Care Arbeit neu verteilen - Partner weigert sich

Ich bin mit meinem Latein am Ende und hoffe auf ein paar konstruktive Tipps. Es wird lang ..

Wir haben ein fast zweijähriges Kind. Für das erste Jahr hatten wir uns für die „klassische“ Variante entschieden. Ich war 12 Monate in Elternzeit, während mein Mann voll arbeiten gegangen ist.

Mit einem Jahr ist unser Kind in die Krippe gekommen. Seitdem gibt es Streit über die Betreuung. Wir haben „nur“ einen 35h-Platz bekommen. Mein Mann ist bei 100% geblieben und ich bin mit 75% (30h) wieder eingestiegen. Ich bringe und hole unser Kind und mache die Nachmittagsbetreuung. Mein Mann kommt gegen 18/18:30 Uhr (freitags gegen 15 Uhr) nachhause.
Der Alltag ist extrem eng getacktet. Sobald irgendwo Stau ist oder ein Termin länger dauert fängt das System an zu wackeln, was mich unheimlich stresst.
Zudem habe ich eine chronische Krankheit, die unteranderem Fatique auslöst.
Vor sechs Monaten ging nichts mehr. Seitdem bin ich (bei vollen Bezügen da Beamtin) krank geschrieben. Ich bin medizinisch gut angebunden und auf dem Weg der Besserung, aber solange sich in meinem Alltag nichts ändert, werde ich immer wieder in die völlige Erschöpfung geraten.
Ich könnte zwar auf 20h reduzieren um mehr Zeit für mich zu haben, möchte aber meine Arbeit eigentlich auch nicht auf das absolute Minimum beschränken, nur damit ich die Nachmittage irgendwie überlebe. Ich sehe hier auch meinen Mann in der Pflicht sich die Betreuung mit mir anders aufzuteilen. Außerdem täte etwas mehr Familienzeit uns ebenfalls sehr gut. Dafür müsste er allerdings Stunden reduzieren, was für ihn absolut nicht infrage kommt. Er stellt sich komplett quer.
Natürlich hätten wir insgesamt finanzielle Einbußen. Grundsätzlich können wir es uns aber gut leisten. Und ob wir die Variante 50/100 oder 75/75 nehmen macht kaum einen Unterschied, da wir ungefähr gleichviel verdienen.

Habt ihr ähnliches erlebt und wenn ja, wie gelöst?

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Das finde ich sehr krass. Andererseits muss ich auch ehrlich sagen dass ich mit einem Mann, der alles Caring als meine Aufgabe ansieht, vielleicht auch kein Kind bekommen hätte.

Aber auch in eurer Situation finde ich wirklich heftig, dass er meint, seine berufliche Entwicklung komplett auf deinem Rücken ausleben zu können. Ihr beide als Eltern habt Betreuung zu strmmen, und ihr beide als Team stoßt da gerade an eine Belastungsgrenze. Seine ist nur deshalb noch nicht erreicht, weil du ja alles abfederst. Ihr beide habt berufliche Wünsche. Wie kann er das bitte mit sich vereinbaren, auf seinen 100% zu bestehen und dich mit allem Orgaaufwand allein zu lassen? Und dir deine berufliche Entwicklung zu verwehren? Was ist denn da sein Argument? Warum denkt er, dass das in Ordnung ist? Was wäre wenn du einfach auf 100% aufstocken würdest und ihm sagen würdest, nun schau zu wie du das organisiert bekommst mit den Kindern, ich bin jeden Tag um 18 Uhr zuhause und helfe dann, muss doch reichen? Wäre ganz sicher nicht in Ordnung. Wollte er überhaupt Kinder?

Dahinter steckt halt die Einstellung dass das Kinderkümmern grundsätzlich deine Aufgabe ist und er "hilft". Und ja, wenn du dir das anders vorstellst dann ist er für dich kein guter Teampartner, so wie oben geschrieben. Ich muss sagen, wenn mein Mann mich so im Stich lassen würde um sein Ding durchzufechten, das würde was mit mir und meinen Gefühlen für ihn machen. Da käme ich mir ganz schrecklich vor.

Am Ende kannst du jetzt nur einknicken und deinen Groll gegen ihn ein paar Jahre unterdrücken bis es dann knallt, oder jetzt klar sein und eine Grenze ziehen. Tatsächlich gefährdet er mit seiner Kompromisslosigkeit eure Ehe. Ist ihm das klar?

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Aber dann würde ich kürzen, da ich die Sorge hätte, dass ich sonst irgendwann komplett ausgebrannt wäre. Du musst ja nicht dauerhaft weniger arbeiten, aber zumindest die nächsten Jahre? Mir würde es auch wenig helfen wenn mein Mann reduzieren würde und ich aufstocken, da ich aber auch das Gefühl habe, dass bei mir 20 Stunden Arbeit völlig reichen um mich gut auch noch um alles andere zu kümmern. Wenn dein Mann nun auch komplett quer schießt, ist es eh schwierig. Ich fürchte selbst wenn er es machen würde, würde er zwar das Kind abholen aber bei allem anderen streiken bzw sagen hab ich nicht geschafft? Wie z B. Kinderarzt, Waschmaschine anschmeißen etc. ? Sprich du arbeitest 30 Stunden, aber die mega Entlastung ist nicht da. Ich persönlich finde 30 Stunden als Mutter mit kleinem Kind eh zuviel. Aber das ist halt meine persönliche Meinung.

