Partner ohne Berufsausbildung spricht von Scheidung

Liebe urbia-community,

Achtung, es wird lang.

Ich stecke irgendwie in einer Lebenskrise. Mein Mann und ich, beide Mitte 30, sind seit 13 Jahren zusammen, 6 davon verheiratet. Wir haben zwei Kinder, 4 und 1,5 Jahre alt.

Als wir heirateten, war mein Mann noch Student. Er hat den Studiengang einige Male gewechselt (retrospektiv betrachtet sobald Druck aufkam, zum Beispiel, weil er eine Prüfung nicht auf anhieb schaffte oder die Anforderungen, beispielsweise ein Latinum o. Ä. in einem Kurs für ihn zu anstrengend waren). Er hat auch mal eine Ausbildung angefangen, die er schnell abbrach, da ihm die Arbeit nicht gefiel und die Chefin unfreundlich war. Letztendlich sah aber alles danach aus, dass er es diesmal durchziehen würde und somit heiraten wir und bekamen Kinder. Wir waren ja auch schon knapp 30. Er ging genau wie ich jeweils ein Jahr in Elternzeit, machte aber während seiner Nicht-Elternzeit kaum noch etwas für sein Studium. Er wurde vorläufig in den Master eingeschrieben und erhielt aufgrund meines Elterngeldes in der Zeit Bafög.

Er hatte dann einen schweren gesundheitlichen Zwischenfall und es stellte sich heraus, dass er eine schwere chronische Erkrankung hat. Er hat deshalb auch einen Schwerbehindertenausweis. Hinzu kommen jedoch psychische Probleme (Ängste, usw.), die er in abgeschwächter Form schon seit ein paar Jahren hat. Diese hat er aber immer reflektiert betrachtet und wollte sie psychotherapeutisch angehen. Körperlich geht es ihm objektiv gut, er könnte auf jeden Fall arbeiten. Ihn plagen aber Ängste, er macht sich ständig Sorgen um seine Gesundheit und will sich nicht überlasten, selbst wenn es sich um ärztlich abgesegnete Tätigkeiten geht. Auf beide Kinder gleichzeitig aufpassen oder nachts aufstehen, gehört unter anderem dazu. Dass ein Psychologe oder Psychiater ihm helfen könne, glaubt er nicht. Er wisse eh schon alles, was er ihm sagen würde. Das ist seine Erkenntnis aus den ersten 4-5 Sitzungen.

Da er den Bachelor Abschluss nicht machte, erlosch sein Bafög Anspruch rückwirkend. Die vielen tausend Euro Bafög muss er (oder besser ich, denn er hat kein Einkommen) demnach vollständig zurückzahlen und damit sind dann nicht mal seine regulären Bafög Schulden getilgt.

Beflügelt durch die Erkenntnis, was im Leben wirklich zählt, wer er wirklich ist und dass er keine Kraft mehr in Dinge stecken möchte (in seinen Augen darf), die ihn stressen, brach er sein Studium erneut ab, weil sich die Gelegenheit ergab, seinen Traumstudiengang zu studieren. Dieser würde zu dem Beruf führen, den er schon sein Leben lang machen wollte.

Leider wurde ihm auch der Traumstudiengang schnell zu anstrengend, nachdem er erstmal eine Prüfung nicht schaffte und nun will er ihn nicht mehr machen. Er macht aktuell ein Pausensemester und passt auf unser Kind auf, bis es nächsten Sommer in den Kindergarten kommt. Ich gehe Vollzeit arbeiten. Ehrlich gesagt wäre ich diesmal gerne länger in Elternzeit geblieben, während er arbeiten geht, da er seit der Geburt unseres ersten Kindes ja quasi durchgehend zuhause ist, aber sein Einkommen würde ohne Ausbildung natürlich niemals reichen, um die Familie zu finanzieren.

