Partner fühlt sich nicht wertgeschätzt und immer im Recht

Hallo zusammen,
mein Partner und ich sind seit 14 Jahren zusammen. Wir hatten nie großen Streit bis vor rund 5 Jahren unser Hund einzog. Zu Beginn natürlich noch nicht, dann wurde es aber immer verzwickter: Ich habe, weil ich einfach mehr Zeit habe, x Hundekurse gesucht und wenn ich daraus was weitervermitteln wollte, hat er das einfach ignoriert. Das war ja noch nicht so schlimm.

Zeitgleich starteten wir eine Kinderwunschbehandlung und meine Mutter, mit der ich ein schlechtes Verhältnis habe, wurde schwer krank und pflegebedürftig, was sie immer noch ist. Dann kamen noch ein paar Kleinigkeiten hinzu und ich bin psychisch seitdem irgendwie angeschlagen/neige zu Depressionen.

Spulen wir mal etwas vor: "2022 kam unsere Tochter zur Welt. Sie klebte von Anfang an sehr an mir und für mich was und ist das auch ok. Ich verbringe den ganzen Tag mit ihr, darf meinem Mann aber auch wenn sie weint keine Ratschläge geben, sonst wird er sauer. Zum Beispiel wenn sie weint, dann tröste ich sie bei unklarer Ursache manchmal einfach, weil sie manchmal einfach in den Arm genommen werden möchte. Mein Mann aber fragt dann x-mal: Was hast du denn? Wieso passt dir das jetzt nicht? Fragen, auf die ein Kind mit 2,5 Jahren in so einer Lage einfach oft nicht antworten kann. Oder sie fällt hin und er sagt: "Ich habe dir doch gleich gesagt, du musst erst den Pantoffel zumachen". Er ist auch beim Essen sehr streng: Wenn sie das Essen mit den Händen anfasst, heißt es gleich "Spiel nicht mit dem Essen!" Ein weiteres Problem ist das Zähneputzen: Sie lässt sich nicht von ihm die Zähneputzen und letztens hatten wir richtig Streit, weil er es dann mit Gewalt machen wollte. Von mir lässt sie sich die Zähne ohne weiteres putzen, ich mache dabei halt immer bisschen Spaß oder erzähle was oder singe was. Er scheint richtig persönlich gekränkt zu sein dadurch und lässt sie das auch spüren.

Er sagte auch mal zu mir, er fühlt sich ausgeschlossen, als wäre er überflüssig. Das nehme ich schon ernst, aber ich bin andererseits halt mit vielem nicht einverstanden und kann auch nicht einfach so tun, als wäre ich es. Dann weiß ich immer alles besser, also wann immer möglich, bin ich nun ruhig.

Fairerweise sei gesagt: Er macht echt viel. Er ist so gut wie Alleinverdiener und verdient sehr viel, er bezahlt eine Putzfrau und zwei Tage Betreuung, damit ich mehr Freiheiten habe, und meist kocht er sogar noch abends... Er bringt sie auch immer ins Bett und badet sie zweimal die Woche. Ich bin allerdings auch aktuell im achten Monat schwanger und psychisch angeschlagen, auch weil meine erste Tochter eben per Notkaiserschnitt in Vollnarkose entbunden werden musste und ich ziemliche Ängste habe.

Mit dem Hund, den er sehr liebt, geht er auch oft so schroff um und brüllt wie im Militär, statt die Vorschläge unseres Hundetrainers zu berücksichtigen.

Insgesamt kommt er mir sehr unzufrieden vor und sagt das ja auch, er fühlt sich nicht wertgeschätzt, weil ich ständig an ihm meckern würde. Ich glaube, er kommt einfach null mit Kritik zurecht. Heute wieder ein Beispiel: Er fragte mich, wo der Deckel einer Teetasse sei - und zwar schon ziemlich wütend. Ich antwortete, dieser sei mir kaputt gegangen beim Spülmaschine ausräumen. Das hat ihn total wütend gemacht und er warf mir Nachlässigkeit vor. Jetzt schweigen wir uns im Endeffekt bis auf das Nötigste wieder den ganzen Tag an. Ich habe ihn eben nochmal drauf angesprochen, er meinte, ich hätte mich ja wohl wenigstens entschuldigen können, was ich bejahte und zugab, aber ich sagte, weil er gleich von Beginn an so unverhältnismäßig wütend wurde, sei ich eben in die Defensive gegangen. (Ich habe nur gesagt, dass ich das ja nicht mit Absicht gemacht habe und es ja wohl nicht sein Ernst sei, wegen so einem Deckel nun so wütend zu werden...) Er sagte, ich gebe ihm so das Gefühl, es sei mir egal und es sei mir auch egal, dass diese Tasse ihm wichtig gewesen sei (Er hat mehrere von diesen Tassen und man kann sie auch nachkaufen...).

