Seit anderthalb Wochen ist in meiner Welt nichts mehr so, wie es mal war. Mein Vater kam auf die Intensivstation und vor einer Woche ist er verstorben. Ich habe 24 Stunden vor seiner Diagnose erfahren, dass er unheilbar krank ist. Schon als er auf die Intensivstation kam, stand ich völlig neben mir. Ich bin dann 400km zu ihm gefahren (ohne Mann und meine Kinder) und 24 Stunden später starb er. Er war eine Seele von Mensch, mein Papa, ein toller Opa und er fehlt mir so sehr. Mein Mann (selbständiger Spediteur) war schon in der Zeit auf der Intensivstation wenig hilfreich, hat einfach so weitergemacht wie vorher, obwohl es mir nicht gut ging. Nachdem mein Vater dann verstorben ist, sagte er laufend, dass ihm alles zuviel ist, dass er alles nicht schafft, dass die Kids nicht machen, was sie sollen. Ich sagte ihm, dass ich dafür keinen Kopf habe, daraufhin sagte er, dass er seinen Frust ja bei irgendwem ablassen müsse. Ich sagte ihm dann, dass ich hierfür gerade die Falsche sei. Wir hatten schon vor dem ganzen Drama mit meinem Vater einen Urlaub gebucht und uns dann gemeinschaftlich entschieden, diesen auch anzutreten. Bevor das mit meinem Vater passiert ist, sagte mein Mann schon, dass er an drei von 5 Tagen vom Urlaubsort aus arbeiten müsse und einen Tag wäre Feiertag und Freitag nimmt er sich aber frei. Die Personaldecke sei so dünn, dass es nicht anders machbar wäre. Ich habe Verständnis gezeigt und alles so hingenommen, obwohl ich mir gerade jetzt einen Mann an meiner Seite gewünscht hätte, der für mich da ist und mich auffängt. Gestern eröffnete er mir, dass er am Freitag nun auch arbeiten müsse. Ich bin echt sauer und habe ihm auch gesagt, dass die Firma nicht untergehen wird, wenn er einen Tag nicht arbeitet. Er meinte, dass genau das passiert, die Kunden laufen weg und sie mussten sogar schon einen Mitarbeiter aus der Rente reaktivieren. Ich habe bis hierhin immer Verständnis gehabt, aber an diesem Punkt fehlt es mir. Ich bin tief enttäuscht. Übertreibe ich es oder sehe ich es richtig, dass ich auch mich jetzt mal in den Vordergrund dränge? Wie kann ich ihm verständlich machen, dass ich ihn brauche? Ich habe es ihm gesagt, aber das kommt nicht an und er sagt immer nur, dass es derzeit nicht anders geht. Ich habe auch noch viel zu organisieren, Beerdigung, Trauerfeier, Wohnung ausräumen, ich kann auch nicht mehr. Ich bin derzeit krankgeschrieben, müsste sonst eigentlich auch arbeiten....
Ich trauere und er sieht nur den Job
Mein beileid, abgesehen davon dass es echt traurig ist, finde ich den Lebensstil deines Mannes nicht gesund.
Ich würde mir sorgen um seine Gesundheit machen so eingespannt wie er ist.
Leider glaube ich ihm das dass die Firma ohne ihm nicht läuft. Viele selbstständige kämpfen steht ja tagtäglich in der Zeitung.
Das hamsterrad dreht sich zu schnell bei ihm.. Gefahr dass es ihn raus schleudert..
Mein beleid!
Ich denke nicht das er dich nicht versteht oder sonstiges.
Aber er ist stelbst und ständig.. wenn es seine firma kst und diese am schwanken dann MUSS er machen.
Er fährt ja auch mit in urlaub klar ist das blöd mit arbeiten aber besser so als finanziell zerstört oder?
Ich verstehe dich absolut du bist traurig und frustriert und das darfst du auch sein! Du brauchst zeit für dich zum verarbeiten und trauern und gönn dir diese zeit auch diese ist eine ganz wichtige!
Aber sei nicht so hart zu deinem mann ich kann ihn auch verstehen.
Wünsche dir mein Beileid.