Er denkt jetzt plötzlich über eine Ausbildung nach oder daran, doch noch seinen ursprünglichen Studiengang zu einem Abschluss zu bringen. Dort würde ihm noch etwa 1 Semester im Bachelor plus 4 Semester im Master fehlen. Vorausgesetzt, er zieht alles nach Plan durch, was in Anbetracht seiner Statistik äußerst unwahrscheinlich ist.

Ich war immer absolut der Meinung, dass er sich selbst verwirklichen und einen Beruf finden soll, der ihm wirklich Spaß macht. Er hatte ein sehr strenges Elternhaus, was ihn sehr geprägt hat. Daher wollte ich diesen Druck nie weiterführen. Ich sehe aber leider seit Jahren keine ernsthaften Bestrebungen mehr, einen Beruf zu erwerben. Er scheint doch eher die Mentalität "Hoffentlich gewinnen wir im Lotto, dann wandern wir aus und alles wäre besser." entwickelt zu haben.

Die Thematik führt bei uns mittlerweile immer wieder zu Konflikten, da ich eigentlich gerne mal eine Wohnung/Haus kaufen und für die Zukunft unserer Kinder und für die Rente sparen würde. Leider wurden meine Ersparnisse jedoch vollständig zur Schuldentilgung und für die beiden Elternzeiten aufgefressen, da uns aufgrund seines Studentenstatus keine weiteren Zuschüsse zustanden.

Ich verdiene ungefähr 5000 € netto und kann damit unser aktuelles Leben auch ganz gut alleine finanzieren. Viel mehr umtreibt mich die Sorge vor einer eventuellen Altersarmut, da ich ja seit Jahren alleine unsere Rente finanziere und aktuell keine Änderung greifbar ist.

Es kriselt immer mehr bei uns. Es haben sich noch weitere Differenzen entwickelt, die es so früher nicht gab. Zu den "Dingen die ihn Stressen" zählen nämlich nun auch meine Familie und alle meine Freunde (er selbst hat keine mehr), sodass ich zu allen Treffen, selbst an Feiertagen, Hochzeiten, usw. grundsätzlich alleine bzw. nur mit den Kindern gehen muss. Das stört mich sehr, da ich dieses gemeinsame Lebenskonzept gerne mit ihm teilen würde, aber da er jegliche Treffen mit Menschen nur als Last und nicht als Bereicherung empfindet, hätte letztendlich ja keiner was von seiner erzwungenen Teilnahme. Er sagt, ich solle ihn so akzeptieren wie er ist, er akzeptiere mich ja auch wie ich bin. Zu Kompromissen diesbezüglich ist er nicht bereit.

Er wirft immer häufiger eine Scheidung in den Raum, findet, wir tun uns gegenseitig nicht mehr gut. An guten Tagen äußert er hingegen den Wunsch nach einem dritten Kind.

Wenn ich eine Scheidung gedanklich durchspiele, bekomme ich Bauchschmerzen. Bei einem Versorgungsausgleich würden meine Rentenansprüche zur Hälfte auf ihn übergehen und er hätte zudem Anspruch auf nachehelichen Unterhalt (aus eigentlich allen potentiell möglichen Gründen) oder aufgrund seiner mangelnden beruflichen Qualifikation selbst wenn er arbeiten sollte zumindest auf Aufstockungsunterhalt.

Für ein paar Jahre wäre ich ja sogar bereit das zu tragen, damit er eventuell doch noch einen Beruf erlernen und sich selbst über Wasser halten kann, denn ich wünsche ihm nichts schlechtes. Aber ich habe Angst, dass er mich verlässt, nie berufstätig wird, womöglich eine Erwerbsunfähigkeit durchsetzt und ich lebenslang für ihn aufkommen muss. Als er wieder einmal von Scheidung sprach, habe ich mal einen Unterhaltsrechner betätigt und selbst beim Wechselmodell bliebe mir weniger als die Hälfte meines Einkommens. Und das ein Leben lang? Uff.

