Streitthema Ernährung vom Kind

Hallo!

Mein Mann und ich haben einen 14 Monate alten Sohn. Der Kleine isst ganz gut, aber ich merke, dass seitdem er vom Familientisch isst, seine Vorlieben sich sehr geändert haben. Mein Mann hat das Alter von 12 Monaten als Grenze gesehen, ab welcher unser Sohn alles mitessen darf. Hier wird täglich Wurst angeboten oder mit Sahne oder viel Fett gekocht. Der Kleine isst normales Essen mit Gemüse oder gedunstete Sachen mittlerweile kaum, weil sie nach der stark gewürzten Wurst natürlich geschmacklos erscheinen. Ich bin der Meinung, dass Geschmack erzogen wird und die Erziehung fängt im Kleinkindalter schon an. Mein Mann sieht das anders und findet, wenn es dem Kleinen schmeckt, ist es ok. Irgendwann wird er selbst entscheiden, was er möchte oder nicht möchte. Meine Schwiegerfamilie sieht es auch so (wie mein Mann) und mir wird ständig vorgeworfen, ich wäre viel zu unentspannt. Ich habe so ein schlechtes Gewissen, wenn mein Mann mit der Streichwurst kommt. Das führt mittlerweile zu täglichen Konflikten zu Hause, was die Situation noch schlimmer macht.

Ich weiß nicht, was ich mir mit diesem Post erhoffe. Das ist vielleicht nicht mal der richtige Ort um das zu posten, aber ich dachte, vielleicht finde ich Mütter oder Väter, denen es auch so geht und die ein paar Ratschläge oder nette Worte haben. Ich will nur das Beste für meinen Sohn, habe aber das Gefühl, dass ich bei dem Thema Ernährung zu wenig ernst genommen werde

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Als Ernährungsberaterin kann ich dir sagen: der Geschmack wird durchs Vorbild der Eltern geprägt. Und zwar genau durch das, nicht weniger und selten mehr.

Ihr könnt eurem Sohn verbieten oder erlauben was ihr wollt, das wird nicht funktionieren wenn ihr euch selbst (dein Mann) anders ernährt.

Euer Familientisch sollte überwiegend gesund sein, also das, was ihr Eltern auch esst. Dann stört ein bisschen (gutes!) Öl oder Mal Wurst auch nicht. Genauso wie es deinem Mann in Maßen auch nicht schadet.

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„Als Ernährungsberaterin kann ich dir sagen: der Geschmack wird durchs Vorbild der Eltern geprägt.“

Okay und wie kommt es dann, dass in so vielen Familien die Erwachsenen ein normales Essen zubereiten und die Kinder immer nur Chicken Nuggets essen wollen? Das ist ja beileibe kein Klischee, sondern erlebe ich selbst so und viele andere auch.

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Das ist ein ganz natürliches Verhalten. Wenn Kinder mobil werden und sich immer weiter von den Eltern entfernen (denk an die Steinzeit) ist es wichtig, dass sie nicht überall irgendwas potentiell giftiges essen. Kinder sind daher biologisch drauf gepolt nur sehr gut bekannte, eher neutral schmeckende Lebensmittel zu essen. Das ändert sich automatisch mit dem älter werden wenn vielfältige Lebensmittel angeboten werden.

Es ist zu einem gewissen Grad beeinflussbar durch:
- Vielfältige Ernährung in der Schwangerschaft
- Stillen
- Vielfältige Ernährung in der Stillzeit
- Ein sehr vielseitiges Nahrungsangebot von Anfang an (z.b. auch schon Stangensellerie, Koriander und leicht scharf in der Beikost anbieten)
- Häufiges Anbieten einzelner abgelehnter Lebensmittel

Ich empfehle Eltern mit "heiklen" Kindern immer folgendes:
- ca 3 Lebensmittel auf dem Teller, möglichst separat und kein Mischmasch
- davon: 1 Kohlenhydrat, 1 Protein und 1 Gemüse/Obst
- Eins der Lebensmittel soll sehr gerne gemocht werden (lockt an den Tisch, nimmt Angst), 1 akzeptiert und 1 darf neu oder unbeliebt sein
- Es wird nicht kommentiert was das Kind isst oder zum probieren gedrängt

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Hmm, also unser 11 Monatiges Kind isst auch bei uns mit.
Bevor Salz zb in den Kartoffelbrei kommt nehme ich einen Löffel für ihn raus.
Allerdings kochen wir auch so, dass man es von klein bis alt unbedenklich essen kann.
Also altersmäßig kann man die normale Familienernährung schon an das Kind weiter geben. Die Frage für mich ist,ob du nicht allgemein etwas an der Ernährung von euch ändern müsstest, wenn es dir wichtig ist. Oder willst du jetzt für immer extra kochen/zubereiten für euer Kind?
Zudem finde ich die Vorbildfunktion auf jeden Fall einen der wichtigsten Punkte bei der Ernährungserziehung. Unser ältester Sohn (heute 11) wollte alles nur von meinem Teller essen, ging super,weil ich es ihm unbedenklich geben konnte.