Was genau sollte dein Mann denn jetzt tun, während du trauerst? Er kann doch nicht Tage und Wochen (so lange es eben dauert) neben dir zu Hause sitzen. Firma schließen? Statt Urlaub mit euch machen, die Wohnung mit dir ausräumen? Was genau ist für dich "in den Vordergrund drängen" in dem Zusammenhang der Trauer?
Schau, ihr habt nun jeder eure top Prios auf den Tisch gepackt. Dein Mann muss arbeiten, wird den Feiertag und Sonntag mit euch verbringen. Er hat Angst, dass er das alles nicht schafft, konnte sich noch nebenher um die Kinder etwas kümmern.
Du bist in Trauer und musst dich um einiges kümmern, dazu bist du krank geschrieben.
Erst mal Fakt.
Du kannst nichts für ihn aktuell tun, ausser das anzunehmen.
Er kann nichts für dich tun, ausser versuchen, seine rare Zeit der Familie zu geben.
Freue dich nun auf die freien Tage und Stunden mit deiner Familie. Es ist bei euch kostbare Zeit. Plant was Schönes zusammen. Das bringt dich auf andere Gedanken. An den Tagen mit arbeitendem Mann beziehe die Kinder mit ein beim Auf- und Ausräumen usw.
Ich denke die Frage ist hier generell ob sich die Selbstständigkeit deines Mannes mit dem Familienleben vereinbaren lässt.
Das wird ja schon immer sehr problematisch gewesen sein. Aber jetzt wo du nicht mehr alles puffern kannst wird es halt nochmal schwieriger.
Ich kenne eure wirtschaftliche Situation nicht und weiß nicht wer wie viel zum Einkommen beiträgt. Ich weiß auch nicht ob die Firma so wahnsinnig viel abwirft dass sich die Selbstständigkeit lohnt.
Daneben gibt es auch Leute die grundsätzlich ihre Prioritäten und ihr Zeitmanagement nicht im Griff haben egal was sie arbeiten. Nach dem Motto alles für den Dackel alles für den Hund. Ob dein Mann da dazu gehört weiß ich nicht.
Ich würde an deiner Stelle das Gespräch nochmal suchen um zu schauen wo man drehen kann bei ihm und auch bei dir damit grundsätzlich mehr Zeit für die Familie rausspringt.
Das geht natürlich alles nur wenn er auch dafür offen ist und mitzieht. Es geht auch nur wenn du wieder einigermaßen fit bist.
Macht der Urlaub denn so überhaupt für dich Sinn? Ich weiß nicht wie alt deine Kinder sind aber vielleicht macht es auch Sinn daheim zu bleiben und die Kinder zur Kita zu schicken. Da hast du dann mehr Ruhe.
Hej,
zuerst mal mein aufrichtiges Beileid zum Tode deines Vaters.
Ich kann dir aus eigener Erfahrung nur raten, dass ihr euch mal zusammensetzt (ohne die Kinder) und redet.
Macht euch am besten eine Flasche Wein auf oder geht zu eurem Lieblingsitaliener.
Im Moment haben sich die Parameter stark verändert und ich kann dir sagen, dass das mit der Beerdigung deines Vaters noch nicht vorbei sein wird.
Mein Vater ist auch vor einiger Zeit gestorben.
Und wir hatten wirklich zum Schluss leider keinen guten Kontakt, er hat mich in den letzten roundabout 20 Jahren immer wieder heftig niedergemacht, hat meine Hochzeit boykottiert und zum Schluss den Kontakt abgebrochen. Und sogar meine Mutter sagte erst neulich, dass er oft schwierig war.
Also bei weitem leider nicht so ein harmonisches Verhältnis wie bei dir.
Trotzdem war es schlimm für mich, als er starb auch wenn sein Tod (er hat sich rund 10 Jahre lang mit Krebs gequält) für ihn eine Erlösung war.
Mein Mann ist auch selbstständig und wie hier geschrieben wird „selbst“ und „ständig“.
Als mein Vater starb bin ich zuerst auch alleine zu meiner Mutter gefahren, die weiter weg wohnt.
Mein Mann konnte nicht, er hatte feste Termine, die er auch nicht ad hoc hinwerfen konnte.