Ich weiß gar nicht, was ich mir hier erhoffe, aber meine Gedanken drehen sich im Kreis. Mich würden einfach eure Gedanken zu meiner Situation interessieren, da ich so konkret noch mit niemandem darüber geredet habe, weil meinem Mann das unangenehm wäre. Er ist selbst nicht zufrieden mit der Situation.

Ich habe diesen Mann mal geliebt und irgendwo, unter dieser dicken grauen Wolke, liebe ich ihn noch immer. Er ist ein guter Vater, ein loyaler Mann, ordentlich im Haushalt, gebildet und ein guter Gesprächspartner. Eigentlich würde ich mir wünschen, dass wir wieder zueinander finden, er endlich seinen Abschluss macht und etwas zum Familieneinkommen beiträgt. Dass er meine Familie und Freunde mag, wäre mein Traum, aber das ist utopisch, das ist mir bewusst.

Danke an alle, die meinen Roman gelesen haben!

Bearbeitet von Gluecksschmied
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Oh je. Ich verstehe dich gut. Mein Exmann war/ist auch so ein Träumer, der die eigene Belastung höher gehängt hat als die der anderen, zB meine. Nur nicht so extrem wie bei dir.

Vielleicht wäre es klug gewesen mit den Kindern zu warten bis er wirklich mal was auf die Reihe bekommt, immerhin wart ihr nicht schon, sondern erst Ende 20. Darauf zu bauen dass er sich mal zusammenreißt war vielleicht naiv, aber das weißt du ja nun selber.

Ich würde dir ganz dringend empfehlen, dich anwaltlich beraten zu lassen. Klar sieht deine Situation nicht rosig aus im Falle einer Trennung, aber vielleicht ist es dennoch klüger, wenn du es absehen kannst dass es aufgrund der Situation/Streitigkeiten zu einer Trennung kommt, das früher anzugehen als später. Der Versorgungsausgleich zB betrifft meines Wissens nach die eheliche Zeit und nicht das ganze erwerbslose Leben. Ich habe keine Ahnung ob da die ganze Zeit angerechnet wird oder nur die, in der er für die Kinder auf Absprache zurückgesteckt hat. Lass dich mal beraten. Du wirst nicht komplett unbelastet aus dieser Ehe gehen, aber man kann sicher schauen wie man sich gut aufstellt.

Ist halt sehr verfahren in eurer Situation. Du warst sehr geduldig, hast versucht ihm seine Entfaltung zu ermöglichen. Leider hast du ihm damit keinen Gefallen getan, er war nie gezwungen auf eigenen Beinen zu stehen und seine Hemmungen in Drucksituationen mal zu überwinden. Das hätte ihm gut getan. Ich kenne das aber, man denkt ja erstmal das ist nur auf Zeit und der andere wird schon checken dass er dauerhaft etwas/mehr beitragen muss.

Dein Mann hat eine sehr merkwürdige Lebenseinstellung. Er merkt dass er nicht belastbar ist, hält das aber für nicht änderbar, ruht sich darauf aus und weigert sich, das therapeutisch zu bearbeiten. Er verweigert also seinen Beitrag zu eurem Leben, weil er ja "nicht kann". Du musst das auffangen, weil du ja stärker bist, du Glückliche. Ich würde da auch die Wand hochgehen, wenn irgendwann klar wird dass jeder seiner Versuche scheitert, er immer wieder nur rumträumt und einfach nichts ändern will. Du wirst sehr ausgenutzt und das musst du nicht mitmachen.

Am Ende kann es so sein, dass du lange mit für ihn aufkommen musst oder Unterhalt zahlen musst (sofern ihr ins Wechselmodell geht). Aber wenn ihr ein Leben lang zusammenbleibt, zahlst du ja auch für ihn und finanzierst mit deiner Rente sein Alter. Dann doch vielleicht lieber allein und irgendwann wieder glücklich?

