Mein Mann und ich sind seit sieben Jahren verheiratet und rund doppelt so lange in einer Beziehung. Wir haben eine siebenjährige Tochter.
Ich würde unsere Partnerschaft als sehr harmonisch und "erwachsen" beschreiben: Wir unterstützen uns gegenseitig, haben ähnliche Wertevorstellungen und streiten so gut wie nie.
Unsere Persönlichkeiten sind derweil sehr unterschiedlich: Er ist eher der ruhige und pragmatisch-sachliche Typ, der gerne seine Ruhe hat. Ich bin eher extrovertiert, gerne unter Leuten und ein eher bauchgesteuerter Mensch. Ich achte zudem auf mein Äusseres - ich mache Sport, ziehe mich gerne schön an, schminke mich usw. Mein Mann findet das toll und macht mir auch regelmässig Komplimente, vor allem über meine Figur. Er selbst war vor 10 Jahren ebenfalls noch eher sportlich. Seit der Geburt unserer Tochter ist er das allerdings nicht mehr. Mittlerweile hat er mehr Cellulite als ich, ständig irgendwelche Beschwerden und null Antrieb, sich körperlich zu betätigen. Ich liebe und schätze ihn nach wie vor, aber attraktiv finde ich ihn schon lange nicht mehr. Ich versuche immer wieder, ihn dazu zu animieren, sich mehr zu bewegen (auch weil ich denke, dass ihm das guttun würde). Er sagt, ihm fehle die Zeit. Damit ist das Thema meist abgeschlossen.
Wahrscheinlich war es absehbar, aber ich hab's trotzdem nicht kommen sehen: Ich habe mich in einen anderen Mann verguckt. Noch dazu an einem Anlass, an dem mein Mann ebenfalls anwesend war. Ich habe den "anderen Mann" (ohne ihn vorher gekannt zu haben) sehr locker-frech angesprochen (wobei das auch ein wenig meiner Art entspricht). Ein wenig später hat er in einem kurzen Moment meinen Blick gesucht und mir so intensiv in die Augen geschaut, dass ich überrumpelt war, wie vom Blitz getroffen. Ich weiss noch, wie ich dachte "Huch, was war das?". Möglicherweise interpretiere ich da etwas total falsch, das ist natürlich auch möglich. Er hat später auch Andeutungen im Sinne eines möglichen Wiedersehens gemacht, gleich danach offenbar aber gemerkt, dass er damit wohl etwas zu weit ging. Wie auch immer: Ich muss seither viel zu oft an ihn denken und hoffe wie ein bescheuerter Teenager auf eine Zufallsgelegenheit, um ihn wiederzusehen. Gleichzeitig ärgert es mich masslos, dass ich das, was für ihn wohl nur ein Spiel oder eine Masche war, so stark empfunden habe.
Natürlich fühle ich mich meinem Mann gegenüber sehr schlecht. Meine Schuldgefühle wurden so erdrückend, dass ich das Gespräch gesucht habe. Ich habe meinem Mann erzählt, dass es diese Begegnung gab, jedoch ohne Genaueres zu erwähnen. Er wollte (zum Glück) auch nicht wissen, wer der Mann war. Ich habe ihm gesagt, dass ich diesen Mann sehr attraktiv fand - nicht aber, dass er mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Mein Mann hat zuerst sehr offen reagiert und gemeint, dass solche Situationen "normal" seien. Dann wurde er traurig und wütend, sagte "Ich tue seit Jahren alles für dich und dann macht dir irgendeiner schöne Augen und du findest das toll." Damit hat er natürlich recht. Laut seinen Aussagen fehlt ihm in der Beziehung nichts. Ich habe mehrfach betont, dass ich gerne mehr Zeit mit ihm verbringen möchte, er scheint dieses Bedürfnis nicht zu teilen, für ihn stimmt es so.
Ich kann mit niemandem darüber reden, weil ich nicht verurteilt werden möchte. Ich komme bei meinem Mann nicht weiter, weil ich ihn nicht verletzen möchte. Und ich kann den anderen Mann nicht vergessen, obwohl ich eigentlich genügend Ablenkung hätte, um genau das zu erreichen.
Hat jemand für diese Situation Erfahrungen, Einschätzungen, positive Gedanken oder Tipps, die mir weiterhelfen könnten?
Fremdverliebtheit: Wie beenden?
Ich kann verstehen, dass du dich bei dieser Begegnung wieder "gesehen" gefühlt hast.
Und dass du bei deinem Mann nicht weiter kommst und frustriert bist, wenn du nur Andeutungen machst wie "es ist gut für deine Gesundheit, wenn du dich mehr bewegst".
Vielleicht solltest du Klartext reden, natürlich nett und höflich aber auch deutlich.
Z. B. Stefan, ich fühle mich nicht mehr gesehen und begehrt.
Ich vermisse die Zweisamkeit und Aufmerksamkeit. Ich fühle dich nicht mehr attraktiv und wünsche mir du würdest an deinem Aussehen arbeiten.
So in der Art.
