Seid ihr aus einer extremen Krise wieder rausgekommen?

Hallo zusammen,

ich wollte euch gerne nach euren Erfahrungen fragen.

Hier kurz gefasst meine Geschichte:

Mein Mann und ich sind seit 8 Jahren zusammen, davon 1 Jahr verheiratet und haben 2 Kinder (2J & 3 Monate). Wir haben immer wieder Krisen überstanden. Grundsätzlich sind wir recht oft verschiedener Meinung, das war immer wieder Streitpunkt aber wir kamen damit doch irgendwie zurecht. Seit einigen Monaten nun nicht mehr. Es kommen viele Dinge hoch die in der Vergangenheit passiert sind und wie haben zuletzt sehr häufig und immer heftiger gestritten. Haben dann einen Cut gemacht und gehen gerade eher auf Abstand. Streiten dadurch eigentlich gar nicht mehr aber es ist sehr abgekühlt zwischen uns. Außer Bussi zum Gute Nacht sagen gibt es zwischen uns keinerlei Zärtlichkeiten. Aktuell haben beide nicht die Energie neben den Kids auch noch um unsere Beziehung zu kämpfen und so geben wir uns aktuell beide nur Mühe unseren Kindern gerecht zu werden. Die Beziehung leidet gerade sehr. Es steht immer öfter das Wort Trennung im Raum. Wir sagen beide zwar wir wollen es weiter versuchen aber ich merke dass das ganze leider nicht wirklich in eine positive Richtung geht.

Ich müsste jetzt natürlich extrem ausholen um hier unsere ganze Geschichte zu erzählen aber das ist jetzt mal grob die Lage.

Mich würde nun interessieren ob ihr auch mal eine so heftige Krise hattet bei der alles danach aussah dass die Beziehung zu Ende geht, ihr es aber am Ende doch wieder rausgeschafft habt? Oder ist sowas ziemlich aussichtslos wenn schon viel kaputt ging?
Ich bin mir über meine Gefühle momentan nicht im Klaren. Ich weiß nicht ob ich nur große Angst davor habe mit den beiden Kindern "alleine" zu sein oder ob ich wirklich nicht von ihm getrennt sein will.
Kann es aktuell nicht einordnen.

Vielleicht könnt ihr mir ja von euren Erfahrungen berichten, würde mich freuen.

Liebe Grüße 🫶

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Hallo,
euer Baby ist ja noch sehr klein und beide Kinder nah beieinander. Dazu dann Arbeit etc., und dann kommen noch Verletzungen aus der Vergangenheit hoch - ist natürlich eine schlechte Mischung.

Meine vermutlich unpopuläre Meinung ist, dass euer "Arrangement" vorläufig (!) gar nicht schlecht ist. Du sagst selbst, dass eure Kraft gerade nur für die Kinder reicht. Dann akzeptiert es doch erstmal so und verabredet euch dazu, in dieser schweren Zeit zu funktionieren und in, ich weiß nicht, zwei Monaten, wieder zu reden.

Wir hatten auch mal eine Krise aus ähnlichen Gründen. Unser Vorteil war, dass unsere Temperamente im Alltag perfekt harmonieren und wir so unauffällig auf Sparflamme laufen konnten, ohne dass auf Beziehungsebene viel lief. Durch die Zeit geholfen haben uns ganz banal viel gemeinsame Entspannung ohne Beschäftigung miteinander (Serie etc.). Und ich habe ihm (und er mir auch) immer wieder mal gesagt, dass ich ihn liebe. Auch wenn ich es damals wirklich nicht gefühlt habe.