Sorry wenn das jetzt abgebrüht und hart klingt, dein Mann ist sicher kein schlechter Kerl und ich möchte dich nicht ermutigen ihn eiskalt fallenzulassen. Aber du darfst schon auf dich schauen, das macht er ja auch! Lass dich einfach mal beraten wo du im Fall einer Scheidung stehst. Dann kannst du vielleicht eine neutralere Entscheidung treffen. Denn es klingt schon so, dass du vor einer Trennung vor allem aus finanziellen Gründen zurückscheust, und so sollte das ja nicht sein.

Bearbeitet von Laniluna
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Danke für deine ausführliche Antwort. Du sprichst so vieles so treffend an.

Dieser Satz: "Du musst das auffangen, weil du ja stärker bist, du Glückliche" spricht mir so aus der Seele.

Weißt du wie oft ich zu hören bekommen, dass ich ja gesund sei, er so viel in seinem Leben habe bewältigen müssen (stimmt teilweise auch, er ist bspw. Waise), wir nicht die gleichen Grundvoraussetzungen hätten und ich einfach nicht wisse, in welch einer privilegierten Position ich mich befinde. Ich hätte einen treuen Ehemann, der nicht gewalttätig ist, der den Haushalt schmeißt und sich um seine Kinder kümmert. Ich würde immer das Haar in der Suppe suchen und mich auch noch beschweren, wenn er all meine Anforderungen erfüllen würde.

Er sieht seinen Beitrag an unserem Leben in der Hausarbeit. Er macht wirklich den Großteil des Haushaltes, wobei ich schon vorgeschlagen habe, eine Reinigungskraft einzustellen, damit er Arbeit/Studium/Ausbildung nachgehen kann. Das sieht er als Abwertung seiner Arbeit, was aber so gar nicht gemeint ist. Ich danke ihm jeden Tag und will nur nicht, dass Hausmann langfristig seine Haupttätigkeit bleibt.

Irgendwann zweifelt man an seiner eigenen Wahrnehmung.

Hemmungen in Drucksituationen zu überwinden ist ein Knackpunkt. Hat er in seinen Augen oft genug gemacht und sich anschließend nur noch schlechter gefühlt. Sieht er nicht mehr ein, insbesondere wenn der damit verbundene Stress in seinen Augen auf Kosten seiner Gesundheit geht.

Ich würde behaupten, er sieht seine Hemmungen bzw. seine Vermeidungsstrategie mittlerweile, zumindest teilweise, als Bestandteil seiner Persönlichkeit an. Er würde sagen, er sei eben introvertiert und wisse mittlerweile, was ihm guttut und was nicht.

Bearbeitet von Gluecksschmied
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Auch das kommt mir sehr bekannt vor 😏 Mein Exmann hatte auch mal eine Phase, in der er gern nur zuhause sein und nicht arbeiten wollte. Er hat dann immer gesagt, bei Frauen wäre das doch auch ok, warum nicht bei ihm? Er hat dabei übersehen, dass das auch bei Frauen eben nur dann ok ist wenn ein Paar sich gemeinsam und bewusst auf diese Aufteilung einigt. Und nicht wenn einer von beiden beschließt, nicht mehr zu arbeiten und dem anderen die komplette finanzielle Verantwortung zuzuschustern, und das auch noch als wertvollen Beitrag zu feiern.

Ich nehme an, ihr beide habt nie ein Gespräch darüber geführt, dass ihr euch ab jetzt offiziell anders aufteilt. Ihr seid zunächst davon ausgegangen, beide auf irgendeine Art zum Familieneinkommen beizutragen. Er hat das dann einseitig geändert, weil es ihm zu viel ist. Damit zwingt er dich in die Position Vollzeitarbeit und Alleinverdienerin, du hast gar keine Wahl. Sieht er aber nicht. Für ihn hast du Glück, denn du bist stark genug zu arbeiten, und hast auch noch einen Mann der dir dafür den Rücken freihält. Jackpot, oder? Nicht wirklich. Vor allem schreibst du ja unten, dass er dir eben nicht den Rücken freihält und zuhause genauso wenig belastbar ist, sondern dass du auch da alles Unangenehme für ihn abfangen musst.

