auch wir Angehörigen wurden unterstützt, auch beim Sterbeprozess eine Woche später.

Ich denke, du musst deinen Mann dazu kriegen, dass er zB mit der Sozialstelle oder einem behandelnden Arzt spricht, so dass sie ihm die Situation besser erklären können. Er darf die Augen nicht weiter verschließen, damit ist niemandem geholfen, auch nicht seiner Mutter.

Bearbeitet von nurmut
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Ich habe niemals jemand gepflegt, aber ich war schwanger, und weiß, wie extrem herausfordernd diese Zeit sein kann. Ich finde es nicht verwerflich, wenn du hier auf dich schaust. Ich sehe dich nicht in der moralischen Verpflichtung (würde ich auch unschwanger nicht sehen, aber so erst recht). Wenn ihr die Schwiegermutter viel besucht und emotional/praktisch unterstützt auch wenn sie woanders betreut wird, ist das auch sehr viel wert. Viel Kraft wünsche ich euch, und eine trotzdem auch schöne Schwangerschaft!

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Du Liebe,

wenn Du es noch nicht selber erlebt hast, kannst Du Dir nicht vorstellen, was für krasse emotionale und körperliche Belastungen bei der Palliativpflege eines sterbenden Angehörigen auf Euch zukommen. Und wie schrecklich der Sterbeprozess sein kann, selbst bei toller medizinischer Begleitung. Ich kann Dir nur raten: Holt sie auf keinen Fall zu Euch, sondern kümmert Euch JETZT - wie schon von anderen empfohlen - um einen Platz in einem guten Hospiz. Alternativ um einen Palliativpflegedienst, der sie BEI SICH zu Hause betreut. Dann könnt Ihr - wie Du geschrieben hast - in Eurer sicheren Umgebung Kraft sammeln, um den Weg mit ihr zu gehen. Dein Mann kann ja trotzdem jederzeit bei ihr sein, auch über Nacht, wenn er will. Und Du auch, wenn Du die Kraft dazu hast.
Du kannst selber recherchieren, telefonieren, Informationen besorgen - und das würde ich jetzt tun. Und dann Deinem Mann konkrete Vorschläge machen, im Zweifelsfall in einem durch eine dritte Person moderierten Gespräch.

Liebe Grüße und viel Glück, dass er es einsieht.

Bearbeitet von tiger39
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Wenn dein Mann gegen Argumente und Vorschläge immun ist, hilft vielleicht die deutliche Keule? Erkläre ihm, dass du nicht bereit bist, einen todkranken Menschen aufzunehmen und auch noch zu pflegen. Die Alternative, wenn er darauf besteht, wäre, dass du dann ggf die Wohnung tauschst? Du ziehst übergangsweise in die Wohnung deiner Schwiegermutter oder er zieht zu seiner Mutter und geht dann dort der Pflege nach.
Mache deine Position ganz klar. Es ist nicht fair, mit deiner Leistung zu planen, wenn die doch gar nicht zur Debatte steht.

Alles Gute.

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Also die Wohnung ist leider in einem ganz schlechten Zustand, da meine Schwiegermutter nicht besonders hygienisch ist. Es ist ein 1 Zimmer Apartment, da könnten die beiden auch nicht zu zweit leben. Wir haben ein großes Haus. Wenn’s hart auf hart kommt werde ich zu meinen Eltern gehen.
Ich hoffe aber, dass sich eine andere Lösung findet. Am Donnerstag ist die Tumor Konferenz und je nachdem was daraus kommt, werde ich dann alles mit meinem Mann besprechen, soweit das möglich ist. Ansonsten werde ich seine Tante kontaktieren, die sich bisher auch um vieles gekümmert hat bzgl Pflegestufe usw. Allerdings ist sie (glaube ich) auch der Meinung, dass meine Schwiegermutter bei uns gut aufgehoben ist.

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Bitte stehe für dich ein!! Du willst das nicht. Du musst das nicht!
Sag deinem Mann am besten heute noch, dass eine Pflege und ein Aufnehmen für dich nicht in Frage kommen und du dann ausziehen wirst. Egal, ob es nächste Woche oder nächsten Monat so weit wäre. Das kann er ja dann der Tante auch gleich mitteilen, die ebenfalls über DEIN Zuhause mit entscheidet.