Wichtig war aber auch wie gesagt, dass wir die Beziehung auf einen konkreten Zeitpunkt vertröstet haben und grundsätzlich sicher waren, dass wir zusammenbleiben wollten.
Viele Grüße

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Ich danke dir sehr für deine Antwort. Fühle sehr was du schreibst. Ich denke dass ich lernen muss unsere Situation erstmal so zu akzeptieren anstatt weiterhin auf biegen und brechen versuchen zu wollen, dass es endlich wieder "normal" läuft zwischen uns. Für mich ist dieses Ungewisse einfach super schwierig, komme mit solchen Situationen generell nicht so gut zurecht.
Werde aber jetzt wirklich versuchen erstmal zu entspannen und den Dingen ihren Lauf zu lassen.

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Hallo,
Wir waren vor ca. 10 monaten kurz vor der Trennung.. meine Frau wollte sich trennen... scheinbar aus dem nichts.
14 Jahre zusammen, 2 Kinder.
Für mich war es eher ein Schock, meine Frau meinte dass wir uns seit ca 2 Jahren auseinander gelebt hatten. ...unsere Ehe war schon ein bisschen viel Routine.

Seit dem Gespräch wo sie sich trennen wollte ist sehr viel passiert. Viele gute Gespräche, aber auch wenig Hoffnung nachdem wir alle unsere aufgestauten Probleme diskutierten..
Auch eine Paarberatung machten wir, mit offenem Ausgang. Sie hatte wenig Hoffnung dass das ihre Gefühle zurück bringen würde...

Doch nach einigen sehr harten Wochen, wo wir aber beide an uns arbeiteten, wurde es wieder besser und es entstand eine nie dagewesene Nähe...

Auf einmal wollte sie sich nicht mehr trennen und hatte grosse Angst...
Nach einer Therapie Sitzung hat sie mir gestanden, dass sie einen Monat vor sie mir den Trennungswunsch mitteilte, fremdgegangen ist...

Sie musste es mir sagen, weil sie mit diesem schlechten Gewissen keine neue Beziehung mit mir aufbauen konnte...
Ich konnte ihr verzeihen, und sah auch meinen Teil der "Schuld"... war aber ein harter prozess

Das ist jetzt ca 9 Monate her, und eigentlich ist unsere Ehe durch diese Kriese so gefestigt und gut wie noch nie... wir kommunizieren jetzt viel besser, und bringen einander viel Wertschätzung entgegen...

Wir sind beide froh, sind wir durch diese Krise gestärkt durch...

Es kann durchaus gut kommen, aber es bedeutet Arbeit und Selbstreflektion...

Viel Glück, und nicht so schnell Aufgeben

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Hallo,

es tut mir leid dass es so zwischen euch gelaufen ist aber freue mich auch dass ihr es geschafft habt und daran gewachsen seid. Wünsche mir das auch so sehr für uns. Tatsächlich schwirrt mir schon auch der Gedanke im Kopf herum ob er mich nicht auch betrogen hat bzw eine Affäre hat oder so. Sicher bin ich mir natürlich nicht und sucht man sich ja auch nur mögliche Gründe um der Tatsache zu entfliehen dass man selbst daran (mit)schuld ist dass die Beziehung gerade am scheitern ist.

Ich hoffe mal das Beste und dass wir es auch da raus schaffen.

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In 35 Jahren Ehe mit meinem zweiten Mann gab es einige Krisen, die heftig waren. Teils wegen meiner Kinder und massiven Pubertätsproblemen, teils, weil mein Mann zuviel trank und ziemlich egoistisch durchs Leben stapfte. Teilweise wusste ich auch nicht, ob es weitergeht - oder nicht. Irgendwie haben wir es immer wieder geschafft, durch reden und eben, weil wir ja auch beide nicht aufgeben wollten. Heute sehe ich es so, dass es eigentlich meistens ich war, die nachgab, weil ich die Familie erhalten wollte. Ich pflegte auch meinen Mann bis zum Tod 2015, war selbstverständlich.
Erst jetzt mit meinem Freund erlebe ich es, einen immer positiv eingestellten, fürsorglichen und nie dauerkritischen Mann an meiner Seite zu haben und genieße es sehr.
Hätte ich es in meiner Ehe anders machen sollen? Ich weiß es nicht, wahrscheinlich schon, aber ich kannte es nicht anders und man weiß nicht, was bei einem neuen Mann "besser" gewesen wäre.
Gebt euch Zeit und fragt euch wirklich, ob ihr euch noch liebt oder eben nur der Alltag alles zudeckt. Mit Liebe sind Krisen zu schaffen. Eure Kinder sind so klein und stressig, es wird aber sicher auch wieder eine bessere Zeit kommen.
Alleine mit zwei Kindern ist es auch kein Zuckerschlecken, auch das habe ich drei Jahre durch.
Alles Gute!
LG Moni