Natürlich braucht auch dein Mann das Gefühl, wertvoll zu sein und etwas zu leisten für die Familie. Indem du etwas anderes von ihm willst, fühlt er sich abgewertet. Er ist eigentlich ein Schmarotzer, aber so will er sich nicht sehen. Natürlich weiß er innendrin, dass er mehr hätte schaffen und beitragen können und seine eigene Unzufriedenheit und Selbstzweifel schiebt er jetzt zu dir, weil du machst dass er sie spürt. Du bist schuld dass er nicht einfach zufrieden gar nicht arbeiten kann.

Ihr habt das nie gemeinsam beschlossen. Du darfst deshalb also auch unzufrieden sein. Du darfst ihm sagen, dass du dich ausgenutzt fühlst und dass er einseitig nur nach seinen Bedürfnissen schaut und deine total abwertet. Was du brauchst um dich glücklich zu fühlen ist ihm ja völlig egal. Und er erwartet da sehr viel vom Leben. Viele Menschen sind überfordert im Job oder arbeiten nicht gern. Die haben aber nicht alle den Luxus, von einem Partner ausgehalten zu werden, sondern müssen da halt durch. Es gibt auch Menschen die psychisch echt nicht in der Lage sind, einer Arbeit nachzugehen. Die waren aber bei Therapeuten und das ist diagnostiziert, die sind dann berentet und haben davor einen langen Therapieweg hinter sich. Davor scheut sich dein Mann, er will ja gar keine Hilfe. Er will einfach nichts machen müssen. ER ist in einer privilegierten Position, nicht du!

Also, er darf gern weiter darauf achten, was ihm gut tut. Aber das darfst du eben auch. Er darf gern nach seinen Bedürfnissen schauen und wenig leisten, aber du musst die Konsequenzen nicht mittragen. Dein Frust und Unglück tun niemandem gut. Wenn eure Vorstellungen davon, wie man gemeinsam als Familie lebt, inzwischen so auseinandergehen, dann müsst ihr getrennte Wege gehen. Du musst dir das nicht zumuten. Und ich wünsche dir von Herzen, dass du eine gute Lösung findest!

Bearbeitet von Laniluna
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Was eine beschissene Situation..
Ich kenne mich mit nachehelichem Unterhalt, Rentenansprüche usw nicht aus, aber vllt ist es möglich, im Nachhinein Gütertrennung oder einen Ehevertrag aufzusetzen (falls das geht?).
Alternativ soll er 100% die care Arbeit und Haushalt übernehmen, damit du 100% arbeiten gehen kannst. Vielleicht hilft es dir in dem Fall eher, das Ganze ruhig anzugehen, damit er auf die oben genannten Vorschläge eingeht und du im Falle einer Scheidung den *sorry für den Ausdruck* "Schmarotzer" nicht auch noch weiter durchfüttern darfst. Ich finde das Verhalten deines Mannes ziemlich daneben, egoistisch und unreif!

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Oh je, du hast mein Beileid!

Das hört sich exakt so an, wie bei einer Freundin von mir. Genau das gleiche, wirklich. Ihr Freund auch auf einmal chronisch krank, sobald es schwer wird, werden die Klausuren geschoben bis zum geht nicht mehr. Jetzt haben die beiden ein Kind. Prost Mahlzeit sag ich da nur. Sie ist förmlich zur Sugar Mom mutiert, ohne es je zu wollen. Eine Hochzeit steht bei den beiden im Raum, sie ist sich jedoch nicht ganz sicher. Ich bin dabei die „Arschloch“- Freundin und habe ihr vom Heiraten ganz klar abgeraten. Nun ja, die Einladung flatterte vor kurzem bei uns ein.

