Mein Mann und ich sind seit 17 Jahren ein Paar, seit 10
Jahren verheiratet. Wir haben zwei Töchter mit 4 und 7 Jahren. Wir sind beide berufstätig m, Ich 16 Stunden und er Vollzeit in leitender Position! Uns fehlt es wirklich an nichts.
Mein Mann ist sehr penibel was das Haus betrifft und will es megaordentlich, was für mich eigentlich auch kein Problem darstellt.
Zur Coronazeit kam um die gleiche Jahreszeit der erste Burnout bei ihm, aus dem wir noch alleine rausgekommen sind.
Jetzt zeichnet es sich schon wieder ab…. Er arbeitet um die 50-60 Stunden in der Woche, freie Zeit gönnt er sich gar nicht mehr. Die Laune ist mittlerweile auch total ekelhaft und er ist schon sehr launisch und oft unfair zu den Kindern. Die Zimmer sind manchmal halt vom Spielen etwas unordentlich…. Für ihn ein Grund auszuflippen.
Wenn ich versuche mit ihm zu reden, sieht er alles nur als Vorwurf. Heute hab ich ihm einen freien Nachmittag ohne mich und die Kinder verschafft. Was macht er? Fährt in die Firma. Ich weiß echt nicht mehr was oder wie ich es machen soll?!? Momentan gibt es echt Momente, in denen ich am liebsten mit den Kindern abhauen würde.
Der Wurm ist drin!
Klingt ein bisschen nach Workaholic.
Ich würde ganz offen und ehrlich mit ihm sprechen.
Arbeit ist nicht alles im Leben.
Erinnere ihn an seinen letzten Burnout.
Vielleicht kannst du ihn motivieren, mal zum Hausarzt zu gehen und das Thema ansprechen?
Oder eine Therapie / Kur??
Wenn das Umfeld leidet, dann muss man etwas unternehmen.
Offen und ehrlich ist momentan so eine Sache. Es endet meist in einem Streit mit gegenseitiger Schuldzuweisungen.
Ich Merk nur, das ich mittlerweile die Lust verliere um uns zu kämpfen. Irgendwie geht grad echt was kaputt.
Hast du ihm das so klipp und klar gesagt? Das ist ein Kampf, den ihr nur zusammen gewinnen könnt.
Hallo Steffi 2103,
Burnouts haben häufig einen ähnlichen Krankheitsverlauf.Wenn man Wissen über die Krankheit hat, können vielleicht alle besser damit umgehen. Häufig beginnt es mit Mehrarbeit, dann ist die Arbeit trotzdem nicht mehr zu schaffen, die Ansprüche werden höher, dann wird "eine Schippe draufgelegt" dann noch eine,.... Irgendwann kommt eine Art des Zynismus und Verbitterung, dann beginnt der Rückzug beim immer noch verzweifelten Versuch alles zu schaffen, bis dann der Ofen irgendwann aus ist.
Ich weiß nicht, wie es beim ersten Mal bei euch war. Gibt es Ähnlichkeiten zu damals? Ist dein Mann bereit, darüber zu reden? Gibt es die Möglichkeit, Notbremsen zu ziehen bei gleichzeitiger Wahrung des Gesichts? Gibt es Frühwarnsysteme? Gibt es die Möglichkeit einer Auszeit von nur euch beiden für einen Tag oder eine Nacht?
Ich bin kein großer Freund der Familienhilfe, da man die Leute vom Jugendamt möglicherweise nicht mehr los wird.
Ein weiteres Problem ist, dass von jedem Burnout etwas übrig bleibt. Ich meine damit, dass man sich nie wieder ganz regeneriert und mit jedem Mal wird es schwieriger.
Deinem Mann und euch hilft nur, wenn dein Mann erkennt, dass er ein Problem hat und Lösungsmöglichkeiten findet.
Bei mir haben einige Jahre die Alarmglocken geschellt, wenn ich angefangen habe, Inhaltsverzeichnisse für meine Schubladen anzulegen. Zum Glück konnte ich über mich lachen. Heute habe ich keine Lust mehr dazu, mein ständiger Feind ist aber auch der Perfektionismus.
Ich drück dir die Daumen, dass ihr die Kurve bekommt.
V.G.
PS Ich habe auf einen Thread geantwortet und nicht das Forum um Hilfe gebeten.
Gespräche sind in dieser Situation sehr notwendig, benötigen aber ein gewisses Fingerspitzengefühl.