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Liebe Moni,
danke für den Einblick. Ich lese oft von dir und auch den vielen Ehejahren. Ein bisschen klingt es hier als hättest du es mit dem Wissen von heute damals anders gemacht und vielleicht doch eine Trennung in Erwägung gezogen?! Ich weiß natürlich, dass das eine schwere Frage ist und ja, wer weiß, wie das Leben dann verlaufen wäre. Ich freue mich auf jeden Fall sehr zu lesen, dass du jetzt nochmal einen Menschen gefunden hast, mit dem du dich rundherum wohlfühlst. Das ist schön.

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Ja, mit dem Wissen von heute hätte ich einiges anders gemacht.
Vielleicht nicht gleich getrennt, ich liebte ihn ja und er mich auch, aber ich würde energischer darauf bestehen, nicht so ausgenutzt zu werden.
Ich habe einfach zuviel nachgegeben, aber gut, ist vorbei.
Und jaaaa, jetzt hab ich soo spät noch buchstäblich ein männliches Geschenk bekommen....und hoffe sehr, dass ich ihn " behalten" darf😍😍
"Sicherheitshalber" verwöhne ich ihn nach Strich und Faden 🤣🤣,
aber ohne Selbstaufgabe.
LG

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Da fände ich es wichtig, zu wissen, wo der eigentliche Ursprung der Krise liegt.
Innerhalb oder außerhalb der Partnerschaft?


Weiter ausgeholt: Ja, wir hatten eine sehr goße Krise, die aber ihren Ursprung außerhalb der Partnerschaft hatte. Nichtsdestotrotz war sie sehr anstrengend und kräftezehrend. Wir haben sie überstanden und es hat uns gestärkt.


Woher rühren denn eure Streitigkeiten? Sind das Dinge, die gelöst werden können? Ist es ok, wenn ihr in den von dir angesprochenen Punkten eigtl verschiedener Meinung seid?

Vielleicht wäre eine Paarberatung sinnvoll für euch.

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Ich würde sagen beides. Es geht schon auch viel um die Einstellung von uns beiden zu gewissen Dingen. Aber streiten tun wir tatsächlich meistens über belangloses bzw. Dinge die es nicht wert sind wie Haushalt etc. Ich fühle mich zu wenig unterstützt. Er arbeitet unglaublich viel und übernimmt eben die Sachen die er zeitlich quasi noch unterbringt. Für mich ist es zu wenig, für ihn geht aber nicht "noch mehr". Wer hat nun recht? Wirklich schwer zu sagen.

Das Problem ist einfach dass wir beide so ausgebrannt sind dass keiner wirklich die Energie aufbringen kann um für die Beziehung zu "kämpfen". Zumindest momentan nicht. Und so fühlt es sich für mich aktuell so an als würde das mit uns komplett in die Brüche gehen. Er wiederum sieht es eher positiv und meint der Abstand tut uns gerade gut. Für mich ist es einfach sehr schwer "neutral" zu sein und einfach mal abzuwarten wie die Dinge sich entwickeln.

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Oft muss man etwas verlieren um zu erkennen wie wichtig es ist.

Ich schließe mich der unpolulären Meinung an.. Weiter versuchen, vlt auch Zeit für euch zwei mal frei schaufeln..

