Ständig sinnlosen Streit mit Partner

Hey..
ich bin langsam am Verzweifeln. Ich habe so oft Streit mit meinem Partner, wegen eigentlich belanglosem Kram - es schaukelt sich dann aber jedes Mal hoch.
Wir sind Eltern von einem 10 Monate altem Baby.

Ein paar Beispiele:
Gestern hat er mir etwas erzählt und hat dabei mit einem Fleischmesser rumgestikuliert und auf dem Boden krabbelte unser Baby rum. Ich bat ihn dann, dass er das bitte lassen soll, da ich mich einfach sorgte, dass es ihm aus der Hand fallen könnte. Daraufhin meinte er direkt „Du bist immer so unentspannt“ und es schaukelte sich wieder hoch. Er bestand darauf, dass ihm noch nie ein Messer runtergefallen wäre, usw.

Ein anderes Mal lag unser Baby auf der Wickelkommode und er wollte etwas aus dem Schrank holen, so nach dem Motto „in der Zeit rollt sich das Baby schon nicht runter“ Ich kam zufällig rein und sah das und sagte „Du gehst bitte nicht an den Schrank während Baby M. auf der Wickelkommode liegt.“ Als Antwort kam „Nerv nicht“


Ich muss ehrlich sagen, mir fallen gar nicht so viele Beispiele ein, weil es wirklich immer wegen Belanglosem ist, bzw. wegen Dingen, über die man normal reden könnte und keine Streitgründe sind.
Ich habe mir mal ein paar Sachen aufgeschrieben die er zu mir sagt:

„Du bist ganz schön anstrengend“
„Komm halt deinen Mund, da kommt nur Gequirltes raus“
„Du gehst mir auf die Nerven“ - muss ich mir fast wöchentlich mindestens einmal anhören.

Ich bin natürlich auch kein Unschuldslamm. Aber ich reagiere immer nur auf die Dinge, die er mir sagt oder wie er sie sagt. Und das spitzt sich dann halt zu. Ich weiß langsam nicht mehr weiter.

Er kümmert sich toll um unser Kind. Einen besseren Vater könnte ich mir nicht vorstellen. Und auch mir nimmt er viel ab im Haushalt und ermöglicht mir viel Me-Time. Aber diese Streitereien zerren an meinen Nerven. Habt ihr Tipps wie sich das vermeiden lässt?
Wir sind beide sehr empfindliche und emotionale Menschen und sind uns auch sicher, dass es an der Kommunikation liegt, aber sind irgendwie nicht in der Lage etwas zu ändern..

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Ich finde, dass zwei Verhaltensweisen in den ersten Jahren mit Kind besonders schnell zu Streit führen können:

1. Dem anderen Vorschriften machen

Das wirkt oft wie ein Befehl oder aber als würde der eine dem anderen nichts zutrauen.
Das ist meiner Meinung nach keine Kommunikation auf Augenhöhe, sondern gibt dem Partner das Gefühl, bevormundet zu werden, so als würde Mutti (oder Vati) dem Kind erklären müssen, wie es zu laufen hat.
Deine Formulierung am Wickeltisch geht in diese Richtung.

Das, was du sagst, ist absolut sinnvoll, nur wie du es sagst, trägt dazu bei, dass die Stimmung angespannter wird, weil du dich über ihn stellst. Passiert das mal, kann man gut darüber hinwegsehen, finde ich. Häufen sich allerdings solche Anweisungen, gerät das Grundgefüge der Beziehung etwas ins Ungleichgewicht.
Gibst du in letzter Zeit oder seit der Geburt öfter solche Anweisungen?

2. Vom Partner verlangen, dass er sich so verhalten soll, wie man es selber machen würde

Die eigenen Maßstäbe und das eigene Vertrauen in sich selbst werden gerne mal auf den anderen projeziert und angelegt. Wenn das öfter passiert, führt das in meinen Augen bei dem anderen zu einem Gefühl, als sei er unfähig (du kannst nicht gut mit dem Messer umgehen) oder verantwortungslos (du bringst unser Kind in Gefahr).

Du traust deinem Partner nicht zu, das Messer festhalten zu können und malst dir aufgrund deiner eigenen Ängste aus, was alles passieren könnte. Dein Partner fühlt sich jedoch sicher im Umgang mit dem Messer und sieht keine Gefahr, weil ihm im Alltag wahrscheinlich noch nie das Messer runtergefallen und in seinem Fuß steckengeblieben ist.
Klar, die Möglichkeit besteht, aber das ist in seinen Augen ziemlich unwahrscheinlich = du übertreibst total. Er ist doch nicht doof.