Ja, ich glaube das sind so die zwei Kernprobleme: Er fühlt sich nicht wertgeschätzt und ist total frustriert. Sicher nicht ganz zu unrecht. Und ich bin einfach mit einigen Sachen nicht einverstanden und wenn ich das äußere, sieht er gleich rot. Und: Er geht mir keinen Schritt entgegen und behauptet, ich sei jegliche Streitigkeit "schuld". Ich bin auch teils so kraftlos. Habe nun wieder eine psychotherapeutische Behandlung begonnen, aber da geht es ja eigentlich nicht um die Beziehung....

Sorry für den ellenlangen Text.... Hat jemand Ratschläge?

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Vielleicht solltest du das ganze etwas lockerer sehen.

Wenn ich so lese, was dein Mann alles macht um dich zu entlasten (Putzfrau ect.), sich um das Kind kümmern, kochen usw. finde ich daß du auf ziemlich hohem Niveau jammerst.

Wie soll das dann mit zwei Kindern werden ?

Gibst du ihm dann noch mehr das Gefühl nicht wertgeschätzt zu werden, nur weil er mal die Anweisungen des Hundetrainers nicht befolgt.

Ich habe den Eindruck, daß dein Mann völlig ausgepowert ist und deshalb oft explodiert.

Gib ihm doch mal das Gefühl daß du ihn so liebst wie er ist.

LG aklasse

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Ja, ich kann diese Sicht von außen sehen. Und ich habe sicher auch einige Fehler, keine Frage. Es ist nur so, dass mein Mann bei jeder Streitigkeit mich als "alleinschuldig" hinstellt. Ich sage, ich kann deinen Standpunkt verstehen etc. und kannst du denn meinen wenigstens etwas verstehen? Und dann sagt er "nein" und ich fühle mich total vor den Kopf gestoßen. Und das hat mich auch sehr zurückhaltend werden lassen.

"Mal die Anweisung des Hundetrainers"... Unser Hund dreht ziemlich schnell auf und mein Mann neigt dann dazu, laut "hör auf" oder sowas zu brüllen, was ihn halt noch nervöser macht. Das kann ich leider kaum mit ansehen. Es geht mir jetzt nicht um irgendwelche Tricks oder sowas.

Ich habe keine Ahnung, wie es mit zwei Kindern werden soll, im Moment bin ich froh, wenn das zweite gesund auf die Welt kommt...

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Du suchst die ganze Zeit Ausreden... Ja, du weißt du bist auch nicht fehlerfrei, ABER....!
Dein Mann tut wahnsinnig viel für euch (du wahrscheinlich auch, das will ich nicht in Frage stellen). Dennoch scheint er sich oft nicht wertgeschätzt zu fühlen. Wo ist das Problem ihm dies zu zeigen?
Du kommst immer mit dem Beispiel der Hundeerziehung. Was hat das mit der fehlenden Wertschätzung zu tun? Ich finde, du bringst da einige Sachen durcheinander. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Zeig ihm doch im Alltag, wie toll er gewisse Dinge tut anstatt dich immer über die Dinge aufzuregen, die er in deinen Augen falsch macht. Deinen Schilderungen zu folge meckerst und nörgelst du ganz schön viel an deinem Mann herum und ich kann verstehen, dass er sich da oft nicht gesehen fühlt!

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"Er fühlt sich nicht wertgeschätzt und ist total frustriert."

?? Dann vermittel ihm doch mehr Wertschätzung gegenüber?

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Manchmal vergesse ich auch meinen Mann. Mit 2 Kindern kann das schon mal passieren. Aber dann binde ich ihn mehr ein. Er darf entscheiden, was das Kind anziehen darf, lobe ihn für die tollen Ideen. Oder jetzt hat er eine laterne mit den Kindern gebastelt, da komm dann auch noch mal besondere Anerkennung.
Oder ich bring ihn einfach seine lieblingsschoki beim Einkaufen mit.
Versuche es doch mal mit kleinen Gesten.
Und korrigiere nicht so viel an ihm rum. Beim Kind kann ich das verstehen, passiert hier auch schon mal, aber beim Hund würde ich nur zu Not was sagen.
Auch er hat vielleicht den Schrecken der ersten Geburt noch nicht überwunden. Sprich doch mal mit ihm darüber.
Liebe Grüße

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Stell dir mal vor, deine Tochter weint und dein Mann kommt gleich zu dir und sagt, wie du sie zu trösten hast. Würde sich blöd anfühlen, oder? Dein Mann ist der Vater! Einiges löst er anders, na und?