Trennen dann wenn ihr euch den gemeinsamen Weg wirklich nicht mehr vorstellen könnt.

Ich glaube den Zeitpunkt weiß man dann schon wenn es keinen Sinn mehr macht.

Krisen durch Kinder sind häufig, es wird aber wieder besser 🤗

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Da du noch schwankst und dir nicht sicher bist, ist bei euch noch nicht alles verloren. Ich bin der Meinung, dass man es ziemlich genau weiß, wann die Ehe keine Chance mehr hat. Jedenfalls war es bei mir so.

Wir haben unsere große Krise quasi verpasst und damit auch den Zeitpunkt noch etwas zu retten. Als wir 20 Jahre zusammen waren und fast 10 Jahre verheiratet (die Kinder damals 3 und 1). Gab es bei uns plötzlich den Punkt, als wir uns Beide gefragt haben, was wir hier eigentlich tun. Wir waren in so verschiedenen Welten unterwegs. Es war nur noch eine WG+.
Wir haben im Alltag ziemlich harmonisch funktioniert. Wir haben im Alltag nicht gestritten. Jeder hatte seinen Bereich, seine Verantwortungen und die haben gut ineinander gegriffen.

Als der Kleine 1 Jahr als war, bin ich beruflich sehr viel unterwegs gewesen. Ich habe meine Kinder vermisst. Aber sonst habe ich mich entspannt und frei gefühlt, wie schon lange nicht mehr. Am Wochenende, oder wenn ich von daheim gearbeitet habe, war ein grosser Mühlstein auf meiner Seele. Irgendwann habe ich mir ein Herz gefasst und meinem Mann davon erzählt. Ihm ging es genauso, war ich nicht da, hat er sich frei gefühlt. Mit diesem Gespräch, war auch die Option + in der WG vorbei. Ich konnte ihm keine Nähe mehr geben. Er mir aber auch nicht.

Wir haben noch unglaublich viele Gespräche geführt. Aber wir wussten Beide, dass es nicht mehr bringt. Es tat natürlich weh. Aber es war der Schmerz die Familie, die wir aufgebaut haben, verloren zu haben. Unsere Zukunft. Das wir unseren Kindern keine Intakte Familie vorleben konnten. Es war aber nicht die Trauer um den Ehepartner.

Ich bin nur 3 Monate nach diesem ersten Gespräch ausgezogen und es hat nur so lange gedauert, weil ich nicht schneller eine Wohnung gefunden habe. Zusammengefasst, als wir Beide in das Gespräch gegangen sind, wussten wir bereits, dass unsere Ehe vorbei und erledigt war.

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Tut mir leid das zu lesen auch wenn es dir oder euch beiden damit dann besser ging. Ehrlicherweise fühle ich das schon ein wenig was du da schreibst. Und ich denke er auch. Nur habe ich die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. Ich reflektiere momentan sehr viel und arbeite momentan ganz viel an mir selbst und an meinem Mindset. Dadurch sehe ich gewisse Dinge nun völlig anders die leider komplett falsch gelaufen sind. Er muss natürlich auch an sich arbeiten damit das wirklich dauerhaft gut funktionieren kann.
Ich denke man kann erstmal nur abwarten wie es sich weiterhin entwickelt. Und man wird sicher bald merken in welche Richtung es geht.

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Vielleicht hilft es euch beiden, wenn ihr euch nur ein paar Stunden/einen Spaziergang lang mal über euren aktuellen Beziehungsstand und eure Empfindungen unterhaltet? Dann wüsste jeder, wie es beim anderen aussieht. Das würde sicher helfen, Sicherheit zu finden und auch zu sehen, ob man noch Vertrauen in die Beziehung hat oder nicht.
Wenn man zu lange in kalten, lieblosen Tagen lebt, wie soll dann wieder die Liebe entstehen, wenn sie weg ist?