Hallo,
ich habe oft das Gefühl, dass sich bei mir zu viel um meinen Mann dreht und ich weiß nicht, wie ich mich unabhängiger machen kann. Besonders seit ich bei ihm wohne und schwanger bin.
Er hat 1x pro Woche am Abend Physiotherapie-Termine, da begleite ich ihn immer, weil ich Zeit habe und er das gern möchte. Dagegen hat er mich bei meinen vielen Frauenarzt-Terminen wegen der Schwangerschaft noch nie begleitet, weil er vormittags immer arbeiten musste. Es ist ok, aber es ist dadurch halt so einseitig.
Ich passe mich sonst auch sehr seinen Routinen an. Abends will er sich immer an seinem PC ausruhen oder später mit mir einen Film gucken. Dadurch bin ich oft in so einer Warte-Haltung und schaue, was er macht. Telefoniert er gerade mit einem Freund? Möchte er im PC-Zimmer Gesellschaft? (Er ruft mich manchmal und möchte, dass ich bei ihm bleibe, während er irgendwelche Videos oder Lieder abspielt.) Oder ich warte, bis wir einen Film gucken und mache in der Zeit auch nichts Besonderes, nur am Handy irgendwas gucken.
Irgendwie bin ich sehr stark von seinen Routinen, seinen Bedürfnissen abhängig und weiß nicht, wie ich das durchbrechen kann, weil ich keine richtigen Alternativen habe. Ich gehe zwar auch mal allein draußen eine Runde spazieren oder treffe mich am Wochenende allein mit einer Bekannten oder schaue am Handy allein eine Sendung oder einen Film. Aber trotzdem ist das Gefühl da, dass ich zu sehr schaue, was er gerade will, macht, nicht will…
Er ist auch jemand, der sehr stark seine Bedürfnisse äußert und sagt, worauf er gerade Lust hat, worauf nicht, was ihn nervt usw. Er betont auch immer, dass er so viel gearbeitet hat (er arbeitetet mehr Std. als ich) und dadurch habe ich das Gefühl, ich müsste mich seinen Bedürfnissen erst recht unterordnen, weil er ja so oft müde ist und mehr geleistet hat.
Statt der Sachen, die wir machen (im PC-Zimmer sitzen, Film gucken, essen gehen), würde ich auch gern mehr andere Sachen machen (Sport, mehr spazieren/Bewegung, mehr intime Zweisamkeit ohne Medien, Sex). Aber ich passe mich dann doch wieder seinen Routinen an, weil er ja so viel gearbeitet hat.
Hab sonst leider kein Hobby und es ist auch schon immer dunkel abends, wenn wir Feierabend haben, und hier in der Umgebung gibt es auch nichts, außer ein paar Wohnhäuser und ein Waldstück. Früher, als ich allein gewohnt habe, war in meiner Gegend immer noch viel los und geöffnet, bin oft spät abends noch raus.
Habt ihr Ideen, wie ich diese Fixiertheit auf ihn / seine Bedürfnisse ändern kann?
Sehr auf Bedürfnisse und Routine von Mann fixiert
Das Thema wird sich bald ganz schnell von alleine erledigen, denn dann dreht sich alles um die Bedürfnisse des Babys.
Ich hoffe für euch dass ihr euch als Paar nicht verliert, wenn eure einzigen gemeinsamen Unternehmungen aus Medien bestehen. Wie reagiert er denn wenn du deine Wünsche ansprichst, also dass du mal spazieren gehen möchtest?
Unter der Woche sagt er, dass er keine Lust hat und zu müde ist nach der Arbeit. Am Wochenende gehen wir an einem Tag ein bisschen spazieren, z.B. eine Runde durch die Stadt, nachdem wir im Café waren. Aber auch da muss ich ihn dazu motivieren, weil er für sich allein auch eher zuhause bleiben würde.