Ich kann dir nur sagen was ich tun würde. Setz den Typen auf den Pott! Aber so richtig!! Sag ihm klipp und klar, dass sein Verhalten als Familienvater so nicht geht. Dass eine Lösung her muss. Meine Vorschreiberinnen haben einiges genannt, wo man ansetzen könnte.

Ganz wichtig: setz ihm eine Frist und handle dann konsequent! Lass dich anwaltlich beraten, denn Trennungsunterhalt etc. Wird vermutlich auf dich zukommen, es sei denn ihr habt einen Ehevertrag. Diesen kann man auch später in der Ehe noch schließen, er wäre allerdings ziemlich dumm, wenn er ihn unterschrieben würde ;)

Alles Gute für dich!

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Ein Ehevertrag kann keinen Unterhalt ausschließen, wenn dadurch Sozialleistungen in Anspruch genommen werden müssten.

LG, Kate

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Moin,

das ist nicht gut. Dein Mann wird wohl kaum noch einen Abschluss machen. (Wie konnte er sicht ohne Bachelor überhaupt in einen Master einschreiben?) Er hat gar keinen Druck, denn du verdienst mehr als genug für die Familie. Und wenn du ihn mit der Forderung, in die Puschen zu kommen, nervst, zieht er die "Krank!"-Karte. Bleibst du bei ihm, hast du auf Dauer einen Hausmann zu Hause; immerhin ist er, wie du schreibst, darin und als Vater gut.

Was geschieht bei einer Scheidung? Du hast einen Mann ohne Ausbildung geheiratet, das kannst du ihm bei einer Trennung also nicht vorwerfen. Nach sechs Ehejahren hält sich wenigstens dein Verlust an Rentenpunkten ja noch in Grenzen. Trennungsunterhalt wirst du zahlen müssen. Sechs Jahre Ehe sind nicht viel; ob danach lebenslang nachehelicher Unterhalt zu zahlen wäre, solltest du bei einem Rechtsanwalt erfragen, gerade in der Konstellation mit der Krankheit. Wo würden die Kinder bleiben? Würde Dein Mann versuchen, sie ganz zu sich zu ziehen mit dem Argument, dass er sich jetzt hauptsächlich um sie kümmert? Dann würdest du ihm bis zum dritten Geburtstag des jüngeren Kindes zusätzlch zum Kindesunterhalt Betreuungsunterhalt zahlen.

Ich verstehe deinen Frust, und ehrlich gesagt, hätte ich eine Stinkwut. Aber du liebst ihn ja irgendwie noch. Ein drittes Kind käme für mich niemals in Frage. Kann es sein, dass er davon spricht, weil es ihm die Möglichkeit gäbe, weiter zu Hause zu bleiben, quasi eine Flucht vor dem Lebens ins Kind? Er sammelt ja sogar Rentenpunkte über die Kinder. Und je mehr Kinder, desto mehr KU bei einer Trennung, bei einem Kind unter drei Jahren wieder Betreuungsunterhalt... so kann man sich ganz gut und bequem über die Zeit hangeln.

Wie wäre eine Scheidung und dann eben Zusammenleben ohne Ehe? So rettest du deine Rentenpunkte, und hoffentlich sind sechs Jahre Ehe zu kurz für lebenslangen nachehrlichen Unterhalt (Rechtsanwalt fragen!).

Nachtrag: Wenn Scheidung, dann jetzt. Kürzere Ehe kostet dich weniger Rentenpunkte und erhöht die Chance auf eine zeitliche Begrenzung des nachehelichen Unterhalts.

LG, Kate

Bearbeitet von katedublin
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Ich habe meinen Master damals auch schon angefangen und im ersten Semester meine Bachelorarbeit fertiggestellt und musste das dann nachträglich nachweisen. Weiß aber nicht ob das bei jedem Studiengang geht und ja muss man dann natürlich doppelt durchziehen. 😄

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Ja, genauso war es auch bei ihm. Er war vorläufig immatrikuliert, unter der Voraussetzung, seinen Bachelor innerhalb des ersten Semesters abzuschließen.

