Für Partner umziehen?

Hallo ihr Lieben,

ich, 34 Jahre alt lebe mit meinem Mann und meiner 1,5 Jahre alten Tochter in einer Doppelhaussiedlung in einem kleinen Dorf in meiner Heimat Österreich. Ich habe meinen Mann hier kennen und lieben gelernt und wir sind seit 11 Jahren verheiratet. Wir wurden immer als das Traumpaar beschrieben und ganz ehrlich, ich fühlte mich auch immer so.. wir gegen den Rest der Welt und unserer Beziehung kann nichts etwas anhaben. Bis vor 4 Jahren haben wir in einer Wohnung in einer "kleinen" Großstadt gelebt, er war selbstständig ich mit dem Studium gerade fertig. Er hat dann seine Firma verkauft weil sie ihm nicht mehr glücklich machte. Wir haben dann entschieden, da uns beide das richtige Großstadtleben gereizt hat, dass wir nach Wien ziehen. Nach einem Jahr habe ich jedoch für mich entschieden, dass die Stadt doch zu groß ist und ich wieder zurück will, meine Familie (die Beziehung mit ihnen ist leider ein Auf und Ab) ist ebenfalls in unserer Ausgangsstadt. Mein Mann fühlte sich wohl in Wien, entschied sich jedoch für mich wieder zurück zu ziehen. Da wir eine Familie gründen wollten und in unseren Köpfen es so verankert war, kauften wir uns ein Haus am Land. Ich habe einen Job, in denen ich auch sehr gute Freunde habe. Mein Mann ist leider gar nicht angekommen, er fühlt sich in seinem Job nicht wohl und hat auch leider keinen Anschluss gefunden. Viele Leute sind leider auch nicht gerade positiv Deutschen gegenüber eingestellt und das bekommt mein Mann auch immer wieder ab. Was ich richtig furchtbar finde. Vor 1,5 Jahren ist unsere kleine Maus auf die Welt gekommen und diese Zeit war richtig krass herausfordernd für uns, sie ist eine katastrophale Schläferin und braucht unter Tags auch ganz viel von uns (hier bitte keine Ratschläge hinsichtlich Kind) es hat einfach ein paar gesundheitliche Herausforderungen gegeben. Mein Mann hätte in Deutschland besser Berufschancen und mit der Integration würde er sich vermutlich auch leichter tun (nur schon mal wegen dem Fremdenhass). Eigentlich haben wir immer schon vom Leben am Meer geträumt und haben auch oft bei der Nordsee oder Ostsee Urlaub gemacht. Er würde dort sehr gerne einen Neustart machen und er sagt, er wird hier nicht mehr glücklich, bzw ist er es auch nicht. Ich weiß nicht was ich tun soll, einerseits haltet mich hier meine Arbeit und meine Freunde (auch wenn es nicht viele sind) und auch meine Familie, mit denen die Beziehung zwar schwierig ist aber ich hab auch zwei Neffen, zu denen mir die Beziehung auch sehe wichtig ist. Ich will aber an erster Stelle an meine Familie (mein Mann und mein Kind) denken und die stehen für mich auch an erster Stelle, so weiß ich jetzt nicht ob ich es riskieren soll und versuchen soll ob ich auch in Deutschland glücklich werden kann und alles noch einmal von vorne starten, oder soll ich hier bleiben? Es ist mir ja auch unendlich wichtig, weil ich ihn über alles liebe, dass auch mein Mann glücklich wird. Bitte um eure Meinung!

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Hi

liest sich für mich so, als würdest Du Dich einen Ticken leichter tun, Dich in neuen Umgebungen zu assimilieren und neue Kontakte zu knüpfen. Und da Dein Partner schon mal für Dich den Ort gewechselt hat, warum sollte er das nicht wieder tun wenn Du an der Küste todunglücklich wirst? Norddeutsche gelten zwar als etwas kühl und wortkarg und nicht so halligalli wie zB Rheinländer aber wenn das Eis gebrochen ist, können gute Freundschaften daraus werden.

Vielleicht hilt es, dass neue Zielgebiet nicht als Endstation sondern erstmal nur als weitere Station zu sehen. Schlussendlich: Es wird sicher einen Ort auf dieser Welt geben, wo Ihr beide ankommen könnt.

Viel Glück.

BG

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Verstehe ich es richtig, dass ihr in Kleinstadt X gelebt habt, dann nach Wien seid und zurück nach X. Warum konnte denn dein Mann nicht an all die Verbindungen anknüpfen, die ja vor Wien schon da waren? Was ist jetzt anders?