Wenn es nicht fruchtet? Tja... schwierig. Obwohl auch da gibt es einige Möglichkeiten.
Ich fühle mich von meinem Mann schon begehrt, das ist nicht das Problem. Sondern eher, dass ich ihn nicht (mehr) begehre. Andeutungen habe ich bereits gemacht: Ich habe versucht, ihn davon zu überzeugen, mehr Sport zu machen. Er erwidert dann immer (wahlweise) es mache ihm keinen Spass, er habe keine Zeit oder er sei dazu körperlich nicht in der Lage.
Ich hingegen fühle mich durchaus attraktiv... und kann mir nicht vorstellen, bis ans Ende meiner Tage nur noch mit ihm ins Bett zu gehen, sofern er sich nicht mehr bemüht. Ich weiss, dass das egoistisch klingt, es ist aber leider die bzw. meine Wahrheit.
Dann musst du eben wie bereits erwähnt, deutlich werden.
Er könnte z. B. auch auf die Ernährung achten, wenn er schon keinen Sport findet, der Spaß macht oder keine Zeit übrig hat.
Ich glaube du solltest mit deinem Mann ein ernstes Gespräch führen. Natürlich sollst du ihm nicht sagen, dass du den anderen Typen so toll findest und dass er dir nicht mehr aus dem Kopf geht, denn ich glaube das ist gar nicht das Problem. Dein Problem ist auch nicht eure Paarzeit und der ganze Quatsch. Euer wahres Problem ist, dass du deinen Mann so wie er jetzt ist nicht mehr attraktiv findest und ich finde genau das musst du ihm in aller Deutlichkeit sagen. Nicht um ihn zu kränken, sondern damit er die Chance hat Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Mach das mal
Du hast völlig recht. Das Problem hier ist, dass dieses Gespräch ohne tiefe Kränkung gar nicht möglich ist (und ich davor grosse Angst habe). Für ihn ist es ok, älter zu werden und dementsprechend anders auszusehen, zumindest sagt er das so.
Wir altern ja leider alle. Aber er kann ja zumindest versuchen an sich zu arbeiten. Das hat er doch früher bestimmt auch gemacht. Klar wird er gekränkt sein, aber noch hat er die Zügel in der Hand. Du erwartest ja nicht, dass er zum Adonis wird. Ich glaube wenn du siehst, dass er an sich arbeitet, alleine das würde dich schon anmachen. Du musst ihn ja auch nicht beileidigen. Aber er sollte schon wissen, dass es so nicht mehr weiter geht....
Tja
Paarliebe ist eben nicht ohne Bedingungen.
Die Frage, die ich mir stelle, würde es Deinem Mann denn wirklich helfen, wenn er all die Punkte, die Du als Mangel aufzählst, erfüllen würde? Wenn er so wäre, wie er mal zu Beginn war, als Du Dich verliebt hast. Würdest Du ihn dann wieder mehr begehren und könntest diese neue Begegnung schnell ad acta legen?
Ich glaube, Dein Mann müsste sich schon ziemlich neu erfinden um wieder das Begehren bei Dir zu erzeugen, dass Du irgendwann mal in der Vergangenheit verspürt hast.
Du magst Deinen Mann lieben, wie man einen Menschen liebt, mit dem man lange zusammen ist, der ein guter Wegbegleiter ist und der Vater der Kinder ist und der einen guten und sinnvollen Beitrag zum Zusammenleben leistet. Aber ob diese Art der Liebe reicht, Deine Sehnsucht nach diesem anderen Mann oder irgendeinem anderen in der Zukunft zu stillen, kann man anzweifeln.
VG
Genau das befürchte ich eben auch... und es tut sehr weh, das merken zu müssen. Ich fühle mich wie gefangen und sehne mich vermutlich auch nach einer Freiheit, die ich schon länger nicht mehr habe.
Klingt ja echt nicht so toll. Sowas hatte ich auch schon im Hinterkopf. So wie dir geht es vielen Menschen. Tja, was kannst du machen....
Dass er dir körperlich nicht mehr gefällt, dass würde ich ihm schon sagen, damit er ne Chance hat an sich zu arbeiten.
Dass du dich gefangen und unfrei fühlst, dass du eigentlich die Beziehung infrage stellst, da bin ich mir gar nicht so sicher ob es eine gute Idee wäre ihm das so zu sagen. Denn ich befürchte alles was er versuchen würde um die Beziehung zu dir zu retten, würde wahrscheinlich eher das Gegenteil bewirken. Stell dir mal vor du hast ihm alles gesagt und er hielte es für eine tolle Idee mehr Zeit mit dir zu verbringen, er wäre eifersüchtig, er würde dich ständig fragen wo du hingehst, er bringt dir viel mehr Aufmerksamkeit entgegen als du eigentlich haben möchtest, er will mit dir zur Paartherapie und er hängt an dir wie eine Klette. Ich habe sowas hier schon oft von verzweifelten Ehemännern gelesen. Ich glaube das wäre dann der letzte Todesstoß für die Ehe.