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Warum findest Du denn 30 Stunden für eine Mutter mit kleinem Kind zu viel?

Vermutlich doch, weil Du gedanklich die Carearbeit als ihre Aufgabe verortest.

Wir haben 2024, die TE und ihr Mann scheinen "gleichwertige" Berufe zu haben, aber trotzdem ist es offensichtlich für viele immer noch naturgegeben, dass sie als Mutter Haushalt und Kinderbetreuung zu stemmen hat

Das finde ich persönlich schwierig.

Sie möchte gerne -auch- wieder berufstätig sein. Und zwar so, dass es für sie sinnvoll ist. Und sie fragt um Rat, wie sie das verwirklichen kann, da hilft es doch nicht ihr zu sagen "steck halt zurück, ist ja Deine Aufgabe, Dich für Kind und Haushalt zurück zu nehmen!"

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Ändert doch nichts an dem eigentlichen Problem und zwar, dass die Erziehung bei TE bleibt.
Eine Mutter sollte einen Partner und einen Vater fürs Kind haben. Da ist dann die Stdanzahl, die sie arbeitet schnuppe.

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Ich habe nichts ähnliches erlebt, finde es aber unmöglich, dass dein Mann dich anscheinend nicht unterstützen will und sich komplett querstellt- es ist schließlich auch sein Kind und er muss seiner Verantwortung nachkommen.

Vielleicht gäbe es die Möglichkeit, dass ihr euch eine Haushaltshilfe sucht- die kann dann wenigstens saubermachen vlt. sogar Einkäufe erledigen.

Kann sich dein Mann überlegen, ob sein „mehr“ in die Haushaltshilfe geht oder er es selber macht.

BTW. Wer kümmert sich ums Kochen, Einkaufen, putzen, etc.
Schreibt mal auf, wer was macht- unabhängig von deiner Krankenschreibung.

Einkäufe macht hier der Mann nach der Arbeit oder Samstags gemeinsam, Kochen muss er auch, sowie saugen-trotz meiner Elternzeit.

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Ich gebe zu, ich habe keine wirkliche Lösung für Dich. Wir haben ähnliche Voraussetzungen. Vor der Geburt ähnliche Netto-Gehälter, ich Beamtin, er in der freien Wirtschaft und ganz "klassisch" sozialisiert. Elternzeit wollte er nicht machen, nicht mal die üblichen "Papamonate".

Das habe ich soweit akzeptiert. Als es um den Wiedereinstieg ging, haben wir halt diskutiert. Er ist Langschläfer, ich bin Frühaufsteherin. Mein Dienst beginnt um 7, da musste ich um 06:15 los, um pünktlich zu sein. Also war klar: Ich kann die Kinder nicht in die Kita bringen. Das ist von Anfang an sein Job. Und da Dein Mann erst so spät nach Hause kommt gehe ich mal davon aus, dass er das in Eurer Familie durchaus auch übernehmen könnte. So konnte ich meine Stunden relativ entspannt arbeiten, und auf dem Heimweg vielleicht sogar noch mal in den Supermarkt springen.

Vielleicht hilft es Euch in ein konstruktives Gespräch zu kommen, wenn eine neutrale dritte Person dabei ist, in einer Mediation. Aber dazu müsste Drin Mann eben bereit sein. Angesichts der Tatsache, dass Du bereits deutlich erkrankt bist, sollte ihm aber der Ernst der Lage durchaus bewusst sein. Wenn er es schafft, das zu ignorieren, eignet er sich halt leider nicht als Teampartner für Dich. So traurig das ist.

Bist Du bereits in Kontakt mit Eurem Eingliederungsmanagement? Die sollten eigentlich auch Ideen haben, wie es Dir mit Deiner Krankheit ermöglicht werden kann, sinnvoll Dienst zu versehen. Denn die chronische Erkrankung ist ja anscheinend unabhängig von der aktuellen Situation.

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Guten Morgen.

Eine perfekte Lösung habe ich leider nicht für dich. Ich kann dir nur sagen, wie wir es machen werden.

Ich arbeite 32h, mein Partner 40h. Bei K3 hatten wir die Elternzeit 6 Monate zu 6 Monate aufgeteilt. Jetzt bei K4 10 Monate zu 4 Monate. Wenn K4 ab Januar 2025 auch in die Kita geht, werde ich die zwei immer in die Kita bringen und er immer abholen. Er fängt dafür früher an, ich höre später auf. Arzttermine, wenn sie nachmittags sind, wird er daher zum Großteil übernehmen.