Wenn 1. öfter vorkommt und sich 2. dazu gesellt, reichen irgendwann schon kleinste Bemerkungen, um vollkommen genervt zu reagieren, siehe auch die Situation am Wickeltisch.
Er wird wissen, dass Kinder vom Wickeltisch fallen können und wahrscheinlich auch, dass du Recht hast und es besser wäre, so kleine Kinder nicht unbeaufsichtigt darauf zu lassen.
Da aber die Grundstimmung schon angeknackst ist, wird er das in der Situation nicht zugeben oder einlenken, sondern es als weiteren Punkt auf dem Konto deiner Vorschriften und Belehrungen verbuchen. Dabei geht es wahrscheinlich gar nicht mehr so sehr darum, was du sagst, sondern darum, dass schon wieder irgendwas kritisiert oder in Frage gestellt wird, egal ob du Recht hast oder nicht.

Das Dumme ist, dass dabei immer auch die eigene Wahrnehmung eine Rolle spielt. Du hast vielleicht bloß dreimal in zehn Monaten was gesagt, für ihn fühlt es sich aber an, als würdest du ständig stressen, weil ihn das Gesagte an einem wunden Punkt trifft.
Oder du hast das Gefühl, eigentlich nur alles richtig machen zu wollen, bist dabei objektiv betrachtet aber richtig unentspannt geworden und reibst dich an Unwahrscheinlichkeiten auf, die euch das Leben unnötig schwer machen.

Vielleicht könntest du versuchen, es in Zukunft anders zu formulieren:
Xy ist mittlerweile so aktiv geworden, hast du keine Angst, dass sie vom Wickeltisch rollt? Das passiert so schnell, dass man in dieser Entwicklungsphase gar nicht mehr rechtzeitig eingreifen kann, weil die Kinder so flink geworden sind.

Oder dein eigenes Unbehagen anders auflösen:
Du empfindest die Situation mit dem Messer als gefährlich, also lenkst du euer Kind nebenbei in eine andere Richtung oder nimmst es hoch.

Ich weiß nicht, ob das etwas nützt, um eure Streitigkeiten zu reduzieren und manchmal kann man nicht groß nachdenken, bevor man etwas sagt, aber ich würde mich im Alltag mal selbst beobachten, um zu merken, wie ich mit dem anderen umgehe, ohne dass es mir bisher vielleicht bewusst war.
Das wäre so mein erster Schritt.

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Vielen Dank! Diese Antwort hat mich echt sehr zum Nachdenken angeregt!

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Unsere Tochter ist jetzt 14 Monate alt und ich kann dir sagen - so ein Phase hatten wir vor ein paar Monaten auch.

Ständig haben wir uns gestritten wegen Nichtigkeiten. Ich muss aber auch dazu sagen, dass mein Partner mir teilweise so sehr auf die Nerven ging (ich war richtig irrational wütend) obwohl wir uns alles fair aufteilen und jede/r gleichviel Verantwortung übernimmt.
Seitdem wir miteinander kommunizieren und uns ehrlich sagen, was uns stört, agieren wir wieder wie ein Team und werden nicht mehr so passiv aggressiv miteinander.


Ich kann nur von mir sprechen und so wie du schreibst, ist es ähnlich bei dir/euch: oft habe ich meinen Partner bevormundet und immer klar machen wollen, was er mit unserer Tochter wie zu tun hat, was er falsch macht etc. Ich habe ihm quasi seine Kompetenz des Vaterseins abgesprochen in dem ich ihm kein Vertrauen entgegen gebracht habe. Seitdem ich mich zusätzlich reflektiere bevor ich was sage und auch versuche, ihn zu verstehen, ist es besser geworden.

Ich finde es trotzdem nicht i.O wie dein Partner mit dir spricht. Ist aber leider auch schonmal bei uns ehrlicherweise passiert.

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Hi,

das mit der Wickelkommode geht wirklich nicht. Da übertreibst du nicht.

Aber die Sache mit dem Messer? Ehrlich? Man kann es auch übertreiben. Und wenn du solche Sachen öfter hast, kann ich mir vorstellen, dass er da genervt ist und auch dann auf eigentlich berechtigte Sachen nicht reagiert.

Zudem haben eben Menschen verschiedene Sicherheitsbedürfnisse oder Gefahrenbewusstsein.

Ich bin relativ entspannt, hab aber auch meinem Kind gesagt, es geht bitte sofort von dem Baumstamm runter, als die Tante es zum balancieren draufgestellt hat. Das war so ein Baumstammsammlung im Wald. Jedes Jahr sterben da Rehe drin, weil die draufstanden und die Teile ins Rollen gekommen sind. Das kann auch mit einem Kind passieren.