Für mich stellt sich die Frage ob es dir wirklich darum geht mehr deine Bedürfnisse zu äußern oder ob es dich einfach stört dass dein Partner nicht gerne Sachen mit dir unternimmt ? Denn selbst wenn du dich mehr äußerst, werden ihm diese Dinge ja nicht mehr Spaß bereiten. Ich kenne das selber von meiner alten Beziehung und für mich würde das nicht mehr in Frage kommen, ich unternehme gerne Dinge mit meinem Partner wie in die Therme gehen, wandern, Minigolf etc.
Würde es dich überhaupt befriedigen diese Dinge alleine zu machen ? Passt du dich an weil du Zeit mit deinem Partner verbringen willst ? Das fände ich ziemlich normal, also dass man Zeit verbringen will.
Das Problem ist eben,selbst wenn du ihn zwingst wird aus ihm halt kein unternehmenslustiger Kerl und selbst wenn du alleine Hobbys findest, macht dich das dann glücklich?
> Statt der Sachen, die wir machen ..., würde ich auch gern mehr andere Sachen machen...
Was tust du, um das zu zu ändern?
Du könntest natürlich einfach anfangen, Spazieren / Walken / Joggen zu gehen - Abends je nach Stadtteil auch möglich oder über Tag und auch in der Schwangerschaft nach Rücksprache mit der Gyn umsetzbar. Installiere eine Fitness-App - für viele brauchst du für den Start nicht mal eine Matte, eine Decke und 2x1 m Platz im Wohnzimmer reichen voll aus. Plane etwas Gemeinsames für euch als Paar, Brettspiel, Kochen, oder zeitaufwändigeres Essen am Tisch (Raclette) .... Verführe ihn. Kombiniere: Verführe ihn mit heißer Yoga Pose aus der App...
Sei doch etwas selbstbewusster mit deiner Zeit.
Arzttermine:
> Er hat 1x pro Woche am Abend Physiotherapie-Termine, da begleite ich ihn immer, weil ich Zeit habe und er das gern möchte.
Möchtest du es auch? Kannst du die Zeit da sonst nicht sinnvoll nutzen? Einkauf nebenan?
Dass er unmgekehrt keine Zeit am Vormittag hat, kann ich verstehen. Es ist auch nicht normal, bei den 08-15-Gyn-Terminen als Mann dabei zu sein. Für das 3D-Sono nimmt mann sich aber dann doch gern Zeit. Wäre nett, wenn du das dann aber auf den Nachmittag terminierst.
Insgesamt klingst das ziemlich trist. Aber ich sehe nicht, warum es von ihm abhängen sollte. Die Ursache dafür liegt doch bei dir. Schaffe da etwas in deinem Leben, was dir etwas bedeutet. Das Netz und die Umgebung ist voller Anregungen. Neujahr steht ja für Vorsätze vor der Tür, bis dahin kannst du dich mit adventlichen Tätigkeiten beschäftigen.
Ansonsten ändert sich euer Leben ohnehin ab Geburt. Danach kannst du dann wirklich von fremdbestimmten Tagesablauf sprechen. Gut, wenn du bis dahin schon eine oder zwei Routinen für dich - nur für dich - gefunden hast. Andernfalls bleibt nämlich das Bäuerchen vom Baby als Highlight des Tages.
Später ergibt sich durch das Kind ganz viel. Pekip-Kurse, Wassergewöhnung, andere Elternteile lernt man schnell kennen - von außen sah es jedenfalls so aus, als fänden sich Mütter da sehr schnell, als Vater ist es da schwerer, in solche Kreise zu kommen. Wer sich mal gefunden hat kann sich ja auch mal zum Tee treffen und die Kleinen krabbeln lassen.
Also ran!
Hm, kommst du aus einer Familie, in der es sehr darum ging, zu schauen, was die anderen brauchen/wollen, damit geliebt wirst?
Das könnte man therapeutisch aufarbeiten.
Ich für meinen Teil musste es wirklich Stück für Stück lernen, mich zu spüren und Ernst zu nehmen in meinen Bedürfnissen, wenn andere zugegen sind, besonders in Partnerschaften. Ich hab noch immer Angst, dass Liebesentzug die Konsequenz ist.