Gewalt beim Zähne putzen muss nicht sein, wobei ich da auch rigoros bin. Klappt spielen und singen nicht, bin ich auch Augen zu und durch (nur beim Zähne putzen), nicht putzen ist für mich keine Option! Zähne sind aber auch so mein „Trigger-Thema“. 😅

Lass ihn einfach machen. Auch wenn du denkst, du machst es besser!

Und du könntest ihn natürlich mehr wertschätzen. Mein Mann und ich sagen uns oft, dass wir dem anderen dankbar sind. Einfach so! Würde ich etwas von meinem Mann kaputt machen, egal wie unwichtig es mir (!) erscheint, würde ich es selbstverständlich sofort sagen und mich entschuldigen.

Erlaube mir aber die übliche Nachfrage: weder beim Hund, noch beim Kind seid ihr euch in der Erziehung einig und macht euch vorwürfe, wieso habt ihr gedacht, ein 2. Kind ist ne gute Idee? Ich hatte beim lesen echt viel Verständnis, aber beim „bin im 8. Monat“ dachte ich innerlich „ach nee, oder? So typisch…“ 🙈😅

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Wir wollten von Anfang an zwei Kinder. Wir sind auf künstliche Befruchtung angewiesen und unsere Tochter kam nach 5 ICSI, 7 Transferen und 2 Fehlgeburten. Da ich danach über 40 war, aber wir noch Embryonen von 2022 eingefroren hatten, war für uns keine Frage, unseren gemeinsamen Wunsch nach einem zweiten Kind nochmal zu versuchen, zumal das unsere letzten Chancen waren.

Ich finde auch nicht, dass Differenzen in der Erziehung da ein Ausschlusskriterium sind. Sicher bekommt unsere Tochter das manchmal mit, aber wer hat schon das absolut perfekte Umfeld? Ausserdem arbeite ich ja an mir und hoffe, dass wenn die Schwangerschaft- und Kinderwunschzeit wegfallen, dass ich dann insgesamt wieder entspannter werde. Darum bin ich ja auch bei einer Psychotherapie. Und ja, ich weiss, wie anstrengend ein Baby ist, aber das ist alles nix im Vergleich zur ständigen Angst, dass das Kind im Bauch stirbt, die ich aufgrund meiner Vorgeschichte eben habe.

Ja mit dem Kaputtgehen, da hast du sicher recht. Das hätte ich direkt ihm Schreiben sollen oder die Tasse halt deckellos rausstellen, damit ich es ihm abends sage. Ich habe mir aber schon gedacht, dass er mir dann Vorwürfe macht, und darum habe ich es wohl gelassen. Ich hätte auch besser gleich eine neue organisiert. Trotzdem verstehe ich nicht, wieso ihn das so triggert.

Bearbeitet von Lexolotl
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Vielleicht hat er einfach die Gunst der Stunde genutzt um aus der Rolle des Kritisierten in die des Kritikers zu schlüpfen.

Oder er fühlt: Meine Tasse ist nicht der Rede wert, ich bin nicht der Rede wert (außer, wenn ich was falsch mache).

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Wenn du ,mit so einem Typen zusammen bleiben willst, musst du geduldiger werden, in der Umsetzung, deiner Wünsche und ihm ,die Erfüllung, deiner Bedürfnisse und Wünsche ,als seine Idee verkaufen.
Dazu gehört natürlich ein gewisser Verlust, von Respekt und Wertschätzung, führt langfristig aber , zu relativ vielen erfüllten Vorstellungen...würde ich schätzen ...🤷🏻‍♀️🙂

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Puh anstelle Deines Mannes würde ich mich auch nicht gesehen und wertgeschätzt fühlen, der steht ja in der Familienordnung ziemlich weit hinten was das Ranking angeht. Frau mit psychischen Problemen, Kind, Schwangerschaft, Hund, Kinderwunschbehandlung, kranke Schwiegermutter etc. Habe da keinen Rat für, aber es geht in der Tat null um ihn und das, was er vielleicht auch will/braucht. Ja, natürlich hat es seine Gründe, dass es aktuell so ist wie es ist - aber gefallen muss es ihm nicht.