Ich an deiner Stelle würde das erstmal für mich behalten, denn er kann es ja eh nicht ändern, höchstens er sich selbst.
Mein Vorschlag: Versuch den Typen, den du so toll findest erstmal zu vergessen, wenn es irgendwie geht.
Vielleicht stellt sich ja bestenfalls am Ende doch raus, dass das nur eine Schwärmerei war.
Falls dein Mann dann doch damit beginnt an sich arbeiten, dann warte erstmal ab. Vielleicht ändern sich deine Gefühle ja dann doch noch zum positiven für ihn, wer weiß.
Fang keine heimliche Affäre an. Manche widersprechen mir, aber ich finde sowas schafft nur Kummer für alle Beteiligten.
Wenn sich am Ende nichts tut, nicht von seiner Seite, nicht von deiner Seite, ich glaube dann wird das wohl irgendwann auf eine Trennung hinauslaufen. Ich wünsche es euch nicht, aber manchmal geht´s halt nicht anders.
Ich drücke euch die Daumen, dass doch noch alles gut wird.
Liebe Grüße
Ich glaube auch, die Fremdverliebtheit ist nicht das Problem, sondern die aktuelle Situation mit deinem Mann und das er nicht bereit ist an sich zu arbeiten.
Du wirst um ein ehrliches Gespräch nicht drum herum kommen. Auch wenn es schwer ist.
Vielleicht kannst du ihn zur Selbsterkenntnis bringen, wenn du mit ihm ein Experiment/ eine Gedankenreise machst.
Zuerst dein Mann:
Er soll sich vorstellen, er wäre schlank und fit wie früher. Wie fühlt sich das für ihn an?
Dann soll er sich vorstellen, dass er dich so schlank und fit wie du bist an deiner Seite hat. Was hat ihr für eine Beziehung, wie fühlt es sich an? Wie sieht euer Sexleben aus?
Danach soll er gedanklich in seiner fitten und Schlanken Gedankenwelt bleiben. Er soll sich jedoch dich mit ein paar Kilos zu viel vorstellen. Wie fühlt sich das für ihn an? Wie attraktiv bist du dann für ihn? Wie sieht euer Sexleben aus? Was passiert, wenn du im Alltag ähnlich träge bist wie er?
Danach soll er sich vorstellen, wie euer Leben aussehen würde, wenn ihr Beide träge mit ein paar Kilo zu viel euer Leben lebt. Wenn ihr Kinder habt oder Kinder plant, dann kann er die Szenarien noch weiter spinnen. Wie fühlt er sich, wenn er mit seinem fünfjährigen Kind nicht toben und Fußball spielen kann oder beim Fahrrad fahren lernen nicht hinterher kommt, weil ihm die Puste ausgeht.
Du machst es ähnlich stell dir ähnliche Szenarien vor. Bei dir noch - wie würdest du dich fühlen, wenn du in der Situation deines Mannes wärst, was würde dich dazu motivieren mehr auf dich zu achten.
Danach sprecht über eure Gedankenreise. Ich war übrigens vor einem Jahr in einem ähnlichen Strudel wie dein Mann. Bei mir hat die Selbsterkenntnis eingesetzt, als ich immer häufiger körperliche Schmerzen hatte. Und es hat deutlich dazu beigetragen, dass es mir immer schwerer fiel mit meinem Sohn mitzuhalten. Heute 1,5 Jahre nach dieser Erkenntnis habe ich kaum noch Schmerzen, wiege 10 Kilo weniger. Mit meinem 11 jährigen Sohn kann ich in einem Sprint immer noch nicht mithalten. Er ist auf der 10 km-Strecke weiterhin schneller als ich (er braucht 4:30 min. auf einen Kilometer). Aber ich schlage ihn inzwischen bzgl. der Ausdauer.
Spannender Ansatz, vielen Dank.
Ich weiss, dass er es nicht toll finden würde, wenn ich 15-20 Kilo mehr auf den Rippen hätte. Er hatte mal eine Freundin, bei welcher genau das ein Thema war - und hat das dann auch angesprochen bzw. ihr gesagt, sie solle "halt aufhören, dauernd Süsses zu essen".
Da würde ich dann tatsächlich ansetzen. Warum ist es für ihn okay, mehr auf den Rippen zu haben und bei dir nicht.
Für mich ist übrigens meine Mama ein großer Motivator. Einfach weil ich sehe, welche großen Probleme sie schon jetzt auf Grund von Übergewicht hat und wie eingeschränkt sie dadurch ist. Wie viel Lebensqualität ihr fehlt. Vielleicht habt ihr in eurem Bekanntenkreis ein ähnliches Beispiel - mit dem du deinen Partner klar machen könntest auf welche Reise er sich gerade begibt. Ohne den anderen schlecht machen zu wollen. Ich liebe meine Mutter. Aber ich habe noch deutlich mehr vor im Leben und möchte nicht, dass ich im Alter durch meinen eigenen Weg so eingeschränkt bin, dass ich nichts mehr von der Welt sehe.