Sie hat das nicht verstanden und meinten die liegen doch fest. Äh, ja, bis sie eben mal nicht fest liegen.

Das Risiko, dass deinem Partner jetzt das Messer aus der Hand fällt und es ganau euer Kind trifft tendiert wahrscheinlich ziemlich gegen Null.
Das das Kind sich zur Seite rollt und vom Wickeltisch fällt - Passiert jedes Jahr haufenweise und daher eine reale Gefahr.

Jetzt ist die Frage: Wie sagst du ihm die Sachen? Sagst du es auch normal oder gleich als Vorwurf, dass er etwas falsch macht.
Wenn es gleich als Vorwurf kommt, geht man meist nunmal auch direkt in die Verteidigung.

Von daher überleg einfach mal, wie du es sagst und ob es dadurch evt. schon direkt zum Streit kommt.

Kommunikation ist das A und O und ein riesen Stolperstein, vor allem wenn da zwei Leute aufeinander prallen, die nicht die gleiche Ebene nutzen.

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Am Anfang rede ich normal mit ihm. Aber wenn er mir doof kommt, reagiere ich auch nicht mehr nett..

Das mit dem Messer hat mich in dem Moment halt einfach besorgt. Und da könnte man doch auch normal mit mir reden, dass es unbegründet ist oder man lässt es halt einfach.

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Das , mit dem Messer . Ich hätte auch keine ruhige Sekunde gehabt, das ist kein Moment, um sich zu entspannen.

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Moin,

in der Sache mit dem Messer bist du wirklich ein wenig unentspannt. Zwei Erwachsene unterhalten sich, ein Baby krabbelt herum, ein Gegenstand fällt zu Boden - es dauert keine ganze Sekunde, den Gegenstand vor dem Kind aufzuheben. Wenn deine Befürchtung ist, das Messer AUS dem Baby ziehen zu müssen, halte ich das schon fast für Zwangsgedanken. Wer sich immer den worst case vorstellt, wird auf Dauer seinen Alltag nicht überstehen. Und ganz ehrlich: Wie wahrscheinlich ist es, dass einem etwas einfach so aus der Hand fällt? Ich rede selbst viel mit den Händen. Dabei ist mir noch nie etwas aus der Hand gerutscht.

In der Sache mit der Wickelkommode finde ich aber, dass du recht hast. Allerdings würde deine Art, Anweisungen zu erteilen - Zitat: "'Du gehst bitte nicht an den Schrank während Baby M. auf der Wickelkommode liegt.'" - auch bei mir Widerspruch erzeugen bis hin zum Streit. Diese Art von besserwisserischer Belehrung kann ich nicht vertragen. Dein Mann ist doch kein Fünfjähriger, der nicht das Hundefutter anfassen soll!

LG, Kate

Bearbeitet von katedublin
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Aber was ist daran so schlimm, einfach damit aufzuhören? Ich habe es ja auch ganz normal zu ihm gesagt. Und einfach damit ich mir keine Sorgen machen muss, könnte er es doch lassen. Ist ja jetzt nichts elementar wichtiges, was man nicht einfach sein lassen könnte..

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Du meinst das mit dem Messer? Er sieht keine Gefahr, und er ist nicht dafür verantwortlich, dass du ohne Sorgen durchs Leben kommst. Ich bin sehr für Eigenverantwortung und mache es so, dass ich an meinen Einstellungen und Ängsten arbeite statt andere aufzufordern, die Trigger für mich abzustellen. Das hat den Vorteil, dass mein Wohlbefinden nicht vom Verhalten anderer abhängig ist. Wenn mich Ängste und Sorgen plagen, frage ich mich, wie realistisch sie sind. Oft muss ich dann über mich selbst lachen.

Übrigens: Wer mit so viel Schwung erzählt, erwartet eine Reaktion auf das Erzählte und keine Zurechtweisung und Belehrung. Mich frustriert und enttäuscht so etwas jedenfalls total.

Ich habe aus der Zeit mit meinen schon erwachsenen Kindern mitgenommen, dass die Gelassenheit des Vaters manchmal zu sorglos und meine Besorgtheit zu gluckig waren.

Kate

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Sorry wenn ich das so hart sage, aber für mich ist jemand, der es trotz freundlichem Hinweis nicht unterlassen kann mit einem Messer über dem Baby rumzufuchteln und das Baby allein auf dem Wickeltisch liegen lässt, kein guter Vater.

"Komm halt deinen Mund, da kommt nur Gequirltes raus"
Warum lässt du dir eine derartige Respektlosigkeit bieten?
Dein Mann ist Vorbild für euer Kind.
Mein Mann würde so einen Ton hier ganz gewiss höchstens ein einziges Mal anschlagen.