Ansonsten sehe ich es so: wenn ihr es beide am Meer versuchen wollt, würde ich mir zuerst einen Job suchen, denn das ist in manchen Teilen ja nicht so einfach. Dann sucht ihr parallel nach einer Immobilie, in der auch mal ein Neffe oder die Eltern übernachten können und dann versucht es einfach. Wer es nicht versucht hat, kann nicht sagen, ob es gut ist oder nicht ;-) Ggf tut die Veränderung und die Meerluft deiner Tochter auch irre gut.

Einfach mutig sein, denn ihr drei seid doch ein tolles Team.

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Ich würde das machen, ja. Es ist immerhin ein gemeinsamer Traum.

Wir sind von der Großstadt zurück ins Nichts gezogen, wo wir aufgewachsen sind. Es war einfach klar, dass es meinem Mann besser gefällt. Den entspannt das Leben dort. Er hat einen Job, bei dem er ständig in Kontakt mit sehr vielen Menschen ist, viele Reisen und so...Das Ende der Welt ist für ihn das richtige und ich konnte mich damit arrangieren. Ich würde lieber wieder in der Großstadt leben, aber aktuell ist das gut so.

Das würde ich an deiner Stelle im Kopf behalten: Es muss doch nicht für immer sein. In unserem Alter ist das keine Entscheidung für den Rest des Lebens. Probiert es aus. Ich könnte jedenfalls nicht an einem Ort bleiben wo ich merke, dass mein Partner unglücklich ist und es auch nicht besser wird. Scheinen ja keine Anfangsschwierigkeiten zu sein...

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Hallo Sarah,

das ist wirklich eine schwierige Frage.
Ich habe mal an direkt an der Ostsee gelebt, habe mir auch eingeredet, dass ich am schönsten Ort in Deutschland lebe. War äußerlich auch ziemlich schön. Aber die richtigen Menschen fehlten mir. Ich bin wieder zurück gezogen in "meine" Großstadt, die echt viele Nachteile hat.

Außerdem kam der Frühling 3 Wochen später als in meiner Geburtsstadt. Meine Mutter erzählte am Telefon, dass die Narzissen blühen, während mir der Frühling da so lang wurde, während die Nächte im Sommer ewig lang und hell waren. Das war eigentlich 1 Jahr spannend, aber die langen Nächte hätte ich mit "meinen" Leuten verbringen wollen. War eine interessante Erfahrung, auf was es so ankommen kann. Jedenfalls auf Dinge, die mich selbst überrascht haben. Es lebten dort aber auch viele Menschen, die sagten, sie seien endlich am richtigen Ort und die kühle Jahreszeit und "kühlere" Sommer mochten.

In Wien wiederum könnte ich mir auch vorstellen, jederzeit zu leben. Wäre das ein Kompromiss? Eine tolle Stadt. und sehr lebenswert. Naja, auch da fühlte ich ein bisschen Deutschenbashing, aber das wird ja durch das internationale Flair übertönt.

Eines könnte ich persönlich nicht ausblenden: andauernden Fremdenhass. Weder mir gegenüber noch anderen Menschen im Ort gegenüber. Da kann ich deinen Mann sehr, sehr gut verstehen. Vielleicht könnt ihr euch ja noch ein bisschen Zeit lassen und hier und da Urlaub machen und reinfühlen. Die Stellenanzeigen anschauen. Wien-Süddeutschland-Ostsee-Nordsee-xy. Der Entschluss zu verkaufen wäre ja schon mal ein ganz klarer Schritt, mit dem du deinem Mann signalisieren könntest: Ich mach mich bereit und bin offen, es muss nur das Richtige kommen.
Alles Gute für eure Suche.

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Wenn ich ehrlich bin, liest es sich so, als überlappten sich da eine ganze Menge Themen, die sich wechselseitig verstärken. Dein Mann fühlt sich im Job nicht wohl. Euer Kind ist krass fordernd. Fremdenhass. Dein Mann nicht richtig integriert. Du hast offenbar immer wieder Probleme mit Deiner Familie.

In der Gemengelage ist doch "Neustart" an Nord- und Ostsee nicht das "Leben eines Traums", sondern klingt eher nach einer Flucht und dem Glauben daran, dass man mit der dann dritten radikalen Veränderung einer Wohnsituation binnen fünf Jahren Dinge verbessern könnte.