Bearbeitet von Vierfach-Mami
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Ich würde da differenzieren. Ich lege zuhause auch Wert auf gesunde Ernährung, aber auch hier gibt es öfters Soßen mit Sahne. Je nachdem was noch drin ist, finde ich das nicht dramatisch. Was meinst du mit "viel Fett gekocht"? Ich brate gern Brokkoli mit Sesamöl und Knoblauch. Lecker, relativ gesund meiner Meinung nach, aaaaber es ist Fett (Öl) dran. Meine Schwiegermutter bringt ab und an frittierte Teigtaschen mit, finde ich auch ab und an ok.
Streichwurst ist sicherlich nicht optimal, aber wie bei fast allem macht hier die Dosis das Gift. 1-2x die Woche finde ich persönlich bei Kindern in dem Alter völlig ok. Täglich finde ich auch zu viel.
Bei uns ist es die Nutella, die es eben ausschließlich Sonntag morgens gibt.

Ich denke, wenn bei euch ständig ungesunde und leckere Sachen in Gegenwart des Kindes gegessen werden, kannst du es gar nicht verhindern. Spätestens in ein paar Monaten kriegt er sofort spitz wenn Papa was Leckeres hat, auch wenn du ihm nur gedünstete Karotte aufgefüllt hast.
Will sagen, du kannst dein Kind höchstwahrscheinlich sowieso mittelfristig nicht davon fernhalten. Ich würde also versuchen, früh einen maßvollen Umgang mit einer großen Auswahl Lebensmittel zu üben. Da muss dein Mann aber mitziehen, etwas gesunde Ernährung muss er dann selbst auch mitmachen. Die tut ihm sicher auch gut.
Vielleicht versuchen, sich irgendwo in der Mitte zu treffen? Es gibt für alle inkl. Kind das gleiche Essen. Versucht, Gerichte zu finden, mit denen ihr alle glücklich seid.

Und wenn dein Mann seine "Extrawurst" braucht, darf er die heimlich abends in der Küche essen.

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Gemüse braucht Fett! Das Carotin des Brokkolis könnte ohne Fett gar nicht erschlossen werden. Außerdem würde Gemüse ohne Fett einfach nicht schmecken. Auf die richtige Menge kommt es an.

Wurst würde ich dem Kind allerdings gar nicht geben, Enthält meist allerhand dubiose Zutaten und relativ viel Salz. Muss nicht sein.

Bearbeitet von Blaumeise1
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So sieht es auch.

Und auch unser Körper braucht Fette. Zudem gibt es viele wahnsinnig gesunde Fette. Kann dieses „aaaaaaber es ist Fett dran“ nicht nachvollziehen. 🤔 Als ob Fett per se etwas schlechtes wäre.

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Wie ernährst du dich denn? Leb deinem Kind doch einfach deine ausgewogene Ernährung vor und bietet daher beides an :)

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Ich bin da komplett bei dir. Klar dürfen die Kids irgendwann "alles essen", aber Fertigzeugs, fette Wurst, Süßkram, Salziges, das verdirbt ganz fix den Geschmack. Und ist auch einfach ungesund.

Vielleicht müsst ihr da mal ein Grundsatzgespräch führen. Es ist ja nachgewiesen dass viel Zucker, Salz, rotes Fleisch, Wurstwaren etc. wirklich gesundheitsschädlich sind. Von Diabetes über Herzerkrankungen bis hin zu Krebs gibt es da alle möglichen Folgen. Ich fände es auch sehr schwierig, wenn ich gesunde Ernährung im Blick habe und dann als unentspannt tituliert werde. Erklär ihm halt nochmal worum es dir geht und bitte ihn um Unterstützung.

Was mich wundert ist, dass du bei eurem Sohn so aufpasst, aber euer Familienessen scheinbar eher nicht so arg gesund ist. Warum kocht und kauft ihr nicht einfach Dinge, die das Kind problemlos mitessen kann und ernährt euch als ganze Familie gut?