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Ich würde an deiner Stelle zu einem Anwalt gehen und mich beraten lassen. Das muss ja erstmal noch gar nichts nach sich ziehen, aber vielleicht siehst du dann klarer was die Konsequenzen einer Scheidung wirklich wären.

Warum macht er nicht den Bachelor in einem Semester fertig und geht dann arbeiten? Das wäre doch die einfachste Lösung.

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Du hast recht, ich werde zum Anwalt müssen.

Mein Mann studiert Lehramt, da ist der Master die Grundvoraussetzung, um überhaupt das Referendariat machen zu können.

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Und wenn wir ehrlich sind: Ein Referendariat wird er mit seiner Einstellung niemals schaffen!

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Guten Morgen,

je früher die Scheidung stattfinden würde, desto überschaubarer ist der finanzielle Verlust für dich. Die Hälfte deiner Rentenpunkte stehen ihm nur bis zur Scheidung zu und auch nachehelicher Unterhalt kommt eigentlich nur noch bei Ehen von langer Dauer zu Tragen.

Letztlich gibt es aber noch immer jede Menge Ehen in Deutschland, die nach dem Prinzip funktionieren, dass nur ein Partner arbeiten geht. Nur eben mit dem Mann als Hauptverdiener und Ernährer. Was hindert dich daran, deinen Mann als Hausmann zu sehen oder mit ihm diese Vereinbarung zu treffen?

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Ich habe gelesen, dass nachehelicher Unterhalt aufgrund von Krankheit im Allgemeinen zeitlich erstmal nicht begrenzt ist. Ich werde mich dazu aber wirklich zeitnah anwaltlich beraten lassen müssen.

Ich möchte nicht langfristig die Alleinverdienerin sein. Genauso wenig würde ich dies von meinem Partner erwarten. Zudem denke ich, dass eine Erwerbstätigkeit auch der Persönlichkeitsentwicklung dient.

Ganz unabhängig davon haben wir dieses Modell nie so gemeinsam abgesprochen. Ich bin da irgendwie einfach hineingeschlittert, ohne die potentielle Dauerhaftigkeit dieser "Vereinbarung" zu erkennen. Mein Mann meinte halt mehrfach kurz vor den Klausuren: "Die Schreibe ich nächstes Semester, ich bin nicht gut genug vorbereitet." und schwupps folgten weitere 6 Monate im Standby.

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Was wenn du der Scheidung "erstmal zumindest" zusagst.?

Man hat ja nicht umsonst eine Scheidungsfrist.

In der Zeit muß er sich natürlich erstmal alleine kümmern.
Auch würde ich dort Hilfe deinerseits ablehnen.
(Damit er schon mal weiß was auf ihn jetzt zukommt)

Also es geht darum ob er tatsächlich einen Therapeuten benötigt.

Liebe Grüße

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Liebe Glücksschmied,

zu deiner persönlichen Situation ist ja schon viel geschrieben worden, und ich schließe mich meiner Vorposterin an: Geh zum Anwalt und das so schnell wie möglich. Unbegrenzten nachehelichen Unterhalt gibt es nach meinem Kenntnisstand nur noch in Langzeitehen oder unter besonderen Umständen. Du brauchst Planungssicherheit und rechtliche Beratung.

Du schreibst, du bist Mitte dreissig und jetzt mal abgesehen vom Geld: willst du die nächsten fünfzig Jahre so weitermachen? Ich bin total dafür, dass Ehepartner sich gegenseitig unterstützen. Mein Mann ist selbst aus verschiedenen Grunden spät ins volle Erwerbsleben eingestiegen und erwartet eine geringe Rente. Ich bin zwölf Jahre jünger und werde noch lange nach ihm arbeiten müssen und selbstverständlich werden unsere finanziellen Absprachen dann neu getroffen. Allerdings auch deswegen weil er jetzt, trotz seiner Erkrankung alles dafür tut sich selbst gut abzusichern. Und ich weiß jetzt schon, dass er, wenn er in Rente geht, den Löwenanteil im Haushalt übernehmen werden will.