Ich finde das echt unmöglich, wie über dich, deine Zeit und deine Räume von anderen Menschen entschieden wird.

Alles Gute.

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Hallo,

erstmal viel Kraft in dieser schwierigen Zeit. Wir hatten das gleich im letzten Jahr. SchwieMu im Endstadium, allerdings mit meinem SchwieVa im gleichen Haushalt.

Er konnte aber nicht das leisten, was sie gebraucht hätte. Schlussendlich bekamen wir einen Hospiz-Platz, dort war es einfach wunderbar, wenn man das so sagen kann in dieser schwierigen Situation. Dort gab es nichts, was es nicht gibt, sie wurde umsorgt, gepflegt und es wurden ihr alle Wünsche von den Augen abgelesen.

Sie ist auch dort verstorben.

Für sie und für uns alle war es die beste Lösung und ich würde es für mich, sollte es mal soweit sein, auch wollen. Denn ich möchte keine Belastung sein, weder für meine Tochter, noch für meinen Mann noch für sonstwen in der Familie.

Ich wünsche dir alles Gute, viel Kraft und eine schöne Kugelzeit

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Jedes Krankenhaus hat ja auch einen Sozialdienst, bitte ganz schnell an diesen wenden und die Ängste und Gedanken teilen.
Wenn ein Hospizplatz nicht verfügbar ist, kann auch ein ambulanter Palliativdienst in Anspruch genommen werden, nennt sich SAPV.
Vielleicht ist auch eine Kurzzeitpflege etwas?
Oder es wird auch direkt ein ambulanter Dienst involviert, der 3 mal zu ihr nach Hause kommen kann, wegen der Pflege.
Pankreas Carcinome sind aggressiv, es kann jetzt ganz schnell zu Ende gehen. Da hat weder deine Schwiegermutter etwas davon, "das Geld einzuheimsen", was der Pflege zusteht, noch dass dein Partner komplett abblockt.
Ich würde ihn und die Schwester ruhig aber bestimmt darauf ansprechen.

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Eine ambulante palliative Versorgung, also zuhause versorgen mit SAPV; bedeutet aber: ein Pflegedienst kommt maximal 3x, eher 2x mal am Tag, nur ganz kurz. Die Pfleger:innen haben einen mega durchgetakteten Tag, sie bleiben nur kurz.

Den Rest der Zeit und vor allem die Nächte, das sind mindestens 23 (!) Stunden, bräuchte die SM die Versorgung der TE und ihres Partners. Aber der Mann der TE muss ja arbeiten und sich auf die Meisterprüfung vorbereiten.

Der Palliativarzt kommt nur alle paar Tage. Man muss selbst entscheiden, welche Medikamente man gibt. Und u. U. alle 4 bis 6 Stunden selbst Morphium oder Tavor o. a. geben. Vor allem selbst entscheiden, wann die SM das braucht.

Auch den Toilettengang unterstützen, bis die SM nur noch Windeln braucht und aufpassen, dass die SM nicht stürzt. Auf akute Schmerzen reagieren. In der letzten Sterbephase muss man selbst entscheiden, ob die Medikamente reichen, den Mund evtl. befeuchten, letzte Wünsche erfüllen.

Ich schreibe das so krass, weil es das ist, was ich im letzten Jahr 2x gemacht habe.
Gerade diese Entscheidungen, mit denen man allein steht, sind so schwer.

Darum - Hospiz (!) oder alternativ Pflegeheim oder Palliativstation im Krankenhaus. Aber das Hospiz ist sooo viel besser.

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Ich sage ja auch mit keinem Wort, dass die TE das alles stemmen soll. Es müssen sich ganz dringend Bruder und Schwester zusammensetzen.
Und ja, das muss man alles machen, wenn es bei der SAPV bleibt, aber was soll man sonst machen, wenn man keinen Hospiz oder Palliativplatz bekommt? Die gibt es hier leider nicht
Wie gesagt, ist Kurzzeitpflege auch noch eine Idee. Die Suche für einen Langzeitplatz wird wahrscheinlich wieder etwas länger dauern.