Zusammen mit meiner Mutter habe ich die Beerdigung und die Trauerfeier organisiert.
Hier hatten wir aber einen tollen Bestatter, der uns auch Trauerredner usw organisiert hat, uns Kontakte für den Blumenschmuck usw gab.
Schau doch bitte mal, ob es die Möglichkeit bei euch auch gibt.
Mein Mann kam am Abend vor der Trauerfeier mit den Kindern. Und dem Laptop unter dem Arm.
Nach der Beerdigung und dem Leichenschmaus waren wir noch bei meiner Mutter, er musste sich auch entschuldigen und einige Mails schreiben.
Sie hat es ihm aber nicht übel genommen.
Und am Abend musste er wieder fahren.
Ich blieb noch einige Tage bei meiner Mutter.
Es gab dann auch immer wieder Momente, wo wir uns auseinander reißen mussten.
Oder wo ich keinen Kopf für ihn hatte.
Rentenanträge usw.
Meine Mutter ist alleine und braucht mich auch.
Die Kinder können nicht immer mit, er auch nicht. Oft fahre ich alleine.
Jetzt auch an Halloween.
Er war erst etwas maulig weil die Kinder mit Freunden eine Party machen wollen. Warum ich denn nicht bei dem Kinderfest dabei bleibe und am nächsten Morgen zu meiner Mutter fahre.
Der Weg zu ihr beträgt 2,5h einfach, und am 1.11 ist Messe auf dem Friedhof um 10 Uhr, da werden die Gräber gesegnet. Meiner Mutter ist das sehr wichtig und noch kann sie es nicht alleine.
Soll sie auch nicht.
Es ist auch Blöde für sie wenn an den anderen Gräbern Familien stehen und sie alleine am Grab ihres Mannes. Und ich will auch nicht am 1.11 mit quietschenden Reifen zum Friedhof fahren.
Ich fahre heute, dann können wir in Ruhe den Grabschmuck machen, Abendessen reden und morgen nach dem Frühstück zur Messe fahren.
Und ich will dann auch nicht direkt wieder verduften sondern bleibe bis Samstag.
Auch da hat er gemault. Familienzeit und so. Aber ich habe ihn erinnert dass auch meine Mutter zur Familie gehört und es irgendwann auch bei seinen Eltern soweit sein kann. Und er sich dann auch Verständnis wünscht und keine meckernde Ehefrau.
Dafür gehen wir am Sonntag mal über den Rummelplatz, das habe ich versprochen. Dann hat er auch seine Familienzeit.
Dass er arbeiten muss, verstehe ich. Auch bei deinem Mann.
Hast Du eventuell noch Leute die Dir helfen können?
Von der besten Freundin bis zur Schwiegermutter, klopf doch mal die Menschen ab ob die Dir unter die Arme greifen können.
Und eure Kinder? Wie alt sind die? Könntest Du evtl mit Freunden und anderen Eltern sprechen und die Kinder mal dort parken?
Oder sind es schon Teenager, dann kann man sich mal verlangen, dass sie sich ein bisschen am Riemen reißen und euch etwas entlasten (also selber aufräumen usw).
In solchen Zeiten ist der Zusammenhalt das A& O.
Und hab auch Du etwas Verständnis dass dein Mann nicht alles stehen und liegen lassen kann.
Das ist echt eine blöde Situation und ich kann die nachfühlen. Aber da muss man manchmal ums Eck denken und sich organisieren.
Auch immUrlaub, da hat meiner auch immer sein Laptop dabei. Aber ich habe mich damit organisiert. Es gab schon viele Urlaube, wo ich mit den Kindern alleine an den Pool oder Strand bin. Oder eine Schifferlfahrt in Hamburg gemacht habe oder in ein Museum oder Wildpark gegangen bin. Während er im Hotel noch gearbeitet hat.
Hinterher haben wir uns dann getroffen, haben den Rest des Tages gemeinsam verbracht und das war oft auch intensiver und schöner als den ganzen Tag einträchtig aufeinander zu kleben.
Ihr schafft das! Auch wenn es momentan chaotisch aussieht.
Du wirst daran wachsen und später stolz sein.