Immer wenn ich solche Geschichten lese, frage ich mich: haben alle anderen ein Reserveleben im Schrank? Oder warum verharrt man so lange in solchen Situationen?
Du scheinst ein liebevoller, zugewandter Mensch zu sein, auf den dein Mann sich lange verlassen konnte. Aber mach dich nicht selbst kaputt, besonders wenn dein Mann nichts tun will (Therpie, Reha, Medikamente) etc. um etwas zu verändern.

Alles Gute,
Lexi

Bearbeitet von lexi77
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Danke für deinen Klartext.

Ich möchte nicht noch 50 Jahre so weitermachen, nein. Allerdings habe ich gehofft, dass sich doch noch etwas bewegt und gerade weil Kinder im Spiel sind, aber auch weil mein Jawort Substanz hatte, wollte ich nicht sofort aufgeben.

Ich sehe die heutige Wegwerfmentalität kritisch, bin aber durchaus dagegen, im Leid zu verharren. Schwierigkeiten gemeinsam begegnen und überwinden, das war mein Ideal.

Mein Mann hatte nunmal relativ kurz nach der Geburt unseres ersten Kindes ein lebensbedrohliches Ereignis, das eine längere Genesungsphase nach sich zog. Dass ich das Mittrage und (nicht nur finanziell) für ihn da bin, stand für mich außer Frage. Seine Grunderkrankung, die zu diesem Ereignis geführt hat, kann auch nicht geheilt, sondern nur symptomatisch behandelt werden. Aktuell ist er aber körperlich stabil. Es fällt ihm aber oft schwer, das zu glauben.

Seit dem Ereignis ist aber nun wieder einige Zeit vergangen und erneut wurde ein Studium (sein angebliches Traumstudium!) abgebrochen. Das versetzt meinem Optimismus einen Dämpfer. Jetzt will er sein ursprüngliches Studium abschließen, sobald das jüngere Kind in den Kindergarten geht. Ich weiß einfach nicht, ob ich ihm noch glauben kann.

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Je früher du dich scheiden lässt umso geringer sind die finanziellen langfristigen Kosten. Der Versorgungsausgleich gilt nur für den Ehezeitraum.
Wenn dein Mann sich nicht gleichzeitig um zwei Kinder kümmern kann, wie soll es dann zum Wechselmodell kommen? Oder kann er es dann plötzlich wieder? Wenn die Kinder dann dauerhaft bei dir sind, wirst du kaum ihm Unterhalt zahlen müssen.
Lass dich von einem Anwalt beraten, aber es wird alles nicht so schlimm, wie du befürchtest.

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Er würde die Kinder sogar ganz haben wollen, vermute ich. Dann würde er seine Tante ständig um Hilfe bei der Betreuung bitten. Klar darüber gesprochen haben wir aber noch nicht. Er wird in solchen Gesprächen sehr schnell unsachlich.

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Nur weil er das will, heißt ja noch lange nicht, dass er das auch bekommt. Ob die Tante da auch wirklich immer hilft, ist ja auch fraglich. Und selbst wenn er das Wechselmodell durchsetzen kann, wenn er sich dann nicht entsprechend kümmert, kann das auch wieder geändert werden. Das ältere Kind ist auch alt genug, dass bis es dann wirklich eine Verhandlung gibt, dass ein Richter nachfragt und wenn es dann heißt "Weil Papa das nicht kann, kommt immer Tante Frieda." Naja, dann wird das wohl nichts mit dem Wechselmodell. Er muss sich bei sowas auch erstmal im Trennungsjahr behaupten, bis die Scheidung durch ist.