Vielleicht passt soetwas in der Art ja auch für euch. Dann könntest du dir den Stress etwas raus nehmen, wenn Termine mal länger dauern oder eben ein Stau ist. Es ist ja nicht nur dein Kind, sondern auch seines.

Bevor Verwirrung kommt: K1 und K2 sind bereits Teenager mit knapp 16 und 13,5 Jahren. Die brauchen keine Betreuung in dem Sinne mehr, sondern sind froh, wenn sie sich nach der Schule in ihren Zimmern verkrümeln können. 😅

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Wichtig wäre zu wissen, aus welchem Grund dein Mann seine Stunden nicht reduzieren will.

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Für meine Mann war das reduzieren auch nicht leicht. Eigentlich wollte er, aber kein anderer Mann im Bekanntenkreis hat das gemacht. Der Chef war beleidigt, die älteren Kollegen haben blöd gegrinst. Das macht es eben nicht leicht, wenn man weiß das Umfeld lehnt dies ab.
Letztendlich haben wir unsere Aufgaben gerecht 50/50 verteilt und da hat er gemerkt, daß schafft er gar nicht, wenn er nicht reduziert.
Sicherlich hast du in Elternzeit viel übernommen, daran habt ihr euch gewöhnt. Es gibt online so Liste, was alles zur Care Arbeit gehört. Druckt euch doch sowas aus und teilt die Aufgaben auf.
Wenn er das dann neben seinem Vollzeit Job schafft, auch gut. Sonst muss er die logische Konsequenz eben selbst ziehen.
Ich finde es aber etwas bedenklich, dass du schon im Burnout bist und er trotzdem nicht reagiert. Das ist nicht sonderlich liebevoll dir gegenüber.

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Guten Morgen,

Irgendwie kann ich deine Gedankengänge nicht ganz verstehen.

Nach der Elternzeit hast du ca 6 Monate gearbeitet und bist an einem Punkt angekommen wo nichts mehr ging. Und jetzt bist du seit sechs Monaten krankgeschrieben.

Deine Stunden willst du aber später nicht reduzieren. Warum eigentlich?

Du schreibst zwar "möchte aber meine Arbeit eigentlich auch nicht auf das absolute Minimum beschränken, nur damit ich die Nachmittage irgendwie überlebe.

Und genau das verstehe ich nicht. Du hast die Möglichkeit kürzer zu treten und nutzt sie nicht!?

Kann dein Mann seine Arbeitszeiten überhaupt reduzieren. Bei mir würde das nicht gehen. Wie war bei euch die ursprüngliche Vereinbarung bzgl. der Kinderbetreuung.

Gruss
Maxlander

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Warum sollte sie ihre berufliche Zukunft und damit ihre finanzielle Unabhängigkeit aufgeben, nur damit sie die Energie hat weiterhin die alleinige Betreuung des gemeinsamen Kindes sicherzustellen?
Meiner Meinung nach sind beide Elternteile gleichermaßen für die Betreuung des Kindes verantwortlich. Man kann es zusammen machen oder eben aufteilen. Hier scheint die Mutter bisher die Pflicht des Vaters zusätzlich übernommen zu haben. Das passt nun nicht mehr, also muss neu verteilt werden. Sich mit dem Argument „Ich kann keine Stunden reduzieren“ aus der Affäre zu ziehen und das Problem damit weiterhin bei der Mutter abzuladen, ist unterste Schublade.

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"Kann dein Mann seine Arbeitszeiten überhaupt reduzieren. Bei mir würde das nicht gehen."

Ich wette wenn du ne Frau wärst würde das gehen. Und wenn das bedeuten würde, dass du den Job wechseln musst.

Schade, dass deine Kinder und deine Frau so wenig Priorität für dich haben.

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Hat dein Mann denn überhaupt eine Ahnung, wie anstrengend Kinderbetreuung und Haushalt einschließlich Mental Load sein können? Ich liebe meine Kinder, aber ohne meinen Job als Gegengewicht würde ich eingehen. Dasselbe gilt für meinen Mann. Deshalb sind wir sehr darum bemüht alles 50:50 aufzuteilen. Die erste Elternteilzeit habe ich noch 12 Monate genommen und er zwei. Er hat aber schon viel zuhause gemacht. Trotzdem ist ihm erst in der zweiten Elternteilzeit, die wir 7 zu 7 Monate geteilt haben, klar geworden, was einem kontinuierliche Care Arbeit eigentlich abverlangt. Ja, für einige Leute gibt es nichts erfüllenderes als Kind und Haushalt, aber das gilt eben nicht für alle und das ist auch okay. Gleichzeitig gibt es ja auch ganz viele tolle unvergleichliche Momente mit Kindern, die ich nicht missen wollen würde. Und da frage ich mich immer, ob Elternteilen, meist Vätern, die sich so wenig einbringen eigentlich klar ist, was ihnen da alles entgeht. Frag deinen Mann doch mal, ob er nicht auch Freude daran haben könnte mehr mit eurem Kind zu machen, ob er es nicht irgendwann bereuen wird, sich so rausgezogen zu haben.