Meines Erachtens musst du anfangen, dich selbst wichtiger zu nehmen. Er äußert seine Bedürfnisse laut? Warum tust du das nicht? Daraus mögen Konflikte entstehen, aber die braucht es, wenn man zusammenzieht und beide auf ihre Kosten kommen sollen.
> Daraus mögen Konflikte entstehen, aber die braucht es, wenn man zusammenzieht und beide auf ihre Kosten kommen sollen.
Wow, auf den Punkt.
Liebe TE,
Konflikt ist nicht gleich Konflikt. Unterschiedliche Bedürfnisse und Meinungen zu haben ist normal, ich würde sogar sagen gesund und auch in einem Zusammenleben interessant.
Als Paar muss man dann sehen, wie das kombiniert wird. Hoffentlich gibt es große Überlappungsbereiche. Wenn er z.B. einen körperlich anstrengenden Job hat, wirst du ihn nachvollziehbarerweise nicht noch täglich zum Sport motivieren können. Wer ständig auf Dienstreise ist, findet Balkonien das tollste Urlaubsziel. Also machst du allein Sport und ihr schaut, dass ihr in die gemeinsame Zeit viel von dem unterbringt, was euch beiden und vor allem euch als Paar gemeinsam etwas bedeutet.
So weit so einfach.
Demnächst kommt mit dem Baby eine Person mit Bedürfnissen ins Spiel, die meist auch sofortiger Aufmerksamkeit bedürfen. Es ist nicht unmöglich, sich darauf einzustellen. Tragegurt zum Spaziergang. Und für Sex jede Gelegenheit nutzen, die ihr erkennt (frisch gestillt und frisch gewickelt eingeschlafen habt ihr schon mal etwas Zeit zu zweit).
> Das könnte man therapeutisch aufarbeiten.
Der Ratschlag ist gut, dass du überlegst, warum du nicht selbst etwas änderst sondern es für dich normal ist, dich an deiner Umwelt zu orientieren. Aber bitte übertreibe es nicht. Im Paar ist es notwendig, sich aneinander zu orientieren und miteinander abzustimmen. Daher bitte keinen auch nicht mit einem kompletten Egotrip eure junge Familie ruinieren. Aber mehr wagen ist sicher gut.
Hallo FS,
ich kann dich nach empfinden, weil es mir in meiner letzten Beziehung ähnlich ging. Ich bin mit ihm zusammen in eine andere Stadt weit weg von zu Hause gezogen. Im Grunde hab ich mich gefühlt, wie als wenn ich mein eigenes Leben aufgegeben habe um für meinen Freund das i-Tüpfelchen im Leben zu sein. Er hatte sozusagen das ganze Package und ich hab meine eigenen Wünsche zurück gestellt um die Beziehung üebrhaupt möglich zu machen.
Ist nicht 1:1 vergleichbar mit deiner Situation. Ihr seid wohl verheiratet und du bist schwanger. Im Grunde ist es auch nicht die Verantwortung des Partners, den anderen zu "entertainen". Ich könnte mir vorstellen, dass dein Mann das auch gar nicht so toll findet, dass er so der Fokus für dich ist. Nimm ihn dir doch mal zum Vorbild was das Kommunizieren und Durchsetzen von Bedürfnissen anbelangt.
Und ansonsten kann ich dir nur raten, fülle dir dein Leben mit Aktivitäten und Interessen die komplett unabhängig von einem anderen bestimmten Menschen stehen. Vielleicht kannst du während der Schwangerschaft mal einen VHS Kurs besuchen zu einem Thema, das dich interessiert. Ich kann auch sehr "spontacts" empfehlen, weiß aber nicht ob das deutschlandweit geläufig ist.
Und sieh das als eine ganzheitliche Aufgabe für dich und dein Leben. Es geht nicht nur um dein Standing innerhalb deiner Ehe. Du solltest auch als junge Frau, junge Mutter eigene Interessen verfolgen. Jedes Interesse (in das man sich beliest, mit beschäftigt) macht einen selbst auch wieder interessanter. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Denn aktuell könnte ich mir vorstellen, hat dein Mann vielleicht auch wenig "an dir". Er ist den ganzen Tag unterwegs, erlebt viele Dinge kommt heim und du schaust ihn mit großen Rehaugen vom Sofa aus an "Endlich bist du da Schatzi, ich hab die ganze Zeit auf dich gewartet" (übertrieben dargestellt natürlich). Ich glaub da wird man für den anderen irgendwann selbst zum Einrichtungsgegenstand.