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Hi,
ich kenne das ähnlich und ich vermute mal stark, dass die beiden ihren Haushalt auch auf Augenhöhe führen. Sprich, wenn der Mann einkaufen geht, geht er halt einkaufen und da werden dann, neben den Sachen vom Zettele, ganz „eigenmächtig“ diverse andere Dinge gekauft und halt auch gekocht und konsumiert. Und da muss ich ganz ehrlich sagen, ginge es mir gegen den Strich meinem erwachsenen Mann akribisch vorzuschreiben, was er da zu tun hat. Das wäre keine Augenhöhe. (Meiner ist aber relativ bemüht und ich habe beim Kochen das Zepter in der Hand behalten🤪)
„Warum kocht und kauft ihr nicht einfach Dinge, die das Kind problemlos mitessen kann und ernährt euch als ganze Familie gut?“ ist dann doch ziemlich von oben herab, denn genau das möchte sie ja tun, deshalb ihr Beitrag, er zieht aber nicht mit. Er ist blöderweise aber erwachsen und mündig und sie nicht die Chefin, sondern die Partnerin.🤷‍♀️

vlg tina

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Hm, von oben herab sollte das nicht klingen. Ich hatte den Post der TE bezüglich täglich Wurst, es wird mit viel Sahne und Fett gekocht etc. eher so verstanden, dass wirklich nur beim Sohn darauf geachtet wird. Da war ich glaube ich auch nicht die einzige. Und dann war eben der Vorschlag, vielleicht das Thema allgemeiner aufzumachen, für die ganze Familie, und nicht zu sagen der Sohn darf dies und das nicht.

In jedem Fall hast du aber recht dass der Partner scheinbar nicht mitzieht. Einem erwachsenen Mann was vorzuschreiben finde ich auch schwierig. Aber sie schreibt sie fühlt sich mit ihren Bedenken nicht ernst genommen, sie wird als unentspannt kleingeredet. Das ist für mich dann irgendwie auch keine Augenhöhe.

Ich hab ihr ja nun auch nicht vorgeschlagen sie soll ihm die Wurst wegreißen oder den Einkauf verbieten, sondern eher nochmal Überzeugungsarbeit für ihre Mission leisten. Ansonsten bin ich da ratlos. Für mich ist das ein wichtiges Thema und ich verstehe die TE echt gut, dass sie sich da quält, wenn sie sich Gedanken macht und dann doch jeden Tag die Streichwurst auf dem Tisch steht. Einem erwachsenen Menschen was vorschreiben, ok, finden viele oll. Geh ich mit. Aber wenn ich zuhause gesunde Ernährung (ob nur fürs Kind oder für alle) durchsetzen will und boykottiert werde, was soll man da machen? Einfach machen lassen, weil er ist ja der Papa? Ist doch auch nicht optimal? Also was macht man dann?

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Ich sehe das Problem auch eher dann bei eurer Ernährung. Du schreibst:

"Hier wird täglich Wurst angeboten oder mit Sahne oder viel Fett gekocht."

Das heißt ja, dass ihr euch nicht besonders gesund ernährt. Und aus meiner Erfahrung ist das Familienessen erstmal interessanter, als das extra Baby-/Kinderessen (bis dann die "nur trockene Nudeln" Phase kommt).
Wie sieht denn der langfristige Plan aus? Langfristig solltet ihr mit gutem Beispiel vorangehen.

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Der Kleine isst normales Essen mit Gemüse oder gedunstete Sachen mittlerweile kaum

Hier auch die Frage ob du das denn isst ? Kocht dein Mann und du seperat für euch beide ?

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"Hier wird täglich Wurst angeboten oder mit Sahne oder viel Fett gekocht."

Das Essen kocht sich ja nicht selbst. Wie gesund oder ungesund ihr kocht, ist doch eure Entscheidung. Am besten wäre es doch wohl, grundsätzlich gesunde Mahlzeiten mit viel Gemüse und nicht zu viel Fett zu kochen, von denen ihr dann alle esst. Denn natürlich wollen kleine Kinder das essen, was die Eltern essen.

"Mein Mann hat das Alter von 12 Monaten als Grenze gesehen, ab welcher unser Sohn alles mitessen darf."

Bei gesundem Essen ist das nicht völlig falsch. Trotzdem wundere ich mich darüber, dass offenbar dein Mann allein so etwas zu entscheiden hat. Spielt bei der Erziehung deines Kindes deine Meinung keine Rolle? Und was hat deine Schwiegerfamilie da mitzureden?

Bearbeitet von Blaumeise1
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Eigentlich ist es ziemlich einfach.
Ihr wollt Fleisch braten und würzen?
Nehmt öl bratet das Fleisch bis es durch ist nehmt die Kinderportion ab und würzt danach euer Fleisch.
Ihr wollt ne Sahnesauce essen? Ja gebt ihm ein paar Drops, er muss ja keine ganze Kelle bekommen.
Ihr wollt Nuggets essen? Ja dann macht das doch aber mit Gemüsebeilage dann sind auch MAL Nuggets halb so wild.
Dünste deine Karotten mach ein Kartoffelpüree dazu und Zack hat das Kind Spaß daran.
Anstatt auf Krampf die eigene Vorstellung durchbringen zu wollen, einfach kreativ werden das es allen passt. Da muss man halt als Familie einen Mittelweg finden.
Wie viele andere schon gesagt haben es wird nicht klappen darauf zu bestehen das das Kind gedünstete Karotten isst und Mama und Papa nebendran mit Burgern sitzen.