Lg und alles Gute
Hallo du Liebe,
mein Beileid für deinen Verlust.
Natürlich kann dein Mann jetzt den Job nicht über den Haufen schmeißen, so verständlich deine Enttäuschung auch ist.
Hast du evtl eine gute Freundin, die für dich da sein kann?
Vielleicht jemand im Bekanntenkreis, der ebenfalls schon einen Elternteil verloren hat und nachvollziehen kann wie es dir geht? Einfach mal miteinander austauschen, da ist das Verständnis auch ganz anders wenn jemand schon selbst in der Situation war.
LG und viel Kraft
"Hast du evtl eine gute Freundin, die für dich da sein kann?"
Ich finde, das ist ein sehr guter Vorschlag. Da bin ich gar nicht drauf gekommen. Die Schwarmintelligenz hilft ja schon manchmal.
Ich glaube, dass da eine sehr ungesunde auf eine sehr unglückliche Sache trifft und sich da jetzt etwas Interessantes Bahn bricht. Du trauerst um deinen Vater und erwartest Beistand von deinem Mann. Das halte ich für vollkommen normal und nachvollziehbar. Gerade jetzt in der schweren Stunde offenbart sich aber ein riesiges Problem, das du scheinbar lange übersehen hast: Dein Mann steckt in einer beruflich ziemlich üblen Lage. Habt ihr das mal thematisiert und bist du dir über die Belastung deines Mannes wirklich im Klaren? Für mich sieht es danach aus, als ob dein Mann darüber nachdenken muss, ob das mit seiner Spedition so eine Zukunft hat. Ich habe einen Freund, der Dispatcher ist und ich weiß daher aus erster Hand, dass Arbeit bei Speditionen wirklich wirklich verrückt ist. Man arbeitet quasi rund um die Uhr. Samstagsarbeit ist völlig normal (also eine nominale 48-Stunden-Woche!). Wäre es aber nur das, hinzu kommen unzählige tägliche Überstunden. Zwei Überstunden sind die Regel, vier auch noch normal. Das Geschäftsfeld ist brutal und ich würde jedem stark abraten beruflich die Finger vom Speditionswesen zu lassen, es sei denn man arbeitet für die Bahn oder am Flughafen (wobei ich auch da nur mutmaßen kann, wie es ist). Long story short: Ist dir das nicht bewusst, hast du zum Verlust deines Vaters und deiner Trauer und Einsamkeit, die du gerade jetzt durch deinen strapazierten und emotional und geistig abwesenden Mannes fühlst, zusätzlich noch ein Kommunikationsproblem (und dein Mann natürlich auch). Ich denke, ihr müsst zusehen, ob das Führen einer Speditionsfirma dauerhaft nicht eure Beziehung zu heftig belastet und er vielleicht sich umorientieren sollte.
-abraten +raten
hihi, ist mir im Tex gar nicht aufgefallen. Aber stimmt: Minus mal minus ergibt Plus....
Aber man hatte schon verstanden was du meinst 😀
Ich habe Verständnis für euch beide. Du bräuchtest eine Schulter zum Anlehnen und dein Mann kämpft um seinen Betrieb.
Zwischendrin wuseln die Kinder rum.
Ihr braucht beide Verständnis. Ihr macht beide separat und gemeinsam eine schwere Zeit durch.
Vorwürfe sind fehl am Platz.
Ich würde dir raten, dir mentale Unterstützung anderswo zu holen. Oft ist es sogar besser gemeinsam mit Verbliebenen zu trauern, weil sie den Schmerz selbst empfinden.
Du wünscht dir deinen Mann, kann ich auch verstehen. Er wäre sicher für dich da, wenn in der Firma nicht der Hut brennen würde. Sonst wäre er doch gar nicht dein Mann, oder?
Er bemüht sich mit euch Urlaub zu machen, obwohl er nicht abschalten kann. Ich weiß, du kannst es auch nicht. Aber macht aus der wenigen gemeinsamen Zeit das Beste daraus.
Nehmt euch in den Arm und schätzt euch gegenseitig. Es nützt nichts, ihr müsst da jetzt durch bis wieder bessere Tage kommen.