Mein Mann war auch mal an so einem Punkt und zum Glück hat das mit den Gesprächen irgendwie geklappt. Wir hatten den Deal, dass ich mich vorübergehend um Haus und Kinder kümmere, er im Ausgleich aber nur im täglichen Abendgespräch seine Anmerkungen machen durfte. Wer hier seinen Beitrag nicht leisten kann, der hat auch nicht zu meckern. Er hatte nur die Aufgabe, seine seltenen Anwesenheiten einigermaßen nett zu absolvieren. Ansonsten habe ich sofort gesagt "das besprechen wir besser heute Abend", so als Code.
Trotzdem hat es noch den Anschub von außen gebraucht, bei uns war es Corona. Da reduzierte sich seine Arbeit (viele Verpflichtungen im Direktkontakt) und am Telefon ging alles schneller und ohne Fahrzeiten. Letztlich hat er dadurch erkannt, dass er vorher völlig übertrieben gehandelt hat und vieles gar nicht nötig war.
Hier ist die Frage, wie die Initialzündung für deinen Mann aussehen könnte. Immerhin war er schon mal im Burnout und müsste wissen, wohin das führt. Oder ahnt er es unbewusst und will als "Held" lieber bis zum Umfallen arbeiten, als ein vermeintlicher "Luschi" zu sein, der eine Überbelastung zugibt? Was sagt er denn, wenn du ihn in einer ruhigen Minute auf deine Befürchtungen ansprichst?
Das Schlimme ist, dass die Leute eigentlich immer weniger ansprechbar sind. Du musst vor allem auf dich achten, dass du gesund bleibst und nicht in den Strudel mit rein gezogen wirst. Ich hatte damals das Gefühl, die Kinder und das Familienleben abschirmen zu müssen. Sobald ich mitdiskutiert habe (z.B. wie bei dir wegen Unordnung), kippte die Sache extrem und die Kinder waren auch mit gestresst. Besser funktionierte dann das Stoppsignal.
Hallo steffi2103,
wenn der Wurm drin ist, dann kommt er nicht von alleine wieder heraus.
Du beschreibst deinen Mann als klassischen, introvertierten und arbeitsfixierten Ordnungstypen. Deine Versuche mit ihm wegen seines sich abzeichnenden Burn Outs blockt er ab, so als wolle er richtig gegen die Wand fahren. Ich kann deinen Fluchtimpuls manchmal einfach nur mit den Kindern abhauen zu wollen gut verstehen
Ich glaube, du wirst kaum daran vorbei kommen, ihm schonungslos die Konsequenzen seines Denkens und Handeln für ihn und SEINE Familie zu verdeutlichen. Ein derartiges Drohpotential kann natürlich auch nach hinten losgehen und eine zerstörte Familie hinterlassen. Mit meinem eigenen Burnout war ich einst in einem ganz ähnlichen Problemtunnel wie dein Mann gefangen.
Ich habe zu eurer Situation zwei Ideen:
Könntest du dir vorstellen, wenn auch zuerst mit großem Widerstand von seiner Seite, deinen Mann zu einem regelmäßigen, ritualisierten Paargespräch zu motivieren?
Da er dich mit Vorwürfen überzieht und du wahrscheinlich auch nicht mit Vorwürfen sparen dürftest halte ich so einen Austausch nach festen Zeiten und Regeln für notwendig, damit die Angelegenheit nicht weiter eskaliert. Wichtig bei so einem Gespräch ist auch die körperliche Nähe des Paares, um Nähe aushalten zu können. Hier habe ich einen Link für dich für solche partnerschaftlichen Zwiegespräche:
https://raumfuereuch.com/blog/beziehungstipps/zwiegespraech-regeln/
Meine zweite Idee geht in folgende Richtung. Wenn dein Mann schon nicht mit dir über seine verschütteten und unterdrückten Gefühle reden kann, dann vielleicht mit anderen Menschen. Könntest du in motivieren, z.B. online an einer Selbsthilfegruppe von Menschen mit Burnout teilzunehmen. Vielleicht tut er sich unter Betroffenen ja leichter, sich zu öffnen und dabei endlich einmal auch seine Augen zu öffnen.
Hier gebe ich dir einen Link zu Selbsthilfegruppen bei Burnout. Dort gibt es offenbar auch Zoommeetings der Betroffenen zum wechselseitigen Austausch:
https://anderes-burnout-cafe.de/
Hat dein Mann einen engen Freund, dem er sich öffnen könnte? Wie wäre es mit einem Coach? Wie mit einem Seelsorger?