Ihr habt aber doch jetzt gerade schon das im Kopf verankerte "Haus am Land" bezogen vor gar nicht langer Zeit, davor ging es in die Großstadt Wien und es funktioniert(e) beides nicht richtig - und in der kleinen Großstadt davor auch nicht so, dass man sagte, wir bleiben da und wurzeln, sondern da gings nach Wien. Jetzt Nord- und Ostsee, weils im Urlaub da schön war?

Ich würde mich da wirklich erst mal sortieren - was sind die Themen - wie löst man sie - was hängt mit der räumlichen Situation zusammen und was mit ganz anderen Themen (Job, Persönlichkeit). Wenn es in einer kleinen Großstadt, auf dem Land und in Wien nicht zur Zufriedenheit beider "funktioniert", dann ist nicht der Ort das Thema, wäre mein Tipp.

Mag spießig klingen, und wenn das wirklich Euer Traum ist - Go for it. Schon das Träumen und Planen macht ja Spaß. Ich habe aber da eine sehr gefestigte Meinung, wenige familiäre/persönliche Themen und Unzufriedenheit sind in meinem Umfeld durch die veränderte Wohnsituation nachhaltig verbessert worden - aber der Glaube, dass es die Wohnsituation ist, die der Schlüssel sei (oder umgekehrt die Ursache vieler Probleme), der ist weit verbreitet.

Alles Gute Euch

Bearbeitet von ClackClack
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Manchmal muss man einfach einige Sachen ausprobieren um zu wissen wo man ankommen kann. Ich bin in meinen 20ern und 30ern auch viel umgezogen, 3 Laender, mehrere Staedte und bin jetzt seit 15 Jahren in meiner `forever (naja, mindestens noch mal ein paar Jahrzehnte kann ich mir gut vorstellen) Stadt' angekommen.

Ihr seid jung, wenn es ein Traum ist, warum nicht auspropieren? Euer Kind ist noch nicht an eine Schule gebunden, da habt ihr jetzt noch die Freiheit es zu tun.

Ich wohne sehr weit von zu Hause weg und lange Jahre war meine Beziehung zur Familie schwierig, jetzt wo wir alle ''altersmilde'' geworden sind ist es super harmonisch und die liebe Familie nimmt sogar die weite Reise auf sich um mich in meinem Haus zu besuchen. Den Weg musste ich vorher immer auf mich nehmen.

Was ich damit sagen will ist dass raeumliche Naehe nicht immer auch emotionale Naehe heisst.

Und wenns Euch am Meer nicht gefaellt, warum dann nicht nahe and die Oesterreichische Grenze ziehen?

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Ich kann Dir nur von mir erzählen.
Ich hab meinen Mann vor 20 Jahren kennengelernt als er auf einer Messe in München war. Ich hab damals in einem Restaurant gearbeitet um mein "Taschengeld" zur Berufsausbildung (reine schulische Ausbildung ohne Gehalt) auf zu bessern. Da traf ich auf ihn und hab mich sofort in ihn verliebt. Er kam aber aus Italien. 2 Jahre haben wir eine Fernbeziehung gehabt. Jedes 2. Wochenende kam er und ich die dazwischen zu ihm. (Gut waren von München aus nur knapp 400km)
Ich stand damals vor der Herausforderung was ich machen soll nach meiner Berufsausbildung. Er konnte nicht nach Deutschland ziehen da er das Familienunternehmen übernehmen sollte. Also ich nach Italien oder Beziehungsende oder warten bis die Fernbeziehung scheitert.
Dazu kam, dass ich damals zum Umzug dann 20 war und er zu dem Zeitpunkt bereits 34. Also dementsprechend hatte ich aus dem Freundeskreis und teilweise von der Familie kein positives Feedback zum Umzug.
Ich hab mich trotzdem dazu entschieden. Fremdes Land, fremde Sprache usw. Job in einem Land, dessen Sprache ich kaum konnte etc.
Ja es war schwer und es war hart die erste Zeit und ja ich war anfangs nicht immer glücklich. Aber für ihn, für unsere Beziehung, heute für unsere Ehe und unsere Kinder war es das absolut wert.
Heute möchte ich hier nicht mehr weg. Ich habe tolle Freunde gefunden, mein Leben super gemeistert.

All das wobei ich mir so unsicher war zuerst, worum ich zweifel hatte, hab ich - haben wir alles geschafft und es war die beste Entscheidung in meinem leben.

Bearbeitet von Valentina86