Für mich ist es absolut nicht sinnlos, auf tatsächlich bestehende Gefahren hinzuweisen.
Unbeaufsichtigt am Wickeltisch ist ein No Go und das sollte jeder wissen, der sich um Babys kümmert.

Sprich das doch mal bei einem gemeinsamen Termin beim Kinderarzt an, vielleicht kann der deinen Mann auf den Boden der Tatsachen zurück holen.

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Das kam auch nur das eine Mal vor. Er hat halt gedacht er könnte schnell rüber, wusste aber natürlich, dass das nicht in Ordnung ist. Er hat’s auch nie wieder versucht und bisher hat sich unser Kind auch nie anderweitig in seiner Nähe verletzt.
Er ist ein guter Papa! Da muss ich ihn echt in Schutz nehmen. Es geht viel mehr darum wie er mit mir redet.

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Ich will dir deinen Mann sicher nicht schlecht reden.
Gut, dass er das mit dem Wickeltisch nun umsetzt!

Für mich spricht ein guter Vater respektvoll mit der Mutter seiner Kinder. Aber ich weiß natürlich auch nicht, was sich bei euch hochschaukelt, wie euer Umgangston sonst so ist etc.

Mein Mann und ich streiten auch hin und wieder und immer wegen Belanglosigkeiten. Da schaukelt sich ganz viel hoch zB sich nicht gesehen fühlen, sich nicht genug wertgeschätzt fühlen etc.
Oft hilft es da in einer ruhigen Minute drüber zu sprechen.

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Bei uns steckt hinter solchen Streits oft Müdigkeit, Hunger, Erschöpfung, Ärger auf der Arbeit, Stillhormone....

Wir kriegen es manchmal hin das gemeinsam festzustellen. Vielleicht hilft es auch in einem ruhigen Moment über eure Kommunikation zu sprechen oder einen Kurs zu Gewaltfreier Kommunikation zu machen. Oder eine niedrigschwellige Paarberatung z.b. Diakonie etc. ? Es lohnt sich daran zu arbeiten, das ist meine Erfahrung. Und ausreichend verbindende Erlebnisse, zusammen Kaffee trinken wenn das Baby schläft etc.

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Hallo,

so eine ähnliche Phase hatten wir auch. wir mussten uns erstmal reinfinden in der Elternrolle.
Wir haben dran gearbeitet zu differenzieren, ob es eine gerechtfertigte Kritik oder Aussage ist, oder ob es einfach das gekränkte Ego ist, das einem im Weg steht.
Such ein Gespräch mit deinem Mann und erkläre ihm, dass du nicht ihn als Vater kritisierst oder in Frage stellst, sondern nur diese eine Tat. Und dass du dir genau das gleiche vom ihm wünschen würdest, wenn du das machen solltest (oder eben etwas anderes, was er nicht in Ordnung findet).
Man macht Fehler als Elternteil. Das ist vollkommen normal. Aber wenn man nie hören will, was man nicht machen darf oder soll, kann man nicht dazu lernen und sich weiterentwickeln.

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Das ist schon individuell. Aber deine Beispiele zeigen, dass du generell sehr vorsichtig bist und ihm scheinbar das Gefühl gibst, nachlässig zu sein und suggerierst, dass er das Kind gefährden würde.

Ich meine das wertfrei. Mein Mann ist auch Typ „Baby fällt schon nicht“, ich befolge sämtliche Empfehlungen und hab auf der Wickelkindes IMMER eine Hand am Kind und rede mir da auch den Mund fusselig ;) Aber ich muss gestehen - bisher ist (zum Glück!) wirklich noch kein Kind gefallen…

Vielleicht kannst du mit ihm das Gespräch suchen? Punkte, die dir wirklich wichtig sind (z.B. Wickelkommode) ansprechen und sagen, dass du dich in anderen Situationen zurück nimmst (Beispiel mit dem Messer in der Hand, da finde ich deine Reaktion auch zu übertrieben 🙈😅).

Also zeige Verständnis und nicht „ich bin auch kein Unschuldslamm, ABER…“. Sicher macht ihr beide Fehler, im 1. Schritt kann man aber nur zu seinen eigenen stehen und kann das ändern. Dann wird dein Partner auch hoffentlich reflektieren und was ändern 😊

Und der Ton macht die Musik. Manchmal hilft schon, bevor man was sagt, tief durchzuatmen und so ruhiger und weniger vorwurfsvoll zu sprechen :)

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Bei "komm halt den Mund, da kommt nur gequirltes raus" wäre bei mir schluss mit lustig, dass wäre ihm einmal rausgesucht, beim zweiten mal gingen wir getrennte Wege. Das ist ja sowas von respektlos.