Meiner Meinung nach sollte ein Leben mit Partner doch nur eine Bereicherung sein. Heißt, nur weil ich einen Partner habe, gebe ich weder Hobbys noch Routinen auf. Ich räume Zeit für Paar-Dinge ein, ja.
Daher: was hast du vor dem Umzug gemacht. Was spricht dagegen, ins Auto zu springen, dich mit anderen Menschen zu treffen, dir zu Hause ein Hobby zu suchen, was zu lesen, einen Kurs zu machen oder oder.
Vereinbare dazu Termine mit deinem Mann: heute ab 20:00Uhr können wir einen Film schauen. Aber verbleibe nicht in der Warteposition. Auch würde ich niemals mit zur Physio gehen. Er ist erwachsen und kann das alleine. Mache dein Ding und verabredet euch danach für Zweisamkeit. Du verschwendest gerade richtig viel wertvolle Lebenszeit mit Warten.
Kinderzimmer streichen, Yoga machen, in die Sauna gehen usw.
Klingt aber auch ziemlich öde wenn man mit seinem Mann nicht mehr anfangen kann als Filme gucken und essen
Absolut! Bin bei dir.
Er will ja nicht mal mehr Sex.
Schwanger hin oder her, da passt überhaupt nichts (mehr) zusammen. Keine gemeinsamen Interessen, kein Sexinteresse auf gleichem Niveau. Keine Perspektive. Immer nur Warten. Sehr sehr traurig.
Versuche doch Mal ein Gespür für dich zu kriegen, was du gerne willst- völlig unabhängig von deinem Mann. Vielleicht fängst du mit einer Liste an, was dir Spaß machen würde. Sport, Malkurs, Filme, Stricken, Museen... Schreib 10 Sachen auf, die dir in den Sinn kommen.
Und dann überlegst du dir, was davon du gerne machen möchtest und machst das einfach mal. Dann, wann du willst und dann kannst du halt vielleicht Mal ab und zu kein Lied anhören, das ist doch okay.
Ich glaube, in der Warteposition zu sein ist doof. Entweder kriegt ihr ein total blödes Ungleichgewicht, oder er ist selbst total genervt davon und wünscht sich mehr Eigeninitiative.
<<<<Habt ihr Ideen, wie ich diese Fixiertheit auf ihn / seine Bedürfnisse ändern kann?<<<
Liebe TE,
sei doch einfach selbst die Frau. Suche ein Hobby für dich, was du später auch noch machen kannst. Wenn er seine Ruhe haben möchte, ja dann gehst du raus spazieren. Treff dich mit Freunden, mach Sport solange du es noch machen kannst.
Gibt genug Möglichkeiten.
LG Hinzwife
Ich finde, das liest sich sehr strange. Du begleitet ihn zur Physio und wartest dann bis Du ihn wieder nach Hause begleitest? Kommst auf Rufen seinerseits zu ihm im PC Zimmer, um ihm Gesellschaft zu leisten während er am PC sitzt?
Also mal ehrlich 🙈
Ich bin bei der Behandlung dabei. Er möchte das gern. Wir haben sowieso zusammen Feierabend und statt zum Bahnhof gehe ich dann mit zu seinem Termin, weil er sich das auch wünscht.
Ich finde es ja selbst auch spannend, die Abläufe dort zu sehen und wie es ihm hilft.
Aber ich denke halt auch: Zu meinen Arztterminen kommt er auch nicht mit.
Ja, es ist schon blöd zu kommen, wenn er im PC-Zimmer Gesellschaft möchte. Er ruft mich öfter und sagt, er würde sich einsam fühlen. Ich muss auf jeden Fall was ändern.