Mein Mann ist Ausländer, lebt aber seit fast zehn Jahren in Deutschland. Trotzdem hat er oft Heimweh und vermisst sein Land immens, redet von „seinem“ Volk, oft heißt es deshalb, ich würde bestimmte Dinge nicht verstehen, die ihn emotional bewegen. Jedes Mal wenn seine Mutter zu Besuch ist, erzählt sie mir, wie furchtbar schwer es sei, dass ihr Sohn in einem anderen Land lebt, sie könne aber nichts tun, außer zu hoffen, dass wir irgendwann auch in ihre Nähe ziehen würden. Sie hat zwei weitere Kinder vor Ort und mehrere Enkelkinder vor Ort, will aber alle Kinder vor Ort haben offenbar. Das meine Mutter (Witwe) nur mich hat und ein Enkelkind ist irgendwie kein Argument. Mein Partner stimmt dann immer mit ein in diese Klagen. Nun fliegt mein Partner zu seiner Familie für eine Woche und will als erstes mit seinen Geschwistern in einen Club gehen. Ich fühle mich deshalb unsicher, da unsere Beziehung nicht gut läuft seit der Geburt unseres Kindes ( 1 1/2), er lange nicht zum seiner Heimat war und ich immer denke, wenn „die eine“ Frau kommt aus seinem Heimatland, dann ist er weg, weil sie ja sein Volk und seine Emotionen besser versteht, seine Sprache spricht (wir reden miteinander englisch) und seine Mutter wäre auch happy, wenn er zurück käme. Ich ärger mich über mich selbst deshalb, aber auch über meinen Partner, weil er meine Probleme nicht versteht („ich will einfach nur mit meinen Geschwistern Zeit verbringen, warum machst du es mir so schwer“) und mich nicht sieht in dem Ganzen, ich versuche wirklich stark, mich auf ihn einzustellen, lerne trotz Kleinkind einmal die Woche seine Sprache in einer Schule und gebe mir die größte Mühe, aber irgendwie bleibt seine Heimat „seine“ Heimat. Kritik an seiner Mutter, da ich die ständigen Aussagen als Vorwurf empfinde, ist auch nicht möglich. Da ist es sowieso so: sie ist übergriffig, übernimmt den Haushalt, macht den besseren salat (so Aussage meines Partners).. und sowieso ist Kritik an ihr nicht möglich. Typisch Schwiegermutterthematik wahrscheinlich?!
Schwiegermutter
Ich lebe selbst im Ausland und das allermeiste, was du beschreibst kenne ich nur allzu gut. Natürlich verstehst du nicht alles, weil du nicht die gleiche Mentalität hast. Aber ist das wirklich ein Problem? Mit der Zeit versteht man es schon besser, aber natürlich nie ganz.
Leute sind nie so "patriotisch" als wenn sie im Ausland leben. Plötzlich denkt man an all das, was im Ursprungsland besser ist. man vergleicht ständig - völlig normal. Natürlich sollte es einem in der neuen Heimat doch so gut gefallen, dass man dort leben kann ohne ständig Heimweh zu bekommen. Aber Erinnerungen sind kein Problem. Es kommt halt drauf an, ob das bei ihm stärker ist, ob es ihm in Deutschland gut genug gefällt. Aber es ist normal, dass man "patriotische Anwandlungen" hat, wenn man im Ausland lebt. Ganz klar.
Und die Schwiegermutter... Je nach Mentalität ist das vielleicht nicht sooo tragisch ernst gemeint. Dass sie gern alle ihre Kinder in ihrer Nähe haben will , ist natürlich. Dass es nicht immer geht, wird ihr vielleicht auch klar sein. Vielleicht will sie nur ein bisschen klagen.
Es hört sich so an, als ob du alles als bedrohlich oder als Zeichen dafür, dass die Beziehung auseinandergeht ansiehst. Ich kenne natürlich deinen Mann nicht, aber es hört sich etwas so an als ob du da übertrieben ängstlich bist. Es ist normal zu vergleichen und manchmal drüber zu reden, was im Heimatland besser ist. Das gehört zur Identität. Sieh das nicht Bedrohung. Das gehört einfach dazu, wenn der Partner aus einem anderen Land kommt.
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Ich sehe hier eher tiefe Probleme in wirrer Beziehung, die eben an vielen enden mit Symptomen daher kommt.
Dass dein Mann seine Familie vermisst (und umgekehrt) verstehe ich total. Egal, wieviele Menschen noch vor Ort leben. Und dass man manche Dinge vielleicht nicht so nachvollziehen kann, auch.
Trotzdem ist es unfair, dass dein Mann es dir zum Vorwurf macht. Wieso sucht er sich hier ne Frau und bekommt ein Kind hier, wenn er so unglücklich ist? Wenn er nicht dauerhaft hier leben will?
Ihr müsst grundsätzlich besprechen, wo es für euch hingehen soll…
Ich würde dir auch den Tipp geben, dich da gerade zu machen.
Wenn dein Mann eine andere Frau treffen und haben will, kann er das in der nächsten Stadt oder eben im nächsten Urlaub. Das kannst du leider gar nicht verhindern. Ausserdem soll man Reisende nicht aufhalten.
Ich würde daher keine Werbung für das Land machen, in dem ihr lebt. Weder vor der Schwiegermutter noch vor dem Partner. Ihr habt das ja beide so entschieden ! Stehe dazu, dass es eben für dich Gründe gibt, hier zu bleiben.
Ich würde nur an der Ehe arbeiten, wenn ihr schon so lange Probleme habt. Ggf mit Unterstützung.
Noch eine Stimme in die Richtung: Wo liegt das eigentliche Problem?
"Jedes Mal wenn seine Mutter zu Besuch ist, erzählt sie mir, wie furchtbar schwer es sei, dass ihr Sohn in einem anderen Land lebt, sie könne aber nichts tun, außer zu hoffen, dass wir irgendwann auch in ihre Nähe ziehen würden." Kann ich absolut nachvollziehen.
"Mein Partner stimmt dann immer mit ein in diese Klagen." Was soll er denn sonst machen? "Schade Schokolade, ich bleibe bei Annette!" Ist keine gute Antwort. Ich schätze, dein Mann wird seine Familie auch vermissen.
"wenn „die eine“ Frau kommt aus seinem Heimatland, dann ist er weg, weil sie ja sein Volk und seine Emotionen besser versteht, seine Sprache spricht (wir reden miteinander englisch) und seine Mutter wäre auch happy, wenn er zurück käme"
Ich glaube, dass der Clubbesuch nicht das Problem ist. Wieso glaubst du, dass dein Mann euch für eine Frau aus der Heimat sitzen lässt? Wieso fühlst du dich nicht gut genug oder minderwertig? Wieso hast du Angst?
"Kritik an seiner Mutter, da ich die ständigen Aussagen als Vorwurf empfinde" das ist ja schon ein Problem, dass du dein Unbehagen dann nicht mit ihm besprechen kannst.